Unser Weg zu den Stolpersteinen
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- Lorenz Kalb
- vor 7 Jahren
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1 Unser Weg zu den Stolpersteinen An einem kalten Herbsttag vor ca. 1 ½ Jahren haben wir auf einem Spaziergang durch Kreuzberg die erste Bekanntschaft mit Stolpersteinen gemacht. Sie waren vielen aus unserem Kurs vorher nie aufgefallen, obwohl sie täglich auf ihrem Weg zur Schule an ihnen vorbeigekommen sind. Wir haben erfahren, dass jeder dieser Steine eine Geschichte hat, dass dahinter ein Mensch steht, der einmal so lebendig gewesen ist wie wir es jetzt sind, der dann willkürlich aus seinem Alltag herausgerissen wurde und in der Anonymität versunken ist. Die Steine befreien ihn aus diesem Zustand - und wir. Wir, weil wir uns auf die Suche nach den Personen gemacht haben, zu deren Gedenken wir Steine gespendet haben. Besonders deutlich wurde uns dies bewusst, als wir im Rahmen der Projekttage versucht haben, mehr über sie zu erfahren als nur ihren Namen, ihr Geburtsdatum und den Tag ihrer Deportation. Sie sollen nicht in Vergessenheit geraten, weil bald niemand mehr lebt, der eine persönliche Beziehung zu ihnen hatte, der ihr Nachbar gewesen ist. In den Häusern hatten wir keinen Erfolg, niemand kannte sie mehr. Im Landesarchiv haben wir Akten gewälzt, Vermögenserklärungen gelesen, verwundert und entsetzt darüber, dass selbst für Kinder ein Stapel von Formularen ausgefüllt werden musste, obwohl nichts vorhanden war als ihre Anziehsachen. Einer Frau und ihren beiden Kindern war die Ausreise in Aussicht gestellt worden. Wir haben in den Akten Formulare über Formulare gefunden, die die Mutter ausfüllen musste und immer wieder Gebührenbescheide, aus denen ersichtlich wurde, dass sie sie alle bezahlt hatte. Danach suchten wir nach einem Dokument über die erfolgte Emigration. Wir fanden die Namen der Mutter und ihrer beiden Kinder im Verzeichnis der Deportierten in Auschwitz verschollen. Robert- Koch- Oberschule (Gymnasium) Profilkurs Geschichte 2003/04 Liste der Stolpersteine in Berlin-Kreuzberg
2 Die Einweihungsfeier für unsere fünf Stolpersteine fand am 10. März 2004 statt. Zu Beginn wurde das Projekt Stolpersteine vorgestellt. Stolpersteine Über diese Steine kann niemand stolpern. Allenfalls über das dunkle Kapitel deutscher Geschichte, an das sie erinnern wollen. Dieses Projekt verfolgt das Ziel, Erinnerungsarbeit als Kommunikationsprozess zwischen Archiven, Künstlern, Schulen sowie Bürgerinnen und Bürgern des Stadtteils zu organisieren. Stolpersteine sind in den Bürgersteig eingelassene Pflastersteine mit Gedenktafeln aus Messing, die an den früherern Wohnorten der von den Nazis ermordeten Nachbarn über deren Schicksal informieren. Das Projekt der Stolpersteine wurde 1996 von dem Kölner Bildhauer Gunter Demnig und der Berliner Gesellschaft für Bildende Kunst ins Leben gerufen. Bis 2013 wurden im Bezirk Friedrichshain- Kreuzberg mehr als 450 Stolpersteine verlegt. Im Anschluss an die Vorstellung des Projekts wurden auf einem Rundgang zu den Häusern Dieffenbachstraße 50, 54, 70 und Gräfestraße 69 die Steine verlegt und eingeweiht. Für den musikalischen Rahmen sorgten der Grundkurs Musik des 2. Semesters und die Trommlergruppe des Erich-Fried-Gymnasiums.
3 Berliner Woche vom
4 Aron, Gertrud geboren am in Bublitz, Pommern Dieffenbachstraße 70 (Dieffenbachstraße 79 laut Transporthilfe) Dieffenbachstraße 70 Angaben zur Deportation: 11. Transport vom nach Trawniki Trawniki Schicksal: verschollen weiblich Familienstand: ledig Quellen: Bundesarchiv Koblenz, Gedenkbuch, LAB, Akten des OFP; Bundesarchiv, Abteilung Potsdam, RSA
5 Brieger, Martin (verheiratet mit Brieger, Elsa, geb. Heidel, arisch ) geboren am in Waldenburg, Schlesien Dieffenbachstraße Dieffenbachstraße (vorübergehend abwesend) Weitere Adressen: SO 36,Hoffmannsdamm 18 (1933) Sterbedatum: Buchenwald männlich Staatsangehörigkeit: deutsch Rassische Definition: ae Beruf: Kaufmann, Vertrieb von Friseurartikeln Quellen: Bundesarchiv Koblenz, Gedenkbuch; Bundesarchiv Koblenz, Kartei schulpflichtiger Kinder; Bundesarchiv, Abteilung Potsdam, 15.0 RSA, je KK und Akte B; Elsa Brieger, Friedhof Weißensee, Sterberegister
6 Cronheim, Ernestine geboren am in Breslau als Ernestine Schumann N54, Mulackstraße bei Lewinski Dieffenbachstraße bei Hoffmann Angaben zur Deportation: I/ Abtransport vom nach Theresienstadt (Der Transport bestand aus 100 Personen.) Transportnummer: Weiterdeportation am nach Auschwitz mit dem Transport Ef von Theresienstadt Auschwitz Schicksal: verschollen weiblich Weitere Berufe: Küchenhilfe in der Küche in der Britzer Straße bei der JKV Berlin ( ) Quellen: Bundesarchiv Koblenz, Gedenkbuch; LAB; Akten des OFB; Bundesarchiv, Abteilung Potsdam, 15.9 RSO; CJG, Mitarbeiterverzeichnis der RV
7 Grünstein, Lutz (Ludwig) Mutter: Grünstein, Anna, geb. Lewin Vater: Grünstein, Hermann geboren am in Berlin Charlottenburg, Kantstraße 149 seit Gräfestraße 69 Angaben zur Deportation: I/ Alterstransport vom nach Theresienstadt Transportnummer: 9763 Weitertransport nach Auschwitz am mit dem Transport Ep von Theresienstadt Auschwitz Schicksal: verschollen männlich Staatsangehörigkeit: deutsch Datum der Vermögenserklärung: Ort der Einschulung: Berlin Einschulungsjahr: 1939 Name der Schule: Knabenvolksschule der jüdischen Gemeinde Schule verlassen am , Grund: Schulschließung Quellen: Bundesarchiv Koblenz, Gedenkbuch; Kartei schulpflichtiger Kinder, LAB; Akten des OFB; Bundesarchiv, Abteilung Potsdam, RSA
8 Tannchen, Gertrud geboren am in Rogasen, Posen NO, Saarbrücker Straße 26 bei Oppenheim, seit Dieffenbachstraße 54 Angaben zur Deportation: 7. Transport vom nach Riga Riga Schicksal: verschollen weiblich Familienstand: ledig Quellen: Bundesarchiv Koblenz, Gedenkbuch; LAB; Akten des OFP (KK und g.a. Beiakte Tannchen, Gertrud); Bundesarchiv, Abteilung Potsdam, RSA
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