Globalisierung im Agrarbereich
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- Viktor Franke
- vor 7 Jahren
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1 Appetit auf Zukunft: Nachhaltige Ernährung und Landwirtschaft - wie geht das? 4. Stuttgarter Forum für Entwicklung Haus der Wirtschaft 17.Oktober 2014 Dr. Bernhard Walter; Brot für die Welt bernhard.walter@brot-fuer-die-welt.de Brot für die Welt Globalisierung im 1
2 Hunger- und Ernährungskrise aus Sicht einer Entwicklungsorganisation 1. Wie können ausreichend Nahrungsmittel produziert werden, um 9 Milliarden Menschen bis zum Jahre 2050 zu ernähren, ohne dass der Planet kollabiert? 2. Welche Rolle spielt dabei die europäische Landwirtschaft? 3. Mit welcher Art von Landwirtschaft kann dies erreicht werden? 4. Intensivierung der Landwirtschaft mit vielen externen Ressourcen (Düngemittel, Pestiziden Gentechnik) und hohem Maschinen- und Kapitaleinsatz 5. oder ökologisch-nachhaltige Intensivierung auf Basis einer wissensbasierten Produktionssteigerung, die kleinbäuerliche Landwirtschaftsmethoden in den Entwicklungsländern mit einbezieht 6. Mit welchen Lebensstilen sind diese Produktionsmodelle verbunden? 7. Wie kann der Zugang zu ausreichender Nahrung für alle sichergestellt werden (politische Rahmenbedingungen in den Entwicklungsländern)? Brot für die Welt Globalisierung im 2
3 Was hat dieses Thema mit Hunger / Armut weltweit zu tun? Zahlen und Fakten Dimensionen des Hungers Die Welt ist aus dem Gleichgewicht 7,2 Milliarden Menschen 805 Millionen leiden an chronischem Hunger weitere 2 Milliarden Menschen sind mangelernährt (ein oder zwei Mikronährstoffen fehlen) 1,4 Milliarden sind übergewichtig davon 500 Millionen fettleibig, Brot für die Welt Globalisierung im 3
4 Zahlen und Fakten Dimensionen des Hungers Täglich sterben ca Menschen jede 6. Sekunde stirbt ein Kind an Hunger 500 Mio. leiden an extremem Hunger (<1400 kcal/tag) Der Mensch benötigt mindestens Kilokalorien am Tag für ein gesundes Leben 70 % der Hungernden sind Frauen und Mädchen Hunger und Armut ist ein ländliches Problem Brot für die Welt Globalisierung im 4
5 Hauptursachen der Ernährungs- und Hungerkrise Klima- und wetterbedingte Ernteausfälle Bevölkerungswachstum; Verstädterung Nachlassende Produktivität und geringere Produktionskapazitäten in der Landwirtschaft Hoher Ressourcenverbrauch bedingt steigende Nachfrage nach guten landwirtschaftlichen Flächen für Landgrabbing, Futtermittel, Agrosprit Preisschwankungen; Spekulation; undurchsichtige Märkte; Wirtschaftskrise Bürgerkriege; Vertreibungen; Gewalt Brot für die Welt Globalisierung im 5
6 nachlassende Produktivität und geringere Produktionskapazitäten der Landwirtschaft des Südens Kleinbauern haben kaum Zugang zu ausreichendem Land und anderen Ressourcen; Hunger eher ein Zugangs- als ein Produktionsproblem Agroindustrie vertreibt Kleinbauern Billigimporte, auch aus der EU bedroh(t)en lokale Märkte Exportlandwirtschaft gefährdet Produktion für heimische Märkte Einheimische Kleinbauern verlieren ihre Absatzmärkte (z.b. starke Verbreitung von Supermarktketten) Landgrabbing (-raub) nimmt größere Dimension an (Anbau von Grundnahrungsmittel; Agrosprit; Futtermittelanbau)
7 Hoher Ressourcenverbrauch in Nord (und Süd) als Triebfeder für soziale und ökologische Probleme Keine regionale und saisonale Küche Übermäßiger und falscher Fleischkonsum Verschwendung von Lebensmitteln (80 kg im Schnitt; Wert von 800 Euro; die Hälfte könnten noch gegessen werden. Vom Essensmüll der USA und von Europa könnten alle Hungernden satt werden. In den Entwicklungsländern: Nachernteverluste von 30 bis 40 % Starke Nachfrage nach Energiepflanzen aus dem Entwicklungsländern Brot für die Welt Globalisierung im 7
8 Wir essen zu viel Fleisch: (Netto)-Fleischverzehr in Deutschland: 61, 1 Kilo pro Person im Jahr Der Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung empfiehlt: 37,4 Kilo pro Person im Jahr Deutsche Ernährungsgesellschaft e.v. empfiehlt: 15 bis 29 Kilo pro Person im Jahr
9 Fazit Futtermittelanbau Ein Drittel der landwirtschaftlichen Flächen weltweit Vor allem Sojaanbau in südamerikanischen Schwellenländern Ökologische Schäden Vertreibung von indigenen Bevölkerungsgruppen Landknappheit und steigende Bodenpreise Brot für die Welt Globalisierung im 9
10 Mais in den Tank oder auf den Teller? 1300 Kilometer fährt das Auto Ein Kind isst ein Jahr 148 Liter reines Bioethanol benötigen 358 Kilo Mais bei einem Spitzenertrag von 9 t Körnermais pro ha. Mit 358 Kilo Mais ernährt sich ein Kind in Mexiko oder Sambia.
11 Fazit Agrotreibstoffe Ersatz von Erdöl und Aufbesserung der Klimabilanz Beimischungsziele als Triebfeder für steigenden Flächenbedarf, der überwiegend aus Importen gedeckt werden muss Positive Klimabilanz fraglich Direkte und indirekte Landnutzungsänderungen Menschenrechtsverletzungen (Vertreibungen) Ökologische Schäden Steigende Nahrungsmittelpreise Brot für die Welt Globalisierung im 11
12 Der Zugang zu Land ist elementar für die Hungerbekämpfung 40 Prozent der Menschen weltweit leben von Landwirtschaft weltweit sind 85 % der Bauern Kleinbauern (525 Millionen Betriebe) mit weniger als 2 ha; Davon sind allein in Asien 87 %. Deren Land wird immer knapper, da der Bedarf für Futtermittel, für Agrotreibstoffe, für die Industrie oder Wohnraum steigt
13 Herausforderungen und Lösungsansätze im Süden Kurzfristig Lebensmittelhilfe für betroffene Haushalte Mehr Ernährungssouveränität: Entwicklungsländer müssen der Agrarpolitik und den ländlichen Räumen wieder eine höhere Priorität einräumen (mehr Finanzen, mehr Investitionen, mehr Marktschutz, mehr Förderung von bäuerlichen Betrieben) Die zunehmende Abhängigkeit der Nahrungsmittelversorgung vom Weltmarkt muss umgekehrt werden. Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft, die soziale und ökologische Belange berücksichtigt Brot für die Welt Globalisierung im 13
14 Der Norden muss Verantwortung übernehmen Muss Entwicklungsländer unterstützen, die negativen Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft zu bewältigen. Die EU darf mit ihrer Agrar-, Handels- oder Energiepolitik (z.b. Biospritquoten) den Entwicklungsländern nicht schaden Kein Dumping von Agrarexporten und Bindung von Subventionen an ökologische und soziale Standards Den Lebensstil ändern (übermäßiger Konsum von Nahrung, Energie; Verschwendung von Lebensmittel) Brot für die Welt Globalisierung im 14
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