Qualität und Qualitätskultur an Hochschulen in sich diversifizierenden Hochschulsystemen
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- Fanny Graf
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1 Qualität und Qualitätskultur an Hochschulen in sich diversifizierenden Hochschulsystemen Prof. Dr. Antonio Loprieno Rektor der Universität Basel Präsident der CRUS Qualitätssicherung zwischen Diversifizierung der Hochschulen und Vereinheitlichung von Standards 2. AQ Austria Jahrestagung 2014 Wien, den 1. Oktober
2 : Die Universität auf dem Weg von universitas zu university 2
3 : Europäisierung der humboldtschen Universität 3
4 : Globalisierung der europäischen Universität 4
5 Drei kontinentaleuropäische Entwicklungen Gesellschaftlicher Wandel: Entpolitisierung und Vergesellschaftung europäischer Hochschulen. Corporate governance und Akteure aus Wirtschaft und Gesellschaft bei gleichzeitiger Abhängigkeit von politischen Entscheidungen (< Finanzierung). Von universitären Leitbildern zu institutionellen Strategien 2 Akademischer Wandel: Die europäische Universität im Übergang vom Primat der Disziplin zum Primat der Marke bei inhaltlich konservativer Umsetzung der Bologna- Reform. Von der Kultur der fachlichen Kollegialität zur Kultur des institutionellen Wettbewerbs (> Primat der Forschung über die Lehre) 3 Administrativer Wandel: etappenweise Entlassung in die administrative Autonomie, Etablierung eines betrieblichen Controlling und Monitoring, Zentralisierung der Verwaltungsaufgaben (und eventuell auch der akademischen Aufgaben), Erwartung einer Überprüfbarkeit akademischer «Qualität» 5
6 Zur Dialektik von Lehre, Forschung und Innovation : Bologna-Reform und Primat der Lehre: Bei der Einführung der Bologna- Reform «emanzipatorische» Erwartungen einerseits im Sinne der Harmonisierung der Lehre, andererseits im Hinblick auf die Mobilität, bei angeblicher Anpassung an die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes (vgl. das Modell Karls-Universität Prag) : Von «Qualität» zu «Qualitäts-X»: Standardisierung und Entwicklung nationaler Strukturen für die Überprüfung akademischer Qualität, gleichzeitig aber auch Fokussierung auf deren administrative Dimension > leichtere Einbindung in das institutionelle Leben, aber vorhersagbare, «ritualisierte» Ergebnisse : Macht der Rankings und Primat der Forschung: Auftreten der Logik des institutionellen Wettbewerbs, «Qualität» definiert sich prioritär über die Forschung > zunehmende Skepsis gegenüber bürokratisch wahrgenommenen Praktiken (vgl. das Modell der National University of Singapore) 6
7 Qualitäts-X zwischen institutioneller Emanzipation und globalem Wettbewerb 1 Zeit der Bologna-Reform : Von Qualität zu Qualitäts-X 2 Zeit der Standardisierung : X = «Kontrolle» (Sicherung, usw.) 3 Zeit des Wettbewerbs : X = «Entwicklung» (Kultur, usw.) Die Überprüfung der Qualität einer Institution auf der Basis von Qualitäts-X-Indikatoren hat sich grundsätzlich etabliert, aber dessen Ziele bleiben diffus: (1) Wer ist «tatsächlich» an der Qualitätssicherung interessiert? (2) Sind die formulierten Empfehlungen «referentiell» oder «selbstreferentiell»? Ein Erfahrungsbericht aus der schweizerischen Hochschullandschaft: 7
8 Die schweizerische Hochschullandschaft Wettbewerbs- und Kooperationsraum Forschungsfinanzierung kompetitiv Drittmittel Hochschulen autonom Aufgabenteilung Grundfinanzierung HFKG Reglementierung Kostenintensive Bereiche Leistungsauftrag einzeln Kantone, Bund Bund Kantone + interkantonale gemeinsam Internationale Standards 8
9 Die universitären Träger (= Politik) sind im 2014 weniger bereit als im 1999, in das Vorhaben «Qualitätssicherung» zu investieren 1 Die Reform des europäischen Hochschulwesens wurde politisch initiiert. Ihr haftete in akademischen Kreisen immer eine skeptische Rezeption an, welche für die Bemühungen im Bereich der Qualitätssicherung eine stete Herausforderung darstellte 2 In 2004, der Universitätsrat der Universität Basel verabschiedete im Sinne der Qualitätssicherung in der Lehre eine Portfolio-Bereinigung, die Empörung auslöste und de facto scheiterte 3 In 2014, ein Erziehungsminister eines Schweizer Universitätskantons quittierte das generell positive Ergebnis eines Audit-Verfahrens mit der Bemerkung, die Akkreditierung einer Schweizer Universität sei eine unnötige Übung, weil niemand im Ernst bezweifeln könne, dass die Universität Zürich (o.ä.) eine gute Universität sei 9
10 Warum brauchen wir dennoch Qualitäts-X (ob -Sicherung oder -Kultur)? 1 Verdeutlichung (eher als Vereinheitlichung) von Qualitätsstandards für europäische Universitäten an der Schnittstelle und im Spannungsfeld von Europäisierung und Globalisierung 2 Exemplifizierung (eher als Vorgabe) von Qualitätsstandards für die Regulierung des Wettbewerbs insbesondere gegenüber privaten Anbietern 3 Diskursiver, d.h. selbstreferentieller Charakter der Qualitätssicherung > Entstehung einer «wissenschaftlichen Fachsprache» und einer «Community» von Fachleuten 4 Von der Qualität über die Qualitäts-X zurück zur Qualität: Notwendigkeit einer Versöhnung mit der akademischen Basis durch erneute Fokussierung auf die «Qualität» (ohne X) einer Universität. Riskanter, aber nachhaltiger Weg. 10
11 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Prof. Dr. Antonio Loprieno Rektor der Universität Basel Präsident der CRUS Qualitätssicherung zwischen Diversifizierung der Hochschulen und Vereinheitlichung von Standards 2. AQ Austria Jahrestagung 2014 Wien, den 1. Oktober
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