Forschungsmethoden in der Sozialen Arbeit (II)
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- Ella Koch
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1 Forschungsmethoden in der Sozialen Arbeit (II) Qualitative Methoden Lehrveranstaltung an der Alice-Salomon-Fachhochschule Berlin Dr. Thomas Pudelko
2 Verbale Daten Interviews Erzählungen Gruppenverfahren Visuelle Daten Beobachtungsverfahren 2
3 Verbale Daten Interviews Leitfaden Interviews Halbstandardisierte Interviews Problemzentrierte Interviews Experteninterviews Erzählungen Narrative Erzählungen Episodische Interviews Biographische Interviews Gruppenverfahren Gruppeninterviews Gruppendiskussionen Gemeinsames Erzählen 3
4 Verbale Daten (Interviews) Leitfaden Interview Abzufragende Themen sind durch den Forschungsgegenstand vorgegeben Aufgabe der Interviewerin Befragung zu einer konkreten, erlebten Situation Alle relevanten Themen fragen (Wiederholungen möglichst vermeiden) Den Erzählfluss der interviewten Person am Thema im Fluss zu halten ; Abschweifungen vermeiden 4
5 Verbale Daten (Interviews) Halbstandardisiertes Interview Fragen sind offen gehalten Fragen sind hypothesengerichtet Kann Konfrontationsfragen enthalten Zur Rekonstruktion subjekt. Theorien Problem: Struktur ist vorgegeben, daher nur eingeschränkte Anwendungsmöglichkeit 5
6 Verbale Daten (Interviews) Problemzentriertes Interview Interviewerin orientiert sich bei den Fragen an einer relevanten Problemstellung Die Fragen sollen sich am zu erforschenden Gegenstand orientieren Die Interviews sollen sich am Forschungsprozess orientieren 6
7 Verbale Daten (Interviews) Experteninterview Inhaltliche Orientierung Experteninterview kann als Problemzentriertes Interview Halbstandardisiertes Interview oder Leitfadeninterview konzipiert sein Funktion und Wissen der interviewten Person steht im Zentrum des Interesses; nicht die Person 7
8 Verbale Daten (Erzählungen) Episodische Interviews Kontextbezogene Darstellung in Form von Erzählungen Erfahrene Situationen der Interviewten (im Interesse der Fragestellung) Leitfaden ist an der Fragestellung orientiert 8
9 Verbale Daten (Erzählungen) Biographische Interviews Biografische Interviews können auch episodische Interviews sein z.b. Abschnitte od. Themen einer Biografie bspw. Mutterschaft Berufstätigkeit Reiseerlebnisse etc. Interviewleitfaden ist entsprechend zu konzipieren 9
10 Verbale Daten (Erzählungen) Narrative Interviews Die Interviewerin gibt nur das Thema vor Hält sich weitgehend zurück Lässt die interviewte Person ihre Geschichte erzählen Die Interviewerin ist auf die Aufrechterhaltung des Erzählflusses der interviewten Person beschränkt Zum Schluss nachfragen, was noch interessiert, aber nicht erzählt wurde Forscherin baut ihr wiss. Konzept nachträglich auf den Äußerungen der befragten Peson auf 10
11 Verbale Daten (Gruppenverfahren) Gruppeninterview Einsatz, wenn mehrere Personen zugleich interviewt werden (sollen/müssen) Zur gegenseitigen Erzählstimulation Weil sie sich sonst nicht befragen lassen Sie können als Halbstandardisierte Problemzentrierte oder Experteninterviews erfolgen 11
12 Verbale Daten (Gruppenverfahren) Gruppendiskussion Lockere Leitfäden bestimmen die Themenkomplexe Erforschung von Einstellungen Meinungen Vorurteilen Fehlinformationen Informationsdefiziten Einsatz bei der Erforschung von Gebieten, über die wenig oder nichts bekannt ist 12
13 Verbale Daten (Gruppenverfahren) Gemeinsames Erzählen Einsatz bei Milieustudien Familienforschung Wichtig: gegenseitige Ergänzungen Widersprüche Parallelerzählungen Weitgehender Verzicht der Interviewerin auf Fokussierung und Intervention Ergänzung durch Beobachtungsprotokoll Sozialdatenblatt Memos Feldnotizen Problem: meist schwierige Transkription 13
14 Visuelle Daten Beobachtungsverfahren Beobachtung Nicht-teilnehmende Beobachtung Teilnehmende Beobachtung Beobachtende Teilnahme (Handlungsforschung) Ethnografie Photos Filmanalyse 14
15 Visuelle Daten Beobachtungsverfahren Es wird unterschieden zwischen: verdeckter und offener Beobachtung nicht-teilnehmender und teilnehmender Beobachtung systematischer und unsystematischer Beobachtung Beobachtung in natürlichen und künstlichen Situationen Selbst und Fremdbeobachtung 15
16 Visuelle Daten Planungsphasen einer Beobachtung Es wird unterschieden zwischen: Wo und wann können die interessierenden Personen beobachtet werden? Wie soll was bei der Beobachtung festgehalten werden? Welche Schulung/Training der Beobachter ist notwendig? Beschreibende Beobachtung (allgemeine Ebene, was gerade so passiert ) Fokussierende Beobachtung (Auf die Untersuchung relevanten Aspekte konzentrieren) Selektive Beobachtung (Zentrale Aspekte gezielt beobachten) Abschließende Beobachtung (Was könnte noch wichtig sein, um eine theoretische Sättigung zu erreichen) 16
17 Visuelle Daten (Beobachtung) Nicht-teilnehmende Beobachtung Merkmale: Beobachterin beobachtet das Feld von außen Beobachterin ist darin nicht integriert Vorteil: Die Distanz ermöglicht es sich auf die analytische Arbeit zu konzentrieren Nachteil: Als Außenstehende ist die Beobachterin von bestimmten Ereignissen möglicherweise ausgeschlossen 17
18 Visuelle Daten (Beobachtung) Teilnehmende Beobachtung Merkmale: Beobachterin nimmt so weit als möglich an den Aktivitäten der zu untersuchenden Personen teil Beobachterin ist Teil des Geschehens Vorteil: Forscherin bekommt eher Einblick in Aktivitäten, die sonst unzugänglich wären Nachteil: Hoher Zeitaufwand Persönliche Einbindung kann zu ethischen Problemen führen 18
19 Visuelle Daten (Beobachtung) Beobachtende Teilnahme (Handlungsforschung) Merkmale: Beobachterin beobachtet das Feld nebenbei Hauptsächlich ist die Beobachterin Teil des zu untersuchenden Feldes Vorteil: Forscherin hat Einblick in Aktivitäten, die sonst unzugänglich wären Nachteil: Schwer die nötige professionelle Forscherinnendistanz zu halten Doppelrolle kann zu schweren Konflikten führen 19
20 Visuelle Daten (Beobachtung) Ethnografie Merkmale: Offenes Verfahren, um grundlegende Erkenntnisse eines unbekannten Feldes zu erlangen Teilnahme am täglichen Leben Offene Beobachtung Befragung von Feldteilnehmern Sammlung von das Feld betreffende Material Ergebnisoffene Forschung Vorteil: Forscherin hat Einblick in Aktivitäten, die sonst unzugänglich wären Nachteil: Hoher Zeitaufwand Problem des going native 20
21 Visuelle Daten (Beobachtung) Fotos Merkmale: Ergänzendes Material in der Ethnografie Bei Experteninterviews Bei Biografischen Interviews (Familienforschung) Beim gemeinsamen Erzählen Hilfsmittel um Erzählstränge anzuregen Hilfen bei der Strukturanalyse des Feldes Problem: Heutige Techniken ermöglichen weitgehende Bildmanipulationen 21
22 Visuelle Daten (Beobachtung) Filme Merkmale: Scheinbar objektives und mehrdimensionales Material Einsatz in der Verhaltensforschung Hilfen bei der Strukturanalyse des Feldes Problem: Heutige Techniken ermöglichen weitgehende Bildmanipulationen Der Einsatz weitgehend verfügbarer Aufzeichnungstechniken führt oft zu unübersichtlichen Datenmengen Auswertung sehr aufwendig Vorteil: Mehrdimensionale Aufzeichnungsmöglichkeit 22
23 Datenaufzeichnung Tonbandmitschnitt Gängige Aufzeichnungsmethode bei: Interviews Gruppendiskussionen Erzählungen Beim Einsatz ist folgendes zu beachten: Die aufzunehmenden Personen sind um ihre Erlaubnis hierzu nachzufragen Der Beginn und das Ende der Aufzeichnung ist deutlich bekannt zu geben Sich zuvor mit der Technik vertraut machen Zuvor überlegen, wie die Aufzeichnung zu Text wird 23
24 Datenaufzeichnung Feldnotizen Sind ergänzende Aufzeichnungen bei: Interviews Feldaufenthalten Felderkundungen Sollten folgendes enthalten: Kondensierte Darstellung aus Gesprächen, Zitate, Darstellungen von beobachteten Vorgängen in Stichworten Niederschrift aus Eindrücken bei Interviews Aufschreiben von Erfahrungen, Ideen, Befürchtungen, Fehlern etc. Erste analytische Überlegungen während des Feldaufenthaltes 24
25 Datenaufzeichnung Forschungstagebuch Vor allem in der Ethnografie das Standardmedium der Forschung Sollte folgendes enthalten: Prozess der Annäherung Probleme der Feldkontakte oder den Interviewpartnern Erfahrungen bei der Methodenanwendung Problem: Ablenkung von der eigentlichen Feldforschung Kann schnell zu umfangreich werden 25
26 Datenaufzeichnung Dokumentationsbögen Zur Erfassung jeder Erhebungseinheit Interview Gruppendiskussion Feldbeobachtung etc. Inhalte sind abhängig vom Untersuchungsdesigne Daten können bei entsprechender Fragestellung auch für numerische Auswertungen verwendet werden 26
27 Datenaufzeichnung Dokumentationsbögen Beispiel: Interviewpartner: Kontakt über: Erster Kontakt: Firma: Stellung in der Firma: Funktion in Bezug auf den Untersuchungsgegenstand: Datum des Interviews: Art des Interviews: Dauer des Interviews: Besonderheiten des Interviewverlaufs: 27
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