Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

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1 Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Staatsminister Helmut Brunner Fachtagung Seniorenverpflegung Herausforderung und Verantwortung 21. Oktober 2015, München Es gilt das gesprochene Wort! Referat Presse Telefon Ludwigstraße München Telefax

2 Meine sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Dr. Opolony, werte Entscheidungsträger in der Seniorenverpflegung, ich freue mich über das große Interesse an der heutigen Fachtagung, die, so habe ich mir sagen lassen, seit Wochen ausgebucht ist. Das zeigt doch, wie aktuell Thema ist! Sie tagen bereits seit heute Morgen und kommen nun hoffentlich gestärkt aus der Mittagspause zurück. Johann Wolfgang von Goethe hat einmal gesagt: Wenn ihr gegessen und getrunken habt, seid ihr wie neu geboren; seid stärker, mutiger, geschickter zu eurem Geschäft. So kann ich davon ausgehen, dass Sie das Nachmittagsprogramm wie neugeboren angehen. I. Herausforderung Seniorenverpflegung Die Worte von Goethe, der übrigens 82 Jahre alt geworden ist, haben gerade für Senioren eine große Be- S e i t e 1

3 deutung: Essen und Trinken machen stärker und mutiger. Konkret heißt das: Wir brauchen die richtige Verpflegung, damit es Körper und Seele gut geht. Im Mittelpunkt steht heute die Frage: Wie ist es um die Verpflegung und ihren Beitrag zum Wohlbefinden unserer Senioren gestellt? In Senioreneinrichtungen können die Bewohner oft nicht mehr selbst entscheiden, was sie essen. Die Entscheidungen für die Qualität des Essens treffen Sie, liebe Sachaufwandsträger, liebe Einrichtungs- und Küchenleiter. Keine leichte Aufgabe, auch angesichts der starken wirtschaftlichen Zwänge. Sie bewegen sich in einem weiten Spannungsfeld zwischen Qualitätsansprüchen und wirtschaftlicher Realität! II. Situation der Seniorenverpflegung in Bayern In Bayern werden derzeit circa ältere Menschen in knapp stationären Einrichtungen versorgt. Erstaunlicherweise gab es bisher keine Daten, die die Verpflegungssituation in den bayerischen Heimen S e i t e 2

4 erfassen. Ich habe deshalb vor zwei Jahren eine bayernweite Datenerhebung zur Gemeinschaftsverpflegung und als Teilbereich zur Seniorenverpflegung veranlasst. Die ersten Ergebnisse der bayernweit durchgeführten Befragung von Alten-, Altenpflege- und Seniorenheimen werden wir Ihnen heute vorstellen. Ich will zwei Größen herausgreifen: Das finanzielle Potenzial der Seniorenverpflegung in Bayern liegt bei nicht weniger als 174 Mio. Euro Netto-Wareneinsatz pro Jahr, eine Summe, über die es lohnt nachzudenken! Ich stelle in Raum: Sind 2,30 Euro pro Mittagessen genug Nettowareneinsatz? Das ist die wirtschaftliche Seite! Die Datenerhebung hat außerdem gezeigt, dass lediglich rund 30% der bayerischen Seniorenheime ihr Verpflegungsangebot nach dem Qualitätsstandard der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ausrichten. Gerade bei älteren Menschen ist eine ausgewogene Ernährung zur Vermeidung einer Mangelernährung von besonderer Bedeutung. Sie sehen: Hier besteht großer Handlungsbedarf! S e i t e 3

5 III. Bayerische Leitlinien Seniorenverpflegung Im März dieses Jahres haben meine Ernährungsexperten Leitlinien für die Betriebsgastronomie veröffentlicht. Ich meine: Solche Handlungsempfehlungen brauchen wir auch für das Essen in Bayerns Senioreneinrichtungen. Daher habe ich das Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) gebeten, diese zu erarbeiten. Wichtig ist mir dabei, dass gesunde Verpflegung ganzheitlich gesehen wird. Neben Aspekten wie Gesundheit und Nachhaltigkeit kommt der Wertschätzung gegenüber dem Essen und gegenüber den Bewohnern in Seniorenheimen eine besondere Rolle zu: Mit dem Essen werden nicht nur Nährstoffe und Energie zugeführt, das Essen ist in den meisten Einrichtungen auch Höhepunkt des Tages. Diese Wertschätzung kann sich darin ausdrücken, dass die Essbiografie der Bewohner mit in die Speisenplanung einbezogen wird. Auch hier gilt: Umso genussvoller und bewusster gespeist wird, umso bekömmlicher ist die Mahlzeit. Unsere Senioren S e i t e 4

6 sind nicht mit Fertigprodukten aufgewachsen, sondern kennen meist noch den beschwerlichen Weg vom Acker bis zum Teller. Und sie wollen schmecken, was sie kennen und schätzen! IV. Konzept Ernährung in Bayern Gesunde Ernährung im Alter ist der Bayerischen Staatsregierung wichtig. Deshalb hat sie einen festen Platz im Konzept Ernährung in Bayern und das von Anfang an. Inzwischen hat meine Verwaltung auch im Bereich Ernährungsbildung ein Projekt mit Aktionen für ein gesundes Altern gestartet, 2016 sogar als Schwerpunktthema in der Ernährungsbildung. Bereits 2012 und 2014 hat das KErn das Essen in Senioreneinrichtungen mit dem Wettbewerb gesund. gekocht.gewinnt in den Fokus der Öffentlichkeit gestellt. Ich bin begeistert von den zehn Siegerbetrieben, die mit ihren Verpflegungskonzepten Leuchttürme für ausgezeichnetes Seniorenessen sind. Ich meine: Jede Einrichtung hat das Potenzial, ein Siegerbetrieb zu werden. S e i t e 5

7 2009 habe ich an acht Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) Fachzentren für Gemeinschaftsverpflegung eingerichtet. Sie unterstützen die Fach- und Führungskräfte bei der Verbesserung des Verpflegungsangebotes, u.a. mit Workshops zur Speiseplanung und Informationsveranstaltungen zu aktuellen Themen. Zudem finden in allen Regierungsbezirken Arbeitskreise von Profis für Profis (ProfiTreffs) sowie Fachtagungen statt. Diese Angebote werden von den Senioreneinrichtungen gut angenommen. Herzlich Dank den Fachzentren für ihren engagierten Einsatz! V. Schluss Die heutige Fachtagung ist ein wichtiger Schritt, das Thema Seniorenverpflegung in Bayern weiter voran zu bringen! Ich danke Ihnen für Ihr Interesse und baue auf Sie. Setzen wir uns gemeinsam für das Wohle der älteren Menschen ein, für die wir miteinander Verantwortung tragen! Es gibt viel zu tun! Packen wir es an! S e i t e 6