Der Arbeitsmarkt in Deutschland. Arbeitsmarktberichterstattung Januar Zeitarbeit in Deutschland - Aktuelle Entwicklungen.
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- Silke Walter
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1 Der Arbeitsmarkt in Arbeitsmarktberichterstattung Januar 2011 Zeitarbeit in - Aktuelle Entwicklungen Text
2 Impressum Herausgeber: Zentrale Arbeitsmarktberichterstattung (CF 7) Regensburger Straße Nürnberg Kontakt für Rückfragen: Katrin Schmidt Judith Wüllerich Tel: 0911/ Fax: 0911/ Diese Broschüre finden sie im Internet unter: Broschueren/Arbeitsmarkt-Nav.html Das dazugehörige Tabellenheft Leiharbeitnehmer und Verleihbetriebe im 1. Halbjahr 2010 finden Sie im Internet unter: Themen/Beschaeftigung/Arbeitnehmerueberlassung/Arbeitnehmerueberlassung-Nav.html Für weitere Daten wenden Sie sich bitte an das Statistik-Datenzentrum der Mail: Internet: Stand: Januar 2011 Zitiervorschlag:, Arbeitsmarktberichterstattung: Der Arbeitsmarkt in, Zeitarbeit in Aktuelle Entwicklungen, Nürnberg Geschlechterbezeichnung: Soweit dies möglich ist, werden im Text geschlechtsneutrale Formulierungen verwandt. Ansonsten nutzen wir aus Gründen der besseren Lesbarkeit nur die männliche Form. Falls nicht ausdrücklich anders angegeben, beziehen sich also alle Aussagen sowohl auf weibliche als auch auf männliche Personen. Wir bedanken uns herzlich bei unseren Leserinnen für ihr Verständnis. 2
3 Inhaltsverzeichnis Informationen zur Statistik... 4 Das Wichtigste in Kürze... 5 I. Zeitarbeit allgemeine Entwicklung... 6 II. Entwicklung nach der Arbeitnehmerüberlassungsstatistik Zeitarbeitsunternehmen Arbeitnehmer in der Zeitarbeit Beschäftigungschancen von Arbeitslosen in der Zeitarbeit Dauer von Zeitarbeitsverhältnissen III. Entwicklung der Zeitarbeit nach der Beschäftigungsstatistik Sozialversicherungspflichtige und geringfügige Beschäftigung Beschäftigungsentwicklung Zeitarbeit als Frühindikator IV. Gemeldetes Stellenangebot V. Schlussbemerkungen Tabellenanhang
4 Informationen zur Statistik Arbeitnehmerüberlassung Zeitarbeit Leiharbeit Die nach dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz festgeschriebene Bezeichnung der Arbeitnehmerüberlassung lautet Leiharbeit. In der Öffentlichkeit ist dieser Begriff in den letzten Jahren jedoch zunehmend durch Zeitarbeit ersetzt worden. Gleiches gilt für den Begriff der Arbeitnehmerüberlassung, auch hier hat sich in der Öffentlichkeit der Begriff der Zeitarbeit eingebürgert. Die Begriffe werden daher synonym verwendet. Arbeitnehmerüberlassungsstatistik Beschäftigungsstatistik Zur Beschäftigung in der Zeitarbeit geben zwei unterschiedliche Statistiken Auskunft. Zum einen die Statistik der Arbeitnehmerüberlassung und zum anderen die Beschäftigungsstatistik. Diese beiden Statistiken ergänzen sich und liefern wichtige Informationen zur Zeitarbeit. Die Statistik nach dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz ( 8 AÜG) wertet halbjährlich die gesetzlich vorgeschriebenen Meldungen der Verleihbetriebe aus. Hierbei werden alle Verleihbetriebe erfasst, auch diejenigen Betriebe, deren Betriebszweck nicht ausschließlich oder überwiegend der Arbeitnehmerüberlassung gilt. Die Daten liegen auf Bundesebene, sowie gegliedert nach den Regionaldirektionen der mit einer Zeitverzögerung von ca. sieben Monaten nach Ende des Berichtszeitraumes vor. Auch aus der Beschäftigungsstatistik der können die Arbeitnehmer von Zeitarbeitsunternehmen ausgewertet werden (sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und geringfügig entlohnt Beschäftigte). Diese Daten liegen auf allen regionalen Ebenen mit einer Zeitverzögerung von sechs Monaten vor. Eine Aussage darüber, ob es sich bei dem einzelnen Beschäftigten um einen Leiharbeitnehmer oder um einen festangestellten Mitarbeiter, z.b. einen Personaldisponenten der Zeitarbeitsfirma, handelt, ist allerdings nicht möglich. Bundesweit liegt die Zahl der gemeldeten Beschäftigten (sozialversicherungspflichtig und geringfügig entlohnt Beschäftigte) in der Zeitarbeit durchschnittlich rund 2 Prozent unter denen aus der Arbeitnehmerüberlassungsstatistik. Die Abweichungen beruhen auf folgenden methodischen Unterschieden: In der Beschäftigungsstatistik können Beschäftigte lediglich nach wirtschaftsfachlichem Schwerpunkt des Betriebs identifiziert werden. Einzelne Betriebe, die nicht vorrangig Arbeitnehmerüberlassung betreiben, fallen heraus. In der Arbeitnehmerüberlassungsstatistik hingegen werden auch Betriebe erfasst, deren Hauptbetriebszweck ein anderer als Arbeitnehmerüberlassung ist. Alle Beschäftigten, die in Verleihbetrieben arbeiten, werden in der Beschäftigtenstatistik dem Wirtschaftszweig Überlassung von Arbeitskräften zugeschlagen. Eine Zuordnung des Betriebs und seiner Beschäftigten kann nur komplett erfolgen. Auch das Stammpersonal, das nicht als Leiharbeitnehmer tätig ist, wie beispielsweise Disponenten, wird daher zur Arbeitnehmerüberlassung gezählt. Kurzfristige Beschäftigungsverhältnisse, i.s.d. 8 Abs. 1 Nr. 2 SGB IV, sind in diesen Auswertungen der Beschäftigtenstatistik nicht berücksichtigt. 4
5 Das Wichtigste in Kürze Im Juni 2010 gab es in Zeitarbeitsunternehmen. 63 Prozent davon sind überwiegend oder ausschließlich in der Arbeitnehmerüberlassung tätig. Der Strukturwandel zeigt sich auch in der Zeitarbeit: Der Anteil der Beschäftigten in Dienstleistungsberufen steigt langfristig, in Metall- und Elektroberufen ist er rückläufig. Die Beschäftigungsrückgänge während der Krise im Bereich Metall und Elektro und bei den Hilfstätigkeiten sind mittlerweile weitgehend kompensiert. Zwei Drittel der neu abgeschlossenen Zeitarbeitsverhältnisse im 1. Halbjahr 2010 wurden mit Personen geschlossen, die direkt davor keine Beschäftigung ausübten. Zeitarbeit stellt somit eine Chance für Arbeitslose, von Arbeitslosigkeit bedrohte Arbeitnehmer, Berufseinsteiger oder Berufsrückkehrer dar. Mehr als die Hälfte der Beschäftigungsverhältnisse in der Zeitarbeit dauert weniger als drei Monate an. Knapp 3 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten waren im Herbst 2010 in der Zeitarbeit tätig. Zeitarbeit reagiert frühzeitig auf konjunkturelle Veränderungen. Daher waren im Zuge der Krise eher als in anderen Branchen saisonbereinigte Beschäftigungsrückgänge zu verzeichnen, aber auch die nachfolgenden Beschäftigungsanstiege zeigten sich zuerst in der Arbeitnehmerüberlassung. Die Zahl der gemeldeten Stellen von Arbeitnehmerüberlassungsbetrieben nimmt nach krisenbedingten Einbrüchen in 2008 und 2009 seit Sommer 2009 wieder zu. Jede dritte bei der gemeldete Arbeitsstelle kommt aus der Zeitarbeit. 5
6 I. Zeitarbeit allgemeine Entwicklung Zeitarbeit bzw. gewerbsmäßige Arbeitnehmerüberlassung ist eine feste Größe am deutschen Arbeitsmarkt. Im Vergleich zu anderen Branchen reagiert sie frühzeitig auf konjunkturelle Veränderungen. Entsprechend zeigten sich hier die Auswirkungen der wirtschaftlichen Krise eher als in anderen Branchen. Auf der anderen Seite sind seit Mitte 2009 Beschäftigungsanstiege in der Zeitarbeit zu beobachten, die in der Beschäftigungsentwicklung insgesamt erst später nachvollzogen wurden. Während im vergangenen Aufschwung die Zeitarbeit infolge der Deregulierung der Arbeitnehmerüberlassung 1 (siehe Abbildung 1) vor allem in einer frühen Phase stark zum Beschäftigungsaufbau beigetragen hat, zeigte sich im Zuge der Wirtschaftskrise ein gegenläufiger Effekt. Nachlassende Auftragseingänge und eine rückläufige Produktion schlugen sich neben Maßnahmen wie der Reduzierung von Überstunden und der Rückführung von Arbeitszeitkonten zunächst in einem Abbau derjenigen Mitarbeiter nieder, die nicht langfristig an den Betrieb gebunden sind und relativ leicht freigesetzt werden können. Neben befristet Beschäftigten betraf dies insbesondere die in einem Betrieb eingesetzten Leiharbeitnehmer. Ebenso dynamisch verlief ab Mitte 2009 aber auch der Beschäftigungsaufbau in der Zeitarbeit. Nach hochgerechneten Daten der Beschäftigtenstatistik sind die im Zuge der Krise realisierten Beschäftigungsverluste mittlerweile wieder ausgeglichen; die Beschäftigtenzahl hat ihren bisherigen Höchststand erreicht. Abbildung 1: Reformen und Änderungen im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung In Kraft Wichtigste Änderungen Verbot der Arbeitnehmerüberlassung im Bauhauptgewerbe. ab Verlängerung der Überlassungshöchstdauer von 3 auf 6 ab Monate bis ; Verlängerung der Regelung zum bis Verlängerung der Überlassungshöchstdauer von 6 auf 9 Monate bis ; ab Aufhebung des Synchronisationsverbots für von der BA zugewiesene schwer vermittelbare Arbeitslose. Verlängerung der Überlassungshöchstdauer von 9 auf 12 Monate; Zulassung der Synchronisation von Ersteinsatz und Arbeitsvertrag beim erstmaligen Verleih; ab Erlaubnis einmaliger Befristung ohne sachlichen Grund; Wiederholte Zulassung lückenlos aufeinander folgender Befristungen mit demselben Leiharbeitnehmer. Verlängerung der Überlassungshöchstdauer von 12 auf ab Monate; Gleichbehandlungsgrundsatz nach 12 Monaten. Wegfall des Synchronisationsund Wiedereinstellungsverbots und der Überlassungshöchstdauer; ab Lockerung des Entleihverbotes im Bauhauptgewerbe; Gleichbehandlungsgrundsatz sofern keine abweichenden Tarifvereinbarungen. Gesetz zur Sicherung von Beschäftigung und Stabilität schafft ab gesetzlich die Möglichkeit der Inanspruchnahme von Kurzarbeit in der Zeitarbeit. Quelle: IAB/BA 1 Zu den Reformen des Arbeitnehmerüberlassungsrechts siehe IAB Kurzbericht Nr. 14/
7 II. Entwicklung nach der Arbeitnehmerüberlassungsstatistik 1. Zeitarbeitsunternehmen Im Juni 2010 wurden in Verleihbetriebe von natürlichen oder juristischen Personen geführt, die eine Erlaubnis zur gewerbsmäßigen Arbeitnehmerüberlassung hatten. Davon hatten den ausschließlichen oder überwiegenden Betriebszweck der Arbeitnehmerüberlassung. Die Zahl der Zeitarbeitsunternehmen in hat in den letzten Jahren zugenommen und lag Ende Juni Prozent höher als drei Jahre zuvor. Während der Wirtschaftskrise war die Zahl der Verleihbetriebe zwischenzeitlich geringfügig gesunken, wobei sich die Rückgänge auf die Betriebe mit ausschließlichem oder überwiegendem Betriebszweck Arbeitnehmerüberlassung beschränkten. Zuletzt ist die Zahl der Verleihbetriebe aber wieder angestiegen und lag Ende Juni Prozent höher als ein Jahr zuvor. Abbildung 2: Größenstruktur der Verleihbetriebe Juni 2007/2008/2009/2010 Zahl der Verleihbetriebe nimmt zu Zahl der Verleihbetriebe nach Anzahl der Mitarbeiter 30. Juni 2007 / 2008 / 2009 / Betriebe mit Betriebe mit Betriebe mit 100 und mehr AN 15% 100 und mehr AN 9% Betriebe mit 100 und mehr AN 13% 100 und mehr AN 15% Arbeitnehmern 36% Arbeitnehmern 36% Arbeitnehmern 36% Arbeitnehmern 36% 1-19 Arbeitnehmern 48% 1-19 Arbeitnehmern 49% 1-19 Arbeitnehmern 55% 1-19 Arbeitnehmern 51% 30. Juni Juni Juni Juni 2010 Quelle: Statistik der BA / Arbeitnehmerüberlassungsstatistik Von den Verleihbetrieben im Juni 2010 hatte etwas mehr als die Hälfte weniger als 20 Arbeitnehmer, 36 Prozent hatten über 20 bis unter 100 Arbeitnehmer, in 13 Prozent waren 100 Leiharbeitnehmer und mehr beschäftigt. Die Krise hat sich auf die Gesamtzahl der Verleihbetriebe kaum ausgewirkt. Ihre Folgen die Freisetzung von Zeitarbeitern werden jedoch an der Größenstruktur der Verleihbetriebe sichtbar: Von Juni 2008 auf Juni 2009 ging die Zahl der größeren Betriebe mit 100 Arbeitnehmern oder mehr um 38 Prozent zurück. Auch die Zahl der Betriebe mittlerer Größe sank leicht, wohingegen die der kleineren Betriebe merklich zunahm. Entsprechend verloren die größeren Betriebe an relativer Bedeutung und stellten 2009 nur noch 9 Prozent aller Verleihbetriebe. Ein großer Teil der Verschiebung hin zu kleineren Betriebsgrößen dürfte darauf zurückgehen, dass im Zuge des Beschäftigtenabbaus in der Zeitar- 7
8 beit Verleihbetriebe durch Freisetzung von Personal in niedrigere Größenkategorien wechselten. Im Gegenzug spiegelt sich der gegenwärtige Personalaufbau in einer Zunahme der größeren Betriebe von Juni 2009 auf Juni 2010 um 53 Prozent. 2. Arbeitnehmer in der Zeitarbeit Bei den Verleihbetrieben standen im Juni 2010 bundesweit insgesamt Leiharbeitnehmer unter Vertrag, oder 138 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Damit liegt die Zahl der Zeitarbeiter wieder auf dem Niveau vom Sommer 2008, als der letzte Höhepunkt der Beschäftigtenzahlen in der Arbeitnehmerüberlassung erreicht worden war. 3 Unter den Metall und Elektroberufen werden Metallerzeuger und -bearbeiter, Schlosser, Mechaniker und zugeordnete Berufe, Elektrigegen sind lediglich 10 Prozent zugeordnet. In der Folge haben sich die Anteile der Bereiche in den letzten Jahren spürbar verschoben (siehe Abbildung 3). Waren im Juni 2000 noch 32 Prozent aller Zeitarbeitnehmer in Metallund Elektroberufen tätig, so sank dieser Anteil bis Juni 2010 auf 19 Prozent. Im Gegenzug dazu nahm im selben Zeitraum vor allem der Anteil der Leiharbeitnehmer, die in Dienstleistungsberufen wie zum Beispiel in Call Centern oder als Lager- und Transportarbeiter tätig sind, deutlich zu; hier ist ein Anstieg um 5 Prozentpunkte auf 31 Prozent zu verzeichnen. In den übrigen Feldern waren die Veränderungen weniger auffällig. Regional betrachtet ist die Zahl der Zeitarbeitnehmer innerhalb der letzten zehn Jahre in Hessen am deutlichsten gestiegen, sie hat sich von Juni 2000 auf Juni 2010 mehr als vervierfacht. Im Vergleich zu Juni 2008 hingegen, als der letzte Beschäftigungshöchststand in der Zeitarbeit erreicht wurde, liegt die Zahl der Leiharbeitnehmer in Hessen, ebenso wie in Rheinland-Pfalz/Saarland und Sachsen- Anhalt/Thüringen, noch niedriger. In allen anderen Regionaldirektionsbezirken wird dieser letzte Beschäftigungshöchststand mittlerweile überschritten. Der Strukturwandel in vom primären und sekundären Sektor hin zum tertiären Sektor zeigt sich auch an den Einsatzfeldern der entliehenen Arbeitnehmer. Von den in den letzten zehn Jahren hinzugekommenen Zeitarbeitern gehört ein gutes Drittel dem Dienstleistungsbereich 2 an, ein weiteres starkes Drittel ist als Hilfspersonal eingeordnet. Dem Bereich Metall und Elektro 3 hin- 2 Unter den Dienstleistungsberufen werden Warenkaufleute, Organisations-, Verwaltungs-, Büroberufe, Gesundheitsdienstberufe sowie allgemeine und übrige Dienstleistungsberufe zusammengefasst. ker, Montierer sowie anderweitig nicht genannte Metallberufe zusammengefasst. 8
9 Abbildung 3: Entwicklung der Leiharbeitnehmer nach Einsatzfeldern von 1999 bis 2010 Deutlicher Zuwachs vor allem bei Hilfstätigkeiten Beschäftigte in der Zeitarbeit nach Berufsgruppen (in Prozent) Hilfspersonal Dienstleistung 31 Metall und Elektro übrige Berufe techn. Berufe Quelle: Statistik der BA / Arbeitnehmerüberlassungsstatistik Im Zuge der Wirtschaftskrise war die Zahl der Zeitarbeitnehmer in den meisten Berufsfeldern zumindest leicht zurückgegangen; ausgenommen von dieser Entwicklung waren vor allem die Gesundheitsdienstberufe. Die Zahl der Hilfsarbeiter in der Arbeitnehmerüberlassung hingegen hat von Juni 2008 auf 2009 um fast abgenommen, die der Zeitarbeitnehmer im Bereich Metall und Elektro um Die Beschäftigungsrückgänge im Zuge der Krise haben sich im ersten Halbjahr 2010 überwiegend ausgeglichen. In sämtlichen Dienstleistungsberufen, bei den technischen Berufen sowie bei den meisten übrigen Berufen 4 wurde im Juni 2010 der bisher höchste Beschäftigungsstand erreicht. Die Zahl der Leiharbeitnehmer im Bereich Metall und Elektro und bei den Hilfstätigkeiten lag zwar noch um 15 Prozent bzw. 2 Prozent unter dem Höchststand von Juni 2008, hat damit aber einen großen Teil der vorangegangenen Rückgänge mittlerweile kompensiert. 4 Hierzu zählen u.a. Chemiearbeiter und Kunststoffverarbeiter, Bauberufe, Bau- und Raumausstatter und Polsterer und übrige Fertigungsberufe. Nach wie vor stellen Männer das Gros der Zeitarbeiter, auch wenn ihr Anteil im Lauf der letzten zehn Jahre gesunken ist. Während im Juni 2000 noch 78 Prozent der Zeitarbeitnehmer männlich waren, betrug dieser Anteil im Juni 2010 nur noch 72 Prozent. Zwischenzeitlich war er im Zuge der Wirtschaftskrise und der damit verbundenen, vor allem Männer betreffenden, Beschäftigungsrückgänge im produzierenden Bereich sogar auf unter 70 Prozent gesunken. Der nach wie vor hohe Männeranteil hängt vor allem damit zusammen, dass Entleihtätigkeiten trotz des oben genannten Strukturwandels weiterhin im gewerblichen Bereich überwiegen (siehe Abbildung 4). Bei den Männern ist ein gutes Viertel im Bereich Metall und Elektro tätig, darunter 13 Prozent als Schlosser und 6 Prozent als Elektriker. Bei den Frauen hingegen überwiegen mit einem Anteil von 55 Prozent Dienstleistungsberufe, insbesondere Organisations-, Verwaltungs- und Büroberufe (21 Prozent). Sowohl bei Männern als auch 9
10 bei Frauen übt zudem rund ein Drittel Hilfstätigkeiten aus. Als Folge dieser Einsatzschwerpunkte ist die Beschäftigungsentwicklung von Männern in der Arbeitnehmerüberlassung deutlich konjunkturreagibler als die von Frauen. Männer waren vom Beschäftigungsabbau in der Zeitarbeit 2009 deutlich stärker betroffen als Frauen: die Zahl der männlichen Leiharbeitnehmer lag im Juni Prozent unter Vorjahr, bei den Frauen war lediglich ein Minus von 14 Prozent zu verzeichnen. Auf der anderen Seite nimmt die Zahl der männlichen Zeitarbeitnehmer im Zuge des nun beobachtbaren Beschäftigungsaufbaus auch wieder deutlicher zu: von Juni 2009 auf Juni 2010 ist ein Beschäftigungsplus von 34 Prozent zu verzeichnen, bei Frauen sind es +28 Prozent. Abbildung 4: Bevorzugte Beschäftigungsfelder im ersten Halbjahr 2010 nach Geschlecht Frauen sind häufig in Dienstleistungsberufen tätig, Männer im Bereich Metall und Elektro Bestand an Leiharbeitnehmern nach Tätigkeitsfeldern und Geschlecht 1. Halbjahr 2010 Frauen Männer 3% Metall und Elektro 8% 13% 26% Hilfsarbeiter ohne nähere Tätigkeitsangabe 32% 22% Technische Berufe 55% Dienstleistung 2% 5% 34% übrige Berufe Quelle: Statistik der BA / Arbeitnehmerüberlassungsstatistik 3. Beschäftigungschancen von Arbeitslosen in der Zeitarbeit Die große Bedeutung der Arbeitnehmerüberlassung wird auch bei den Bewegungsgrößen 5 sichtbar, auch wenn im Zuge der Krise die Zahl der neu begründeten Arbeitsverhältnisse im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung zeitweilig deutlich zurückging. Im ersten Halbjahr 2010 begründeten insgesamt Arbeitnehmer ein Arbeitsverhältnis mit einem Verleiher, 53 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Damit 5 Bei der Statistik über Leiharbeitnehmer werden auf Basis von Meldebelegen Bestände, Zugänge und Abgänge getrennt erfragt. Bestände werden nach dem Personenkonzept, Zu- und Abgänge hingegen nach dem Fallkonzept erfasst, was eine Anwendung des Stock-Flow- Modells nicht uneingeschränkt zulässt. ist annähernd wieder das Niveau des ersten Halbjahrs 2008 erreicht, als mit neuen Beschäftigungsverhältnissen der bisherige Höhepunkt erreicht worden war. Danach kam es während der Wirtschaftskrise zu deutlichen Rückgängen: Im gesamten Jahr 2009 wurden 23 Prozent weniger neue Beschäftigungsverhältnisse begründet als Zeitarbeit stellt eine Beschäftigungsperspektive für Arbeitslose, von Arbeitslosigkeit bedrohte Arbeitnehmer, Berufseinsteiger oder Berufsrückkehrer dar. Zwei Drittel der neu abgeschlossenen Zeitarbeitsverhältnisse im ersten 10
11 Halbjahr 2010 wurden mit Personen geschlossen, die direkt zuvor keine Beschäftigung ausübten bzw. noch nie beschäftigt waren (siehe Abbildung 5). Beim größten Teil dieser Zeitarbeiter (73 Prozent) lag die letzte Beschäftigung maximal ein Jahr zurück. 16 Prozent der aus der Nichterwerbstätigkeit kommenden Beschäftigten waren länger als ein Jahr ohne Beschäftigung und 11 Prozent waren zuvor noch nie beschäftigt. Bei einem Drittel der im ersten Halbjahr 2010 neu eingegangenen Leiharbeitsverhältnisse schloss die Beschäftigung in der Zeitarbeit direkt an ein vorheriges Arbeitsverhältnis an. 29 Prozent dieser Beschäftigten waren auch direkt zuvor schon in der Zeitarbeit tätig. Abbildung 5: Entwicklung der Leiharbeitnehmer nach zuvor ausgeübter Beschäftigung (1999 bis 2010) Zeitarbeit als Beschäftigungschance Leiharbeitnehmer mit neuen Arbeitsverhältnissen nach zuvor ausgeübter Beschäftigung % bis 1 Jahr ohne Beschäftigung % vorher beschäftigt % 1 Jahr und mehr ohne Beschäftigung 7% vorher noch gar nicht beschäftigt Quelle: Statistik der BA / Arbeitnehmerüberlassungsstatistik 4. Dauer von Zeitarbeitsverhältnissen Den im ersten Halbjahr 2010 neu abgeschlossenen Zeitarbeitsverhältnissen stehen beendete Leiharbeitsverhältnisse gegenüber; das sind 6 Prozent mehr als im ersten Halbjahr Bezüglich der Dauer von Zeitarbeitsverhältnissen wird statistisch die Länge der zwischen Verleihern und Leiharbeitnehmern bestehenden Arbeitsverhältnisse bis zu deren tatsächlichem Ende erfasst. Hierbei melden die Arbeitgeber Daten für drei Kategorien: sehr kurze Arbeitsverhältnisse von weniger als einer Woche, Arbeitsverhältnisse von einer Woche bis unter drei Monaten und Arbeitsverhältnisse von 3 Monaten und mehr. Von den im ersten Halbjahr 2010 ausgelaufenen Arbeitsverhältnissen dauerten 44 Prozent drei Monate oder länger, vor zehn Jahren lag dieser Anteil noch bei 37 Prozent. Mehr als die Hälfte der Leiharbeitsverhältnisse ist aber dennoch kürzer als 3 Monate, d.h. nach wie vor scheinen Verleiher ihren Personalbestand möglichst elastisch ihrer Auftragslage anzupassen. Daneben sehen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ein Leiharbeitsverhältnis häufig als Übergangslösung an, welches dann in ein dauerhaftes Beschäftigungsverhältnis münden kann. 11
12 Abbildung 6: Dauer der Beschäftigungsverhältnisse in der Zeitarbeit in den Jahren 2000 und 2010 Mehr als die Hälfte der Beschäftigungsverhältnisse endet nach weniger als 3 Monaten Dauer der Beschäftigungsverhältnisse in der Zeitarbeit Jun 2000 / Jun beendete Beschäftigungsverhältnisse, davon 11 % unter 1 Woche beendete Beschäftigungsverhältnisse, davon 12 % 45 % 1 Woche bis unter 3 Monate 50 % 37 % 44 % 3 Monate und mehr Quelle: Statistik der BA / Arbeitnehmerüberlassungsstatistik 12
13 III. Entwicklung der Zeitarbeit nach der Beschäftigungsstatistik 1. Sozialversicherungspflichtige und geringfügige Beschäftigung Die Zeitarbeit ist mittlerweile zu einem festen Bestandteil des deutschen Arbeitsmarktes geworden, wenngleich der Anteil an der gesamten sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung noch immer im unteren einstelligen Bereich liegt. Bis Mitte 2008 stieg der Anteil der Beschäftigten in Zeitarbeitsunternehmen an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bis auf 2,6 Prozent 6 an. Ab Herbst 2008 gingen die Zahl der Beschäftigten in der Zeitarbeit und der Anteil an allen Beschäftigten sowohl jahreszeitlich als auch konjunkturell bedingt zurück. In der ersten Jahreshälfte 2009 sank dadurch der Anteil der Zeitarbeiter an allen Beschäftigten zeitweilig auf unter 2 Prozent (siehe Abbildung 7), seither sind wieder Anstiege zu verzeichnen; im Herbst 2010 betrug nach vorläufigen hochgerechneten Daten der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Arbeitnehmerüberlassung an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2,7 Prozent. Absolut betrachtet arbeiteten im Juni sozialversicherungspflichtig beschäftigte Menschen in der Zeitarbeit. Trotz der zwischenzeitlichen Rückgänge im Zuge der Krise hat sich ihre Zahl damit seit Anfang 2003 mehr als verdoppelt (siehe Abbildung 7). Nach hochgerechneten Werten waren im Oktober Personen in der Arbeitnehmerüberlassung sozialversicherungspflichtig beschäftigt, oder knapp ein Drittel mehr als im Vorjahr. Insgesamt dominiert im Bereich Arbeitnehmerüberlassung die sozialversicherungspflichtige 6 Im internationalen Vergleich liegt, nach einer Übersicht der International Confederation of Private Employment Agencies für das Jahr 2008, im Mittelfeld, was den Anteil von Beschäftigten in der Zeitarbeit an allen Erwerbstätigen angeht (Quelle: Vollzeitbeschäftigung: Im Juni 2010 waren Zeitarbeiter vollzeitbeschäftigt und teilzeitbeschäftigt. Damit arbeiteten neun von zehn sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Arbeitnehmerüberlassung Vollzeit; im Schnitt über alle Branchen hinweg sind es nur acht von zehn Beschäftigten hatte der Vollzeitanteil in der Zeitarbeit noch bei 95 Prozent gelegen. Die Anteilsverschiebung hin zu etwas mehr Teilzeitbeschäftigung in der Arbeitnehmerüberlassung ist auch darauf zurückzuführen, dass im Zuge der wirtschaftlichen Krise auch im Bereich der Zeitarbeit analog zur Beschäftigungsentwicklung insgesamt Vollzeitstellen abgebaut worden waren, während sich gleichzeitig die Zunahme der Teilzeitjobs fortsetzte. Daneben dürfte auch eine Rolle spielen, dass in der Arbeitnehmerüberlassung die Bedeutung von Tätigkeiten im Dienstleistungsbereich, in dem Teilzeit häufig eingesetzt wird, in den letzten Jahren zugenommen hat. Auch die Zahl der geringfügig entlohnt Beschäftigten in der Zeitarbeit nimmt beständig zu und hat sich in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt. In der Arbeitnehmerüberlassung geringfügig entlohnt beschäftigt waren im Juni Menschen. 7 Davon arbeiteten 63 Prozent (50.700) ausschließlich als geringfügig entlohnt Beschäftigte, 37 Prozent (30.300) übten eine geringfügig entlohnte Beschäftigung als Nebenjob neben einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung aus. Auf 100 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Zeitarbeit kamen im Juni 2010 somit sieben ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte; im Schnitt über alle Branchen liegt das Verhältnis bei 100 zu Bei der Interpretation der Entwicklung muss berücksichtigt werden, dass die geringfügig entlohnte Beschäftigung mit dem Zweiten Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt zum 1. April 2003 neu geregelt wurde. Seitdem ist neben einer sozialversicherungspflichtigen Hauptbeschäftigung die Ausübung einer geringfügig entlohnten Beschäftigung möglich (Nebenjob), ohne dass sie durch die Zusammenrechnung mit der Hauptbeschäftigung sozialversicherungspflichtig wird. 13
14 Abbildung 7: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Zeitarbeitnehmer 2004 bis 2010 Knapp 3 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten in der Zeitarbeit Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Zeitarbeit und Anteil an allen Beschäftigten Oktober 2010: Januar 2004 Oktober Beschäftigte; + 32% gegenüber Oktober saisonbereinigte Werte Ursprungswerte Anteil der sozialvers. Beschäftigten in der Zeitarbeit an allen sozialvers. Beschäftigten 1,3 1,6 2,1 2,5 2,5 2,1 2,7 0 Okt 04 Okt 05 Okt 06 Okt 07 Okt 08 Okt 09 Okt 10 Quelle: Statistik der BA / Beschäftigtenstatistik 2. Beschäftigungsentwicklung Entgegen der allgemeinen Beschäftigungsentwicklung nahm die Beschäftigung in der Zeitarbeit im Vorjahresvergleich auch schon in den Jahren 2003 bis 2005 und Anfang 2006 zu. Der allgemeine Beschäftigungsabbau in dieser Zeit wurde demnach durch die positive Entwicklung der Zeitarbeitsbranche gebremst. In den Jahren 2006 bis 2008 war insgesamt ein Beschäftigungsaufbau zu verzeichnen, zu dem auch die Zeitarbeit beitrug, allerdings mit kontinuierlich abnehmenden Wachstumsbeiträgen. Während 2006 noch drei Viertel des Beschäftigungsaufbaus auf die Arbeitnehmerüberlassung zurückgingen, war es 2007 noch ein Viertel und 2008 nur noch ein starkes Neuntel (vgl. Abbildung 8). Die Beschäftigungsrückgänge im Zuge der Krise gingen zu weiten Teilen auf die Arbeitnehmerüberlassung zurück. Jenseits der Zeitarbeit war die Beschäftigung im Vorjahresvergleich nur von Herbst 2009 bis Frühjahr 2010 rückläufig. In der Arbeitnehmerüberlassung hingegen lag die Beschäftigung von Herbst 2008 bis Jahresanfang 2010 teils deutlich unter dem jeweiligen Vorjahreswert. Insgesamt ging von Juni 2008 auf Juni 2009 die Beschäftigung insgesamt um zurück, in der Arbeitnehmerüberlassung um Die Beschäftigungsverluste der Zeitarbeit im Zuge der Krise wurden 2010 kompensiert. Sie trug damit maßgeblich zum Beschäftigungsaufbau von 2009 auf 2010 bei. Vom Beschäftigungsplus von von Juni 2009 auf Juni 2010 entfielen mit etwas mehr als die Hälfte auf die Arbeitnehmerüberlassung. In der Zeitarbeit waren während der Krise wie auch bei der Beschäftigung insgesamt Vollzeitbeschäftigungsverhältnisse stärker vom Rückgang der Beschäftigung betroffen als Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse. Dies ist vor dem Hintergrund der branchenspezifischen Entwicklung zu sehen: Die wirtschaftliche Krise 14
15 wirkt sich vor allem auf das Verarbeitende Gewerbe aus, in dem auch von dort eingesetzten Zeitarbeitern eher Vollzeit als Teilzeit gearbeitet wird. Diese Verluste von Vollzeitbeschäftigungsverhältnissen sind mittlerweile aber weitgehend ausgeglichen. Abbildung 8: Vorjahresveränderung der Beschäftigung allgemein und in der Zeitarbeit 2004 bis 2010 Wachstumsbeitrag der Zeitarbeit zur Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung Veränderung sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung und Zeitarbeit im Vergleich zum Vorjahr Veränderung sozialvers. Beschäftigung im Vorjahresvergleich Veränderung sozialvers. Beschäftigung in der Zeitarbeit im Vorjahresvergleich Jun 04 Jun 05 Jun 06 Jun 07 Jun 08 Jun 09 Jun 10 Quelle: Statistik der BA / Beschäftigtenstatistik, eigene Berechnungen 3. Zeitarbeit als Frühindikator Die Arbeitnehmerüberlassung reagiert frühzeitig auf Änderungen der konjunkturellen Rahmenbedingungen. Fungiert die Zeitarbeit im Aufschwung als Motor für den Beschäftigungsaufbau, so ist sie in einer Abschwungphase der Sektor, in dem frühzeitig die Folgen der wirtschaftlichen Eintrübung sichtbar werden. Vor der Entlassung der Stammbelegschaften wird in Unternehmen in der Regel die Inanspruchnahme von Zeitarbeit reduziert. Der jüngste konjunkturelle Abschwung zeigte daher bereits frühzeitig Auswirkungen auf die Beschäftigung in der Zeitarbeit. Der saisonbereinigte Rückgang der Beschäftigung in der Zeitarbeit setzte bereits im Frühjahr 2008 ein (siehe Abbildung 9). Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung insgesamt hingegen ging saisonbereinigt erst ab dem Herbst des gleichen Jahres zurück. Auf der anderen Seite zeigte sich auch die positive Beschäftigungsentwicklung der Beschäftigung der folgenden Monate zunächst in der Arbeitnehmerüberlassung: Dort sind seit Mitte 2009 saisonbereinigte Beschäftigungszuwächse zu beobachten, die Beschäftigung allgemein hingegen verzeichnet erst seit Ende 2009 saisonbereinigte Anstiege. Diese Zuwächse halten an: Im Oktober 2010 lag nach vorläufigen Daten die Beschäftigung in der Zeitarbeit saisonbereinigt rund über dem Höchststand von März Damit wurde der bislang höchste Beschäftigungsstand in der Arbeitnehmerüberlassung erreicht. 15
16 Abbildung 9: Beschäftigungsentwicklung insgesamt und in der Zeitarbeit Zeitarbeit reagiert frühzeitig auf konjunkturelle Veränderungen Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte insgesamt und in der Zeitarbeit (saisonbereinigt) Jan 2004 Oktober sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in der Zeitarbeit sozialversicherungspflichtige Beschäftigung allgemeiner Beschäftigungsaufbau zeitversetzter Zeitarbeit wächst trotz allgemeinen Beschäftigungsrückgangs Beschäftigungsabbau Beschäftigungsaufbau Jan 04 Jul 04 Jan 05 Jul 05 Jan 06 Jul 06 Jan 07 Jul 07 Jan 08 Jul 08 Jan 09 Jul 09 Jan 10 Jul 10 Quelle: Statistik der BA / Beschäftigungsstatistik 0 Der Beschäftigungsabbau in der Zeitarbeit während der Krise schlug sich auch in den Zugängen in Arbeitslosigkeit nieder. Im Zuge der wirtschaftlichen Eintrübung stiegen die Zugänge in Arbeitslosigkeit aus Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt an: Im ersten Halbjahr 2009 lagen diese Zugänge über alle Branchen hinweg ein knappes Viertel höher als im ersten Halbjahr Der Anstieg aus Beschäftigung in der Zeitarbeit fiel hingegen mit +63 Prozent deutlich höher aus. Ähnlich hohe Anstiege gab es nur im Verarbeitenden Gewerbe. Aus diesen beiden Branchen dürfte sich auch ein großer Teil des Anstiegs der Arbeitslosigkeit in der Krise gespeist haben. Im zweiten Halbjahr 2009 und im Jahr 2010 gingen im Einklang mit der Beschäftigungsentwicklung in der Zeitarbeit die Zugänge in Arbeitslosigkeit aus Zeitarbeit im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum wieder deutlich zurück gingen mit gut ein Fünftel weniger Personen aus dieser Branche in Arbeitslosigkeit zu als
17 IV. Gemeldetes Stellenangebot Arbeitskräftenachfrage der Zeitarbeit wächst deutlich Nachfrage Zeitarbeit gemeldete Arbeitsstellen Bestand Ursprungsdaten, saisonbereinigte Daten saisonbereinigte Werte Ursprungswerte Jan 05 Jul 05 Jan 06 Jul 06 Jan 07 Jul 07 Jan 08 Jul 08 Jan 09 Jul 09 Jan 10 Jul 10 Quelle: Statistik der Die Entwicklung der Arbeitskräftenachfrage durch die Betriebe der Zeitarbeit kann an der Zahl der gemeldeten Arbeitsstellen 8 im Wirtschaftszweig Überlassung von Arbeitskräften abgelesen werden. Die Nachfrage nach Mitarbeitern durch die Zeitarbeit ist dabei ein Frühindikator für die Entwicklung der allgemeinen Arbeitskräftenachfrage durch die Betriebe. Im Aufschwung steigt die Nachfrage durch die Zeitarbeit in der Regel früher an als die Kräftenachfrage insgesamt. Die Betriebe nutzen durch Einsatz von Zeitarbeitnehmern die Möglichkeit, sich in den von Unwägbarkeiten geprägten frühen Phasen eines Aufschwungs noch nicht fest an Personal zu binden. In einer späteren Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs steigt dann auch die Nachfrage nach befristeten und unbefristeten Mitarbeitern direkt durch die Unternehmen selbst. In wirtschaftlich schwachen Zeiten reduzieren die 8 Allerdings ist es im Rahmen der Stellenstatistik analog zur Beschäftigungsstatistik (siehe oben) - nicht möglich, zwischen Stellen für Leiharbeitnehmer oder zukünftiges Stammpersonal zu unterscheiden. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass es sich bei den Daten um der gemeldete Stellen handelt, das gesamtwirtschaftliche Stellenangebot liegt höher. Betriebe ihre Nachfrage über die Zeitarbeit deutlich war die Zeitarbeitsbranche geprägt von der Erholung nach der Wirtschaftskrise. Bereits ab August 2009 stieg der Stellenbestand im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung saisonbereinigt wieder an. Zum Jahresende 2010 hat der saisonbereinigte Bestand gemeldeter Arbeitsstellen aus der Arbeitnehmerüberlassung das Vorkrisenniveau wieder erreicht und liegt nur noch rund unter dem letzten Höchststand aus der ersten Jahreshälfte waren der im Durchschnitt Stellen gemeldet, ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Darunter waren Stellen aus der Zeitarbeitsbranche, 29 Prozent mehr als ein Jahr zuvor war der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen in der Zeitarbeit krisenbedingt um ein Drittel gesunken, nach bereits leichten Rückgängen im Jahr Insgesamt gingen 45 Prozent des Stellenrückgangs der Jahre 2008 und 2009 auf die Zeitarbeitsbranche zurück. 17
18 Insgesamt hat die Nachfrage nach Arbeitskräften durch die Zeitarbeit in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Im Vergleich zum Jahr 2003, als die letzten wesentlichen Rechtsänderungen in Kraft traten, wurden 2010 zweieinhalb mal so viele Menschen durch die Zeitarbeit nachgefragt. Dabei müssen diese Veränderungen auch im Zusammenhang mit der gesamten Stellenentwicklung gesehen werden. Die Gesamtzahl der bei der BA gemeldeten Arbeitsstellen stieg im selben Zeitraum um gut ein Drittel. Die Nachfragesteigerung über die Zeitarbeit fällt demnach überdurchschnittlich aus und spiegelt die gestiegene Bedeutung der Zeitarbeit wider. Der Anteil der Stellen von Arbeitnehmerüberlassungsbetrieben hat sich damit von 17 Prozent im Jahr 2003 auf 34 Prozent im Jahr 2007 verdoppelt. Nach leichten Rückgängen in den Jahren 2008 und 2009 lag er 2010 bei 31 Prozent. V. Schlussbemerkungen Die Zeitarbeit ist mittlerweile ein fester Bestandteil des deutschen Arbeitsmarktes. Der Anteil der in der Zeitarbeit beschäftigten Personen an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten beläuft sich auf knapp 3 Prozent. Die Beschäftigungsverluste der Zeitarbeit im Zuge der wirtschaftlichen Krise sind mittlerweile ausgeglichen. Bereits seit Frühsommer 2009 zeigen sich in der Zeitarbeit saisonbereinigte Anstiege, die in der Beschäftigung allgemein erst später im Jahr nachvollzogen wurden. Im Oktober 2010 lag die Beschäftigung in der Zeitarbeit nach hochgerechneten Werten saisonbereinigt um höher als im Frühjahr 2008, als der letzte Beschäftigungshöchststand erreicht worden war. Auch die Kräftenachfrage signalisiert weiterhin einen hohen Bedarf an Zeitarbeitnehmern. 18
19 Tabellenanhang Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Bestand (Quartalswerte) 2003 bis 2010 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Insgesamt Zeitarbeit 2) Anteil Zeitarbeit an allen in % , , , , , , , , , , , , , , , , , ) , ) , ) , ) , ) , ) , ) , ) , ) , ) , ) , ) ,6 Gemeldete Arbeitsstellen Bestand (Jahresdurchschnitt) 2003 bis 2010 Gemeldete Arbeitsstellen Insgesamt Zeitarbeit 2) Anteil Zeitarbeit an allen in % , , , , , , , ,4 1) 2) vorläufige Daten Das Statistische Bundesamt hat die Wirtschaftszweigordnung von 2003 (WZ03) im Januar 2008 auf die WZ08 umgestellt. Daten zur Zeitarbeit fanden sich bis 2007 in der Wirtschaftsunterklassen (WZ03), seit 2008 in den Wirtschaftsunterklassen und (WZ08). 19
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