Jahrestagung Recht ohne Grenzen Bern, Mut zur Verantwortung - Schlusswort zur Jahrestagung

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1 Jahrestagung Recht ohne Grenzen Bern, Mut zur Verantwortung - Schlusswort zur Jahrestagung Florian Wettstein Institut für Wirtschaftsethik Universität St. Gallen

2 Ausgangslage: Die Sicht der Wirtschaftsethik Um was geht es grundsätzlich? Vordergründig: formale, rechtliche Modalitäten Hintergründig: minimale, globale Gerechtigkeit (philosophischer/praktischer Kern) Wieso sollte die Schweiz vorangehen? Kategorisch: Menschenrechte sind universale Rechte Möglichkeitsbedingungen eines würdigen Lebens Angriff auf die Grundvoraussetzungen des Menschseins D.h. Verletzung von Menschenrechten geht uns alle etwas an Martin Luther King: Injustice anywhere is a violation of justice everywhere. Hypothetisch: «Leader» oder «Laggard»? Leaders formieren sich! Abwanderungsdrohung als Reputationsproblem der Unternehmungen Um was ging es heute? Massnahmen zur Wiedergutmachung Massnahmen zur Prävention

3 Präventivmassnahmen: Human Rights Due Diligence und Verantwortung Zwischen Verantwortungskonstituierung Primär (Grundverantwortung): Anerkennung einer umfassenden Verantwortung entlang der Wertekette (direkt/indirekt, kausal/nicht kausal) Sekundär (Derivative Verantwortung): (Mit-)verantwortung für die Behebung und Prävention von Missständen. und Verantwortungslimitierung Due Diligence wirkt verantwortungsmindernd Zumutbarkeit der Verantwortungszurechnung Menschenrechtsverantwortung ist kein Fass ohne Boden Früher oder später werden die jetzigen «Governance gaps» geschlossen D.h. Due Diligence ist kein Eingeständnis, sondern primär Schutzmechanismus

4 Präventivmassnahmen: Grundfokus der Human Rights Due Diligence Zugrunde liegendes Risikoverständnis Herkömmliche Due Diligence: Fokus auf Unternehmensrisiko ( commercial risk ) E.g. finanzielles Risiko von Investitionen Human Rights Due Diligence: Fokus auf potentiellen Opfern D.h. es geht nicht (nur oder primär) um das Risiko für die Unternehmung Implizierte Stakeholderorientierung Risikoverständnis impliziert Abkehr von exklusiver Orientierung an Shareholderansprüchen Setzt Stakeholder-orientiertes Unternehmensverständnis voraus Implikationen für Corporate Governance (Richtlinien) und Sorgfaltspflichten

5 Präventivmassnahmen: Sorgfaltspflichten Herkömmliches Verständnis Sorfaltspflicht ( duty of care ): Handeln im Sinne und Interesse der Unternehmung Perspektive der Eigner (Aktionärsinteresse) D.h. Orientierung am antiquierten Shareholder Value Ansatz Neues Verständnis Stakeholder-orientiertes Unternehmensverständnis impliziert breitere Auslegung der Sorgfaltspflicht Wahrung fundamentaler Ansprüche aller Stakeholder Aber auch: Wahrung der Menschenrechte im Interesse der Unternehmung und Unternehmenseigner Moralisch führt an einer solchen Interpretation kein Weg vorbei D.h. das Recht wird sich früher oder später anpassen müssen Beispiel: Grossbritannien, Holland, Kanada, Singapur,

6 Präventive Wirkung von Wiedergutmachenden Massnahmen Einwand: Wieso Regeln implementieren, die nichts bringen? Rechtspraxis in anderen Ländern zeigt Schwierigkeit von Menschenrechtsklagen Kaum Präzedenzfälle Ausergerichtliche Beilegung zumeist zum Spottpreis und ohne Schuldzugeständnis Erwiderung: zwei Wirkungen von Menschenrechtsklagen Wiedergutmachende Wirkung (rechtliche Wirkung) Präventive Wirkung Bewusstseinssteigerung bei angeklagten Unternehmungen Regulierungswirkung auf Drittunternehmungen («knock-on effects») Trotz fehlender rechtlicher Erfolge, gibt es gute Gründe für die Ermöglichung von Menschenrechtsklagen

7 Menschenrechte als Errungenschaft Eleanor Roosevelt Raphael Lemkin Leon Howard Sullivan

8 CEO Engagement: Einstehen für die Menschenrechte Bill George (ExCEO Medtronic) Sergey Brin (Gründer Google) Howard Schultz (CEO Starbucks) George: Do Minnesotans want to become a parochial haven, or will we be a role model of diversity and quality of life for everyone? Minnesota corporations are leaders on jobs, family-friendly cultures, education, health care and the arts. Now their leaders need to speak out against the marriage amendment to ensure that Minnesota will continue to be one of the most progressive workplaces in the nation. Brin: "While we respect the strongly-held beliefs that people have on both sides of this argument, we see this fundamentally as an issue of equality. We hope that California voters will vote no on Proposition 8-- we should not eliminate anyone's fundamental rights, whatever their sexuality, to marry the person they love." Schultz: If you feel, respectfully, that you can get a higher return than the 38 percent you got last year, it s a free country. You can sell your shares of Starbucks and buy shares in another company. Thank you very much."

9 Und in der Schweiz? Wer setzt ein Zeichen?

10 Top die Wette gilt!