Wenn Schmerzen die Lebensqualität einschränken Individuelle Hilfe durch die chronische und interventionelle Schmerztherapie
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- Beate Dorothea Auttenberg
- vor 7 Jahren
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1 Wenn Schmerzen die Lebensqualität einschränken Individuelle Hilfe durch die chronische und interventionelle Schmerztherapie Anästhesie, Intensivmedizin, Operationszentrum und Schmerzmedizin
2 Der chronische Schmerz Geisel der Menschheit Die Beherrschung chronischer Schmerzen gehört zu den grossen Herausforderungen der Medizin des 21. Jahrhunderts. Es wird geschätzt, dass ca. 5 bis 15 % der Bevölkerung westlicher Industrieländer an chronischen Schmerzen leiden. Dies entspricht ca. 50 Millionen chronischer Schmerzpatienten in Europa und bis zu 1,2 Millionen allein in der Schweiz. Die Erkenntnisse über Entstehung und Unterhaltung des Schmerzes nehmen rasant zu. Parallel dazu werden auch die Therapiemöglichkeiten immer komplexer und aufwendiger und bedürfen mehr und mehr einer speziellen fachärztlichen Kompetenz. Auf diesem Hintergrund wurde an der Abteilung Anästhesie, Intensivmedizin, Operationszentrum und Schmerzmedizin des Kantonsspitals Münsterlingen in den letzten Jahren die chronische und interventionelle Schmerztherapie weiter auf- und ausgebaut. Das Angebot einer spezialisierten Schmerzsprechstunde besteht bereits seit Ein kompetentes und engagiertes Team unter der Leitung von Dr. Pascal Welpe, Facharzt FMH für Anästhesiologie und ausgebildeter Schmerztherapeut SSIPM, stellt eine individuelle und moderne Schmerzmedizin sicher. Ziel der Schmerzmedizin Primäres Ziel bei Patienten mit chronischen Schmerzen ist nicht eine komplette Schmerzfreiheit, sondern die Reduktion der Schmerzen auf ein akzeptables Niveau, was insgesamt zu einer verbesserten Lebensqualität führen soll. Dies kann einerseits mit einer medikamentösen Therapie, andererseits mit Infiltrationen erreicht werden. Eine komplette Schmerzfreiheit wird bei chronifizierten, seit langer Zeit bestehenden Schmerzen selten erreicht. 2
3 Weitere Kurzinformationen dazu sind in der Folge aufgeführt oder können in umfangreicherer Form auf unserer Homepage ( aufgerufen werden. Das Behandlungsangebot Spezialisierte Schmerzsprechstunde Im Erstgespräch macht sich der Schmerztherapeut ein genaues Bild über die Art der Schmerzen, deren Beginn, Dauer, Stärke, allfällige Veränderungen und mögliche Ursachen. Unter Zuhilfenahme eventuell vorbestehender Befunde und Untersuchungsverfahren wird eine Diagnose gestellt und zusammen mit dem Patienten ein detaillierter, individueller Behandlungsplan erstellt. Medikamentöse Schmerztherapie Je nach Ursache der Schmerzen wird häufig eine Schmerztherapie mit Medi kamenten begonnen oder ausgebaut. Im Rahmen der Sprechstunde wird der Erfolg einer begonnenen Therapie regelmässig kontrolliert und bei Bedarf angepasst. Transkutane Elektrische Nervenstimulation (TENS) Die TENS-Therapie ist eine weitere, sehr sinnvolle Therapieoption, welche bei vielen verschiedenen Schmerzsyndromen zum Einsatz kommt. Dem Patienten wird direkt in der Schmerzsprechstunde ein Mietgerät zur Verfügung gestellt, damit er die Therapie zu Hause selbständig durchführen kann. 3
4 Interventionelle Schmerztherapie Eine wichtige Behandlungsoption bilden die sogenannten Interventionen. Mit Hilfe gezielter Infil trationen (Spritzen/Betäubungen) können verschiedenste Schmerzarten behan delt werden. Es kommen unter anderem folgende Interventionen zur Anwendung: gezielte Betäubungen bei Rückenschmerzen, welche ins Bein ausstrahlen (z.b. bei einem Bandscheibenvorfall) gezielte Betäubungen an der Wirbelsäule bei chronischen Rückenschmerzen (sog. Facettengelenke) mit ev. anschliessender Ablation (Verödung) dieser Gelenksnerven gezielte Betäubungen des unwillkürlichen Nervensystems beim komplexen regionalen Schmerzsyndrom (CRPS) gezielte Betäubungen von einzelnen Nerven gezielte Betäubungen von Gelenken, z.b. Iliosakralgelenk mit der Möglichkeit einer anschliessenden Ablation (Verödung) dieser Gelenksnerven Infiltration bei Bandscheibenproblemen Infiltration bei chronischen Rückenschmerzen Sämtliche Interventionen werden unter Röntgen- oder Ultraschallkontrolle und grösstenteils ambulant durchgeführt. Die entsprechend dem Krankheitsbild und Schmerzmuster geeigneten Infiltrationstherapien werden mit dem Patien ten im Vorfeld der Behandlung genauestens besprochen. Nach der Infiltration wird der Therapieerfolg in der Sprechstunde überprüft und nachverfolgt, damit bei Bedarf eine weitere Optimierung der Therapie angestrebt werden kann. 4
5 Lokale Behandlung mit Capsaicin Gewisse Schmerzsyndrome, sog. Neuropathien, können alternativ zu Medikamenten mit einer lokalen Behandlung mit Capsaicin, einem Bestandteil der Chilischote, behandelt werden. Ein klassisches Beispiel für diese Anwendung sind Schmerzen nach einer Gürtelrose. Weitere Anwendungsgebiete sind Stumpfschmerzen nach einer Amputation, Narbenschmerzen sowie viele andere. Diese Methode kann zum Einsatz kommen, wenn die bisherigen Therapieversuche unwirksam waren. Schmerzpumpe Die Schmerzpumpe ist eine Therapiemöglich keit bei chronischen Schmerzpatienten, wel che unter der Behandlung mit starken Schmerzmedikamenten (Opiaten) an nicht beherrschbaren Nebenwirkungen leiden. Dabei werden diese oder andere Medikamente neu über einen dünnen Katheter direkt in die Nähe des Rückenmarks appliziert. Bevor eine solche Schmerzpumpe definitiv unter die Haut implantiert wird, wird im Rahmen einer sogenannten «Testphase» das positive Ansprechen der Schmerzen auf diese Art der Medikamentengabe beobachtet. Erst nach einer erfolgreichen Testphase wird die Schmerzpumpe in einer Allgemeinanästhesie implantiert. Das Pumpensystem muss danach in regelmässigen Abständen kon trolliert und immer wieder mit Schmerzmitteln nachgefüllt werden. Das Nachfüllen des Reservoirs kann über eine Punktion durch die Haut erfolgen. 5
6 Baclofenpumpe Zur Behandlung einer schweren Spastik, z.b. bei einer Multiplen Sklerose, wird häufig Baclofen eingesetzt. Bei Patienten, welche unter einer Tablettentherapie mit Baclofen (z.b. Lioresal) anhaltend Beschwerden haben und/oder an starken Nebenwirkungen leiden, kann analog zur Schmerzpumpe ein Testkatheter in den Rückenmarkskanal eingelegt werden. Bei Erfolg wird dann ebenfalls ein komplettes Pumpensystem implantiert. Rückenmarkstimulation Die Rückenmarkstimulation (SCS Spinal Cord Stimulation) ist eine weitere Therapieform bei chronischen Schmerzen von speziellem Charakter, welche durch den Einsatz von starken Schmerzmedikamenten nur ungenügend beherrscht werden können. Zusätzlich kann die SCS auch bei schweren Gefässerkrankungen der Beine, der sogenannten «Schaufensterkrankheit», eingesetzt werden. Häufig kann hiermit eine Verbesserung der Durchblutung herbeigeführt werden. Bei der SCS werden für eine Testphase 1 2 Stimulationselektroden unter lokaler Betäubung in die Nähe des Rückenmarks eingelegt und für 1-2 Wochen belassen. Falls die Schmerzen damit erfolgreich behandelt werden können, wird in einem zweiten Schritt ein Stimulator definitiv unter die Haut implantiert. Das System erlaubt es dem Patienten, die Stärke und die Dauer der Rückenmarkstimulation und damit die Schmerzunterdrückung selbst zu steuern. Spinalganglienstimulation Seit Anfang 2014 bieten wir auch die sogenannte Spinalganglienstimulation (DRG-Stimulation) an. Dies ist eine spezielle Form der Rückenmarkstimulation, bei der eine Elektrode direkt zum Nerven gelegt wird, der das Rückenmark verlässt (sog. Nervenwurzelganglion/Spinalnervenganglion). Dadurch lässt sich eine gezielte Schmerzausschaltung in einem bestimmten Gebiet erreichen. Diese neuartige Behandlung hat diverse Vorteile und kann v.a. bei chronischen Leistenschmerzen, Gürtelrose und anderen postoperativen Nervenschmerzen/Neuralgien angewendet werden. 6
7 Voraussetzung für eine Spinalganglienstimulation ist die genaue Identifikation des betroffenen Nervs mit vor gängig diagnostischen Infiltrationen (lokale Betäubung des entsprechenden Nervs). Bei positivem Ansprechen wird dann in Lokalanästhesie und einem ambulanten Eingriff eine dünne Elektrode an das Nervenwurzelganglion an der Wirbelsäule platziert, um dort direkt am Nerv elektrische Signale abgeben zu können. Die Elektrode wird dann für eine Testphase an einem kleinen Testgerät angeschlossen und so für ca. 10 Tage belassen. So kann die schmerzhemmende Wir kung im Alltag getestet werden. Bei gutem Erfolg wird in einem zweiten Schritt ein definitives System implantiert. Tumorschmerztherapie Im Verlauf ihrer Tumorerkrankung erleiden viele Patienten sehr starke Schmerzen. Zirka 10 % der Patienten mit Tumorschmerzen können mit den üblichen Schmerzmedikamenten nur unzureichend behandelt werden. Auch hier bietet sich die Möglichkeit einer Medikamentenverabreichung direkt in den Rückenmarkskanal an, allenfalls wiederum über eine implantierte Schmerzpumpe. Eine solche Therapie wird unter stationären Bedingungen begonnen mit dem Ziel, den Patienten möglichst bald wieder nach Hause zu entlassen. Anmeldung Patienten können per Mail, Fax oder schriftlich angemeldet werden. Die Kosten für die Behandlung werden in der Regel von der Kranken- oder Unfallversicherung übernommen. 7
8 Kantonsspital Münsterlingen Sekretariat Schmerztherapie Spitalcampus 1 Postfach Münsterlingen Tel Fax schmerztherapie-ksm@stgag.ch
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