Strategien zum Umgang mit Berichten der Schulvisitation. Definitionen und ihre möglichen Konsequenzen für Schulen und Schulaufsicht

Transkript

1 Strategien zum Umgang mit Berichten der Schulvisitation Definitionen und ihre möglichen Konsequenzen für Schulen und Schulaufsicht DGBV-Tagung 3. und in Bremen Hans-Jürgen Kuhn 1

2 Leitfragen zur Klärung der Strategie: 1. Wer diagnostiziert die Schulen? Wie diagnostizieren wir die Schulen? 2. Was sind Abstufungen für die Identifikation von Schulen mit Entwicklungsbedarf? Welche Abstufungen sind sinnvoll? 3. Wie gestalten wir den Prozess der Intervention? Hans-Jürgen Kuhn 2

3 Der Anspruch des Instrumentes : 1. Die Schulvisitation untersucht mit transparenten, deutlich strukturierten und standardisierten Methoden und Instrumenten eine Schule als Gesamtsystem. 2. Als Ergebnis einer erfolgreichen Schulvisitation sollen sich die Schulen gestärkt und mit klarerem Blick auf Stärken und Schwächen der eigenen Arbeit zum Wohl der ihnen anvertrauten Schülerinnen und Schüler weiterentwickeln. (Zitat Minister Rupprecht aus dem Vorwort zum Handbuch Schulvisitation) Hans-Jürgen Kuhn 3

4 Grundannahmen zur Legitimation der Schulvisitation: Die Qualität von Schulen ist unterschiedlich, Schulqualität ist messbar Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser alle 4 Jahre wird jede Schule visitiert Der fremde Blick ist notwendig um zu vergleichbaren Einschätzungen zu gelangen Hans-Jürgen Kuhn 4

5 Wovon hängt die Qualität der Beurteilung der Schule ab? 1. Von der Qualität der Daten die erhoben werden (Reliabilität und Validität usw.) 2. Von der Qualität der Kriterien und Indikatoren, die den Referenzrahmen für das Gesamturteil angeben 3. Von der Qualität der Mitglieder der Schulvisitationsteams Hans-Jürgen Kuhn 5

6 Wie benennen wir das Problem? Kontextorientierung Ergebnisorientierung belastete Schulen Schulen in kritischer Lage versagende Schulen Hans-Jürgen Kuhn 6

7 Wie benennen wir das Problem? starke / schwache Schulen? gute / schlechte Schulen? Schulen mit Entwicklungsbedarf in einzelnen Qualitätsmerkmalen Entwicklungsbedarf in vielen Qualitätsmerkmalen erheblichem Entwicklungsbedarf in vielen Qualitätsmerkmalen Hans-Jürgen Kuhn 7

8 Zu Leitfrage 2: Was sind Abstufungen für die Identifikation von Schulen mit Entwicklungsbedarf? Welche Abstufungen sind sinnvoll? Hans-Jürgen Kuhn 8

9 Das englische Verfahren Ofsted teilt vier Gruppen ein: 1. Outstanding / Herausragend (ca. 10 %) 2. Good / gut (ca. 50 %) 3. Satisfactory / zufriedenstellend (ca. 30 %) 4. Inadequate / unzureichend (ca. 10 %) In der Gruppe 4 wird noch eine Teilgruppe von dramatisch schlechten Schulen identifiziert ( ca. 3 %), hier kommt es zu drastischen Maßnahmen (u.a. Entlassung der Schulleitung, Austausch von Lehrpersonal, Schließung Hans-Jürgen Kuhn 9

10 Die Stärken der Grundschulen (überwiegend stark / 4 Angaben der Nennungen in Prozent) PM 3 Zufriedenheit der Schüler, Eltern und Lehrkräfte 53 % PM 11 Schule ermöglicht aktive Beteiligung der Schüler und Eltern am Schulleben 67 % PM 13 Schuleiter/innen stärken die Schulgemeinschaft durch eigenes Vorbild und Führungsverantwortung 73 % PM 15 Schulleitung plant die Maßnahmen zur Unterrichtsorganisation effektiv und transparent für die Beteiligten 67 % Hans-Jürgen Kuhn 10

11 Die Schwächen der Grundschulen (eher schwach als stark / 2 Angaben der Nennungen in Prozent) PM 6 Die Lehrkräfte unterstützen im Unterricht einen aktiven Lernprozess der Schüler/innen 87 % PM 14 Die Schulleitung unterstützt und sichert den Aufbau eines funktionsfähigen Qualitätsmanagements 67 % PM 18 Lehrkräfte, die zuständigen Gremien und die Schulleitung ergreifen Maßnahmen, um die Qualität des Unterrichts zu sichern und zu verbessern 67 % Hans-Jürgen Kuhn 11

12 Auswertung der Qualitätsprofile an 15 Grundschulen 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% PM1 PM2 PM3 PM4 PM5 PM6 PM7 PM8 PM9 PM10 PM11 PM12 PM13 PM14 PM15 PM16 PM17 PM18 Qualitätsentwicklung 4 = überwiegend stark 3 = eher stark als schwach 2 = eher schwach als stark 1 = überwiegend schwach Hans-Jürgen Kuhn 12 Ergebnisse Lernkultur Schulkultur Schulmanagement Profilmerkmale Personalentwicklung

13 Die Stärken der Gymnasien (überwiegend stark / 4 Angaben in Prozent der Nennungen) PM 5 Der Unterricht ist zweckmäßig organisiert, die Lehr- und Lernzeit wird intensiv genutzt 36 % PM 11 Schule ermöglicht aktive Beteiligung der Schüler und Eltern am Schulleben 55 % PM 15 Schulleitung plant die Maßnahmen zur Unterrichtsorganisation effektiv und transparent für die Beteiligten 46 % Hans-Jürgen Kuhn 13

14 Die Schwächen der Gymnasien (eher schwach als stark / 2 Angaben der Nennungen in Prozent) PM 6 Die Lehrkräfte unterstützen im Unterricht einen aktiven Lernprozess der Schüler/innen 100 % PM 12 Die Schule kooperiert verbindlich mit anderen Schulen und außerschulischen Partnern der Region 90 % PM 14 Die Schulleitung unterstützt und sichert den Aufbau eines funktionsfähigen Qualitätsmanagements 64 % PM 18 Lehrkräfte, die zuständigen Gremien und die Schulleitung ergreifen Maßnahmen, um die Qualität des Unterrichts zu sichern und zu verbessern 90 % Hans-Jürgen Kuhn 14

15 4 Qualitätsprofile und Schulform PM1 PM2 PM3 PM4 PM5 PM6 PM7 PM8 PM9 PM10 PM11 PM12 PM13 PM14 PM15 PM16 PM17 PM18 Mittelwert an Grundschulen Mittelwert an Oberschulen Mittelwert an Gymnasien Hans-Jürgen Kuhn 15

16 Wie stark unterscheiden sich die Bewertungen innerhalb einer Schulform und zwischen den Schulformen? (15 Grundschulen, 18 Oberschulen/Gesamtschulen, 11 Gymnasien - jeweils 15 bzw. 16 Profilmerkmale) Schulform beste Grundschule schlechteste Grundschule beste Oberschule schlechteste Oberschule bestes Gymnasium schlechtestes Gymnasium Hans-Jürgen Kuhn 16

17 Zu Leitfrage 3: Wie gestalten wir den Prozess der Intervention? Hans-Jürgen Kuhn 17

18 Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihre Schulrätin oder ihren Schulberater In In schwerwiegenden schwerwiegenden Fällen Fällen geht geht der der Patient Patient in in die die Intensivstation Intensivstation Wiederholungsuntersuchungund und suchung Gesundschreibung Gesundschreibung Ein Ein Hausbesuch Hausbesuch durch durch einen einen fremden fremden Arzt Arzt Bei Bei ernsthaften ernsthaften Problemen Problemen kommt kommt es es zu zu ambulanten ambulanten Eingriffen Eingriffen Eine Eine gewagte gewagte Analogie Analogie zum zum Gesundheitsbereich Information Information der der nächsten nächsten Angehörigen Angehörigen und und Verwandten Verwandten Das Das Gespräch Gespräch mit mit dem dem eigenen eigenen Hausarzt Hausarzt Selbstmedikation Selbstmedikation nach nach alt alt bewährten bewährten Rezepten Rezepten Hans-Jürgen Kuhn 18

19 Was folgt nach der Berichtsübergabe? 1. Auswertung des Berichts in der Schule Die Die Schulleitung Schulleitung informiert informiert Eltern, Eltern, Schüler Schüler und und Lehrer Lehrer erhalten erhalten bei bei Interesse Interesse den den Bericht Bericht Schulkonferenz Schulkonferenz berät berät mögliche mögliche Konsequenzen Konsequenzen Schulleitung Schulleitung koordiniert koordiniert die die Erarbeitung Erarbeitung von von Entwicklungszielen Entwicklungszielen 2. Ggf. Gespräch mit dem Schulrat/rätin Im Im Regelfall Regelfall im im Rahmen Rahmen des des DAQ-Gesprächs DAQ-Gesprächs Bei Bei gravierenden gravierenden Problemen Problemen gesonderte gesonderte Beratung Beratung erforderlich erforderlich Austausch Austausch über über Lösungsstrategien Lösungsstrategien 3. Abschluss einer Vereinbarung wenn wenn Mindeststandards Mindeststandards unterschritten unterschritten werden werden konkrete konkrete Ziele Ziele mit mit Zeitplan Zeitplan festlegen festlegen Unterstützungsleistungen Unterstützungsleistungen und und Verantwortlichkeiten Verantwortlichkeiten festlegen festlegen Hans-Jürgen Kuhn 19

20 Was folgt nach der Berichtsübergabe? 4. Die Schule handelt und erhält Hilfe Fachberater Fachberater Schulberater Schulberater Sonstige Sonstige???? Finanzmittel Finanzmittel??????? 5. Schulaufsicht überwacht den Prozess Alle Alle halbe halbe Jahre Jahre bzw. bzw. nach nach festgelegten festgelegten Zeit- Zeit- Punkten Punkten stellt stellt die die Schulaufsicht Schulaufsicht den den erreichten erreichten Stand Stand fest fest 6. Wiederholung der Visitation Frühestens Frühestens nach nach einem einem Jahr, Jahr, spätestens spätestens nach nach zwei zwei Jahren Jahren wird wird die die Visitation Visitation wiederholt wiederholt Hans-Jürgen Kuhn 20

21 Klärungsbedarf Wie Wie definieren wir wir den den Schwellenwert ( Schule mit mit erheblichem Entwicklungsbedarf ), bei bei dem dem die die Schulaufsicht einen einen definierten Auftrag Auftrag erhält erhält? Welche Welche Profilmerkmale halten halten wir wir für für besonders relevant, welche welche für für nachrangig? Wie Wie verbinden wir wir das das Reagieren der der Schulaufsicht auf auf Visitationsberichte mit mit den den anderen anderen Instrumenten schulaufsichtlichen Handelns? Welche Welche Unterstützungsangebote stellen stellen wir wir für für Schulen Schulen mit mit erheblichen Entwicklungsbedarfen in in vielen vielen Profilmerkmalen bereit bereit? Reichen Reichen unsere unsere bisherigen Unterstützungssysteme aus aus um um den den betroffenen Schulen Schulen angemessen helfen helfen zu zu können können? Hans-Jürgen Kuhn 21

22 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Hans-Jürgen Kuhn 22