Grundbegriffe der monetären Ökonomie: Geld und Währung
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- Julian Busch
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1 Grundbegriffe der monetären Ökonomie: Geld und Währung
2 Geldpolitik in der langen Frist Langfristig ist Geld neutral, d.h. eine nominale Geldmengenvermehrung führt zu einer entsprechenden Inflation: P / P = M / M - L / L wobei L = M / P die Nachfrage nach realem Geld Langfristig entspricht der Wechselkurs der Kaufkraftparität (PPP), d.h. Wechselkursänderungen sind auf Inflationsunterschiede zurückzuführen: E = PF / PF - PH / PH wobei E der Wechselkurs, d.h. der Preis der heimischen Währung in der Fremdwährung ($ / ) Daraus folgt: langfristig ist cet.par. der reale Wechselkurs q = 1 kurzfristig kann der reale Wechselkurs schwanken, und Währungen können auf dem Devisenmarkt überbewertet (q > 1) oder unterbewertet (q < 1) sein
3 Nominale und reale Wechselkurse: - nominaler Wechselkurs: Devisenkurs E [$ / ] - realer Wechselkurs: q = EPH / PF [$], das drückt die Kaufkraft eines Euro in den USA im Vergleich zu Europa aus, d.h. bei q = 1 ist die Kaufkraft des Euro in Europa und den USA gleich Beispiel: - ein Warenkorb X kostet in Europa 100 und in den USA 130 $ E = 1,3 : 1 [$ / ] also ist q = (E x PH) / PF = 1 d.h. ich bekommen den Warenkorb X in Europa und in den USA beim nominalen Wechselkurs für die gleiche Euro Summe - jetzt steigt cet.par. PH auf 120 (Inflation in Europa bei einem festen Wechselkurs): q = (E x PH) / PF = 1,2 d.h. ich bekomme für die 120, die Warenkorb X in Europa kostet, in den USA 20 % mehr Waren reale Aufwertung des Euro q > 1, d.h. der Preis der europäischen Güter in $ ist gestiegen, Wechselkurs E entspricht nicht mehr der Kaufkraftparität Wiederherstellung der Kaufkraftparität verlangt eine nominale Abwertung des Euro auf E = 1,083 : 1 [$ / ]
4 Geldpolitik in der kurzen Frist Was passiert kurzfristig, wenn die Zentralbank bei flexiblen Wechselkursen die Geldmenge erhöht? Zins: die Zinsen sinken, die Nachfrage nach Geld steigt es werden höhere Konsum- und Investitionsausgaben geplant Liquidität: die Liquidität der Banken steigt es werden mehr Kredite angeboten: die Konsum- und Investitionspläne können realisiert werden Aktienkurse: sinkende Zinsen lassen tendenziell die Aktienkurse steigen Vermögenseffekt (höherer Konsum), Investitionseffekt (neue Aktien) Wechselkurs: niedrigere Zinsen führen zu Kapitalflucht nominale Abwertung bei (vorläufig) konstanten Preisen reale Abwertung Zunahme der Exportnachfrage Geldpolitik hat kurzfristig einen expansiven Effekt. Mit einer gewissen Zeitverzögerung (time lag) steigen die Preise: die expansiven Effekte werden rückgängig gemacht. Am Ende ist nur das Preisniveau gestiegen. Der Wechselkurs kehrt (auf einem niedrigeren Niveau) zur Kaufkraftparität zurück
5 Wie sieht das bei festen Wechselkursen aus? Die nominale (und kurzfristig auch reale) Abwertung findet nicht statt: - Kapitalflucht führt zu einem Zahlungsbilanzungleichgewicht der feste Wechselkurs gerät unter Abwertungsdruck - die allmählichen Preissteigerungen führen zu einer realen Aufwertung Verschlechterung der terms of trade und der Zahlungsbilanz die Zentralbank muss zur Kursstabilisierung intervenieren (d.h. Fremdwährung verkaufen), damit wird das ursprünglich in den Markt gepumpte Geld wieder aus dem Markt genommen Das bedeutet: Bei festen Wechselkursen kann die Zentralbank keine expansive Geldpolitik führen, da sie den Wechselkurs stabilisieren muss mit einem Instrument (Geldmenge) kann man auch nur ein Ziel (Stabilisierung des Wechselkurses) verfolgen; je enger die zulässige Schwankungsbreite des Wechselkurses, desto geringer ist der geldpolitische Spielraum der Zentralbank
6 Zahlungsbilanz - Saldo der Handelsbilanz (Export Import von Waren) - Saldo Dienstleistungsbilanz (Export Import von Dienstleistungen) Außenbeitrag zum BSP - Saldo der Erwerbs- und Vermögenseinkommen - Laufende Übertragungen (z.b. Entwicklungshilfe; EU Beitrag) Saldo der Leistungsbilanz - Saldo der Kapitalbilanz (Kapitalimport Kapitalexport) - Saldo der Devisenbilanz (= Saldo der Leistungsbilanz + Saldo der Kapitalbilanz) Die Zahlungsbilanz ist immer ausgeglichen (Saldo = 0) Wenn von einem Zahlungsbilanzungleichgewicht die Rede ist, dann bedeutet das, dass der Saldo der Devisenbilanz 0 ist
7 Fiskalpolitik und Wechselkurs Eine expansive Fiskalpolitik (Steuersenkung, Ausgabensteigerung) steigert kurzfristig den Output, lässt aber auch die Zinsen (Schulden) steigen In einer kleinen, offenen Wirtschaft (d.h. ohne Einfluss auf den internationalen Zins) kann der Zins nicht deutlich vom internationalen Zins abweichen Ungleichgewicht Bei festem Wechselkurs: - Kapitalzufluss Aufwertungstendenz Zentralbank muss eigene Währung verkaufen, um den Wechselkurs zu stabilisieren Vermehrung der Geldmenge kurzfristig zusätzliche expansive Wirkung mit Zeitverzögerung Inflation (= reale Aufwertung kontraktive Wirkung) Bei flexiblem Wechselkurs: - Kapitalzufluss nominale Aufwertung reale Aufwertung Verschlechterung der terms of trade Outputrezession: die expansive Fiskalpolitik wird frustriert Rückkehr zur Ausgangsposition Langfristig kann die Fiskalpolitik nicht expansiv sein: Staatsüberschuldung ein fester Wechselkurs verliert seine Glaubwürdigkeit
8 Was sehen wir in den USA? Regierung Bush: expansive Fiskalpolitik (Steuersenkungen) und flexible Wechselkurse (aber managed floating) Die normale Reaktion: höhere Zinsen Kapitalzufluss nominale und reale Aufwertung usw. Die geldpolitisch begleitete Reaktion: Stabilisierung der Zinsen über eine expansive Geldpolitik kurzfristige Stabilisierung des außenwirtschaftlichen Gleichgewichts längerfristig Inflation (warum hat die expansive Geldpolitik nicht sofort zu höherer Inflation geführt?) Aber: die heikle Position der USA: - Kapitalzufluss erforderlich zum Ausgleich der Leistungsbilanz tendenziell höhere Zinsen als im Euro- und Yen-Raum - Im Konjunkturabschwung: weitere Expansion der Geldpolitik Zinssenkung (im Vergleich zum Euro- und Yen-Raum) nominale Abwertung (warum haben wir zuerst eine nominale Aufwertung gesehen?) relativer Kapitalabfluss Stimulierung der Exporte Verteuerung der Importe längerfristig höhere Inflation
9 Zusammenfassung: Die Wahl eines Wechselkursregimes impliziert die Wahl eines wirtschaftspolitischen Instruments (für die kurze Frist) Wenn man aus einem Regime fester Wechselkurse (EWS) in eine Währungsunion eintritt, ist die Aufgabe des geldpolitischen Instruments wenig folgenreich. Wenn man aus einem Regime flexibler Wechselkurse in eine Währungsunion eintritt, verliert man geldpolitischen Handlungsspielraum. Präferenzunterschiede hinsichtlich des Wechselkursregimes: Großbritannien vs. Kontinent Langfristig ist fiskalpolitische Stabilität immer erforderlich Ist Geld auch kurzfristig neutral (Monetarismus), kann Geldpolitik keine Rolle spielen und bei flexiblen Kursen Fiskalpolitik auch nicht (Milton Friedman) Fester Wechselkurs Flexibler Wechselkurs Kurzfristige Kurzfristige Geldpolitik Fiskalpolitik Wenig effektiv In Grenzen effektiv In Grenzen effektiv Wenig effektiv
10 Wechselkursregime: Voll flexible Kurse (free floating): vor allem zwischen großen (und deshalb automatisch geschlosseneren) Währungsgebieten sinnvoll (geringe Handelsintensität, Fiskalpolitik teilweise effektiv) Kontrolliert flexible Kurse (managed oder dirty floating): weniger spekulationsanfällig als feste Kurse, aber mit einigen ihrer Vorteile Kriechender Festkurs (crawling peg): ein Mittelkurs innerhalb einer Bandbreite (Zielzone), der sich nach vorgegebenem Schema ändert, meistens abwertet, das ist der Versuch, einen Festkurs bei bekannten oder angestrebten Inflationsunterschieden zu haben Festkurs (fixed rate): zumeist ein Mittelkurs innerhalb einer feste Bandbreite (± 2,25 % oder ± 15 %), der bei Bedarf angepasst werden kann (realignment). Vorteil: feste Randbedingungen, Problem: Glaubwürdigkeit Currency board: Festkurs ohne Bandbreite und hundertprozentige Bindung der Geldmenge an die Devisenreserven Dollarisierung : Übernahme einer Fremdwährung Währungsunion
11 Fest oder flexibel? Geldpolitik ein flexibles Instrument, aber Inflationsgefahr Fiskalpolitik weniger flexibel (starke Politikabhängigkeit) und Überschuldungsgefahr Wechselkursstabilität: die schlechte Erfahrung mit Abwertungsrunden im Interbellum Spekulationsgefahr und Overshooting geringere Unsicherheit fördert Handel und Investition ein Anker gegen Inflationstendenzen Wechselkursflexibilität: spontane Anpassung eines einzigen Preises an veränderte Situationen (Anpassung der inländischen Preise sehr viel träger) politische Neutralisierung des Wechselkurses weniger Spekulation und deshalb seltenere Devisenmarktkrisen
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