Patientin SJ (*1963)
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- Matthias Otto
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1 Diagnose: Gering differenziertes seröses Ovarialkarzinom, initial pt3b pn1(6/23) G3 L1 V0 M0 (ED 2010) 03/2010 Hysterektomie, Adnexektomie, Peritonektomie Douglas/Blase, Tumorentfernung Rektum, Coecum, Omentektomie, pelvine und paraaortale Lymphonodektomie, KMP 03/2010 bis 08/ x Carboplatin Taxol AUC5/175 mg/m2 q3w 05/2011 Erneute Tumorprogression intraperitoneal mit zunehmender Aszitesbildung im kleinen Becken 05/2011 bis 10/2011 Chemotherapie mit Carboplatin/Gemzar 12/2011 bis 01/2012 Removab-Therapie bis Stationär in der Allgemeinchirurgie Tübingen: Explorative Laparotomie, Adhäsiolyse, Omentektomie, partielle Omentektomie, S/S-Ileo-Ascendostomie im Sinne eines Umgehungskreislaufes bei fortgeschrittener Peritonealkarzinose 1
2 05/2012 Passagestörung bei fortschreitender Peritonealkarzinose Notfallmäßige Vorstellung in der Chirurgischen Ambulanz. Die Patientin mit bekannter Zöliakie hatte versehentlich glutenhaltige Kost erhalten. CT: Tumorprogress der bekannten Peritonealkarzinose. Kein mechanischer Ileus. Insgesamt besteht eine hoch palliative Situation. Eine weitere operative Option besteht nicht. Bei nicht suffizienter palliativer Analgesie und deutlicher Verschlechterung des AZ erfolgt die Verlegung ins Paul-Lechler-Krankenhaus zur weiteren Therapie. Eine Anbindung an das Tübinger Projekt ist Teil des Auftrags bis Stationär im Paul-Lechler-Krankenhaus 2
3 Besonderheiten: Frau J. ist Naturwissenschaftlerin und sehr intelligent. Das heißt, sie kann ihre Entscheidungen oft logisch begründen. Und sie hat ein gutes Gefühl für ihren Körper. Frau J. hat noch weit reichende Pläne für ihr weiteres Leben. Es besteht daher ein starker Therapiewunsch. Es besteht eine chronische intestinale Obstipation. Frau J. akzeptiert eine parenterale Ernährung, die zu Hause durch das Tübinger Projekt weitergeführt werden soll. Die Patientin macht weiterhin Essversuche. 3
4 Verlauf 1: d1 Entlassung aus der TPLK a.w.d.p. ohne Buscopan in der Pumpe d16 CT Ab d18 Chemotherapie (Topotecan mono) d26 Erstaunlich guter AZ. TPE hilft d36 40 Reise nach Paris (mit Freundin) d41 Galliges Erbrechen d44 Massive Schmerzen im rechten Oberbauch (rückblickend: Cholangitis bzw. tumorbedingte gedeckte Gallenperforation), erhebliche Steigerung der Morphindosierung; wegen hohen Fiebers Einweisung in die Med. Klinik d44 59 Stationär in Med. Klinik 4
5 Verlauf 2: d60 Anlage einer nasalen Magensonde. Die Patientin war mit Erbrechen aus der Med. Klinik entlassen worden. Wir konnten das Erbrechen nur mit der Sonde in den Griff bekommen. d81 PleurX-Drainage links, später Pneumothorax d86 Wechsel der nasalen Magensonde d91 Tumormarker ist angestiegen Ende der Chemotherapie. Die Patientin akzeptiert jetzt Buscopan in der Pumpe. d93 Sonographie: Minimale Pleuraergüsse bds. d98 Wechsel der nasalen Magensonde d99 Wechsel der nasalen Magensonde d112 Druck auf dem rechten Ohr. Sonst gehe es ihr ordentlich. d127 Die Pat. verstirbt zu Hause. 5
6 Rückblick: Frau J. konnte von den ihr verbleibenden 18 Wochen die meiste Zeit zu Hause verbringen. Sie war dazu auf SAPV angewiesen. Die Patientin hatte in ihren kritischen Zeiten ein soziales Netz von Menschen, die auch nachts bei ihr blieben. Frau J. hat ihre Selbstbestimmung auch in der Zeit ihres Sterbens in ihren Händen behalten. Die Patientin konnte sogar noch eine Kurzreise nach Paris unternehmen. Frau J. erhielt noch die von ihr gewünschte neue Chemotherapie. Fünf Wochen vor ihrem Tode hat die Patientin diese Chemotherapie bei Erfolglosigkeit beendet und ab diesem Zeitpunkt eine symptomatische Therapie mit Buscopan zugelassen. Die Patientin hat eine tumorbedingte gedeckte Gallenperforation knapp 12 Wochen überlebt. 6
7 Rückblick: Frau J. ist noch von allen alten Freunden besucht worden, was ihr Wunsch war. Es konnten noch für sie sehr wichtige Gespräche mit Familienangehörigen stattfinden. Frau J. hat das Tempo der Palliation selbst bestimmt. Als sie das nicht mehr konnte, haben wir (Ärzte und Pflegefachkräfte) in Absprache mit dem Bruder Entscheidungen für sie übernommen (Absetzen der Infusionen und Sedierung). 7
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