Der Nahverkehr in der Demografie-Falle
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- Maximilian Baumhauer
- vor 7 Jahren
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1 Der Nahverkehr in der Demografie-Falle Rembrandt Scholz Kongresszentrum Konzerthaus Freiburg Tagung: 7. ÖPNV Innovationskongress, Mobilitätskonzepte für Bus und Bahn
2 Gliederung Demografischer Wandel - Bewegungsgrößen Geburtenentwicklung Lebensverlängerung Binnenwanderung Internationale Zuwanderung Bevölkerungsprognose Trends im regionalen Vergleich in Deutschland Folgen des demografischen Wandels für den Nahverkehr Rückgang der Schülerzahlen Rückgang der Erwerbstätigen Zunahme der Anzahl älterer Menschen Suburbanisierung und Zunahme der Distanzen Alterung am Wohnstandort Regionen mit Rückgang und Regionen mit Zunahme der Einwohnerzahl
3 Demografischer Wandel in Deutschland Demografischer Wandel vollzieht sich seit 150 Jahren und bewirkt eine Änderung der Bevölkerungsstruktur durch: Geburt (Fertilität), Sterben (Mortalität) und Wandern (Migration). Das Zusammenwirken dieser drei Faktoren führt in Deutschland zu zwei Entwicklungen: 1. Bevölkerungsrückgang 2. demografische Alterung Beide Entwicklungen wurden für Deutschland bereits vor über 80 Jahren vorausgesagt und betreffen alle entwickelten Länder in analoger Weise. Seit 1972 ist die natürliche Bevölkerungsreproduktion in Deutschland negativ. Seit 2001 gleicht die Zuwanderung das Defizit nicht mehr aus. Seit 2010 steigender Bevölkerungssaldo
4 Demografischer Wandel in Deutschland 4
5 Demografischer Wandel in Deutschland Quelle: amtliche Statistik Deutschlands; Grafik: Rostocker Zentrum zur Erforschung des Demografischen Wandels
6 Demografischer Wandel Europa (EU 27) (relative Zahlen in Promille) 6 Quelle: Eurostat 2015
7 Fertilität Quelle: Scholz 2014
8 Fertilität nach Bundesländern in Deutschland BW BY B BB HB HH HE MV NI NW RP SL SN ST SH TH year year year year Quelle: Scholz, Schröder 2012, Relative Änderung 1990=1
9 Geburten nach Bundesländern in Deutschland BW BY B BB HB HH HE MV NI NW RP SL SN ST SH TH year year year year Quelle: Scholz, Schröder 2012, Relative Änderung 1990=1
10 Rekordlebenserwartung Rekordlebenserwartung 85 Lebenserwartung bei Geburt Australien Island Japan Neuseeland Niederlande Norwegen Schweden Schweiz Deutschland Jahr Quelle: Oeppen Vaupel 2004
11 Rekordlebenserwartung Rekordlebenserwartung 85 Lebenserwartung bei Geburt = Australien Island Japan Neuseeland Niederlande Norwegen Schweden Schweiz Deutschland Jahr Quelle: Oeppen Vaupel 2004
12 Lebenserwartung Ost-West 85 Frauen West Frauen Ost 80 Männer West Männer Ost Jahre Quelle: HMD Kalenderjahre
13 Lebenserwartung nach Ländern 80 Männer Frauen Baden-Württemberg Baden-Württemberg Sachsen Lebenserwartung in Jahren Sachsen Saarland Mecklenburg-Vorpommern Lebenserwartung in Jahren Mecklenburg-Vorpommern Saarland Jahr Quelle: Berechnung nach Daten des Bundes und der Länder
14 Lebenserwartung Frauen nach Bundesländern BW BY B BB HB HH HE MV NI NW RP SL SN ST SH TH year year year year Quelle: Scholz, Schröder 2012, Relative Änderung 1990=1
15 Verschiebung der Sterblichkeit nach Alter Deutschland ,6 f 1871 Sterbewahrscheinlichkeit 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 f 1881 f 1891 f 1901 f 1910 f 1924 f 1932 f 1949 f 1970 f 1980 f 1990 f 2000 f Quelle: Eigene Darstellung HMD; Sterbetafel Alter 15
16 Außenwanderung Deutschland nach Alter (Kumulation ) Alter Saldo Auswanderung Einwanderung Quelle: Berechnung nach Stat. Bundesamt
17 Außenwanderung Deutschland nach GJ (Kumulation ) Geburtsjahre Quelle: Berechnung nach Stat. Bundesamt 2014 Saldo Auswanderung Einwanderung
18 Außenwanderung Deutschland ( absolute Zahlen in 1000) 18 Quelle: Stat. Bundesamt 2014
19 Entwicklung der Bevölkerung mit und ohne Außenwanderung (absolute Zahlen) 19 Quelle: Berechnung nach Stat. Bundesamt 2015
20 Altersstruktur der Bevölkerung 2011 mit und ohne Migrationshintergrund (absolute Zahlen) 20 Quelle: BIB 2015
21 Binnenwanderung in Deutschland 2009/10 18 bis 25 Jahre, Regionen und Geschlecht 21 Quelle: BBSR 2014
22 Binnenmigrationssaldo bis 25 Jahre, Regionen und Geschlecht 22 Quelle: BBSR 2014
23 Regionale Bevölkerungsentwicklung
24 Entwicklung der Kinderzahl 24
25 Bevölkerungsprognose Quelle : amtliche Statistik 25
26 Quelle : amtliche Statistik Bevölkerungsprognose und Geburten
27 Quelle : amtliche Statistik Bevölkerungsprognose und Geburten
28 Bevölkerungsprognose und Lebenserwartung Quelle : amtliche Statistik
29 Quelle : amtliche Statistik Bevölkerungsprognose und Wanderung
30 Varianten der Bevölkerungsvorausberechnung Quelle : amtliche Statistik 30
31 Bevölkerungspyramiden Quelle : amtliche Statistik
32 Wirkung der Veränderung der Bevölkerungspyramide 32
33 Quelle : amtliche Statistik Bevölkerungsprognose und Rückgang
34 Bevölkerungsprognose und Rückgang 105, Ƞ Baden-Württemberg Bayern 100, Ƞ Berlin Brandenburg 95, Ƞ Bremen 90, Ƞ Hamburg Hessen 85, Ƞ Mecklenburg-Vorpommern 80, Ƞ Niedersachsen Nordrheinwestfalen 75, Ƞ Rheinland-Pfalz Saarland 70, Ƞ Sachsen 65, Ƞ Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein 60, Ƞ Thüringen Deutschland 55, Ƞ West Ost 34 Quelle : amtliche Statistik
35 Quelle : amtliche Statistik Bevölkerungsprognose und Alter
36 Bevölkerungsprognose und Altersquotient Quelle : amtliche Statistik
37 Bevölkerungsprognose nach Altersklassen (LO) Entwicklung der Bevölkerungsanzahl in Deutschland (in 1000) Quelle: Scholz Eigene Darstellung nach amtlicher Statistik
38 Bevölkerungsprognose nach Varianten Entwicklung der Bevölkerungsanzahl in Deutschland (in 1000) w w w w w w W W W W W W L L L L L L Quelle: Scholz Eigene Darstellung nach amtlicher Statistik
39
40 Populationspyramiden Deutschland Germany 1985 Over to to to to to to to to to to to to to to to 14 5 to 9 Under 5 Germany 2010 Over to to to to to to to to to to to to to to to 14 5 to 9 Under 5 Germany 2030 Over to to to to to to to to to to to to to to to 14 5 to 9 Under 5 MV 1985 Over to to to to to to to to to to to to to to to 14 5 to 9 Under 5 MV 2010 Over to to to to to to to to to to to to to to to 14 5 to 9 Under 5 MV 2030 Over to to to to to to to to to to to to to to to 14 5 to 9 Under 5 Quelle: Scholz, Schröder 2012
41
42 Steffen Maretzke BBSR
43 Steffen Maretzke BBSR
44 Steffen Maretzke BBSR
45 Steffen Maretzke BBSR
46 Zwischenfazit Wichtigste Ursache des demografischen Wandels ist die bestehende Bevölkerungsstruktur und die anhaltend niedrige Geburtenzahl (80%). Die regionalen Unterschiede von Fertilität und Mortalität sind heute in Deutschland weitgehend abgebaut. Demografischer Wandel führt zur Alterung und zur Schrumpfung der Bevölkerung. Es gibt gleichzeitig nebeneinander Gebiete mit unterschiedlicher Bevölkerungsentwicklung. Durch Binnenmigration wird der Prozess der demografischen Alterung und Schrumpfung innerhalb von Deutschland verstärkt bzw. abgemildert. Ostdeutschland befindet sich in einer demografischen Sondersituation. Mit einem Abstand von 10 bis 20 Jahren folgt Westdeutschland mit einer analogen demografischen Entwicklung.
47 Zwischenfazit Der Trend der Abnahme von Personen im jungen Alter ist stabil und anhaltend. Durch die niedrigen Fertilität (TFR =1.4) kommt es zu einem Rückgang der Bevölkerung im jüngeren Alter. Jede Generation ist um 1/3 kleiner als die Generation zuvor. In allen entwickelten Ländern kommt es seit über 170 Jahren zur Zunahme von Lebenserwartung. Bislang gibt es keine Anzeichen für ein Ende der Entwicklung. Durch soziale Verbesserungen und medizinischen Fortschritt erreichen mehr Personen in besserer Gesundheit ein immer höheres Alter. Dabei kommt zunehmend der Gewinn an Lebenserwartung aus dem höheren Alter. Der Lebensverlängerungsprozess ist bei Verschlechterung der sozialen und epidemischen Situation umkehrbar.
48 Zwischenfazit Demografischer Wandel ist durch den Arbeitsmarkt regional unterschiedlich ausgeprägt und durch Zu- und Abwanderung beeinflusst. Unsicherheiten der Bevölkerungsprognose ergeben sich wesentlich aus der Außenwanderung. Migration wirkt temporär und kann den demografischen Wandels nicht aufhalten. Migranten werden sich an die sozialen und demografischen Verhältnisse in Deutschland anpassen. Zuwanderer verschärfen in den Wegzugregionen die demografische Situation. Das Potenzial für die erwünschte Zuwanderung ist begrenzt.
49 Ausgangslage: Bevölkerung und Siedlungsstruktur
50 Regionale Entwicklung und Prognose
51 Was haben wir gelernt? Die regional differenzierten demografischen Entwicklungen setzen sich in Zukunft fort. Weiteres Wachstum in den Metropolenregionen und weitere Abwanderung aus dem strukturschwachen ländlichen Raum. Die wirtschaftlich starken Regionen und insbesondere die Zentren profitieren von Zuwanderung aus anderen Teilen Deutschlands und aus dem Ausland. Die damit verbundene kulturelle Vielfalt ist für viele Stadtregionen prägend, beeinflusst dort die Lebensqualität und erhöht die Attraktivität. Zuwanderung führt zu einer zunehmenden Auslastung öffentlicher Infrastrukturen, aber auch zu besonderen Herausforderungen beim Zusammenleben von Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen.
52 Was haben wir gelernt? Viele wirtschaftlich schwächere und periphere ländliche Regionen, und strukturschwache Städte verlieren Menschen, vor allem Jüngere, und verzeichnen daher überdurchschnittliche Bevölkerungsabnahme und einen schnelleren Anstieg des Anteils älterer Menschen. Durch beide Entwicklungen ergeben sich Auswirkungen auf eine wohnortnahe Daseinsvorsorge mit ungünstigen Beschäftigungs- und Einkommensperspektiven. Im ländlichen Raum findet eine weitere Suburbanisierung und damit eine Zunahme der Distanzen statt. 52
53 Worauf muss sich der ÖPNV einstellen? Ziel: bedarfsgerechte Mobilität in den ländlichen Räumen sichern Kontinuierlicher Rückgang der Schülerzahlen Rückgang der Personen im Jugendalter Rückgang der Personen im mittleren Alter Zunahme von Personen im höheren Alter Verkehr wird nicht weniger, sondern vor allem regional differenzierter werden z. B. mehr Service- und Lieferverkehr. 53
54 Worauf muss sich der ÖPNV einstellen? Personen, welche nicht über einen eigenen PKW verfügen, sind besonders vom ÖPNV abhängig: Kinder, Jugendliche, Senioren, Frauen, arme Menschen Höhere Anforderungen und hoher Kosten Höheres Alter der Beschäftigten im ÖPNV 54
55 Quelle : BBSR Regionale Betroffenheit von demografischen Wandel
56 Quelle : BBSR
57 Wer hilft? Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, dass bedarfsgerechte und benutzerfreundliche Mobilitätsangebote in allen Regionen organisiert und bereitgestellt werden können. Dabei wird es zunehmend darauf ankommen, die dafür notwendige verkehrliche Infrastruktur aufrechtzuerhalten und die Erreichbarkeit von Einrichtungen der Daseinsvorsorge zu sichern. Die Kompetenzen dafür liegen in erster Linie bei den Ländern. Die Bundesregierung will sich mit den Ländern zügig über die Kompensationszahlungen nach dem Entflechtungsgesetz verständigen, die bislang unter anderem für Investitionen in den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zweckgebunden waren. Zudem werden die Verpflichtungen aus dem Regionalisierungsgesetz erfüllt. Ferner unterstützt die Bundesregierung den Wissenstransfer für ein innovatives, zukunftsfähiges ÖPNV-Angebot unter Einbeziehung der Erfahrungen aus unterschiedlichen Modellvorhaben und Studien. Demografie Strategie der Bundesrepublik
58 Wer hilft? Im Fokus künftiger Stadtentwicklungspolitik stehen nicht nur die ganze Stadt und die ganze Gemeinde, sondern auch die Verflechtung mit der Region. Alle Regionen: prosperierende und strukturschwache Stadtteile, Stadtteile mit Bevölkerungsrückgang und starker Alterung, Stadtteile mit einem hohen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund gleichermaßen in den Blick genommen. Die Belange der älteren Menschen gilt es mit den Anforderungen von Familien wie von Kindern und Jugendlichen zu vereinbaren. Erhaltung einer sicheren Mobilität bis ins Alter. 58
59 Was sollten wir lernen? Best Praxis (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)) Modellvorhaben der Raumordnung (MORO) Anruf-Sammel-Taxi Rufbus/Taxibus (Linien- oder Flächenbedienung) Bürgerbus ÖPNV in den Schulferien durch flexible Bedienungsformen versorgen Kombination von Fahrrad und Bahn, Erschließung Bike & Ride Projekt Mobilfalt in Nordhessen 59
60 Was sollten wir lernen? Anruf-Bürgerbus, die Vorteile gemeinschaftlicher Angebote mit flexiblen ÖPNV-Systemen Fahrradverleihsysteme in ausgewählten Korridoren mit dörflichen Pedelec-Sharing-Systemen Rechtliche Ausnahmeregelungen nutzen um mehr am Bedarf orientierte Modelle zu ermöglichen 60
61 Was ist die Demografie-Falle? Mobilität kann ebenso eine Brücke schlagen zwischen städtischen und ländlichen Räumen wie zwischen prosperierenden und strukturschwachen Regionen. Für das Neben- und Miteinander von Ballungszentren und ländlichen Räumen hat die Gestaltung des Individualverkehrs und des ÖPNVs eine große Bedeutung. Mobilität zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen und zur medizinischen Versorgung gehört zu den Grundpfeilern der Lebensqualität und ist von großer Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung. Im strukturschwachen ländlichen Raum wird die Sicherstellung eines angemessenen ÖPNV-Grundangebots mit preiswerter und kostendeckender Organisation immer schwieriger zu erfüllen sein. 61
62 Vielen Dank!
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