Sauberes Wissen. Gerd Gigerenzer. für eine bessere Gesundheitsversorgung. Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
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1 In the 19 th century health was transformed by clear, clean water. In the 21 st century health will be transformed by clean, clear knowledge. Sir Muir Gray Sauberes Wissen für eine bessere Gesundheitsversorgung Gerd Gigerenzer Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
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3 Von Prozenten zur Panik U.K. Committee on Safety of Medicines 100%! Gigerenzer, Gaissmaier, Kurz-Milcke, Schwartz, & Woloshin Psychological Science in the Public Interest.
4 GEFÜHLTER NUTZEN DES MAMMOGRAPHIE-SCREENINGS Wie viele von 1000 regelmäßig untersuchten Frauen sterben weniger an Brustkrebs, im Vergleich zu Frauen, die nicht teilnehmen? Evidenz Gigerenzer, Mata & Frank Journal of the National Cancer Institute 2009
5 GEFÜHLTER NUTZEN DES MAMMOGRAPHIE-SCREENINGS Wie viele von 1000 regelmäßig untersuchten Frauen sterben weniger an Brustkrebs, im Vergleich zu Frauen, die nicht teilnehmen? Evidenz Gigerenzer, Mata & Frank Journal of the National Cancer Institute 2009
6 GEFÜHLTER NUTZEN DES PSA-SCREENINGS Wie viele von 1000 regelmäßig untersuchten Männern sterben weniger an Prostatakrebs, im Vergleich zu Männern, die nicht teilnehmen? Evidenz Gigerenzer, Mata & Frank Journal of the National Cancer Institute 2009
7 GEFÜHLTER NUTZEN DES PSA-SCREENINGS Wie viele von 1000 regelmäßig untersuchten Männern sterben weniger an Prostatakrebs, im Vergleich zu Männern, die nicht teilnehmen? Evidenz Gigerenzer, Mata & Frank Journal of the National Cancer Institute 2009
8 Wer schätzt den Nutzen der Krebsfrüherkennung am besten ein?
9 7 Ursachen unsauberen Wissens in der Gesundheitsversorgung des 20. Jahrhunderts Profitorientierte Forschungsfinanzierung + Irreführende Berichterstattung in medizinischen Fachzeitschriften + Irreführende Berichterstattung in Patientenbroschüren + Irreführende Berichterstattung in den Medien + Kommerzielle Interessenkonflikte + Defensive Medizin + Mangelndes Verständnis der Ärzte von statistischer Evidenz = Unsauberes Wissen Gigerenzer & Muir Gray 2011 (Eds). Better doctors, better patients, better decisions: Envisioning health care MIT Press
10 Sauberes Wissen im Gesundheitssystem des 21. Jahrhunderts Patientenorientierte Forschungsfinanzierung + Transparente Berichterstattung in medizinischen Fachzeitschriften + Transparente Berichterstattung in Patientenbroschüren + Transparente Berichterstattung in Medien + Minimale Interessenkonflikte + Evidenz-basierte Medizin + Ärzte, die statistische Evidenz verstehen = Sauberes Wissen Gigerenzer & Muir Gray 2011 (Eds). Better doctors, better patients, better decisions: Envisioning health care MIT Press
11 Risikokommunikation Irreführend oder transparent? Überlebensraten Relative Risiken Bedingte Wahrscheinlichkeiten
12 "I had prostate cancer, five, six years ago. My chances of surviving prostate cancer and thank God I was cured of it, in the United States, 82 percent. My chances of surviving prostate cancer in England, only 44 percent under socialized medicine. Rudy Giuliani, New Hampshire radio advertisement, October 2007
13 Lead Time Bias Gigerenzer, Gaissmaier, Kurz-Milcke, Schwartz, & Woloshin Psychological Science in the Public Interest.
14 Overdiagnosis Gigerenzer, Gaissmaier, Kurz-Milcke, Schwartz, & Woloshin Psychological Science in the Public Interest.
15 Wie man Patienten hinters Licht führt Eines der angesehensten Krebszentren in den USA: M. D. Anderson
16 Do U.S. Physicians Understand 5-Year Survival Rates? 412 primary-care physicians (national sample) Survival rates: 83% judged mortality benefit as large Mortality rates: 28% judged mortality benefit as large Which proves that a cancer screening test saves lives? 1. Screen-detected cancers have better 5-year survival. 76% 2. More cancers are detected in screened populations. 47% 3. Mortality rates are lower among screened persons. 81% Wegwarth, Schwartz, Woloshin, Gaissmaier & Gigerenzer, Annals of Internal Medicine, 2012.
17 Verstehen Ärzte 5-Jahre-Überlebensraten? Teilnehmer: 65 deutsche Ärzte (Internisten) 2009 Fragen: 1. Beurteilen Sie das Krebs-Screening als nützlich? Mortalitätsraten: 5% Überlebensraten: 79% 2. Lead-time-bias? 2 von 65 Ärzten 3. Overdiagnosis? 0 von 65 Ärzten Wegwarth, Gaissmaier & Gigerenzer. Medical Decision Making 2011
18 Prostate Cancer Early Detection by PSA screening and digital rectal examination. Numbers are for men aged 50 years or older, not participating vs. participating in screening for 10 years. 1,000 men without screening: 1,000 men with screening: P P P P P P P P P P P P P P P P X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X P Men dying from prostate cancer: 8 8 Men dying from any cause: X Men that were diagnosed and treated for prostate cancer unnecessarily: Men without cancer that got a false alarm and a biopsy: Men that are unharmed and alive: Source: Djulbegovic M, Beyth RJ, Neuberger MM, et al. (2010). British Medical Journal.
19 Risikokommunikation Irreführend oder transparent? Überlebensraten Relative Risiken Mortalitätsraten Bedingte Wahrscheinlichkeiten
20 Im Klartext: Reduktion von 2,8 auf 1,5 pro 100 Patienten
21 TRANSPARENZ: FAKTEN BOX Brustkrebs-Früherkennung durch Mammographie über 10 Jahre OHNE Screening je Frauen 50+ MIT Screening Nutzen? Krebssterblichkeit Brustkrebssterblichkeit 5 4 Schaden? Falsch-Positive/Biopsie Unnötige Behandlung Quellen: Gøtzsche PC & Nielsen M Cochrane Database Syst Re; Woloshin S & Schwarz LM Journal of the National Cancer Institute 101(17)
22 Irreführende Information zum Transparente und vollständige Nutzen und Schaden des Screenings Information seit 2010 bis 2009
23 Zur Kritik der Ärztekammer Berlin am Beschluss des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestages zur Einführung eines Mammographie Screenings erklärt Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt: Bei Frauen dieser Altersgruppe [50-69 Jahre], die an Screening Programmen teilnehmen, zeigt sich eine bis zu 35% reduzierte Brustkrebssterblichkeit.
24
25 Risikokommunikation Irreführend oder transparent? Überlebensraten Mortalitätsraten Relative Risiken Absolute Risiken NNT Bedingte Wahrscheinlichkeiten
26 160 GYNÄKOLOGEN SCHÄTZEN DIE WAHRSCHEINLICHKEIT VON BRUSTKREBS NACH EINEM POSITIVEN SCREENING MAMMOGRAMM Schätzungen in % 10 1 Vor dem Training Gigerenzer et al Psychological Science in the Public Interest
27 VERSTÄNDNIS STATT VERWIRRUNG Natürliche Häufigkeiten statt bedingte Wahrscheinlichkeiten Schätzungen in % 10 1 Vor dem Training Nach dem Training Gigerenzer et al Psychological Science in the Public Interest
28 Risikokommunikation Irreführend oder transparent? Überlebensraten Mortalitätsraten Relative Risiken Absolute Risiken NNT Bedingte Wahrscheinlichkeiten Natürliche Häufigkeiten
29 SAUBERES WISSEN Universitäten: Medizinische Fakultäten sollten lehren wie man Risiken versteht und kommuniziert. Fortbildung: Risiko-Kompetenz sollte zentraler Inhalt werden. erscheint Februar 2013
30 7 Wege zu sauberen Wissen im Gesundheitssystem des 21. Jahrhunderts Patientenorientierte Forschungsfinanzierung + Irreführende Berichterstattung in medizinischen Fachzeitschriften + Irreführende Berichterstattung in Patientenbroschüren + Irreführende Berichterstattung in den Medien + Kommerzielle Interessenkonflikte + Defensive Medizin + Mangelndes Verständnis der Ärzte von statistischer Evidenz = Sauberes Wissen Gigerenzer & Muir Gray 2011 (Eds). Better doctors, better patients, better decisions: Envisioning health care MIT Press
31 Patientenorientierte Forschungsförderung Weniger Scheininnovation und me-too Forschung: Zulassung neuer Medikamente nur wenn diese wirksamer oder sicherer sind als bereits vorhandene Medikamente (nicht Placebo). Mehr Kompetenz-Forschung: Förderung von Gesundheits-Kompetenz von Kindern vor der Pubertät und im Klassenverband.
32 6 Wege zu sauberen Wissen im Gesundheitssystem des 21. Jahrhunderts Patientenorientierte Forschungsfinanzierung + Irreführende Berichterstattung in medizinischen Fachzeitschriften + Irreführende Berichterstattung in Patientenbroschüren + Kommerzielle Interessenkonflikte + Defensive Medizin + Mangelndes Verständnis der Ärzte von statistischer Evidenz = Sauberes Wissen Gigerenzer & Muir Gray 2011 (Eds). Better doctors, better patients, better decisions: Envisioning health care MIT Press
33 6 Wege zu sauberen Wissen im Gesundheitssystem des 21. Jahrhunderts Patientenorientierte Forschungsfinanzierung + Transparente Berichterstattung in medizinischen Fachzeitschriften + Irreführende Berichterstattung in Patientenbroschüren + Kommerzielle Interessenkonflikte + Defensive Medizin + Mangelndes Verständnis der Ärzte von statistischer Evidenz = Sauberes Wissen Gigerenzer & Muir Gray 2011 (Eds). Better doctors, better patients, better decisions: Envisioning health care MIT Press
34 Herausgeber sollten irreführende Darstellung von Evidenz nicht mehr zulassen Mismatched Framing : Vorteile: RELATIVE Risiken Nachteile: ABSOLUTE Risiken Wie weit verbreitet ist Mismatched Framing? In 1 von je 3 Artikeln in BMJ, JAMA, und The Lancet, Sedrakyan & Shih 2007 Medical Care Gigerenzer et al 2010 British Medical Journal
35 6 Wege zu sauberen Wissen im Gesundheitssystem des 21. Jahrhunderts Patientenorientierte Forschungsfinanzierung + Transparente Berichterstattung in medizinischen Fachzeitschriften + Irreführende Berichterstattung in Patientenbroschüren + Kommerzielle Interessenkonflikte + Defensive Medizin + Mangelndes Verständnis der Ärzte von statistischer Evidenz = Sauberes Wissen Gigerenzer & Muir Gray 2011 (Eds). Better doctors, better patients, better decisions: Envisioning health care MIT Press
36 6 Wege zu sauberen Wissen im Gesundheitssystem des 21. Jahrhunderts Patientenorientierte Forschungsfinanzierung + Transparente Berichterstattung in medizinischen Fachzeitschriften + Transparente Berichterstattung in Patientenbroschüren + Kommerzielle Interessenkonflikte + Defensive Medizin + Mangelndes Verständnis der Ärzte von statistischer Evidenz = Sauberes Wissen Gigerenzer & Muir Gray 2011 (Eds). Better doctors, better patients, better decisions: Envisioning health care MIT Press
37 6 Wege zu sauberen Wissen im Gesundheitssystem des 21. Jahrhunderts Patientenorientierte Forschungsfinanzierung + Transparente Berichterstattung in medizinischen Fachzeitschriften + Transparente Berichterstattung in Patientenbroschüren + Kommerzielle Interessenkonflikte + Defensive Medizin + Mangelndes Verständnis der Ärzte von statistischer Evidenz = Sauberes Wissen Gigerenzer & Muir Gray 2011 (Eds). Better doctors, better patients, better decisions: Envisioning health care MIT Press
38 6 Wege zu sauberen Wissen im Gesundheitssystem des 21. Jahrhunderts Patientenorientierte Forschungsfinanzierung + Transparente Berichterstattung in medizinischen Fachzeitschriften + Transparente Berichterstattung in Patientenbroschüren + Minimale Interessenkonflikte + Defensive Medizin + Mangelndes Verständnis der Ärzte von statistischer Evidenz = Sauberes Wissen Gigerenzer & Muir Gray 2011 (Eds). Better doctors, better patients, better decisions: Envisioning health care MIT Press
39 Wettbewerb, der Interessenkonflikte erzeugt ist nicht im Interesse des Patienten Arzt-Patient Konflikt Fee-for-Service, IGeL Leistungen Industrie-Patient Konflikt Werbung statt Information ( direct-to-consumer ) Industrie-Arzt Konflikt Ärztliche Fortbildung durch die Industrie Krankenhaus-Patient Konflikt Unwarranted Practice Variability (Dartmouth Atlas of Health Care). Deutschland: Swart et al 2000 Chirurg; Geraedts 2006 Gesundheitsfor. Gesundheitsschutz
40 6 Wege zu sauberen Wissen im Gesundheitssystem des 21. Jahrhunderts Patientenorientierte Forschungsfinanzierung + Transparente Berichterstattung in medizinischen Fachzeitschriften + Transparente Berichterstattung in Patientenbroschüren + Minimale Interessenkonflikte + Defensive Medizin + Mangelndes Verständnis der Ärzte von statistischer Evidenz = Sauberes Wissen Gigerenzer & Muir Gray 2011 (Eds). Better doctors, better patients, better decisions: Envisioning health care MIT Press
41 6 Wege zu sauberen Wissen im Gesundheitssystem des 21. Jahrhunderts Patientenorientierte Forschungsfinanzierung + Transparente Berichterstattung in medizinischen Fachzeitschriften + Transparente Berichterstattung in Patientenbroschüren + Minimale Interessenkonflikte + Evidenz-basierte Medizin + Mangelndes Verständnis der Ärzte von statistischer Evidenz = Sauberes Wissen Gigerenzer & Muir Gray 2011 (Eds). Better doctors, better patients, better decisions: Envisioning health care MIT Press
42 Defensive Medizin schützt den Arzt, nicht den Patienten Wie verbreitet ist Defensive Medizin? 93% von 824 US-amerikanischen Ärzten 42% von 250 Schweizer Internisten und Allgemeinärzten Wie funktioniert Defensive Medizin? Unnötige Tests (59%) Unnötige Medikamente (33%) Unnötige invasive Eingriffe (32%) Unnötige Überweisung des Patienten an Spezialisten (52%) Studdert et al 2005 JAMA Steurer et al 2009 J Eval Clin Pract
43 6 Wege zu sauberen Wissen im Gesundheitssystem des 21. Jahrhunderts Patientenorientierte Forschungsfinanzierung + Transparente Berichterstattung in medizinischen Fachzeitschriften + Transparente Berichterstattung in Patientenbroschüren + Minimale Interessenkonflikte + Evidenz-basierte Medizin + Mangelndes Verständnis der Ärzte von statistischer Evidenz = Sauberes Wissen Gigerenzer & Muir Gray 2011 (Eds). Better doctors, better patients, better decisions: Envisioning health care MIT Press
44 6 Wege zu sauberen Wissen im Gesundheitssystem des 21. Jahrhunderts Patientenorientierte Forschungsfinanzierung + Transparente Berichterstattung in medizinischen Fachzeitschriften + Transparente Berichterstattung in Patientenbroschüren + Minimale Interessenkonflikte + Evidenz-basierte Medizin + Ärzte, die statistische Evidenz verstehen = Sauberes Wissen Gigerenzer & Muir Gray 2011 (Eds). Better doctors, better patients, better decisions: Envisioning health care MIT Press
45 Direct-to-Consumer Advertising: Wie man Patienten hinters Licht führt Im Klartext: Reduktion von 2,8 auf 1,5 pro 100 Patienten
Gerd Gigerenzer. Bessere Ärzte, bessere Patienten, bessere Medizin: Brustkrebs-Früherkennung. Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
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