Roggen - die Energiepflanze für magere Böden
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- Lucas Egger
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1 Roggen - die Energiepflanze für magere Böden Martin Schulze Ausbau Dolgelin Tel.: / Fax: / Betriebs- und Standortbeschreibung: In Ostbrandenburg, genauer: 80 km östlich vom Brandenburger Tor und 10 km westlich der Oder habe ich einen Ackerbaubetrieb, auf leichten Böden und in einer Region mit starken Klimaschwankungen. Betriebsgröße 220 ha Acker Anbau bis 2002 ab 2003 (ohne Biogasanlage) (mit Biogasanlage) 150 ha Roggen 120 ha Roggen GPS 30 ha Silomais 30 ha Raps 20 ha Roggen 20 ha Raps 30 ha Weizen 20 ha Weizen 10 ha Stilllegung 10 ha Stilllegung Bodenpunkte 35 Niederschlag 486 mm von min. 296 mm bis max. 823 mm Länge des Winters (Dauer der Vegetationsruhe beim Roggen) 1 4 Monate Hitzeperioden mit über 30 C im Schatten, 20% rel. Luftfeuchte und Ostwind bzw. Sturm jährlich 2-6 Wochen. Die Schwankungen beziehen sich sowohl auf die Niederschläge als auch auf die Temperaturen. In den letzten 12 Jahren waren die jährlichen Niederschläge zwischen 296 mm in 1991 und 823 mm in 2002 mit einem Durchschnitt von 486 mm.
2 Dazu kommt eine extrem unterschiedliche Verteilung. Ähnlich verhält es sich mit den Temperaturen. Der Jahresdurchschnitt ist wie in Schleswig Holstein ca. 8 C. Nur in Schleswig Holstein wird bei 5 im Winter von der nächsten Eiszeit gesprochen und bei über +21 C im Sommer haben sie dort Angst, dass das Grönlandeis schmilzt. In Ostbrandenburg haben wir im Winter mit 20 C Tagestiefsttemperaturen über 2 Monate lang erlebt. Aber es gab auch Winter mit vereinzelten Nachttiefsttemperaturen von 7 C. Im Frühjahr und im Sommer gibt es immer Hitzeperioden. Extrem war es Die Dürre und Hitze begann schon im April mit 2 Wochen über 30 C im Schatten. Die ersten ergiebigen Niederschläge danach fielen im September; allerdings war die Jahressumme der Niederschläge 482 mm, also Durchschnitt. Bei diesen Rahmenbedingungen ist der Roggen die sicherste Kulturpflanze. Ende 1999 macht ich mir Gedanken darüber, was mit dem Roggen werden soll, wenn die EU Osterweiterung kommt und die Preise unter 9,- / dt sinken werden. Beim Prüfen mehrerer Verwertungsmöglichkeiten stieß ich auch auf Biogas. Im Sommer 2000 nahm ich über Herrn Roland Schnell Kontakt auf zum Graskraft e.v., über den ich die ersten Informationen zur Pflanzenvergärung bekam. Als mir dann klar wurde, dass es der Biogasanlage fast egal ist, welche organische Masse sie zur Vergärung bekommt, stand die Frage nach der optimalen Frucht oder besser Fruchtfolge für meinen Standort. Und damit sind wir beim Thema. Vorteil von Roggen zu anderen Kulturen Der Roggen ist die robusteste Ackerkulturpflanze, die wir in Europa haben. Sie ist winterhart, trockentolerant und wächst auch auf mageren Böden. Zusätzlich hat der Roggen auch das genetische Potential zur Bildung von viel Biomasse. Da für die Biogasbildung viel Biomasse notwendig ist, müssen bei der Sortenwahl andere Kriterien als bei der Kornproduktion beachtet werden, wobei auch die modernen Hybridsorten im Vergleich zu anderen Pflanzen einen beachtlichen Biomasseertrag/ha bringen. Für Energieroggen sind großrahmige, schnellwüchsige, standfeste Sorten von Vorteil. Im Vergleich zu anderen Getreidearten ist der Roggen auf leichten Standorten konkurrenzlos. Das einzige ist der Mais, der vom Potential dem Roggen überlegen sein kann. Deshalb wird er auch fast immer und überall als zukünftige Biogas-Monokulturpflanze dargestellt. Biomassepotential von Roggen Den Landwirten unter Ihnen wird bekannt sein, dass der Roggen ein Korn-Stroh-Verhältnis zur Zeit der Körnerernte von 1 : 1,2 hat.
3 Damit kann auf ganz einfache Weise das Biomassepotential der Roggens an jedem Standort eingeschätzt werden. Es ist das 2,2 fache des Kornertrages bei einem Trockensubstanzgehalt von 85 %. Das bedeutet zum Beispiel: bei 60 dt Roggenertrag sind es 132 dt Biomasse bei 85% TS bzw. 112 dt bei 100% TS / ha. Da die maximale Trockenmasse des Getreides schon beim Stadium der Milchreife erreicht ist, kann vereinfacht mit diesem Verfahren das Biomassepotential des Roggens bestimmt werden. Werden großrahmige Sorten angebaut, und die Bestandsführung auf Biomasseertrag abgestimmt, so ist ein höherer Ertrag möglich. Eine weitere Möglichkeit den Biomasseertrag von der Fläche zu erhöhen, ist der Anbau einer Zweitfrucht oder Zwischenfrucht. Dieses ist keine Erfindung unserer Zeit. Im Feldfutterbau, und nichts anderes ist der Anbau von Energiepflanzen, ist der Zweit- oder Zwischenfruchtanbau schon zu Urgroßväter`s Zeiten üblich gewesen. Der Vorteil der Zweitfrucht ist das ganzjährige Nutzen der Wachstumsfaktoren. In unserer Region geht es dabei hauptsächlich um die Niederschläge, weil diese knapp und oft ungünstig verteilt sind hatte ich verschiedene Zwischenfrüchte im Anbau, wobei sich zeigte, daß nur Sonnenblumen und Buchweizen eine gute vegetative Pflanzenentwicklung hatten bei der Aussaat im Hochsommer (Langtagbedingungen). Sommerroggen, Sommerraps, Oelrettig und Senf sind kurze Zeit nach dem Auflaufen in die generative Phase übergegangen und haben bei einer Wuchshöhe von max. 50cm ohne Verzweigung oder Nebentriebe anzulegen Früchte gebildet. Durch die überdurchschnittlichen Niederschläge im Sommer 2002 hatten die Sonnenblumen eine Höhe von ca. 2m erreicht. Sie brachten einen Ertrag von ca. 210 dt Frischmasse mit 27% TS. Das sind 56 dt TS/ha. In 2003 habe ich wegen der Trockenheit nur Sonnenblumen ausgesät. Denn Sonnenblumen verursachen die geringsten Kosten. Obwohl im Juli 95 mm Regen fielen, entwickelten sich die Sonnenblumen schlecht. Viele Flächen wurden gar nicht beerntet. Die beernteten Flächen haben einen Ertrag von 60 dt Frischmasse mit 28% TS gebracht. Das sind 17 dt TS/ha. Bei einem solchen Ertrag lohnt sich das Ernten nur mit ganz günstigem Verfahren. In diesem Sommer, 2004, beabsichtige ich Hirsearten als Zweitfrucht anzubauen um ihre Eignung zu prüfen. Maisanbaus in unserer Region: Auf den leichten Böden und den oft ungünstig verteilten Niederschlägen hat der Mais ähnliche Probleme, wie ich sie eben bei den Sonnenblumen geschildert habe.
4 Der leichte Boden mit um die 35 Bodenpunkte kann nur l/m² Winterfeuchtigkeit für den Mais speichern. Alles andere muß aus den Niederschlägen in der Vegetation kommen. Ich habe mich bei Landwirten erkundigt, die langjährige Erfahrung im Maisanbau in unserer Region haben. Sie bestätigen mir, das im langjährigen Durchschnitt ca. 30 to/ha Silomais mit einer TS von 35% geerntet werden. Das sind 105 dt TS/ha. Das entspricht auch dem, was mit Roggen erzielt werden kann. Wobei die TS / ha nur die halbe Wahrheit ist. Entscheidend sind die Kosten / to TS. Vergleiche ich die Anbaukosten von Roggen und Mais pro ha, so bin ich beim Roggen wesentlich günstiger. Die Differenzen ergeben sich beim Saatgut und beim Pflanzenschutz. Bei der Düngung und der Mechanisierung gehe ich von vergleichbaren Kosten aus: Saatgut /ha / Unkrautbekämpfung Roggen 100 kg / 30,- 20,- 50,- Mais 1,8 Einh. / 90,- 80,- 170,- Differenz 120,- / ha Hinzu kommt der Ertrag der Zweitfrucht, die nach dem Roggen angebaut werden kann. Wie diese sich auswirkt, kann ich noch nicht sagen, weil noch keine mehrjährigen Ergebnisse dazu vorliegen. Außerdem sind die Anbaukosten der Zweitfrucht auch zu beachten. Von einigen Berufskollegen wurde mir gesagt, dass Mais die beste Zweitfrucht wäre. Doch als ich Sie auf die Anbaukosten, speziell bei Saatgut und Pflanzenschutz, die auch bei Zweitfruchtanbau 170,- /ha betragen, aufmerksam machte, waren sie sich nicht mehr so sicher. Welche Zweitfrüchte am besten sind, muss auf jedem Standort geprüft werden. Deshalb gehe ich bei meiner weiteren Betrachtung davon aus, dass es nur den Anbaukostenvorteil des Roggen gibt. Diese Kostendifferenz ist die Größe, nach der die Vorzüglichkeit des Roggens gegenüber dem Mais bestimmt wird. Mit höheren Maiserträgen von 43 dt mit 35 % TS/ha ist der Kostenvorteil des Roggens ausgeglichen. Auf besseren Standorten ist es gewiss möglich, mit Mais einen höheren Ertrag zu erwirtschaften als mit Roggen. Allerdings muss auf dem besseren Standort auch mit dem standortgerechten Roggenertrag gerechnet werden Ertragsvergleich zwischen Roggen GPS und Silomais schwacher Standort besserer Standort Roggenkornertrag 60 dt 80 dt
5 errechneter Roggen-GPS-Ertrag 112 dt TS 150 dt TS Frischmasse 35% TS 300 dt 427 dt Anbaukostenausgleich 43 dt 43 dt vergleichbarer Silomais- ertrag mit 35% TS 343 dt 480 dt Zusammenfassung Auf dem leichten und trockenen Standort in Ostbrandenburg bringt der Roggen den gleichen Trockenmasseertrag wie Mais, doch die Abbaukosten sind beim Roggen geringer. Beim zusätzlichen Anbau einer geeigneten Zweitfrucht denke ich, dass der Trockenmasseertrag / ha höher ausfallen wird als beim Maisanbau. Besonders auf Grenzstandorten für den Maisanbau sind der Roggen und auch andere Kulturpflanzen oder Anbausysteme aus mehreren Pflanzenarten in der Lage, gleiche oder höhere Erträge als der Mais zu bringen.
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