Nachhaltigkeitszertifizierung. und Holzprodukten

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1 AKTUELLE THEMEN Nachhaltigkeitszertifizierung von Holz und Holzprodukten fachverband am 17. Januar 2012 eine Informationsveranstaltung im Rahmen eines Workshops durchgeführt bei der Vertreter zweier Organisationen sowie ein freiberuflicher Berater und Auditor die bekanntesten Systeme vorstellten und Fragen beantworteten. 144 Dipl.-Ing. FH Volker Hägele Umweltschutzberater Das Thema Nachhaltigkeitszertifizierung von Holz und Holzprodukten, nimmt auch für Innenausbaubetriebe an Bedeutung zu. Für diese lassen sich die Anforderungen an eine Zertifizierung meist nicht ohne weiteres umsetzen und interessierte Betriebe sollten einige grundsätzliche Fragen klären, bevor sie sich für eine Zertifizierung entscheiden. Aus diesem Grund hat der Landes- Welche Systeme sind am Markt? Von den weltweit rund 30 existierenden Zertifizierungssystemen für Holz haben sich zwei durchgesetzt, die inhaltlich auf internationalen Beschlüssen der Nachfolgekonferenzen der Umweltkonferenz von Rio (1992) basieren. Dennoch unterscheiden sich diese etwas an verschiedenen Punkten. Der FSC (Forest Stewardship Council, ist eine internationale, unabhängige, Nicht-Regierungs- und Nonprofit- Organisation, welche die Ziele einer u m w e l t g e r e c h - ten, sozial förderlichen und wirtschaftlich erfolgreichen Waldwirtschaft hat.

2 PEFC (Programme for Endorsement of Forest Certification Schemes, ist die größte unabhängige Institution zur Sicherstellung und Vermarktung nachhaltiger Wald- und Forstwirtschaft durch ein Zertifizierungssystem mit Kennzeichen für Holz und Holzprodukte. Das PEFC ist von den europäischen Waldbesitzern gegründet worden und stellt neben ökonomischen und sozialen Aspekten selbstverständlich Anforderungen unter ökologischen Gesichtspunkten wie Bodenschutz, W a s s e r s c h u t z, Kahlschlagverbot, Naturverjüngung, Mischwald, keine Ganzbaumnutzung, Artenschutz usw. Wer steht dahinter und worin liegen Unterschiede? Ein Unterschied der beiden Organisationen liegt darin, dass PEFC eher durch die Forst- bzw. Waldwirtschaft dominiert wird, partizipiert durch den deutschen Forstzertifizierungsrat. Der FSC International will einen Interessenausgleich dadurch sicherstellen, indem die Vollversammlung aus 3 Kammern, der Umweltkammer, der Sozialkammer und der Wirtschaftskammer zusammengesetzt ist. Da die Umweltorganisationen/-verbände hier vertreten sind, stehen diese dem FSC näher. Auch ist festzustellen, dass in konservativ/schwarz regierten Bundesländern der Anteil PEFC-zertifizierter Staatswälder dominiert (67% der Waldfläche in Deutschland) und bei einer grünen Regierung, der FSC stark an Bedeutung zunimmt. FSC bringt es in 81 Ländern auf mehr als 140 Mio ha zertifizierte Waldfläche mit einem Zuwachs von 11,5% seit Insgesamt sind jedoch nur 9,5% der Waldflächen weltweit zertifiziert. Die Hauptunterschiede liegen eher in der Waldbewirtschaftung und Waldzertifizierung als in der sogenannten Produktkettenzertifizierung CoC ( Chain of Custody ), bei der die Unterschiede nur geringfügig sind. Was bedeutet Chain of Custody (CoC)? Die Überprüfung durch einen unabhängigen, qualifizierten und akkreditierten Experten, durch die in schriftlicher Form bestätigt wird, dass ein betriebliches Kontrollsystem den konkreten Anforderungen des Zertifizierungssystems zur Verfolgung des Holzflusses vom zertifizierten Wald zum Betrieb erfüllt. Ein Unternehmen kann nur dann Produkte mit einer Aussage ver- 145

3 AKTUELLE THEMEN 146 Quelle: PEFC Deutschland markten, wenn es zertifiziert ist. Sinn und Zweck einer solchen Zertifizierung der Handelskette ist der Nachweis, dass der zertifizierte Betrieb maximal den Anteil als zertifiziert vermarktet, der als zertifiziert eingekauft wurde (Output = Input). Wie funktioniert die CoC? CoC Systeme zielen darauf ab, Quellen, Mengenbilanzen und Materialflüsse für eine gegebene Lieferkette zu kontrollieren. CoC erfordert eine Informationskette sowie einen Prozess der Materialtrennung von einer identifizierten Quelle bis zu einem definierten Punkt in der Wertschöpfungskette. Sie stellt die Verbindung her zwischen dem Ursprungs-Wald und der Aussage zur Waldherkunft auf dem Endprodukt. Aus Sicht des Konsumenten, stellt eine FSC-Aussage ein gegebenes Versprechen dar, z.b. Durch den Kauf FSC-zertifizierter Produkte tragen Sie zu einem verantwortlichen Umgang mit den globalen Waldressourcen bei. Die CoC Zertifizierung ist das Instrument, um sicherzustellen, dass dieses Versprechen wahr und korrekt ist. Ein CoC Standard definiert die Methoden der Produktverfolgung durch seine jeweiligen Verarbeitungsschritte. Er erfordert die Ein-

4 richtung eines CoC Managementsystems auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette. Ein CoC Audit verifiziert, ob das Managementsystem ordnungsgemäß umgesetzt wird. Ein CoC Zertifikat bescheinigt, dass ein solches Managementsystem für diejenigen Produkte besteht, welche durch das Zertifikat abgedeckt sind, und dass keine kritischen Abweichungen von den Standardvorgaben festgestellt wurden. Nur CoC Zertifikathalter sind berechtigt, Produkte als FSC zertifiziert an Geschäftskunden zu verkaufen. Methoden/Modelle der CoC Physische Trennung: hier muss gewährleistet sein, dass Ware unterschiedlicher Herkunft in allen Phasen des Transports, der Produktion und des Vertriebs physisch voneinander getrennt ist, z.b. durch separate Lagerung oder Kennzeichnung. Prozentsatzmethoden: anzuwenden von Organisationen, die zertifiziertes Material/Produkte mit Material anderer Kategorien vermischen. a) Mittlerer Prozentsatz: Der Zertifizierungsprozentsatz, mit dem die Produkte einer Firma verkauft werden, entspricht dem Anteil des zertifizierten Holzes, das diese Firma bezieht. b) Mengenguthaben: Eine Firma kann einen Teil ihrer Produkte als 100% zertifiziert deklarieren, wenn der Anteil insgesamt den Input-Prozentsatz nicht überschrei- 145 Quelle: FSC Deutschland

5 AKTUELLE THEMEN 148 tet. Über einen Zeitraum von 12 Monaten kann dabei ein Mengenguthaben angehäuft werden. Wenn möglich, sollte man vorzugsweise die Physische Trennung (= Transfersystem) wählen. Dies würde nicht zuletzt auch das Managementsystem und das erforderliche CoC-Handbuch deutlich einfacher machen. Schritte zur Zertifizierung 1. Marktanalyse: Welches sind die Beweggründe zur Zertifizierung? Ideell / aus Überzeugung Monetär (Abnehmer, Kunden, Ausschreibungen) Wettbewerbsvorteil / Marketinggründe => Abwägung Kosten & Nutzen 2. Struktur Zulieferer und eigener Betrieb: Versorgung mit zertifiziertem Material? Zertifizierte Zulieferer mit entsprechendem Sortiment vorhanden? Preise des zertifizierten Materials? Ist Versorgungssicherheit garantiert? Ist der eigene Betrieb in der Lage, ein entsprechendes Managementsystem aufzubauen und zu betreiben? Abgleich mit Standard, evtl. externe Beratung Produkte geeignet / zertifizierbar (Produktgruppen)? 3. Interne & Externe Kosten: Interne Kosten: Planung, Organisation, Erstellung von Managementstrukturen, Schulungen, Prozesse?, Beratungskosten, usw. Externe Kosten: Systemkosten + Arbeitsaufwand des Zertifizierers Hauptaudit + jährliche Überwachungsaudits (nach 5 Jahren erneutes Hauptaudit) 4. Zertifizierer finden: Übersicht über die in Deutschland zugelassenen Zertifizierer unter > FSC im Markt > Zertifizierer finden oder > Zertifizierer Kriterien für Zertifiziererwahl z.b.: Kosten Branchenerfahrung Erreichbarkeit Serviceangebot, stimmt die Chemie 5. Aufbau des COC Managementsystems: Etablierung eines betriebseigenen Managementsystems nach Vorgaben des FSC Standard FSC-STD Vers. 2-1 oder

6 PEFC-Standard PEFC D 1003: Zertifizierung: Der Zertifizierer überprüft die Dokumentation des Systems (Managementhandbuch, Überwachungssystem) die etablierten Strukturen und Prozesse (z.b. Warenannahme, Lagerung, Fertigung, buchhalterische Abläufe) ob die betroffenen Mitarbeiter entsprechend geschult sind 7. Erteilung des Zertifikats: Bei erfolgreicher Überprüfung erhält der Betrieb das Zertifikat: und damit betriebseigene Zertifikats- und Logonummern ( ster.pefc.cz/search1.asp) und darf ab diesem Zeitpunkt zertifizierte Materialien in den entsprechenden Produktgruppen als zertifiziert verarbeiten, handeln und entsprechend ausweisen. Bei Interesse mehrerer Betriebe wäre denkbar, mit einem freiberuflichen Berater und Auditor für die FSC- und PEFC-Zertifizierung in Workshops das Handbuch und andere "Standard-Dokumentenvorlagen" zu erarbeiten, um sich so Kosten zu teilen und Synergieeffekte zu erzielen. Ansprechpartner beim Landesfachverband Volker Hägele. Telefon: 07 11/