Es gilt das gesprochene Wort.
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- Clara Morgenstern
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1 Grußwort der Ministerin für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, Sylvia Löhrmann Teilnahme an der Veranstaltung Verteilung der Flugblätter der Weißen Rose Ausstellungseröffnung Ich habe den Krieg verhindern wollen Wanderausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand und der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg über Georg Elser Geschwister-Scholl-Gymnasium Düsseldorf 18. Februar 2013 Es gilt das gesprochene Wort.
2 2 Nach drei Jahrzehnten nennt sein Heimatdorf nach Johann Georg Elser eine Straße doch keine deutsche Stadt, nicht eine. Dies Volk liebt zwar die Freiheit - doch nicht jene, die starben, um es zu befreien. Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren, diese Zeilen sind aus einem Gedicht von Rolf Hochhuth über Georg Elser. Inzwischen gibt es einige Straßen und Plätze, die nach Georg Elser benannt wurden. Die erste Straße einer Großstadt mit seinem Namen gibt es seit 1985 in Hannover. Wer war Georg Elser? Ein Freiheitskämpfer, ein Terrorist, ein Einzeltäter, ein Frontmann mit Hintermännern? Es gab viele Verschwörungstheorien um seine Person. Von allen Seiten, auch von Seiten des Widerstandes. Und viele Jahre nach 1945 weiterhin auch von Seiten der Forschung und des offiziellen Gedenkens.
3 Bei den Geschwistern Scholl war dies anders. Niemand bezweifelte nach 1945 ihre lautere Absicht. Im Gegenteil: 3 Die Geschwister Scholl und ihr Lehrer, Professor Huber, wurden geradezu zu Leitbildern und Helden des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Ich habe eben mit Schülerinnen und Schülern darüber diskutieren dürfen, welche Form des Widerstandes angemessen ist eine schwierige moralische Frage. Es ist wichtig und gut, dass wir im Grundgesetz in Artikel 20, Abs. 4 das Widerstandsrecht verankert haben. Aber wie weit dürfen wir beim Widerstand gehen? Rechtfertigt Widerstand alle Mittel? Auch das Sterben von Unschuldigen? Gerade diese moralischen Dilemmata gehören mit zur Kultur der Erinnerung, zum Gegenstand unseres Gedenkens und zu unserer Demokratie. Der Umgang mit Widersprüchen, Vorläufigkeiten, Wahrscheinlichkeiten und Risiken ist Kern von Bildung
4 4 und demokratischem Bewusstsein. Wer Dilemmata aushält und reflektiert, verfügt über Gestaltungskompetenz. Sie ist für mich grundlegend für ein demokratisches Leben in Freiheit und Verantwortung und muss auch in unseren Schulen selbstverständliche gelebte Praxis sein. Ihnen, Herr Schrader, Ihnen, liebe Lehrerinnen und Lehrer und vor allem Ihnen und Euch, liebe Schülerinnen und Schüler, möchte ich meine Anerkennung für das anspruchsvolle Niveau aussprechen, auf dem Sie solche Fragen behandeln. Sie tragen mit dazu bei, dass die Kultur der Erinnerung weiterlebt und wir radikalen Tendenzen gegenüber achtsam bleiben. In den kommenden Monaten gibt es viele Gedenktage 1933 war vor 80 Jahren. Und wir sollten an diesen Tagen innehalten und uns mit unserer Vergangenheit aktiv auseinandersetzen. Beispielsweise am 1. April, dem 80. Jahrestag des Boykotts jüdischer Geschäfte, oder am 10. Mai, dem 80. Jahrestag der öffentlichen Bücherverbrennungen.
5 Leider erleben wir in unserer Gesellschaft immer wieder verdeckten oder offenen Rassismus. Das ist gefährlich. Extremismus entsteht nämlich nicht von heute auf morgen. Gefährlich sind die vielen kleinen Schritte. 5 Sie waren es, die dazu führten, dass ein Tag wie der 30. Januar 1933 Wirklichkeit werden konnte oder der Brandanschlag von Solingen vor bald 20 Jahren. Gefährlich sind die vielen subtilen Formen von Rassismus und Antisemitismus, und es ist die Aufgabe von jeder und jedem Einzelnen, dagegen immer wieder nachdrücklich privat wie öffentlich zu protestieren und einzutreten. Und daher finde ich Ihre Diskussion und die Ausstellung über Georg Elser so wichtig. Wir müssen natürlich im Großen, besonders aber auch im Kleinen sehr achtsam bleiben und wir müssen uns überlegen, wie wir dies tun, welche Form von Widerstand wir wählen. An diesen Tagen und an vielen anderen bekannten und weniger bekannten möchte ich gemeinsam mit Schulen und der Zivilgesellschaft das reflektierte
6 6 Erinnern an vergangene Verbrechen gegen die Menschlichkeit mit dem Erinnern an die Menschen verbinden, die gegen die Verbrechen des Nationalsozialismus aufgestanden und gehandelt haben. So wie Sie es hier im Geschwister-Scholl-Gymnasium Düsseldorf tun. Ein solches Erinnern schafft Zukunft und stärkt unsere Demokratie. Dafür danke ich Ihnen und ich wünsche der Ausstellung viele aufmerksame Besucherinnen und Besucher!
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