Ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis ans Ende der Erde! Liebe Gemeinde unseres Herrn Jesus Christus!
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- Andrea Kneller
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1 PREDIGT über Apostelgeschichte 1,8: Ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis ans Ende der Erde! Liebe Gemeinde unseres Herrn Jesus Christus! Unter uns geht eine Angst um: Die Angst vor der Islamisierung der Schweiz und Europa. Schon oft wurde ich darauf angesprochen und gefragt: Macht Ihnen das denn keine Angst? Nein, Angst macht mir das nicht. Ich frage mich vielmehr, warum das denn ein Problem sein soll. Seit bald zweitausend Jahren gehören wir zum sog. christlichen Abendland und unsere Bundesverfassung beginnt mit dem Bekenntnis Im Namen Gottes! Das heisst, dass die Schweiz ein christliches Land oder mindestens eine durch das Christentum geprägte Nation ist oder sein sollte. Straf- Gesundheits- und Fürsorgewesen und vieles andere ist durch das christliche Gedankengut beeinflusst und hat uns zu einem sehr humanen, fortschrittlichen Land gemacht, in dem sich gut leben lässt. Und nun sollte durch die Zuwanderung einer Minderheit auch wenn sie zugegebenerweise gewachsen ist eine langjährige Tradidtion und Kultur zerstört werden? Was nur ist denn da passiert? Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass das immer wieder einmal geschehen ist in der Welt, aber immer
2 nur dann, wenn ein Volk, eine Gesellschaft lahm, faul und morsch geworden ist. Ja, dann wurde sie von andern Völkern und Kulturen überrannt und zerstört oder mindestens in eine Minderheit versetzt und darum langfristig aufgerieben. Und das soll uns passieren? Liebe Gemeinde, an einer Tagung hat kürzlich eine Frau Gesagt: Wir haben Angst vor der Islamisierung und treten gleichzeitig zur Kirche aus...! Sie alle sind noch treue Gemeindeglieder, aber der Satz dieser Frau trifft in Bezug auf unser Volk den Nagel auf den Kopf. Vor allem in städtischen Gebieten gibt es Kirchgemeinden, die in den letzten Jahren tausende von Gemeindeglieder durch deren Austritt verloren haben. Pfarrstellen werden rundum abgebaut und viele Kirchgemeinden leiden unter Finanznot. Das alles macht uns schwächer, angreifbarer, aber es ist eine selbst gewählte Situation. Dafür können wir keine Moslems verantwortlich machen. Und jetzt? Was ist zu tun? Ich glaube, dass unser Predigttext und die Worte aus der Lesung Antworten auf diese Fragen geben können. Ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis ans Ende der Erde! Diese Worte wurden der ersten Gemeinde, die eben die Auferstehung Jesu erlebt hatten, damals auf den Weg gegeben. Ganz klar und selbstverständlich wird gesagt: Ihr werdet meine Zeugen seid, Ihr seid meine Zeugen, wenn Ihr meine Jünger sein wollt. Aber: Sind wir das? Wer von uns wagt es, in der Familie, in der Gesellschaft in einem Gespräch mit Ueberzeugung zu
3 sagen, dass ihm Kirche und Glauben wichtig sind? Wer spricht davon und handelt in seinem Alltag entsprechend, - dass er oder sie in der Bibel liest, dass ihr das Abendmahl, die 10 Gebote oder die Bergpredigt viel bedeuten? Ja, selbst kirchliche Organe kaprizieren sich darauf um ja nicht als stur zu gelten immer wieder Atheisten zu Wort kommen und ihre Meinung vertreten zu lassen. Sehr selten aber kommen überzeugte Christen, z.b. Politiker oder Wissenschafter zum Zuge. Oder gibt es vielleicht gar keine solche mehr?? Wir aber sollen glaubwürdige Zeugen sein. Im Beruf, in der Erziehung, im Verein. Salz und Licht in unserer Welt. Unser Wort aus der Lesung geht sogar noch viel weiter. Wir hören da: Tut, was Gott gefällt, ohne wenn und aber! Erweist euch als Gottes vollkommene Kinder mitten unter verirrten und verdorbenen Menschen. Unter ihnen werdet ihr leuchten wie die Sterne am nächtlichen Himmel, wenn ihr euch nur an die Botschaft haltet, die das Leben schenken. Dann werde ich stolz auf sein können, wenn Christus wieder kommt. Gewiss, da nimmt der Apostel den Mund ein wenig voll und doch ist es wahr, wenn man den Satz vom Salz und Licht der Welt ernst nimmt. Christen sollen leuchten wie Sterne am nächtlichen Himmel mitten in einer Welt, die in vielem aus der Ordnung gefallen ist. Aber nun müssen wir uns die Frage gefallen lassen, ob wir das sind. Verwalten wir nur treu unsern Glauben und unsere Traditionen und lassen es uns in der Kirche wohl sein oder sind wir glaubwürdige, frohe und im wahrsten Sinn begeisternde Zeugen unseres Glaubens. Leben wir im Alltag unseren Glauben? Sind wir anders, als man es normalerweise
4 in unserer Gesellschaft ist? Freundlicher, hilfsbereiter, weniger nachtragend, grosszügiger und barmherziger? Vertrauen wir froh und getrost auf Gott, auch wenn es in unserem Leben schwierig oder traurig wird? Leben wir unseren Glauben so, dass wir ansteckend wirken? Könnte es denn nicht sein, dass solche Christen Moslems beindrucken, sodass sie aufhorchen und Interesse für die frohmachende Botschaft des Evangeliums bekämen? Warum in aller Welt sollen Europa, die Schweiz vom Islam überrannt werden und nicht Mohammedaner vom Christentum beeinflusst? Trauen wir uns und unserem Glauben so wenig zu? Und das in einem Land, das über tausend Jahre Christentum kennt? Um Pfingsten herum reden wir immer wieder vom heiligen Geist, aber wo sind die Christen, die erfüllt vom feu sacré, vom heiligen Geist erfüllt die Freude und die Kraft unseres Glaubens ausstrahlen? Das sind wir Pfarrer und das ist jeder Einzelne von uns gefragt. So hat z.b. eine Erhebung in der Baselbieter Kirche gezeigt, dass praktisch keine Gemeinde die Mission (ich meine nicht die Mission alter Schule, sondern das missionarische Handeln im Alltag) als wichtig betrachtet. Das wäre wohl in der Zürcher Kirche auch nicht anders. Aber das bedeutet einen krassen Gegensatz zum ihr werdet meine Zeugen sein. Wundern wir uns noch, warum sowohl der Atheismus, wie der Islam fortschreiten? Und könnte es sein, dass wir uns auch darüber ärgern, dass Moslems sehr viel selbstverständlicher zu ihrem Glauben stehen als wir?
5 Wir haben ja z.b. sehr Mühe damit, zur Traditon des Tischgebetes zu stehen, während Mohammedaner ihren Gebetsteppich problemlos mitten in einer Stadt aufrollen. Der berühmte Theologe Karl Barth meinte einmal, wir sollten nie gegen etwas ankämpfen, sondern immer für etwas. In unserem Fall also nicht gegen den Islam, sondern für ein frohes Christentum. Anmächliger sollten wir sein, meinte einmal einer, und kein lahmer Haufen. Und der Philosoph Nitzsche sagte: Erlöster sollten mir die Christen aussehen. Er meinte das zwar zynisch, aber ganz unrecht hatte er nicht. Ihr werdet meine Zeugen sei, ihr seid das Licht der Welt und sollt leuchten wir die Himmelslichter in der Nacht. Wenn wir das wirklich sind, dann brauchen wir keine Angst mehr vor derislamisierung zu haben. Amen.
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