15. Bayerisches Forum Suchtprävention, Ismaning, Oktober
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- Rudolf Meissner
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1 15. Bayerisches Forum Suchtprävention, Ismaning, Oktober Zahlen und Daten zum Substanzkonsum Dr. Daniela Piontek ggmbh (IFT) Der Vortrag greift vier aktuelle Themen im Bereich des Substanzkonsums bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf: (1) die Verbreitung des Substanzkonsums bei Jugendlichen, (2) Substanzkonsum in der jungen Ausgehszene, (3) Crystal/Methamphetamin ein regionales Phänomen und (4) Politische Maßnahmen und Substanzkonsum. Es werden verschiedene wissenschaftliche Studien vorgestellt, die sich mit diesen Fragestellungen auseinandersetzen. So lässt sich anhand der Europäischen Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen (ESPAD) sowie der Drogenaffinitätsstudie zeigen, dass die Konsumprävalenzen des Tabak-, Alkohol- und Cannabiskonsums bei Jugendlichen in Deutschland langfristig insgesamt rückläufig sind. Es gibt jedoch Unterschiede zwischen den Substanzen und im internationalen Vergleich nehmen deutsche Jugendliche insbesondere beim Alkoholkonsum einen führenden Platz ein. Im Rahmen einer Kooperation mit dem Partyprojekt MINDZONE wurde der Subtanzkonsum bei jungen Partygängern untersucht. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung sind die Konsumprävalenzen in dieser Population deutlich erhöht. Hauptsächlich werden klassische Partydrogen konsumiert, sog. Legal Highs sind auch in der jungen Ausgehszene vergleichsweise wenig verbreitet. Ein aktuell sehr häufig diskutiertes Thema ist der Konsum von Crystal/ Methamphetamin. Dazu wurde von der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) eine Studie zum Vergleich bundesweiter Suchthilfeeinrichtungen mit Einrichtungen in Grenzregionen zur Tschechischen Republik durchgeführt. Es konnte ein kontinuierlicher Anstieg der Betreuungen wegen Stimulanzien und Crystal seit 2007 verzeichnet werden. Je näher eine Einrichtung an der Grenze liegt, desto höher ist der Anteil der Hauptdiagnose Methamphetamin an allen Klienten. Insgesamt gesehen hat der Crystalkonsum in Deutschland (noch) einen eher regionalen Charakter und im internationalen Vergleich fällt sein geschätztes Ausmaß gering aus. Im letzten Teil des Vortrags wird am Beispiel der Einführung der sog. Alkopopsteuer im Jahr 2004 der Effekt politischer Maßnahmen auf den Substanzkonsum diskutiert. Daten der ESPAD-Studie zeigen, dass durch die gesetzliche Änderung der Alkopopkonsum erheblich zurückgegangen ist. Allerdings hat eine Verschiebung der Getränkepräferenz stattgefunden Alkopops wurden durch andere Getränke, insbesondere durch Spirituosen ersetzt. Insgesamt hat es keinen signifikanten Beitrag zur Reduktion des Gesamtalkoholkonsums unter jugendlichen Trinkern gegeben. Bayerisches Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung zpg.bayern.de
2 Zahlen und Daten zum Substanzkonsum Dr. Daniela Piontek IFT, 15. Bayerisches Forum Suchtprävention Ismaning, 22. Oktober 2013
3 Übersicht Verbreitung des Substanzkonsums bei Jugendlichen Substanzkonsum in der jungen Ausgehszene Crystal/Methamphetamin ein regionales Phänomen? Politische Maßnahmen und Substanzkonsum 2
4 Verbreitung des Substanzkonsums bei Jugendlichen 3
5 Datenquellen Europäische Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen (ESPAD) Länder; in Deutschland 5 Bundesländer (n = 6,192) 15- und 16-Jährige 51 % männlich Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2011 n = 5, bis 25-Jährige 51 % männlich 4
6 Tabakkonsum (30 Tage) ESPAD 29 % 28 % DE 35 % 31 % Hibell et al.,
7 Tabakkonsum (ständig/gelegentlich) Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung,
8 Alkoholkonsum (30 Tage) ESPAD 59 % 54 % DE 76 % 70 % Hibell et al.,
9 Regelmäßiger Alkoholkonsum Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung,
10 Cannabiskonsum (Lebenszeit) ESPAD 19 % 14 % DE 24 % 15 % Hibell et al.,
11 Cannabiskonsum (Lebenszeit) Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung,
12 Zwischenfazit Deutlicher Rückgang des Tabakkonsums über die Zeit - Tabakkontrollpolitik und Nichtraucherschutz? Insgesamt rückläufiger Trend des Alkoholkonsums auf international sehr hohem Niveau - Änderung des Trinkmusters bei jungen Erwachsenen Cannabiskonsum langfristig rückläufig mit wenigen aktuellen Veränderungen 11
13 Substanzkonsum in der jungen Ausgehszene 12
14 Datenquelle Teil des Projekts Phar-Mon Kooperation mit dem Partyprojekt MINDZONE - Initiative junger Partygänger, die sich für die Aufklärung im Umgang mit Drogen und die Beratung von Betroffenen und Angehörigen einsetzt - Aktionen auf Partys und Veranstaltungen, schwerpunktmäßig im Raum - Ziele sind, die größtenteils junge Klientel zu informieren, sie in ihrem drogenfreien Standpunkt zu bestärken und/oder für einen verantwortungsvollen Umgang mit Suchtmitteln zu sensibilisieren
15 Datenquelle Datenerhebung auf 5 Veranstaltungen im Zeitraum Februar bis Mai 2013 in n = 431 Personen Durchschnittsalter: 23.4 Jahre (SD = 4.2) 61 % männlich 14
16 Klassische Substanzen (12 Monate) Phar-Mon MINDZONE
17 Neue Substanzen (12 Monate) Phar-Mon MINDZONE
18 Häufige Substanzkombinationen Phar-Mon MINDZONE
19 Zwischenfazit Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung sind Konsumprävalenzen deutlich erhöht Hauptsächlich werden klassische Partydrogen konsumiert Sog. Legal Highs sind auch in der jungen Ausgehszene vergleichsweise wenig verbreitet Besonderes Risikopotential ergibt sich durch die weite Verbreitung des polyvalenten Konsums 18
20 Crystal/Methamphetamin ein regionales Phänomen? 19
21 Datenquelle Teil der Arbeit der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) Studie zum Vergleich bundesweiter Suchthilfeeinrichtungen und Grenzregionen Indikator für Konsum = Behandlungsnachfrage in der Suchtkrankenhilfe 2 unabhängige Stichproben ambulanter Einrichtungen - Grenzgebiet zu Tschechien: Regierungsbezirke Dresden, Chemnitz, Oberfranken, Oberpfalz und Niederbayern - Gesamtes Bundesgebiet: Stichprobe aus dem Phar-Mon-Projekt (repräsentativ für Einrichtungen der Dt. Suchthilfestatistik) n = 30 (Grenzgebiet) bzw. n = 31 (Bund) 20
22 Anzahl Behandlungsfälle (Trends) Ambulante Suchthilfereinrichtungen in den Regierungsbezirken Dresden, Chemnitz, Oberfranken, Oberpfalz und Niederbayern (n = 23) Psychotrope Substanzen Behandlungsfälle Stimulanzien Methamphetamin Kipke et al.,
23 Behandlungsfälle Methamphetamin Anteil der Klienten mit der Hauptdiagnose MA an allen Klienten in den einzelnen Regierungsbezirken 0 bis 1 % 15 bis 20 % Jakob et al.,
24 Zwischenfazit Kontinuierlicher Anstieg der Betreuungen wegen Stimulanzien und Crystal seit 2007 Je näher an der Grenze, desto höher der Anteil der Hauptdiagnose Methamphetamin an allen Klienten Aktuell hat Crystalkonsum noch eher regionalen Charakter Verglichen mit internationalen Standards fällt geschätztes Ausmaß gering aus 23
25 Politische Maßnahmen und Substanzkonsum 24
26 Wirksame Alkoholpolitik A. Einschränkung der Verfügbarkeit (1) Gesetzliches Mindestalter für den Kauf und Konsum von Alkohol (2) Begrenzung der Öffnungszeiten von Lokalen und Geschäften (3) Beschränkung der Verkaufsdichte von Lokalen und Geschäften (4) Staatliches Einzelhandelsmonopol auf alkoholische Getränke B. Alkohol im Straßenverkehr (5) Senkung der Grenzwerte der Blutalkoholkonzentration (6) Zufällige und verdachtsfreie Blutalkoholkontrollen (7) Führerscheinentzug bei Verstößen gegen Alkoholbestimmungen im Straßenverkehr (8) Stufenfahrerlaubnis für Fahranfänger C. Steuern (9) Besteuerung alkoholischer Getränke D. Kurzinterventionen (10)Bei Personen mit riskanten Alkoholkonsum Babor et al., 2003; Kraus et al.,
27 Beispiel Alkopopsteuer Gesetz über die Erhebung einer Sondersteuer auf alkoholhaltige Süßgetränke (Alkopops) zum Schutz junger Menschen vom 1. Juli Ziel einer Verteuerung von Alkopops mit der Folge eines Konsumverzichts bei Kindern und Jugendlichen aus Preisgründen Alkopops sind branntweinhaltige Getränke, - die einen Alkoholgehalt von mehr als 1.2 % vol, aber weniger als 10.0 % vol aufweisen - die trinkfertig gemischt in verkaufsfertigen, verschlossenen Behältnissen abgefüllt sind Höhe der Steuer ist abhängig von der in dem Alkopop enthaltenen Alkoholmenge 26
28 Datenquelle Europäische Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen (ESPAD) 2003 und 2007 Schülerbefragung in 9. und 10. Klassen an Regelschulen (Bayern, Berlin, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg- Vorpommern, Thüringen) n = 5,690 (2003) bzw. n = 6,430 (2007) aktuelle Trinker Durchschnittsalter: 15.5 bzw Jahre 46 % bzw. 54 % männlich 27
29 Änderungen der Konsummenge *** *** nach Müller et al.,
30 Zwischenfazit Alkopopkonsum ist erheblich zurückgegangen Verschiebung der Getränkepräferenz: Substitutionseffekt vor allem durch Spirituosen Kein signifikanter Beitrag zur Reduktion des Gesamtalkoholkonsums unter jugendlichen Trinkern Reaktionen der Alkoholindustrie 29
31 Resümee Beitrag von Zahlen und Daten zum Substanzkonsum für Qualität in der Suchtprävention - Basis für die Beurteilung des Ausmaßes des Problems - Erkennen des Bedarfs für Präventions- und Behandlungsmaßnahmen - Planung spezifischer Maßnahmen und Zuteilung von Ressourcen - Grundlage für Evaluation und Bewertung der durchgeführten Maßnahmen 30
32 Förderhinweise Die ESPAD-Studie wurde gefördert durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und die Ministerien der beteiligten Bundesländer. Phar-Mon wird gefördert durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG). MINDZONE wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit. Die DBDD wird gefördert durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD). Die Drogenaffinitätsstudie wird von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) durchgeführt. 31
33 Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: Dr. phil. Daniela Piontek IFT Parzivalstraße 25 D Tel.: Fax: Mail: piontek@ift.de
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