Die Internationale Norm ISO Erarbeitungsprozess, Inhalte und Bedeutung
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- Etta Falk
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1 DQS-Nachhaltigkeitskonferenz Gesellschaftliche Verantwortung in der Praxis 23. September 2015, Köln Die Internationale Norm ISO Erarbeitungsprozess, Inhalte und Bedeutung
2 Überblick Wie funktioniert Normung? Hintergrund zu ISO Besonderheiten des Erarbeitungsprozesses Inhalte von ISO ISO und andere Initiativen Ausblick und Trends 2015, DIN e. V. 2
3 DIN e. V. DIN ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein und wird privatwirtschaftlich getragen. DIN ist laut eines Vertrages mit der Bundesrepublik Deutschland die zuständige deutsche Normungsorganisation für die europäischen und internationalen Normungsaktivitäten. 2015, DIN e. V. 3
4 Wie funktioniert Normung? Wirtschaft Antrag Wissenschaft und Forschung Verbraucher Norm-Entwurf Berufsgenossenschaften Öffentliche Hand Verbände Handwerk Handel Stellungnahmen Wirtschaft Wissenschaft und Forschung Verbraucher Berufsgenossenschaften Öffentliche Hand Verbände Handwerk Handel NORM 2015, DIN e. V. 4
5 DIN ist ein Dienstleistungsunternehmen DIN fungiert als runder Tisch natürlich auch über elektronische Plattformen an dem Vertreter der interessierten Kreise konsensbasierte Normen markt- und zeitgerecht erarbeiten. Die DIN-Mitarbeiter organisieren den gesamten Prozess der Normung auf nationaler Ebene und die deutsche Beteiligung auf europäischer und internationaler Ebene 2015, DIN e. V. 5
6 Die Internationale Normungsorganisation ISO ISO = International Organization for Standardization (gegründet 1946) Netzwerk aus 162 nationalen Normungsorganisationen und mehr als 700 Liaison-Organisationen (Stand: 2015) ISO entwickelt Internationale Normen für Produkte, Dienstleistungen, Prozesse, Managementsysteme usw. Derzeit existieren ca ISO-Normen ISO-Normen werden von internationalen Normungsgremien entwickelt Der technische Input wird von entsendeten Experten aus den nationalen Normungsorganisationen und Liaison-Organisationen geleistet, die wiederum die international erarbeiteten Entwürfe kommentieren 2015, DIN e. V. 6
7 Wichtige Stufen in der Entwicklung einer Internationalen Norm Stufe Ergebnis Abk. Vorschlagsstufe (Proposal stage) Bearbeitungsstufe (Preparatory stage) Komiteestufe (Committee stage) Umfragestufe (Enquiry stage) Annahmestufe (Approval stage) Veröfftl.stufe (Publication stage) Normungsvorschlag (New proposal for a work item) Arbeitsentwurf (Working Draft) Komitee-Entwurf (Committee Draft) Internationaler Norm-Entwurf (Draft International Standard) Schlussentwurf (Final Draft Int. Standard) Internationale Norm (International Standard) NP WD CD DIS FDIS Zeitrahmen: derzeit rund 3 Jahre 7
8 Konsensprozess in der Internationalen Normung Stufe Ergebnis Abk. Vorschlagsstufe (Proposal stage) Bearbeitungsstufe (Preparatory stage) Komiteestufe (Committee stage) Umfragestufe (Enquiry stage) Annahmestufe (Approval stage) Veröfftl.stufe (Publication stage) Vorschlag Normungsvorschlag (New proposal for a work item) Expertenkonsens Arbeitsentwurf (Working Draft) Länderkonsens der Mitglieder Komitee-Entwurf (Committee Draft) Internationaler Norm-Entwurf (Draft International Standard) Globaler Konsens Schlussentwurf (Final Draft Int. Standard) Veröffentlichung Internationale Norm (International Standard) NP WD CD DIS FDIS Zeitrahmen: derzeit rund 3 Jahre 8
9 Von der Idee bis zur Norm Projekt-Vorschlag für eine Norm zu Corporate Social Responsibility durch das ISO-Komitee für Verbraucherpolitik (COPOLCO) (2002) Machbarkeitsstudie durch eine Beratergruppe des technischen Lenkungsgremiums von ISO (ISO/TMB) ( ) Normungsantrag (2004): große Mehrheit der ISO Mitglieder stimmt zu, auch DIN Gründung der neuen ISO/TMB-Arbeitsgruppe Social Responsibility Erarbeitung der Inhalte von März 2005 bis Mai 2010 Veröffentlichung der ISO im November 2010, nach Verabschiedung des FDIS mit deutlicher Mehrheit nationale Implementierung in deutscher Sprache als DIN ISO im Januar , DIN e. V. 9
10 Rahmenbedingungen und Besonderheiten des Erarbeitungsprozesses ISO ist eine Norm mit Leitfadencharakter und enthält keine konkreten Anforderungen Norm beschreibt kein neues Managementsystem und ist nicht als Grundlage für Drittzertifizierung geeignet Anwendbar für alle Arten von Organisationen kein Ersatz für Gesetzgebung/staatliche Aktivitäten 2015, DIN e. V. 10
11 Exkurs: Ist die ISO überhaupt eine echte Norm? ISO definiert eine Norm als ein Dokument, das im Konsens erstellt und von einer anerkannten Institution angenommen wurde und das für die allgemeine und wiederkehrende Anwendung Regeln, Leitlinien oder Merkmale für Tätigkeiten oder deren Ergebnisse festlegt ( ) Internationale Normen enthalten Festlegungen in Form von Anforderungen, Empfehlungen, Anweisungen oder Angaben. Diese Festlegungen werden durch die jeweils verwendete Verbform unterschieden. ISO entwickelt Internationale Normen für Produkte, Dienstleistungen, Prozesse, Methoden, Managementsysteme usw. 2015, DIN e. V. 11
12 Rahmenbedingungen und Besonderheiten des Erarbeitungsprozesses Beteiligung der interessierten Kreise - 6 wesentliche Stakeholder-Gruppen wurden identifiziert: Wirtschaft Öffentliche Hand Verbraucher Gewerkschaften Nichtregierungsorganisationen (NGO) Dienstleister, Berater, Wissenschaft und Andere (SSRO) 2015, DIN e. V. 12
13 Rahmenbedingungen und Besonderheiten des Erarbeitungsprozesses Innovatives Arbeiten im Rahmen der ISO-Regeln Einbeziehung der Entwicklungsländern (zuletzt 69 von 99 beteiligten Ländern) Organisation der Normungsarbeit nach dem Twinning- Modell (Industrieländer Entwicklungsländer) Transparenz und breite Information der interessierten Öffentlichkeit 2015, DIN e. V. 13
14 Rahmenbedingungen und Besonderheiten des Erarbeitungsprozesses Expertenzahlen der ISO/TMB WG SR bis zuletzt steigend: rund 450 Experten und 210 Beobachter Quelle: Präsentation Sekretariat ISO/TMB WG SR 8. Sitzung, Kopenhagen, , DIN e. V. 14
15 Rahmenbedingungen und Besonderheiten des Erarbeitungsprozesses aus 99 Ländern und 42 Liaison-Organisationen Quelle: Präsentation Sekretariat ISO/TMB WG SR 8. Sitzung, Kopenhagen, , DIN e. V. 15
16 Ausgangspunkt: Definition des Begriffs gesellschaftliche Verantwortung betrifft alle Arten von Organisationen schließt sowohl soziale als auch ökologische Aspekte ein steht im Zusammenhang mit nachhaltiger Entwicklung integriert in die gesamte Organisation Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und internationaler Vereinbarungen als Basis berücksichtigt die Erwartungen der Stakeholder/Anspruchsgruppen bedeutet für eine Organisation, Verantwortung für die Folgen ihres Handels und ihrer Entscheidungen zu übernehmen 17
17 Struktur und Inhalt der ISO Einführung und Grundlagen Warum? Warum ist gesellschaftliche Verantwortung relevant? Was? Welche Aspekte sind zu beachten bzw. zu behandeln? Wie? Wie ist gesellschaftliche Verantwortung umzusetzen? 18
18 Struktur und Inhalt der ISO 26000: Einführung und Grundlagen Einleitung Hintergrund, Übersicht über die behandelten Themen, Hinweise zur Anwendung der Norm 1 Anwendungsbereich Welche Themen werden behandelt? Welche Einschränkungen liegen vor? Hinweise zum Thema Managementsysteme, Drittzertifizierung, Bedeutung der Norm in Bezug auf WTO 2 Begriffe Wichtige Begriffe und Definitionen im Zusammenhang mit gesellschaftlicher Verantwortung, z.b. Einflussbereich, gebührende Sorgfalt, Anspruchsgruppe, Internationale Verhaltensstandards, gesellschaftliche Verantwortung, Rechenschaftspflicht Einführung und Grundlagen 19
19 Struktur und Inhalt der ISO 26000: Warum? 3 Verständnis gesellschaftlicher Verantwortung Historischer Hintergrund und Trends Merkmale gesellschaftlicher Verantwortung Hinweise zur Bedeutung der ISO für kleine und mittlere Organisationen Hinweise zur Gleichstellung der Geschlechter gesellschaftliche Verantwortung und nachhaltige Entwicklung Staat und gesellschaftliche Verantwortung Warum? Warum ist gesellschaftliche Verantwortung relevant? 21
20 Struktur und Inhalt der ISO 26000: Was? Grundsätze gesellschaftlicher Verantwortung 4 Grundsätze Rechenschaftspflicht Transparenz Ethisches Verhalten Achtung der Interessen von Anspruchsgruppen Achtung der Rechtsstaatlichkeit Achtung internationaler Verhaltensstandards Achtung der Menschenrechte Was? Welche Aspekte sind zu beachten bzw. zu behandeln? 22
21 Struktur und Inhalt der ISO 26000: Wie? Grundlegende Praktiken 5 Anerkennung gesellschaftlicher Verantwortung und Einbindung von Anspruchsgruppen Beziehung zwischen Organisation, Gesellschaft und Anspruchsgruppen Umgang mit Kernthemen und relevanten Handlungsfeldern gesellschaftlicher Verantwortung Einflussbereich einer Organisation Identifizierung der Anspruchsgruppen Einbindung von Anspruchsgruppen Wie? Wie ist gesellschaftliche Verantwortung umzusetzen? 24
22 Struktur und Inhalt der ISO 26000: Was? Kernthemen gesellschaftlicher Verantwortung 6 Handlungsempfehlungen zu den Kernthemen gesellschaftlicher Verantwortung: Organisationsführung Menschenrechte Arbeitspraktiken Umwelt Faire Betriebs- und Geschäftspraktiken Konsumentenanliegen Einbindung und Entwicklung der Gemeinschaft Was? Welche Aspekte sind zu beachten bzw. zu behandeln? 25
23 Struktur und Inhalt der ISO 26000: Was? Kernthemen gesellschaftlicher Verantwortung 6 Handlungsempfehlungen zu den Kernthemen gesellschaftlicher Verantwortung: Gliederung der Kernthemen: Übersicht über den Bezug eines Kernthemas zur Organisation bzw. zur gesellschaftlichen Verantwortung Zu beachtende themenspezifische Grundsätze und Überlegungen Darstellung der Handlungsfelder: Beschreibung und empfohlene Maßnahmen und Erwartungen Ursprung der dargestellten Informationen: internationale Rechtsakte, z.b. zwischenstaatliche Abkommen (Aufstellung der Referenzen in den Literaturhinweisen) Was? Welche Aspekte sind zu beachten bzw. zu behandeln? 26
24 Struktur und Inhalt der ISO 26000: Wie? Organisationsweite Integration 7 Handlungsempfehlungen zur organisationsweiten Integration gesellschaftlicher Verantwortung: Wie hängen die organisationsspezifischen Merkmale mit gesellschaftlicher Verantwortung zusammen? Bestimmung der gesellschaftlichen Verantwortung: gebührende Sorgfalt, Relevanz, Wesentlichkeit, Einflussbereich, Prioritäten Integration gesellschaftlicher Verantwortung in der Organisation: systematische Vorgehensweise Kommunikation zur gesellschaftlichen Verantwortung Methoden zur Stärkung der Glaubwürdigkeit Bewertung und Verbesserung der Leistung Freiwillige Initiativen zur gesellschaftlichen Verantwortung Wie? Wie ist gesellschaftliche Verantwortung umzusetzen? 27
25 Struktur und Inhalt der ISO 26000: Wie? Freiwillige Initiativen und Hilfsmittel Anhang A Beispiele freiwilliger Initiativen und Hilfsmittel für die gesellschaftliche Verantwortung branchenübergreifende Initiativen Zwischenstaatliche Initiativen Multi-Stakeholder Initiativen Initiativen einzelner Anspruchsgruppen branchenspezifische Initiativen Wichtig: Keine Anerkennung oder Empfehlung der genannten Initiativen durch die ISO Kriterien zur Auswahl: z.b. keine gewinnorientierten Initiativen Wie? Wie ist gesellschaftliche Verantwortung umzusetzen? 28
26 Wo liegt der Mehrwert gegenüber anderen Instrumenten und Initiativen? Die ISO baut auf bestehenden Instrumenten und Initiativen auf, aber im Gegensatz zu diesen: richtet sich die Norm an alle Arten von Organisationen wurde die Norm unter der Beteiligung aller Regionen und Stakeholdergruppen durch eine Vielzahl an Experten im Konsens erarbeitet beschreibt die Norm Prinzipien und Kernthemen, aber auch Handlungsfelder und Ansätze zur Umsetzung lässt die Norm Organisationen Freiheiten bei der konkreten Ausgestaltung 2015, DIN e. V. 30
27 ISO und andere Initiativen ISO wird in der EU-CSR-Strategie (KOM(2011) 681 endg., ) an prominenter Stelle in einer Linie mit anderen bekannten Initiativen genannt (OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen, Global Compact, Dreigliedrige Grundsatzerklärung der ILO über multinationale Unternehmen und Sozialpolitik, UN- Leitprinzipien für Unternehmen und Menschenrechte) Leitfäden zu Verbindungen zwischen ISO und GRI G4 Guidelines, Global Compact und Integrated Reporting (OECD-Leitsätze in Planung) 2015, DIN e. V. 31
28 Aktueller Stand, Ausblick und Trends ISO-Befragung 2013 ergab, dass 44 Länder ISO als nationale Norm unverändert übernommen hatten, erhältlich in 27 Sprachen Einige Länder haben auf Basis von ISO weitergehende nationale Normen entwickelt, z. B.: Dänemark: DS 49001:2011 (SR-Managementsystem) Frankreich: weiterführende Instrumente, Methoden und sektorspezifische Ergänzungen Österreich: ONR :2011 (SR-Managementsystem) Niederlande: NPR 9026:2011 (Leitfaden zur Selbsterklärung) 2015, DIN e. V. 32
29 Aktueller Stand, Ausblick und Trends ISO wurde im Rahmen der Systematischen Überprüfung im Februar 2014 von den ISO-Mitgliedern zunächst unverändert bestätigt ISO-Befragung 2013: Gibt es Bedarf für eine Internationale Norm zur gesellschaftlichen Verantwortung, die Konformitätsbewertung ermöglicht? 68 Länder haben reagiert, Durchschnitt: 2,8 (Skala von 1 bis 5, 1 = sehr großer Bedarf) Keine erkennbaren Unterschiede zwischen Entwicklungs- und Industrieländern Möglicher Anstoß zur Überarbeitung: Konferenz zur ISO am 20. Oktober 2015 in Stockholm mit anschließendem Treffen der ISO Steuergruppe 2015, DIN e. V. 33
30 Wo erhalte ich weitere Informationen? , DIN e. V. 34
31 DIN e. V. Am DIN-Platz Burggrafenstraße Berlin
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