Die Umkehr, bei der es um alles geht
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- Max Hofmann
- vor 7 Jahren
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1 Die Umkehr, bei der es um alles geht Predigt zu Lk 16,1-13 (C/25) Manchmal könnte man über Jesus den Kopf schütteln: Verrückt, welche Vorbilder er aussucht. Vorbilder, an denen seine Leute sich doch orientieren sollen. Im heutigen Text ist es ein Gauner. Um seine eigene Haut zu retten, betrügt er seinen Herrn. So sind die Kinder dieser Welt. Jesus lobt ihn: Er hat klug gehandelt! Macht es auch so! Sollen wir alle Gauner werden? Nein! Aber von diesem Gauner kann man lernen, wie christlich Umkehr geht. Dafür muss man jedoch genau hinschauen: Unser Gauner ist Verwalter eines großen Gutes, das von Pächtern bewirtschaftet wird. Der Eigentümer ist weit weg. Er steckt nur das Pachtgeld ein. Die Drecksarbeit machen die anderen: Die Pächter müssen schuften. Und der Verwalter muss die Pacht eintreiben. Je mehr er aus den Pächtern herauspresst, desto besser steht er bei seinem Herrn da. Ob die Pächter mit den Abgaben und Zahlungen nachkommen oder Schulden machen müssen, kann ihm egal sein. Doch die Pächter unserer Geschichte machen ihm einen Strich durch die Rechnung. Statt wegen ihrer hohen Schulden auf die Geduld und Nachsicht des Verwalters zu hoffen, schwärzen sie ihn bei seinem Herrn an. Er soll von oben einen auf den Deckel bekommen! Und sie haben Erfolg: Statt Beförderung droht dem Verwalter Amtsenthebung. Und an dieser Stelle passiert es: Der Verwalter spielt nicht das übliche Spiel: weder bettelt er bei seinem Herrn 1
2 um Gnade noch verspricht er ihm das Blaue vom Himmel. Nein: Er kehrt um. Im wahrsten Sinn des Wortes. Er schaut nicht mehr nach oben, sondern nach unten: Er paktiert mit denen, die er eigentlich ausbeuten sollte. Einen nach dem anderen der Schuldner lässt er antanzen und ordnet unter seiner Aufsicht die Fälschung des Schuldscheins an: Mit eigener Hand sollen die Schuldner einen neuen Betrag eintragen, völlig ohne System! Statt 100 Bat/Fass Öl: 50. Statt 100 Kor/Sack Weizen: 80. Das Kalkül unseres Verwalters ist durchaus eigennützig: damit sie mich, wenn ich als Verwalter abgesetzt werde, in ihre Häuser aufnehmen. So hofft er. Sicher ist das nicht. Ob Hass so schnell in Sympathie oder wenigstens Mitleid umschlagen kann? Ob die Schuldner ihn vielleicht am Ende doch verraten und er dann verklagt wird? Unser Verwalter setzt alles auf eine Karte. Er begibt sich in die Abhängigkeit derer, die von ihm abhängig waren. Er vertraut auf die Barmherzigkeit derer, die in dieser Welt nichts zu sagen haben. Darin besteht seine Umkehr. Und das nennt Jesus klug! Liebe Zuhörer, die Geschichte ist keineswegs (nur) eine Anleitung für Finanzmanager und Boni-Bosse, wenn sie in die Krise kommen. Der Evangelist Lukas erzählt die Geschichte als Gleichnis. Es gilt für jeden. Und: Es geht um alles. Es ist ein Gleichnis fürs Ende. Macht s in eurem Leben (sagt Lukas) wie der Verwalter: Macht euch mit dem ungerechten Mammon Freunde, damit, wenn es mit euch zu Ende geht, sie euch aufnehmen in die himmlischen Zelte! (V. 9). 2
3 Was da steht, ist einzigartig und revolutionär. Es bedeutet schlicht und einfach: Über den Zugang zum himmlischen Reich Gottes werden die armen Schlucker entscheiden. Alle, die im Leben das Nachsehen hatten, von der Gnade und der Barmherzigkeit der anderen leben mussten, oft nicht wussten, wie sie ihren Lebensunterhalt zusammenkratzen sollen. Nur wer sich mit seinem Geld in dieser ungerechten Welt unter ihnen Freunde verschafft hat, kann darauf hoffen, dass sie ihn am Ende in die ewigen Wohnungen aufnehmen. Wie beim Verwalter gibt es dafür keine Sicherheit. Es kommt auf das Wagnis an, sich in die Abhängigkeit derer zu begeben, die in dieser Welt nichts zu sagen hatten. Diese Stelle, liebe Zuhörer, ist die einzige im gesamten Neuen Testament, nach der am Ende weder Gott noch der Menschensohn über uns richtet, sondern die armen Schlucker. Die entscheidende Umkehr findet nach Lukas nicht in der Beichte oder während der Fastenzeit statt, sondern jedes Mal, wenn ich meinen Geldbeutel öffne oder in meinen Kontoauszug schaue. Einleitung Wir leben in einer seltsamen Schizophrenie. Auf der einen Seite wissen wir: Geld macht nicht glücklich, wir nehmen auch einmal nichts mit. Wir reden sogar vom schnöden Mammon, und dennoch kreist unser Denken oft um das Geld. 3
4 Die beiden Lesungen, die wir heute hören, kreisen ebenfalls um dieses Thema: Die scharfe Rede des Propheten Amos, der die mächtigen Kaufleute wegen ihrer rücksichtslosen Gier nach Geld und Besitz geißelt, und die verschmitzte Gaunergeschichte Jesu, die eines klar macht: Geld, Besitz und Reichtum werden zum Mammon, wenn sie nur egozentrisch gehortet, aber nicht zum Wohl anderer eingesetzt werden. Fürbitten Herr unser Gott, der Evangelist Lukas wird nicht müde, vor der Vergötzung des Reichtums zu warnen und ermahnt hartnäckig zum richtigen Einsatz von Besitz und Vermögen. Wir bitten dich: Sei allen nahe, denen im Leben Unrecht widerfahren ist. Lass sie spüren, dass du ihr Leid gesehen hast und bewahre sie vor Rachegefühlen Segne alle, die durch ihr Leben die Welt ein bisschen besser und gerechter machen, und schenke ihnen das Vertrauen, dass auch die kleinen Dinge Großes bewirken können Schenke den Politikern, die heute gewählt wurden, ein waches Auge für soziale Gerechtigkeit. Lass sie den Mut und die Kraft finden, sich für globale Gerechtigkeit einzusetzen und ihre Stimme für die Schwachen und Unterdrückten zu erheben 4
5 Lass uns dankbar sein für den Wohlstand, den wir erleben dürfen, und bewahre uns vor der Fixierung auf das Geld und dem verengenden Blick auf das eigene Ego Gib uns in verzwickten und schwierigen Lebenslagen Geduld, Klugheit und die Kraft, unser Leben wieder in den Griff zu bekommen Wir denken an unsere Verstorbenen. Lass sie das Leben bei dir als den größten Reichtum erfahren Darum bitten wir durch Christus, unsern Herrn 5
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