Integrierte Stadt(teil)entwicklung
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- Benedikt Jonas Bayer
- vor 7 Jahren
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1 Auf dem Weg vom Sonderprojekt zur Regelaufgabe? Vortrag im Rahmen der Tagung Am besten gemeinsam. Partnerschaftlich für eine integrierte Stadt- und Quartiersentwicklung in der Evangelischen Akademie Hofgeismar am 23./ Dr. Matthias Sauter Institut für Stadtteilentwicklung, Sozialraumbezogene Arbeit und Beratung der Universität Duisburg-Essen (ISSAB) 1 Der Rote Faden des Vortrags A. Hintergründe: Gesellschaft und Staat im Wandel B. 1. Ansatz: Integrierte Stadt(teil)entwicklung als Projekt. 2. Ansatz: Integrierte Stadt(teil)entwicklung als Regelaufgabe D. Fragen: Perspektiven der integrierten Stadt(teil)entwicklung 2
2 A Integrierte Stadt(teil)entwicklung - eine Definition Die integrierte Stadt(teil)entwicklung schafft die Grundlage für eine bessere Bearbeitung der in den städtischen Wohnquartieren auftauchenden Bedarfe und Herausforderungen. Diese sind in der Regel hoch komplex und ihre Bearbeitung erfordert ein gutes Zusammenspiel der verschiedenen Verwaltungsbereiche (etwa Jugend, Soziales, Schule, Kultur, Stadtplanung, Umwelt usw.). Die integrierte Stadt(teil)entwicklung zielt deshalb auf eine stärkere gebietsbezogene Kooperation a) zwischen den Akteuren innerhalb der Stadtverwaltung, aber auch b) zwischen den Akteuren im Quartier/Stadtteil und denjenigen in der Stadtverwaltung. (In Anlehnung an Wolfgang Hinte, ISSAB) 3 A Kontext: Gesellschaftliche Entwicklungstrends 1. Fortschreiten des demografischen Wandels ( weniger, älter, bunter ) 2. Verschärfung sozialer Ungleichheiten und sozialer Exklusionsprozesse 3. Fortschreiten sozial-räumlicher Segregationsprozesse 4. Problemkumulation in zahlreichen benachteiligten Stadtgebieten 5. Krise des traditionellen Wohlfahrtsstaates Geringe(re) Teilhabechancen benachteiligter Bevölkerungsgruppen 4
3 A Strategische Herausforderung an Politik und Verwaltung Aufgaben + Finanzmittel - Organisation von Innovationen in Zeiten der Haushaltskrise? 5 A Neues Selbstverständnis von Politik und Verwaltung! Verwaltungsreform, Privatisierung, Haushaltskonsolidierung! Governance, Aktivierender Staat, Gewährleistungsstaat! Aufbau und Pflege lokaler Partnerschaften! Engagementförderung ( Bürgerkommune )! Neue Verantwortungsteilung für die Wohlfahrtsproduktion 6
4 B Integrierte Stadtteilprogramme eine hronologie " Einzelne Städte als Vorreiter " Handlungsprogramme auf Landesebene (HH, NRW etc.) 1990 " EU-Gemeinschaftsinitiative URBAN I " Bund-Länder-Programm Soziale Stadt 1999 " EU-Gemeinschaftsinitiative URBAN II " Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) 2007 # Bis 2011: 603 Soziale-Stadt-Gebiete in 375 Kommunen 7 B Kernelemente von Soziale-Stadt-Programmen 1. Integriertes Entwicklungskonzept als Arbeitsgrundlage 2. Ressortübergreifende Bündelung von Fördermitteln 3. Einrichtung eines Stadtteil- oder Quartiermanagements 4. Vernetzung der lokalen Akteure / Aufbau lokaler Partnerschaften 5. Aktivierung und Beteiligung der Bewohnerschaft # i.d.r. zeitlich befristetes Sonderprojekt in der Verwaltung 8
5 B Typische Erfolge von Soziale-Stadt-Programmen 1. Städtebauliche Aufwertung der Programmgebiete 2. Realisierung zahlreicher Maßnahmen und Projekte 3. Verbesserung der sozialen und kulturellen Infrastruktur 4. Gestärkte Kooperationsformen und Netzwerke 5. Verbesserung des Zusammenlebens vor Ort 6. Größere Beteiligung und Eigeninitiative der Bewohner/innen B Schwachstellen von Soziale-Stadt-Programmen 1. Schwierige ressortübergreifende Mittelbündelung 2. Kaum Einsatz von kommunalen Regelressourcen 3. Geringe Einbindung in gesamtstädtische Strategien 4. Geringe Nachhaltigkeit der Erneuerungsprozesse ( Verstetigung ) 5. Dauerhaft hohe Problemdichte in den Programmgebieten 6. Weitere benachteiligte Gebiete jenseits der Programmkulisse # Integrierte Stadt(teil)entwicklung ist nach wie vor Sonderprojekt 10
6 Integrierte Stadt(teil)entwicklung als Regelaufgabe a) Sonderprogramme/Modellprojekte reichen nicht, um die Ursachen sozialer Ungleichheit und sozial-räumlicher Segregation wirksam zu bearbeiten b) Erforderlich ist deshalb eine gesamtstädtische und auf Dauer angelegte integrierte Stadt(teil)entwicklungspolitik. c) Die Umsetzung dieser integrierten Stadt(teil)entwicklungspolitik muss Regelaufgabe aller relevanten Fachressorts und Ämter sein. d) Sonderprogramme/Modellprojekte bleiben wichtige Impulsgeber und Laboratorien für diese umfassende integrierte Stadt(teil)entwicklung. e) In benachteiligten Stadtgebieten ist Quartiermanagement i.d.r. dauerhaft erforderlich, unabhängig von der Laufzeit einzelner Förderprogramme. 11 Ansätze einer integrierten Stadt(teil)entwicklung Beispiele! Hamburg: Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE)! Berlin: Rahmenstrategie Soziale Stadtentwicklung Berlin! Köln: Rahmenkonzept Lebenswerte Veedel Bürger- und Sozialraumorientierung in Köln (in 11 Sozialraumgebieten)! Essen: Essener Modell Quartiermanagement (in 3 Stadtgebieten)! Hannover: Stadtbezirksmanagement (in 13 Stadtbezirken)! Gelsenkirchen: Integriertes Stadtentwicklungskonzept 2007!... 12
7 Zentrale Ziele der integrierten Stadt(teil)entwicklung! Bessere Information der Fachämter über die Gegebenheiten, Entwicklungen, Bedarfe und Ressourcen in den Stadtteilen! Bessere Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen den vor Ort tätigen Fachämtern und den sonstigen Akteursgruppen (Träger, Wohnungsgesellschaften, Bewohnerinitiativen etc.)! Gebietsbezogene Bündelung der vorhandenen Mittel (Fördermittel und Regelmittel)! Breite Beteiligung von Wohnbevölkerung und lokalen Akteuren an den gebietsbezogenen Entwicklungsprozessen 13 Basisfunktionen für die integrierte Stadt(teil)entwicklung 1. Gesamtstädtisches Sozialraum-Monitoring 2. Ressort-/ Ämterübergreifende Lenkungsgruppe 3. Zentrale städtische Steuerungseinheit (Stabstelle o.ä.) 4. Flexible (intermediäre) Koordinator/innen vor Ort 5. Akteursübergreifende Stadtteilgremien und -netzwerke 14
8 Themen einer integrierten Stadt(teil)entwicklung " Aufbau von kommunalen Bildungsnetzwerken " Weiterentwicklung der sozialen Infrastruktureinrichtungen " Strategien einer alters- und familiengerechten Quartierentwicklung " Erhalt preiswerter / belegungsgebundener Wohnungsbestände " Stabilisierung und Entwicklung benachteiligter Stadtgebiete " Positive Effekte der integrierten Stadt(teil)entwicklung am Beispiel der Kölner Sozialraumgebiete (seit 2006) " Verbesserung der Informationslage zu den Gebieten " Intensivierung der örtlichen Netzwerke und Kooperationen " Erschließung zusätzlicher Ressourcen für die Gebiete " Verbesserung der lokalen Angebotsstrukturen " Ausweitung von Begegnungs- und Kontaktmöglichkeiten " Zunahme von Beteiligung und ehrenamtlicher Tätigkeit " Aufwertungen des Stadtteilimages 16
9 Stolpersteine für die integrierte Stadt(teil)entwicklung 1. Mittel-/Stellenkürzungen führen zu Rückzug auf Kerngeschäft 2. Sorge vor zusätzlichen Arbeitsbelastungen und Mehrkosten 3. Sorge vor Überforderung der Mitarbeiter/innen durch Komplexität 4. Sorge vor Schwächung des Ressortprinzips 5. Sorge vor Kompetenz- und Machtverlusten 6. Schwache Kooperationskultur und zunehmende Konkurrenzen 7. Fehlende Anreiz- und Belohnungssysteme 17 D Fragen zur Zukunft der integrierten Stadt(teil)entwicklung 1. Ist die integrierte Stadt(teil)entwicklung auch in Zeiten von Haushaltskrise und Personaleinsparungen sinnvoll und möglich? 2. Welchen konkreten Nutzen ( Mehrwert ) haben die Ämter und sonstigen Akteure von Kooperation und integriertem Handeln? 3. Wie organisiert man Kooperationen in Zeiten zunehmender Konkurrenzen um knappe finanzielle Mittel? 4. Welche hancen hat die integrierte Stadt(teil)entwicklung ohne die Sondermittel des Bund-Länder-Programms Soziale Stadt? 5. Sollte die integrierte Stadt(teil)entwicklung angesichts schwieriger Bedingungen nicht besser die Ausnahme von der Regel bleiben? 18
10 19 Das ISSAB Das Institut für Stadtteilentwicklung, Sozialraumorientierte Arbeit und Beratung (ISSAB) ist innerhalb der Universität Duisburg-Essen dem Fachbereich Bildungswissenschaften zugeordnet. Das ISSAB hat 4 zentrale Arbeitsbereiche: 1. Ausbildung von Studierenden im Bachelor- und Master-Studiengang Soziale Arbeit 2. Koordination und Moderation von integrierten Stadtteilentwicklungsprojekten in verschiedenen Essener Stadtteilen 3. Beratung und Fortbildung von zahlreichen kommunalen und freien Trägern der sozialen Arbeit 4. Anwendungsbezogene Forschung und Theoriebildung in den Bereichen Sozialarbeit und Sozialpädagogik 20
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