Brauchen wir ein gendersensibles Betriebliches Gesundheitsmanagement?
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- Annika Kohler
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1 Brauchen wir ein gendersensibles Betriebliches Gesundheitsmanagement? Thomas Altgeld Bielefeld, den 17. Oktober 2013 Gendersensibles BGM Bielefeld 10/2013
2 Ja!!
3 Gliederung 1. Diskursstrategien zur Männergesundheit und männliche Selbstwahrnehmungen 2. Geschlecht ist kein zentrales Thema im Arbeitsschutz und in der Betrieblichen Gesundheitsförderung 3. Geschlechtsinsensible Progammeuphorie, z.b. Alkohol und Ernährung 4. Männer sind kein unerreichbares Geschlecht für den Gesundheitsmarkt 5. Ansätze für männerspezifische und gendersensible Gesundheitsförderung in der Arbeitswelt
4 Sind ältere Frauen Vorsorgemuffel?
5 Inanspruchnahme des Check-ups 2008 in Prozent der Anspruchsberechtigten 50 Frauen 40 Männer Quelle: Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Köln 2009
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8 Männliche Selbstwahrnehmung Männer fühlen sich kerngesund bis sie tot umfallen
9 Geschlechtsidentitäten (nach Gloger-Tippelt,1993)
10 Seinen Mann stehen? Die zentrale Frage bleibt, ob nicht gerade die auf den ersten Blick riskanteren gesundheitsbezogenen Verhaltensweisen von Männern und die Nichtinanspruchnahme von bestimmten Angeboten der Gesundheitsförderung, nicht ein wesentlicher Teil ihrer Art ihren Mann zu stehen sind. Je unachtsamer, cooler und riskanter die Verhaltensweise, desto männlicher. No sissy stuff!
11 2. Geschlecht ist kein zentrales Thema im Arbeitsschutz und in der Betrieblichen Gesundheitsförderung
12 Entwicklung AU-Tage Männer/Frauen (Zoike, 2009)
13 Arbeitsunfälle (BMAS, 2011 und 2012) SUGA-Bericht 2009: meldepflichtige Arbeitsunfälle von Männern (= 76 Prozent), von Frauen (= 24 Prozent) Bei tödlichen Arbeitsunfällen liegt der Männeranteil über 90 Prozent Unterschiedliche Unfallschwerpunkte können zwar angenommen werden, z.b. Nadelstichverletzungen bei Frauen oder Knochenbrüche an den Extremitäten bei Männern, aber die Statistiken dazu fehlen Im SUGA-Bericht 2010 (von 2012) tauchen Differenzierungen nach Geschlecht gar nicht auf, sondern meldepflichtige Unfälle je Vollarbeiter werden dargestellt, nur differenziert nach Branchen
14 Betriebliche Gesundheitsförderung der GKV I Die Gesamtausgaben der 136 gesetzlichen Krankenkassen für BGF beliefen sich im Jahr 2011 auf insgesamt 42 Millionen Euro in Betrieben mit insgesamt Beschäftigten Damit investieren die gesetzlichen Krankenversicherungen in das betriebliche Setting mehr als doppelt so viele Gelder wie in alle anderen Settings zusammen. Insgesamt wurden durch die betriebliche Gesundheitsförderung zu 62 % Männer erreicht. Bundesweit liegt die Männerquote unter den Beschäftigen bei 54 %.
15 Betriebliche Gesundheitsförderung der GKV II Als spezifische Zielgruppe von Maßnahmen werden Männer aber in den Dokumentationsbögen erst seit dem Berichtsjahr 2010 erfasst, Frauen jedoch seit Beginn der Statistik. Ansonsten vor allem Differenzierungen nach Hierachieebenen (z.b. Obere oder Mittlere Leitungsebene, Auszubildende), Arbeitsbereichen (z.b. Produktion, Handwerk oder Verwaltung) oder mit Gesundheitsgefährdungen belastete Gruppen. Speziell weibliche Personen adressierten 3 % der Maßnahmen speziell männliche Personen 1% Der langfristige gesundheitliche Outcome der Maßnahmen wird evaluiert.
16 Gesundheit in der Arbeitswelt - ein Boomthema Netzwerk Unternehmen für Gesundheit (2000) INQA Neue Qualität der Arbeit (2002) Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) (2002) Deutsches Netzwerk Betriebliche Gesundheitsförderung (dnbgf) (2003) Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA) (2008) BMG-Initiative Unternehmen unternehmen Gesundheit (2011)
17 Belastungen durch Erwerbsarbeit (RKI; 2009) Häufigkeit der Belastungen am Arbeitsplatz ,8 58, ,0 % 40 36,8 34,0 34,0 36, , ,4 17, körperliche Belastungen Umgebungsbelastungen Zeitliche Belastungen Stress Beeinträchtigungen im Arbeitsklima Frauen Männer
18 Belastungen durch Familienarbeit (RKI, 2009) Starke und sehr starke Belastungen durch Familienarbeit ,2 16,7 % 15 14,4 12, ,4 5,2 0 Hausarbeit Betreuung Kinder Pflege Angehöriger Frauen Männer
19 3. Geschlechtsinsensible Programmeuphorie, z.b. Alkohol
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21 Doing gender über Alkoholkonsum (Stöver, 2012) Trinkregeln für Männer: take it straight trink s pur not sweeten the taste süsser Alkohol ist Frauensache prefer beer and hard liquor drink without hesitation nicht lange zögern hau weg den Scheiß Funktion: Herstellung von Rangordnungen und Männlichkeit
22 Kenn Dein Limit (BZgA, 2009ff) Größte, aktuelle Alkoholpräventionskampagne der BZgA in Kooperation mit dem Verband der Privaten Krankenversicherung Weder der Kampagnentitel noch die Materialien wurden unter Genderaspekten überprüft. Besonders junge Männer trinken trotz teurer Plakate und Kinospots praktisch unverändert weiter (Die Welt, )
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24 Sieben Tipps, um im Limit zu bleiben 1. Alkohol nicht als Durstlöscher einsetzen 2. Sich Zeit beim Trinken lassen 3. Bei Runden aussetzen 4. An Freunden oder Bekannten orientieren, die keinen Alkohol trinken 5. Alkohol freundlich, aber bestimmt ablehnen 6. Keine Trinkspiele oder Flatrate-Partys 7. Kein Alkohol bei Frust oder Traurigkeit
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27 Ausschreibungstext Gesundheitsbildung, VHS Neubrandenburg Die Gesundheit sieht es lieber, wenn der Körper tanzt, als wenn er schreibt. Georg Christoph Lichtenberg Ein gesundheitsförderlicher Lebensstil steigert die Lebensqualität im Allgemeinen. Innere Ausgeglichenheit,eine gesunde Ernährung und ein starker, gesunder Körper sind hierfür die Basis. Unsere vielseitigen Angebote können Sie dabei unterstützen, Schritte in diese Richtung zu gehen. Alle Angebote dienen der Gesundheitsvorsorge und ersetzen keine Therapie. Bei gesundheitlichen Risiken empfehlen wir Ihnen eine Konsultation bei Ihrem Hausarzt. Die Kursteilnahme erfolgt auf eigenes Risiko. Die mit (*) gekennzeichneten Kursleiter sind von einigen Krankenkassen anerkannt, und ihre Kurse werden zu einem großen Teil gefördert.... Bitte bequeme Kleidung und dicke Socken mitbringen. Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung.
28 4. Männer sind kein unerreichbares Geschlecht für den Gesundheitsmarkt
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32 5. Ansätze für männerspezifische Gesundheitsförderung in der Arbeitswelt Gendersensibles BGM Bielefeld 10/2013
33 Gesundheitserziehung? Erwachsene sind lernfähig aber unbelehrbar. (Horst Siebert) Nichttriviale Maschinen (Heinz von Foerster)
34 Auch ein Ferrari muss mal zum Boxenstopp. Aber nur jeder vierte Mann geht zum Gesundheits-Check. Waschbrettbauch statt Waschbärbauch! Nicht nur eine Frage der Optik. Männer weinen heimlich, singt Grönemeyer. Eine Depression kann sie trotzdem treffen. Indianer kennen keinen Schmerz! Trotzdem hat jeder zweite Mann Rückenschmerzen. Wenn s im Bett nicht klappt: Männerprobleme lassen sich behandeln.
35 Typisch Frau (Weiblicher Zyklus, Schwangerschaft,, Kinderwunsch, Wechseljahre) Vorsorgecheck Psychische Gesundheit (Burn-out, Depression, Sucht/Medikamente: aus den Fakten: Viele süchtige Frauen suchen die Schuld sowohl für ihre Sucht als auch für die Auslöser ausschließlich bei sich selbst. Männer dagegen machen gerne andere Menschen oder Lebensumstände für ihre Sucht verantwortlich. Fit bleiben ( Gesund genießen, vital & fit, Stressbalance)
36 Gender Mainstreaming in der Prävention und Gesundheitsförderung bedeutet: (Altgeld & Kolip, 2006) alle Maßnahmen daraufhin zu überprüfen, ob sie die Lebenswelten von Frauen und Männern angemessen berücksichtigen bei der Vorbereitung, Planung, Durchführung und der Ergebnismessung Geschlechtsadäquate Zugänge und Methoden zu entwickeln Spezifische Potentiale von Frauen und Männern für Prävention und Gesundheitsförderung auszuloten Gezielte Maßnahmen dort zu entwickeln, wo Frauen und/oder Männer einen Nachholbedarf haben
37 Schlüsselaspekte für eine geschlechterdifferenzierte Risikoanalyse (Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, 2003) Positive Einstellung zur Geschlechterthematik und überzeugtes Engagement Untersuchung der tatsächlichen Arbeitssituation Beteiligung aller Arbeitnehmer, Männer und Frauen, in allen Phasen Vermeidung von vorgefassten Annahmen darüber, welche Risiken bestehen und wer gefährdet ist
38 Kompetenzen von Jungen? (Winter&Neubauer, 1998) Jungen möchten in ihrer Selbstbeschreibung grundsätzlich kompetent, authentisch und normal wirken. Jungen geben sich gerne als Selbstexperten aus und stehen gleichzeitig unter einem starken Normalitätsdruck. Was die Selbstkompetenz der Jungen torpediert, wird schnell als Abwertung empfunden und in Folge dessen abgelehnt.
39 Männer-Yoga (VHS Regensburg 2012) In Indien, dem Ursprungsland des Yoga, wird Yoga größtenteils von Männern praktiziert. Der Kurs verbindet Muskelkraft mit Flexibilität, Ausdauer, Balance, vitalisierenden Atemübungen und Entspannung. Die Übungen sind speziell auf die männlichen Bedürfnisse und Fähigkeiten zugeschnitten. Dies erleichtert Ihnen den Einstieg ins Yoga und schafft eine besondere Atmosphäre. Da viel Wert auf die Abwechslung von Kraft und Entspannung gelegt wird, ist der Kurs ideal, um nach der Arbeit etwas für seinen Körper zu tun und gleichzeitig körperlich und geistig zu entspannen.
40 Beispiel: Voll im Griff Ziel: Vermeidung von Disko-Unfällen Zielgruppe: Berufsschüler Problem: Kombination aus männlichem Verantwortungsgefühl und männlicher Selbstüberschätzung in Bezug auf Alkoholkonsum Ablauf: Abfahren eines Parcours (Video) Trinken so viel man verträgt Abfahren eines Parcours (Video) Nachbereitung im Unterricht
41 Gesundheitsmanagement für Frauen und Männer Gender Mainstreaming als Ziel nicht berücksichtigt Verkürzung auf Teilnahmemöglichkeit an Schulungen für alle Zum Teil reflektiert für Teilzeitkräfte Beteiligung der Frauenbeauftragten in der Steuerungsgruppe Infoveranstaltungen zu frauenspezifischen Erkrankungen Einzelne erfolgreiche Ansätze, z.b. Auswertung der Befragungen nach Geschlecht und Tätigkeitsbereichen Ergänzung der Fragebögen z.b. um Vereinbarkeitsthematik Es wurden Lösungen entwickelt Zu Typischen Belastungen an Frauen- und Männerarbeitsplätzen Zum Umgang mit Sexismus Zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf Durch Fokussierung auf Belastungssituationen und Vermeidung von stereotypisierenden Zuschreibungen
42 Geschlechtergerechte Praxis im Arbeitsschutz und in der betrieblichen Gesundheitsförderung (GMFK-Bericht, 2011) Verbesserung der Datenlage Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie muss in ihren Zielen und Programmschwerpunkten und der konkreten Umsetzung auch den Aspekt der Geschlechtergerechtigkeit beachten Überprüfung des Rechtsrahmen und des Regelwerks des Arbeitschutzes (Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG), Bereich des untergesetzlichen Regelwerkes) Konsequente Umsetzung von Gender Mainstreaming in arbeitsweltbezogenen Förderprogrammen Einrichtung interdisziplinäres Netzwerk (im Rahmen von INQA)
43 Geschlechtergerechtes Betriebliches Gesundheitsmanagement (Altgeld, 2011) 1. Selbstreflexion (Haltungen, Vorerfahrungen, Kompetenzen, Vorurteile ) 2. Identifikation & Ausdifferenzierung möglicher Zielgruppen (Nicht die Männer oder die Frauen, sondern z.b. Männer und Frauen in bestimmten Altersgruppen, Hierachieebenen oder Betriebsteilen) 3. Partizipation und Beteiligung organisieren (Dialogisches Prinzip, Gemeinsame Problemdefinitionen statt Übermittlung von Botschaften oder Abspulen von Programmen) 4. Maßnahmenentwicklung (Verankerung in Routinen möglich?, Kleine Schritte statt Maximallösungen, geschlechtergerechte Sprache bei der Bewerbung von Angeboten)
44 Ausgabe 72 September 2011 Download:
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47 Kontakt: Thomas Altgeld Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.v. Fenskeweg Hannover Tel.: +49 (0)511 / thomas.altgeld@gesundheit-nds.de
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