Bad Laaspher. Freundeskreis für christlich - jüdische
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- Martin Sternberg
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1 Bad Laaspher Freundeskreis für christlich - jüdische Zusammenarbeit e.v. Der Verein wurde in 1991 am Jahrestag der Pogromnacht des 9./10. November 1938 gegründet. Auslöser dazu war der 50. Jahrestag dieses historischen Datums gewesen, das der damalige Bürgermeisters Otto Düsberg zum Anlass genommen hatte, die jüdischen Bürger aus Laasphe, die den Völkermord überlebt hatten, in ihre Heimatstadt einzuladen. 15 Laaspher Juden folgten der Einladung und kamen in 1988 in die Lahnstadt für fast alle war es das erste Wiedersehen mit ihrer alten Heimat, die sie unter schmerzlichen Umständen hatten verlassen müssen.
2 Die Begegnungen und Erlebnisse dieser Tage führten schließlich zur Gründung eines christlich-jüdischen Freundeskreises, der nach der Ausarbeitung einer Satzung am 10. November 1991 ins Leben gerufen wurde. Dem Verein gehören nicht nur Mitglieder aus Bad Laasphe an, sondern aus ganz Wittgenstein, dem Siegerland und dem benachbarten Hessen. Aus der Satzung 2 der Satzung lautet: Der Verein will das Andenken an die jüdischen Mitbürger, die jüdische Gemeinde und jüdische Kultur in Bad Laasphe wach halten, sich um Verständnis für das Judentum und das jüdische Volk in Vergangenheit und Gegenwart bemühen, jüdische Besucher, Einwanderer oder Neubürger betreuen und unterstützen. Der Verein will seine Ziele in enger Zusammenarbeit mit anderen Organisationen verwirklichen, die sich um Völkerverständigung bemühen und ähnliche Satzungsinhalte verfolgen wie der Bad Laaspher Freundeskreis für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Der Satzungszweck wird verwirklicht insbesondere durch Gedenkveranstaltungen, Mahnmalpflege, Vorträge, kulturelle Veranstaltungen, Begegnungen und Unterstützung jüdischer Besucher. Kurzer geschichtlicher Rückblick auf jüdisches Leben in Laasphe Um 1640 sind Mannus und Nathan die ersten jüdischen Einwohner der Stadt. Sie zahlen Schutzgeld an den Grafen leben sieben jüdische Familien in Laasphe. Sie geben sich eine eigene Gemeindeordnung. Erstmals wird eine Synagoge erwähnt erhält die jüdische Gemeinde ein Stück Land zur Anlage eines Friedhofes sind 7 % der Laaspher Bevölkerung Juden, die zumeist als Metzger und Viehhändler tätig waren. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten in 1933 wird auch in Laasphe das Leben jüdischer Bürger zunehmend erschwert. Bis 1941 verlassen mehr als 50 Laaspher Juden die Stadt und gehen ins Ausland. Am 28. April 1942 werden 47 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus der Kernstadt Laasphe und fünf Angehörige der Familie Burg aus Banfe über Dortmund nach Zasmosc im besetzten Polen deportiert. Am 27. Juli 1942 folgt die Deportation von 18 älteren jüdischen Mitbürgern über Dortmund nach Theresienstadt im besetzten Tschechien. Am 27. Februar 1943 begleitet der Synagogenvorsteher Max Präger seinen Sohn Herbert (20) und Rolf Goldschmidt (16) nach Dortmund. Die beiden jungen Juden werde von dort nach Auschwitz deportiert. Max Präger kehrt zunächst nach Laasphe zurück, muss aber am 17. Mai 1943 mit Ehefrau Johanna und den beiden Töchtern Hannelore und Ursula seine Heimatstadt verlassen. Die letzte in Laasphe verbliebene jüdische Familie wird zunächst nach Theresienstadt deportiert und von dort nach Auschwitz. Herbert und Hannelore Präger überleben als einzige der Laaspher Deportationsopfer.
3 Jüdische Wohn- und Geschäftshäuser im Stadtzentrum um 1930 Die eingeschwärzten Gebäude kennzeichnen die jüdischen Wohn- und Geschäftshäuser. Es ist deutlich zu erkennen, dass es keinen besonderen jüdischen Wohnbezirk (Getto) gab. Aus dem Vereinsleben Die ersten Aktivitäten des Vorstandes galten der Vorbereitung einer Gedenkveranstaltung zum 50. Jahrestag der Deportationen Laaspher Juden vom 28. April 1942 und 27. Juli Zur Erinnerung an diese Ereignisse führte der Freundeskreis vom 22. bis 27. Juli 1992 eine Freundschaftswoche durch, zu der auch wieder einige Laaspher Juden aus Israel und USA anreisten. Ein besonderes Ereignis im Rahmen dieser Woche war die Umbenennung des Sebastian-Kneipp-Wegs in Max-Päger-Weg. Max Präger war der letzte Laaspher Synagogenvorsteher gewesen, der am 17. Mai 1943 zusammen mit seiner Frau und zwei Töchtern den Weg nach Auschwitz antreten musste. Sein Sohn Herbert hatte Auschwitz überlebt und war aus Israel nach Bad Laasphe gekommen, um der Namensgebung der Straße, an der sein Elternhaus steht, beizuwohnen. Noch im selben Jahr rief der Freundeskreis anlässlich des Jahrestages der Pogromnacht des 9./10. November 1938 zu einem Schweigemarsch zum jüdischen Friedhof auf, zu dem sich einige hundert Teilnehmer auf dem Wilhelmsplatz im Stadtzentrum eingefunden hatten. Die friedliche Demonstration unter dem Motto Wehret den Anfängen endete am 8. November 1992 mit kurzen Ansprachen des Freundeskreisvorsitzenden Heinz Schindler und von Bürgermeister Otto Düsberg, die dazu aufriefen, jeder Gewalt gegenüber ausländischen Mitbürgern entgegen zu treten.
4 Das Datum der Pogromnacht ist seitdem fester Bestandteil im Veranstaltungskalender des Freundeskreises. Seit 1993 laden Stadt Bad Laasphe und der christlich jüdische Freundeskreis gemeinsam zur Gedenkveranstaltung am 9. November ein. Bis 2006 fand das jährliche Gedenken im Rathaus statt, seitdem im Haus des Gastes. In einem öffentlich ausgelegten Gedenkbuch ist jedem Opfer des Naziterrors eine Seite gewidmet. Das Buch hat mehr als 70 Seiten. Aber nicht nur am 9. November wird in Bad Laasphe an das Schicksal der jüdischen Mitbürger gedacht. Auch die Deportationsdaten gaben Anlass, an das Schicksal der Naziopfer zu erinnern. So wurde 2002 anlässlich des 60. Jahrestages der gewaltsamen Verschleppung in die Vernichtungslager bei einem Gang durch die Stadt vor jedem Haus Station gemacht, aus dem Menschen deportiert wurden, um an sie zu erinnern. Um nicht nur an schicksalsträchtigen Daten bzw. Ereignissen an das jüdische Leben in Laasphe zu erinnern, veröffentlichte der Freundeskreis erstmalig in 2004 ein Faltblatt als Einladung zur Spurensuche jüdischen Lebens. Gäste und Einheimische haben bei regelmäßigen Führungen Gelegenheit, das "Jüdische Laasphe" kennen zu lernen. In der Königstraße inmitten der Bad Laaspher Altstadt wurden vor dem Haus der Familie Marburger, in dem auch die Familie Brill wohnte, diese elf Stolpersteine verlegt. Der dauernden Erinnerung an die Nazi-Opfer dienen die Stolpersteine, die der Kölner Künstler Gunter Demnig seit 2006 in Bad Laasphe verlegt. Vor dem letzten freiwilligen Wohnsitz der Deportierten werden diese Steine in den Gehsteig eingelassen. In die Messingoberfläche sind jeweils Name, Jahrgang und Deportations-/Todesdatum eingeprägt.
5 Nicht nur Juden wurden Opfer des Naziterrors. Auch zwei Laaspher Familien, die als Zigeuner verfolgt wurden, trauerten um Angehörige, die deportiert wurden und in Lagern umkamen. Auch für diese Verfolgten wurden neun Stolpersteine verlegt. Mit der Verlegung von 18 Stolpersteinen im Jahre 2011 wurde das Projekt zu einem zumindest vorläufigen Abschluss gebracht. Neben der Erinnerungsarbeit widmete sich der Freundeskreis auch dem christlich-jüdischen Dialog durch Ausstellungen und Vortragsveranstaltungen. Regelmäßige Studienfahrten dienten der Spurensuche christlicher und jüdischer Kultur. Krakau (mit Besuch von Auschwitz), Berlin, Prag (mit Besuch von Theresienstadt) und Amsterdam waren die Ziele mehrtägiger Exkursionen. Es folgten in den Jahren 2009 bis 2012 weitere Fahrten in die Ukraine (Lviv Lemberg und Czernowitz Cernivci) und in das Baltikum. Mehr dazu im Tagebuch bzw. in den Reiseberichten. Außerdem fanden Tagesfahrten mit Zielen wie Worms, Dortmund, Recklinghausen, Bad Arolsen und Erfurt statt. In 2008 stand Wetzlar auf dem Programm führte der Tagesausflug nach Bendorf-Sayn. Es folgten Fahrten nach Frankfurt (2015) und Wetter bei Marburg (2016). Eine Zielsetzung, die die Mitglieder des Freundeskreises seit dem Bestehen des Vereins bewegt, konnte allerdings noch nicht verwirklicht werden: die Schaffung einer ständigen Begegnungs- und Erinnerungsstätte. Die Bemühungen, das Gebäude der ehemaligen Synagoge in der Mauerstraße zu diesem Zweck nutzen zu können, waren bisher erfolglos. "Den Opfern der NS Diktatur ein Gesicht geben" war der Titel einer Bilderaus stellung anlässlich des 25 jährigen Vereinsbestehens in Die dort gezeigten Fotos sollen später in eine Dokumentation über die NS Opfer aus Laasphe und Umgebung aufgenommen werden.
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