Milchviehherde in Frankenhausen Prof. Dr. Onno Poppinga
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- Kora Lehmann
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1 Milchviehherde in Frankenhausen Prof. Dr. Onno Poppinga Im Prozess der Anpachtung der Domäne Frankenhausen (Versuchsbetrieb der Universität Kassel) wurde entschieden, eine Milchviehherde neu aufzubauen. Rinder haben innerhalb der Ökologischen Landwirtschaft aus vielfältigen Gründen einen hohen Stellenwert: Milch und Rindfleisch sind hochwertige Lebensmittel, Aufwuchs von Grünland und Kleegras bzw. Luzerneflächen lässt sich sehr gut als Rinderfutter einsetzen; Mist/Jauche/Gülle aus Milchvieh und Rinderstall sind von hervorragender Bedeutung für die Nährstoff und Humusversorgung der Böden. Einnahmen aus Milch und Rindfleischverkauf sind eine tragende Säule der betrieblichen Ökonomie. Vor allem aber sollte dem neuen Charakter der Domäne als Forschungs und Lehrbetrieb entsprechend den Professuren für Tierernährung, Tierzucht und Ethologie verbesserte Forschungsmöglichkeiten eröffnet werden. Nachdem als erster Schritt zum Aufbau der Herde 20 Fleckviehkälber gekauft worden waren, entschieden sich die mit der Begründung der Herde befassten Personen schließlich für das Deutsche Schwarzbunte Niederungsrind (DSN). Dafür gab es zahlreiche Gründe: bis zur Einstellung der Tierhaltung auf der Domäne Anfang der 70iger Jahre war dort mit großem Erfolg mit DSN gewirtschaftet worden (diese Rinderrasse und der Standort passen also gut zusammen). Zudem sind die DSN wie das Fleckvieh auch eine sehr bewährte Zweinutzungsrasse. Als mittelrahmige Rasse mit feinmarmoriertem Fleisch sind die DSN in besonderer Weise für die Direktvermarktung bzw. die Vermarktung an handwerkliche arbeitende Schlachtereien geeignet. Ein großes Gewicht bei der Entscheidung für die DSN spielte aber auch der Gesichtspunkt, dass es sich dabei um eine bewährte, aber sehr selten gewordene Rasse handelt (weniger als Herdbuchtiere in Deutschland). Gerade im Studien und Lehrbetrieb in Witzenhausen war auf die Bedeutung der Erhaltung und züchterischen Weiterentwicklung seltener Nutztierrassen früh hingewiesen worden (so z. B. durch zahlreiche Arbeiten von Prof. Dr. Biedermann sowie durch studentische Initiativen). Hier sollte nun der Versuchs und Lehrbetrieb Frankenhausen seinen Beitrag leisten. Die Entscheidung für eine seltene Rasse war schließlich auch die Grundlage dafür, dass Stiftungen und Privatpersonen die Mittel für den Ankauf der Zuchttiere bereitstellten. 1
2 Der alte Gebäudebestand der Domäne entsprach allerdings nicht den Anforderungen der Rinderhaltung in der ökologischen Landwirtschaft. Zudem sollte die Milchviehhaltung auch unter räumlichen Bedingungen erfolgen, die gute Möglichkeiten für Forschungsarbeiten bietet (z. B. freier Blick auf die Kühe). Aus diesen Gründen heraus wurden lange diskutierte Umbaulösungen verworfen und ein Neubau für ca. 100 Milchkühe erstellt. Die Tabelle 1 gibt eine Übersicht über den zahlenmäßigen Aufbau der Herde. Sie weist aus, dass die Kuhzahl zügig in Richtung auf die vom Stall her mögliche Tierzahl entwickelt werden konnte. 2
3 Tabelle 1: Vergleich der Milchwirtschaftsjahre A+B Kühe Anzahl Melk Milch M kg/ F % Fett kg E % Eiweiß Erst Kalbe Zwischen Kraftfutter gr Kraft Kühe tage Kg/Kuh Melktage Kg kalbealter rate kalkbezeit Kuh/Jahr futter/kg Milch , ,1 4, , ,1 101,4 (367) 73, ,6 4, , ,2 72, , ,5 4, , ,7 93, , ,1 4, , ,5 92,4 354 ca. 9 dz ca , ,0 4, , ,9 101,8 351 ca. 7 dz ca , ,1 4, , ,2 88,5 370 ca. 4,5 dz ca , ,6 3, , , ca. 6,5 dz ca. 106 Quelle: Jahresabschlüsse des HVL 3
4 Die Fütterung der Kühe ist ausgesprochen grundfutterbetont 1. Das Verhältnis von nur 100 gr. Kraftfutter je Kilogramm Milch spiegelt die Fütterungsstrategie der Betriebe sehr deutlich wieder. Angesichts dieses sehr geringen Kraftfuttereinsatzes ist die Entwicklung der Milchleistung und das zwischenzeitlich erreichte Leistungsniveau als durchaus angemessen und positiv zu bewerten. Neben weiteren Verbesserungen in Fütterung und Haltung der Kühe soll vor allem über einen Anstieg der Nutzungsdauer die Milchleistung weiter angehoben werden. Leistungsziel ist, bei betonter Grundfutterfütterung eine Herdenleistung von kg zu erreichen. Die niedrige Zwischenkalbezeit und die niedrigen Zellzahlen (letztere in aller Regel um ca. 100 Tsd. niedriger als der Durchschnitt der Kontrolltiere in Hessen) sind Hinweise auf ein schon recht gutes Niveau in der Tiergesundheit. Ziel sowohl der Bestandsführung wie auch der züchterischen Entscheidung ist es insbesondere in der Tiergesundheit sowie bei der Form der Euter weitere Verbesserungen zu erreichen. Angestrebt wird das Verfahren der Reinzucht. Da mit dem Ankauf der Herde allerdings auch einige Kühe mit einem geringen HFAnteil nach Frankenhausen kamen und da einige dieser Tiere (beispielsweise die Kühe Blitz und Bessi beide abstammend von dem Bullen Albert ) sich sehr bewährt haben, ist über die weiblichen und männlichen Nachkommen dieser Tiere noch ein (sehr) geringer HFAnteil in der Herde vorhanden. Um das für die ökologische Landwirtschaft wichtige Prinzip des betrieblichen Kreislaufs auch in der Milchviehhaltung zu entwickeln werden die meisten Kühe mit im Betrieb gezüchteten Bullen gedeckt. Das ist eine wichtige Voraussetzung, um über eine hofeigene Zucht die Bedingungen des Betriebes inklusive der Eigenschaften der Tierbetreuer einerseits, mit den Ansprüchen und Fähigkeiten der Kühe andererseits zu verzahnen. Ein Vorbild hierbei sind die Basiszuchtbetriebe in Holland. Der betriebsindividuelle Einsatz der Bullen ist in Verbindung mit dem geringen Einsatz der künstlichen Besamung der Grund dafür, dass die Inzuchtrate bei der DSN sehr viel niedriger ist wie bei beispielsweise bei der HF. Die züchterische Bewertung der Kühe und der Bullen erfolgt durch die Kontrolltätigkeit des Hessischen Verbandes für Leistungsprüfung wie auch in Kooperation mit den beiden Vereinen für die Förderung der DSN. Mit dem Schwesterverein in Bran 1 Die Milchviehhaltung sollte nicht in Konkurrenz zur menschlichen Ernährung stehen (der starke Getreidepreisanstieg ab Sommer 2007 mit folgenden verschärften Lebensmittelpreisen weltweit unterstreicht die Bedeutung dieser Sichtweise). 4
5 denburg, der seinen Ausgangspunkt in den ehemaligen Genreserven der DDR hat und der sehr intensiv vom Zuchtverband Rinderproduktion BerlinBrandenburg (RBB) unterstützt wird, besteht ein guter Austausch. Der westdeutsche Förderverein, dessen größter Betrieb inzwischen die Herde der Domäne Frankenhausen ist, hat im Rahmen einer eigenständigen Forschungstätigkeit inzwischen mehrere Schritte zur Entwicklung einer eigenständigen Bewertung der Zuchttiere unternommen. Er wurde dabei unterstützt mit Forschungsmitteln durch das Bundesprogramm ökologische Landwirtschaft sowie durch den Tierzuchtfond. Dieser eigenständige Ansatz der züchterischen Bewertung der Kühe und Bullen besteht z. Zt. aus drei Zugängen: 1. Lineare Bewertung aller Herdbuchkühe (mit einem an das Zuchtziel des Vereins angepassten Verfahren). 2. Bewertung der Milchleistung der Kühe nach Milchmenge und inhaltsstoffen nach dem Verfahren des TöchterPopulationsvergleichs und daraus abgeleitet Bewertung der Bullen (verlangt wird die Mindestzahl von 8 Töchtern). 3. Ermittlung der Verbleiberate der Kühe in den Betrieben und daraus abgeleitet Bewertung der Bullennachzuchten. Mit Hilfe dieses Bewertungsverfahrens sollen neben der Milchleistung alle weiteren Eigenschaften der Tiere Berücksichtigung finden. Die Verbleiberate der Kühe kann als Zufriedenheit der Milchviehhalter mit ihren Tieren gedeutet werden. Literatur Uwe Allers, Günter Biedermann, Chr. Henschke, Onno Poppinga, Susanne Waldmann, Inge WeitemeyerRothmann Zuchtplanung für die Erhaltung des Alten Schwarzbunten Niederungsrindes, Abschlußbericht, (als Manuskript vervielfältigt), Witzenhausen 2003 O. Poppinga, G. Biedermann, K. Rübesam DSNVorgehensweise und Ergebnisse, Zuchtwert für Milch kg, Fett kg, Eiweiß kg, (als Manuskript vervielfältigt), Witzenhausen 2007 Uwe Allers, Günter Biedermann, Onno Poppinga, Susanne Waldmann, Karl Wittenberg Nachzuchtwertung (Exterieur) von Bullen der Rasse DSN, (als Manuskript vervielfältigt), Witzenhausen
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