Fachverband für Nutztierschutz. Tierwohl verbessern - von der Ringelschwanzprämie zum Bonitierungssystem
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- Swen Gärtner
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1 Fachverband für Nutztierschutz Tierwohl verbessern - von der Ringelschwanzprämie zum Bonitierungssystem 0
2 Inhaltsübersicht 1. Kurze Vorstellung von PROVIEH 2. Entstehung & Kernpunkte des Bonitierungssystems 3. Die Ringelschwanzprämie als Vorläufer des Bonitierungssystems 4. Erläuterungen, wie der Ringelschwanz ganz & gesund bleiben kann 5. Fazit 1
3 PROVIEH - Nutztierschutz seit 1973 Unsere Leitsätze: 1. Faires Entgelt für Tierwohl ist notwendig 2. Voran geht es nur gemeinsam mit den Tierhaltern 3. Die Haltung muss an die Bedürfnisse der Tiere angepasst werden, nicht umgekehrt 2
4 Hauptbetätigungsfelder von PROVIEH -> FACHBERATUNG BEI TIERSCHUTZPROBLEMEN -> BERATUNG VON POLITIK UND WIRTSCHAFT -> MITARBEIT IN EUROPÄISCHEN NETZWERKEN -> ENTWICKLUNG NEUER KONZEPTE FÜR DIE FÖRDERUNG DES NUTZTIERSCHUTZES 3
5 WARUM NEUE KONZEPTE FÜR NUTZTIERSCHUTZ? DIE GRUNDFRAGE: Wie können wir einen Großteil der Tierhalter & Tiere erreichen? 4
6 Entstehung des Bonitierungssystems März 2011: Gründung des Initiativkreises für Tierwohl und Nachhaltigkeit mit 3 Schlachtunternehmen Februar 2012: REWE tritt bei April/Mai 2012: Einführung des Konzeptes bei QS & in der Politik (über REWE) Ab März 2013: PROVIEH im erweiterten, von QS koordinierten Initiativkreis Tierwohl 5
7 Hauptpunkte des Bonitierungssystems für Tierwohl 1. Beginn mit dem Schweinesektor (andere Tierarten geplant) 2. Branchenlösung statt Nischenlösung 3. Stufenweise Verbesserungen 4. zunächst ohne Label (keine Verbrauchertäuschung) 5. Vollständige Erzeugerkette (gesamte Lebenszeit) 6. Kein Zollstocktierschutz (v.a. tierbezogene Kriterien) 7. Faire Bezahlung losgelöst vom Warenstrom 8. Ausschließlich positive Anreize (keine Abzüge) 9. Verbessertes, glaubwürdiges Auditsystem 6
8 PROBLEMSTELLUNGEN 1. Bonitierungssystem ist komplex, braucht Zeit 2. Nachfrage des Lebensmitteleinzelhandels ist da, er ist JETZT zahlungsbereit! 3. Das Finanzierungsmodell (vom LEH gespeister Fonds) soll bis zum Sommer 2013 stehen. 4. Kontrollen und CC-Kürzungen wg Schwanzkupieren sind bald zu erwarten (EU + national). 7
9 Ringelschwanzprämie als Vorläufer des Bonitierungssystems Der gesunde, intakte, geringelte Schwanz beim Schwein gilt Fachleuten als wichtigster Tierwohl-Indikator! 8
10 Wie funktioniert die Ringelschwanzprämie? Für jedes Schwein mit heilem Ringelschwanz am Schlachthof bekommt der Tierhalter eine Prämie vom LEH über einen Fonds ausbezahlt Leitfaden für Tierhalter (keine Audits) Bonitierung neutral (unabhängige Kontrollstelle am Schlachtband) Kontrollstelle meldet direkt an den einzurichtenden Fonds Fonds zahlt unabhängig vom Warenstrom Prämie 50:50 für Ferkelerzeuger und Mäster 9
11 Die Ringelschwanzprämie als Prüfstein DIE RINGELSCHWANZPRÄMIE ALS ANTWORT AUF DIE GRETCHENFRAGE: ZAHLT DER HANDEL DAUERHAFT OHNE EINPREISUNG?!? 10
12 Neue Erkenntnisse zu Ohrrand- & Schwanznekrosen Meist verursacht durch Endotoxinvergiftung! Nachweis durch Prof. Dr. F. Jaeger (vgl. TU, Heft ) 11
13 Ursache für die Entstehung von Ohr- & Schwanznekrosen Überforderung des Ferkeldarms durch ZU FRÜHES ABSETZEN WASSERSTRESS NACH DEM ABSETZEN ZU ENERGIEREICHES, BALLASTSTOFFARMES FUTTER ENDOTOXIN-VERGIFTUNG CHRONISCHE ENTZÜNDUNGEN (Leber, Klauenschuhe ) SOWIE OHRRAND- UND SCHWANZNEKROSEN OHR- UND/ODER SCHWANZBEIßEN 12
14 Wichtigste vorbeugende Maßnahmen 1. Absetzalter nicht < Tage (Durchschnitt 28) 2. Ferkel-Wühlerde ab der 2. Lebenswoche (bis ca. vier Tage nach dem Absetzen) 3. Hohe Trinkwasserqualität & -verfügbarkeit (Becken oder Schalentränken im Flatdeck!) 4. Ausreichend frische, fressbare Beschäftigungsmaterialien für alle Schweine (!) 5. Tiere beobachten, auf Signale sofort reagieren! 13
15 Wichtige Signalfunktion des Ringelschwanzes Ringelschwanz heil, gesund & geringelt = Wohlbefinden Ein kupierter Schwanz zeigt kaum etwas an! Ein schlechtes Zeichen: der zwischen die Hinterläufe eingeklemmte Schwanz 14
16 Ferkelwühlerde für die Verdauungsgesundheit Einige Handvoll Ferkelwühlerde ab der 2. Lebenswoche bis mind. 4 Tage nach dem Absetzen 15
17 Praxisversuch Trinkwasserversorgung Die ungewohnten Nippeltränken führen bei den Ferkeln in den Tagen nach dem Absetzen häufig zu Wasserstress Reaktion der Ferkel auf eine Schale mit sauberem Trinkwasser aus dem Wohnhaus 16
18 Ungenügende Raufutterversorgung Spielzeuge taugen nicht zur Bedürfnisbefriedigung Raufutter ist unerlässlich für Darmgesundheit & Tierwohl! 17
19 Kupierverbot & Beschäftigungsgebot seit 1994 RICHTLINIE 91/630/EWG vom 19. November 1991 über Mindestanforderungen für den Schutz von Schweinen (in Kraft ab !), Anhang, Kap. I & II: 12. Allen Schweinen ist ein geeignetes Futter zu verabreichen, das ihrem Alter und Gewicht angemessen ist und ihren verhaltensmäßigen und physiologischen Bedürfnissen entspricht, damit Gesundheit und Wohlbefinden der Tiere gefördert werden. 16. Neben den üblichen Vorkehrungen zur Verhinderung von Schwanzbeißen und sonstigem Fehlverhalten müssen alle Schweine unter Berücksichtigung der Haltungsbedingungen und der Besatzdichte über Stroh oder anderes geeignetes Material bzw. Gegenstände verfügen, um ihre verhaltensmäßigen Bedürfnisse zu befriedigen. 4. Das Stutzen der Schwänze und Abkneifen der Zähne darf nicht routinemäßig erfolgen, sondern nur dann, wenn in dem Betrieb durch den Verzicht auf diese Schutzvorkehrungen nachweislich bereits Zitzen-, Ohr- oder Schwanzverletzungen aufgetreten sind. Grundbedürfnis: Kauen, Stöbern und Wühlen nach Futter 18
20 Beispiel Raufutterversorgung Absetzferkel Heukorb (Schweiz) 19
21 Europäische Gesetzeslage heute Richtlinie 2008/120/EG des Rates vom 18. Dezember 2008 über Mindestanforderungen für den Schutz von Schweinen (Anhang KAPITEL I - ALLGEMEINE BEDINGUNGEN) 4. Unbeschadet von Artikel 3 Absatz 5 müssen Schweine ständigen Zugang zu ausreichenden Mengen an Materialien haben, die sie untersuchen und bewegen können, wie z. B. Stroh, Heu, Holz, Sägemehl, Pilzkompost, Torf oder eine Mischung dieser Materialien, durch die die Gesundheit der Tiere nicht gefährdet werden kann. 8. Ein Kupieren der Schwänze oder eine Verkleinerung der Eckzähne dürfen nicht routinemäßig und nur dann durchgeführt werden, wenn nachgewiesen werden kann, dass Verletzungen am Gesäuge der Sauen oder an den Ohren anderer Schweine entstanden sind. Bevor solche Eingriffe vorgenommen werden, sind andere Maßnahmen zu treffen, um Schwanzbeißen und andere Verhaltensstörungen zu vermeiden, wobei die Unterbringung und Bestandsdichte zu berücksichtigen sind. Aus diesem Grund müssen ungeeignete Unterbringungsbedingungen oder Haltungsformen geändert werden. 20
22 Verhaltensgerechte Raufutterversorgung D ü s s e r Ferkel-Arena Optimal: Futtersuche am Boden! W ü h l t u r m Haus Düsse 21
23 ZUSÄTZLICHE RISIKO-FAKTOREN Schwanzbeißen kann auch durch andere Ursachen als Schwanznekrosen und mangelhaftes Beschäftigungsmaterial ausgelöst werden, u.a. durch: -> zu wenige funktionsfähige Zitzen bei hochfruchtbaren Sauen (fehlgeleiteter, frustrierter Fressinstinkt) -> Stress (Zugluft, Hitze/Kälte, Lärmbelastung ) -> Krankheitsdruck (Parasiten, PRRS, Mykotoxine...) -> Platzmangel, unzureichendes Tier-Fressplatz-Verhältnis => Management und Haltung überprüfen und anpassen, bevor die Schwänze drangelassen werden! 22
24 MÖGLICHE MAßNAHMEN GEGEN SCHWANZBEIßEN Frühes Reagieren auf Warnsignale (Flankenstubsen etc.): Ablenkung, z.b. durch fressbares Beschäftigungsmaterial Beißer / Gebissenen identifizieren & einige Tage isolieren Futtermittel- & Trinkwasseranalysen Salzleckstein / Viehsalz Johannisbrotkernmehl (Ur-)Gesteinsmehl Vitamin E / Selen andere Mängel beheben Gute Tierbeobachtung ist unerlässlich! 23
25 Fazit: Was bringt der Ringelschwanz den Tierhaltern? Indikator für Tierwohl und Tiergesundheit Verbesserte Darmgesundheit & Immunabwehr Keine Organschäden durch Endotoxinbedingte Entzündung BESSERE LEISTUNGEN GERINGERER MEDIKAMENTEVERBRAUCH NIEDRIGERE AUSFALLRATEN + EINE RINGELSCHWANZPRÄMIE?! 24
26 Fazit - Das Schwanzkupieren ist heute vermeidbar - Die Ringelschwanzprämie soll den Tierhaltern bei der Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen helfen - Mehr Tierwohl ist nur mit einer fairen Aufwandsentschädigung machbar - Das Bonitierungssystem schafft dauerhaft Anreize für mehr Tierwohl - Tierwohl kann ein Wettbewerbsvorteil zur Sicherung zukunftsfähiger Tierhaltung sein 25
27 Tierschutz und Tierhaltung im 21. Jahrhundert: VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT! Danksagung: Wir bedanken uns bei unseren Partnern des Initiativkreises für Tierwohl für die gute Zusammenarbeit und bei Prof. Dr. Friedhelm Jaeger, Referat für Tierschutz im MKULNV (NRW) für seine Praxisversuche, Fotos und Ratschlage sowie bei Rudi Wiedmann für seine Beratung und Unterstützung. Sabine Ohm, Fachreferentin für Schweinehaltung Kontaktdaten: Tel.: Erzeuger, Tierschützer & Berater gemeinsam für mehr Tierwohl! 26
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