Politik, Wirtschaft und Mensch

Transkript

1 Politik, Wirtschaft und Mensch Lohnt es sich überhaupt noch über Politik zu diskutieren, wenn sich der Mensch mit jedem Tag immer weiter von seinem eigentlichen Lebensfluss entfernt? Sicherlich eine berechtigte Frage, wenn man unser heutiges Gesellschaftsleben mal ein wenig genauer beobachtet. Was bringen zum Beispiel Gesetzesänderungen, wenn die Masse vorhandene Gesetze trotzdem weiterhin zum eigenen Vorteil missbraucht? Wozu andere Arbeitbedingungen fordern, wenn der Arbeitsalltag weiterhin geprägt ist von einem wettkampfähnlichen System, in welchem jeder versucht auf Kosten des Anderen seinen Status zu verbessern? Menschliches Bewusstsein muss sich entwickeln Jedwede Forderungen an die Politik verlaufen immer wieder im Sande, denn in einer Demokratie muss auch die Gesamtheit bereit sein, Verantwortung zu tragen und darf sich nicht darauf verlassen, dass in der Politik das Leben des Einzelnen geregelt wird. Kontrolle und Überwachung können nur dann greifen, wenn ein Volk über Jahrzehnte an sich vorbei lebt, es zulässt, dass keine Gemeinschaft mehr existiert. Konsequent betrachtet hat sich unsere Wirtschaft auch genau in diese Richtung entwickelt: Menschen haben sich einander angeglichen, nach außen hin, wagen es nicht der Wirtschaftsstimme zu widersprechen. Effizienz, korrekte

2 Planung und akkurate Ausführung, nach diesem Muster arbeitet der Deutsche. Also ganz der großen Industrie dienlich; Kreativität und eigene Bedürfnisse zählen kaum noch in der Arbeitswelt. Nicht in allen europäischen Ländern ist dieses Verhalten so ausgeprägt. Was der Deutsche schon ab der Schulzeit lernt, ist beim Franzosen zum Beispiel ganz anders. In Frankreich sind Schüler schon so eingestellt, dass sie ihr Leben führen, wie sie es wollen, ohne auf andere Meinungen oder Normen zu achten. Die französische Arbeitswelt ist entgegen der Deutschen, geprägt von Originalität und Fantasie, weshalb dort mit deutlich mehr Begeisterung gearbeitet wird. Europa bietet Möglichkeiten voneinander zu lernen, schade, dass genau dieser menschliche Aspekt nicht erkannt wird aufgrund vom eigenen Ego, des falschen Stolzes. Erhabenheit war noch nie ein guter Ratgeber, gerade nicht in Zeiten, wo ein Wandel der Menschheit sich ankündigt. Ob wir mit Europa Politik assoziieren oder menschlichen Fortschritt, dass liegt ganz allein an uns. Keine Angst vor neuen Wegen Fakt ist, will die Menschheit wirklich etwas verändern, darf die Angst vor etwas Neuem, nicht das eigene Leben diktieren. Etwas Neues ist zwar unbekannt, doch durch dieses Stadium mussten alle Errungenschaften, die uns heute vertraut sind. Viel zu lange schon ordnet sich die Gesellschaft der Wirtschaft unter, so dass kaum jemand es sich mehr vorstellen kann, die Wirtschaft wieder den menschlichen Bedürfnissen unterzuordnen es wird als Utopie abgetan. Zu viele Grenzen, die den menschlichen Verstand daran hindern, endlich dem eigentlichen Lebensweg zu folgen.

3 Doch woher kommt diese Angst vor einem kompletten Neuaufbau unserer Wirtschaft? In dem Moment, wo man Menschen wieder über die Wirtschaft stellt, bedeutet dies aber auch, dass der Einzelne als Teil des Ganzen wieder mehr Verantwortung zu tragen hätte. Nicht Ellenbogen und Ego würden zählen, sondern das ergänzende Miteinander. Das Motto hier bin ich, macht Platz wäre hinfällig, denn ein humanes Wirtschaftssystem lebt vom gemeinsamen Gedanken: bedeutet, Unternehmen nach dem Mehrwert für die Gemeinschaft auszurichten, worin dann auch die langfristige Existenzsicherheit aller kleineren Unternehmen und deren Angestellten liegen würden. Ein Beispiel dazu: Heute macht sich ein Kfz-Mechaniker selbstständig und nach einigen Monaten läuft es richtig gut. Ein anderer Berufskollege sieht das und sagt zu sich: Das was der kann, das kann ich schon lange. Also macht er aus diesem Impuls heraus ebenfalls eine Werkstatt auf und versucht die Kunden abzuwerben. In unserer heutigen Wirtschaftssituation ist genau dieses Verhalten extrem gefährlich in Bezug auf unser aller Lebensexistenz, ganz gleich wie jeder diese für sich definieren mag. Sinniger wäre daher folgender, konstruktiver Gedankenkreislauf: Jener Berufskollege sieht wie gut es läuft und unterhält sich offen mit dem Werkstattinhaber. Beide diskutieren über ihre Stärken und Schwächen und gucken, wo sie sich beruflich ergänzen können. Daraufhin macht dieser Berufskollege dann eine Werkstatt auf, aber beide nutzen das vorhandene Potenzial gemeinsam. Bereiche kann man sich aufteilen, und auch wenn man kurzfristig geringere Einnahmen

4 erzielt, so ist langfristig einzig dieses Modell vorteilhaft und existenzsichernd. Ergänzung und Qualität, das zählt. Wie berechnet sich der Qualitätsfaktor? Durch den Faktor Mensch: Geist und Körper müssen genug Ruhephasen erhalten, die vorhandenen Fähigkeiten müssen bewusst intensiv und leidenschaftlich umgesetzt werden. Dies erreicht man jedoch nicht durch ein Leben auf der Überholspur, dem Zwangsgedanken verfallen, alles können zu müssen. Menschliche Leistung entsteht aus dem Wohlergehen aller Menschen. Wir laufen Gefahr, Schatten unserer Selbst zu werden, was zur Folge hätte, dass sich auch mit erzeugten Glücksmomenten die Belastung, welcher wir uns ausgesetzt haben, keinesfalls mehr kompensiert werden könnte. Sinn der Politik ist der Mensch So sollten wir alle niemals vergessen, dass ohne den Faktor Mensch keine Wirtschaft existiert. Bewegen könnte man eine ganze Menge, und doch vergraben sich viele Läufer hinter dem eigenen Wissensstand, aus Angst sie könnten zu viel von ihren wahren Gedanken preisgeben. Seltsam daran ist, dass Völker etwas erschaffen haben, den expliziten Umgang aber nicht erlernen wollen. Politik und Wirtschaft sind organisatorische Variablen, nicht mehr und nicht weniger. Welcher Sinn sich letzten Endes dahinter verbirgt, dass wird unser Handeln offenbaren, die Fähigkeit der Lebensgestaltung. Intensives Lebensgefühl ist besonders wertvoll, wenn man es im Sinne des Miteinanders einbringt.

5 Ich schließe mit einem eigenen Zitat: Was du darstellst, ist nicht das, was du bist, denn selbst wenn du die Maske des Roboters ein jeden Tag trägst und dich einordnest, so bleibt der Mensch im Kern doch immer ein Mensch, sonst könnte er nicht leben. Ihr Joachim Sondern