Ist Papier gleich Papier?

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1 Ist Papier gleich Papier? Der weltweite Holzbedarf hat seit 1961 um 64 Prozent zugenommen. Der Einschlag wertvoller Waldflächen schreitet - trotz vielfältiger Maßnahmen zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung - weiter voran. Die weltweite Waldfläche nimmt pro Jahr um rund 13 Millionen Hektar ab. Dies entspricht etwa der doppelten Fläche des Freistaates Bayern. (Quelle: FAO, Global Forest Assessment 2005); Die Verwendung und Minimierung der Nutzung von (Recycling-)Papier ist daher schon seit vielen Jahren ein relevantes Thema in der Umweltschutz-Debatte. Auf dieser Seite wollen wir dazu informieren. Wir wünschen Ihnen/Dir ein erkenntnisreiches Lesen. Holz, Altpapier, Wasser, CO2, Energie und Chemie Diese Faktoren stehen in direkter Verbindung zur Papierherstellung. Ein anschauliches Beispiel liefert hierzu ein Nachhaltigkeitsrechner der Initiative Papier (unten links). Grundlage dieser Berechnung ist die ganzheitliche Betrachtung des gesamten Produktionsprozesses, inklusive der Transportwege, für Büropapier aus 100% Altpapier und aus Frischfaser im direkten Vergleich. Im Durchschnitt verbraucht jeder Deutsche jährlich 240kg Papier, das sind Blatt A4 Papier. Das ergibt folgenden Verbrauch von Ressourcen, bzw folgende CO2-Emissionen: Wer Recyclingpapier statt Frischfaserpapier nutzt, spart jährlich im Durchschnitt pro Person: 717,5 kg Holz 7.592,1 Liter Wasser 1.563,5 kwh Energie 41,7 kg CO2 In Deutschland werden pro Jahr schätzungsweise Tonnen Büro- und Administrationspapiere (DIN A 4-Papier) verbraucht. Würde man alleine das in Deutschland jährlich verbrauchte Kopierpapier aufeinanderstapeln, ergäbe dies einen Turm von Kilometern Höhe. Fachhochschule Kiel: Papier von generiert am

2 Zum Vergleich: Die Flughöhe der Raumstation ISS beträgt 400 Kilometer. (Quelle: Fazit: Bei der Herstellung von Recyclingpapier werden erheblich weniger Ressourcen (Holz, Energie, Wasser) verbraucht, erheblich weniger bis gar keine Chemikalien eingesetzt und erheblich weniger CO 2 in die Atmosphäre ausgestoßen als bei der Herstellung von Papier aus Frischfasern. Auch die Schadstoffe im Abwasser und die Umweltbelastungen durch den Transport der Rohstoffe (Altpapier statt importiertem Zellstoff) sind geringer. Jährlich verschwinden Wälder in einer Gesamtfläche der Größe Englands Dabei machen die Papierhersteller auch nicht Halt vor Urwäldern und großen geschützten Waldflächen. Finnland bspw. ist Deutschlands wichtigster Papierkunde - Finnlands Papier und Zellstofflieferungen machen 15 Prozent der deutschen Papier- und Zellstoffimporte aus. Greenpeace schreibt: Das staatliche finnische Forstamt lässt seit Januar 2009 wieder ungeschützte Urwaldgebiete in Lappland abholzen darunter 300 Jahre alte Kiefern. Innerhalb von drei Wochen wurde eine Fläche von 400 Hektar zerstört. Grafische Papiere (z. B. Kopierpapier), die in Deutschland hergestellt bzw. verkauft werden, stammen zum überwiegenden Teil aus importiertem Zellstoff und nicht aus heimischem Durchforstungsholz. Gleichwohl ist heutzutage für 100% des Holzes und 75% des Zellstoffs aus anderen Ländern ein Herkunftsnachweis vorhanden. Quelle: Herkunftsnachweise und Qualitätssiegel Oftmals werden Siegel wie FSC, PEFC oder Blauer Engel als Indiz verwendet. Unter den Anforderungen gibt es große Unterschiede. Hierzu gibt es eine aufschlussreiche Übersicht, die hier heruntergeladen werden kann. FSC-Siegel (Forest Stewardship Council) Fachhochschule Kiel: Papier von generiert am

3 wurde gegründet um durch Zertifizierungen weltweit die nachhaltige Waldbewirtschaftung zu fördern. Es gibt drei Label: FSC 100% kennzeichnet Papiere, die zu 100% aus Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft hergestellt wurden. FSC-Mix labelt Papierwaren, deren Fasern zu 50% aus nachhaltiger Waldwirtschaft stammen. FSC-Recycled stellt sicher, dass die Papiere nicht aus Frisch-, sondern ausschließlich aus recycelten Holzfasern gewonnen wurden. Als Faserquellen werden z.b. alte Möbel, Telegrafenmasten, Paletten, etc. genannt. Hierdurch sollen "vorhandene, bereits geschlagene Holzressourcen genutzt werden". Keines der FSC-Zeichen bezieht sich auf den Herstellungsprozess oder den Gesundheitsschutz. Waldschutz wird nur bei FSC-100% und FSC-Recycled gewährleistet. Die FSC-Siegel stehen NICHT für die Verwendung von Altpapier. Ressourcenschonend ist nur das mit FSC-Recycled gekennzeichnete Papier dieses ist eingeschränkt empfehlenswert. FSC Mix sollte auf keinen Fall gekauft werden. Blauer Engel, RAL-UZ 14 (Recyclingpapier) ist das bekannteste Siegel für Recyclingpapier. Mit dem "Blauen Engel" werden Produkte und Dienstleistungen ausgezeichnet, die besonders umweltfreundlich sind und darüber hinaus Ansprüche des Gesundheitsschutzes erfüllen. Der Blaue Engel stellt die höchsten Anforderungen und ist damit ein verlässlicher Wegweiser auf der Suche nach umweltfreundlichen Papierprodukten, die zugleich höchsten ökologischen Ansprüchen genügen. Auf eine ganzheitliche Betrachtung der Umwelteigenschaften über die gesamte Lebensdauer eines Produkts wird Wert gelegt. Konkret bedeutet dies Die Papierfasern müssen zu 100% aus Altpapier bestehen, 65% Prozent davon aus Altpapier niedriger Qualität. -> mehrmaliges recyceln -> optimale Ausnutzung des Rohstoffs Holz Die Verwendung giftiger Chemikalien ist strenger reguliert Krebs erzeugende, erbgutverändernde oder fortpflanzungsgefährdende Färbemittel oder Beschichtungen dürfen nicht eingesetzt werden für andere gesundheitsschädliche Stoffe wurden Grenzwerte festgelegt. Fachhochschule Kiel: Papier von generiert am

4 Technische Anforderungen z.b. der Einsatz in modernen Bürogeräten (DIN EN 12281:2003) und die gute Archivierbarkeit (DIN "einige hundert Jahre") an Papiersorten sind entsprechend der DIN-Normen einzuhalten. Quelle: umweltinstitut.org/fragen--antworten/energie/rohstoffe/papierlabels-221.html Ein besonderer Hinweis Die Angabe holzfrei bedeutet nicht Holz-frei! Es müsste eigentlich heißen Holzstoff-frei. Holzstoff ist ein Papiergrundstoff, der Papier stärker vergilben lässt, als Zellstoff. Das Wort Holzfrei ist eine Qualitätsbezeichnung für Papier, das nicht so stark vergilbt - und enthält keine ökologische Aussage. (Quelle: Greenpeace) Qualitativ hochwertiges Recyclingpapier gewinnt an Akzeptanz Die Initiative Pro Recyclingpapier ist eine Wirtschaftsallianz 24 namhafter Unternehmen. Ziel der Initiative ist es, nachhaltiges Wirtschaften zu fördern und die Akzeptanz von Recyclingpapier weiter zu erhöhen. Zu den Vorurteilen gegenüber Recyclingpapier (Grau, schlechte Qualität, Geräte gehen kaputt, erhöhte Wartungskosten, teurer) lässt sich also sagen: Große Unternehmen würden kein Recyclingpapier einsetzen, wenn sie damit Geräteausfälle und höhere Kosten riskieren müssten. Auf der Webseite sind viele Beispiele, Zertifikate und Normeinhaltungen einsehbar. Papierpreise Die Preise für Recyclingpapier sind seit Anfang der 90er Jahre auf niedrigem Niveau relativ konstant geblieben. Wie in den meisten Märkten schwanken die Preise auch im Papiermarkt geringfügig. Derzeit kommt es immer wieder vor, dass günstigere Frischfaserpapiere vor allem aus dem Ausland stoßweise auf den Markt geworfen werden. Herkunft ungewiss. Im Langzeitvergleich schneiden Recyclingpapiere jedoch wesentlich günstiger ab als Frischfaserpapiere. Fachhochschule Kiel: Papier von generiert am

5 Letztlich könnte sich jeder Verbraucher die Frage stellen, spare ich Geld oder spare ich Papier? Fachhochschule Kiel: Papier von generiert am