Die Bedeutung von Spiritualität und Religiosität für alte Menschen mit Migrationshintergrund
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- Sophia Maier
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1 Die Bedeutung von Spiritualität und Religiosität für alte Menschen mit Migrationshintergrund Dozentin: Johanna Kohn Prof. Johanna Kohn, lic. lic. phil, Institut Sozialplanung und Stadtentwicklung Basel
2 1. Religion und Spiritualität 2. Religionsgruppen in der Schweiz 3. Alter und Religion 4. Migration und Religion 5. Konsequenzen für die Alten-Pflege
3 1. Religion und Spiritualität - Definitionen Religion: ein System, das Strukturelle, Gemeinschaftliche, eine objektiv institutionell vorgegebene Größe; Religiösität/Spiritualität: das Subjektiv-Individuelle, das Erleben des Einzelnen (persönliche, individuelle Gottesbeziehung). Das Suchen nach dem Grund und Ziel des eigenen Seins, über sich hinaus. «Woher», «Wohin», «Wozu»? (Anemone Eglin, Zürich) Der erste grosse Unterschied zum Christentum: für Spiritualität gibt es keinen synonymen Begriff in Judentum und Islam Prof. Johanna Kohn, lic. lic. phil, Institut Sozialplanung und Stadtentwicklung Basel
4 Religionsgruppen in der Schweiz Statistik 1: Religionsgemeinschaften (CH)
5 Statistik 2: Religionsgemeinschaften (BE)
6 Religionsgruppen in der Schweiz Statistik 3: Religion und Alter (CH)
7 Religionsgruppen in der Schweiz Statistik 4: Entwicklungen (CH)
8 Religion und Spiritualität im Alter Themen und spirituelle Aufgaben Thema Letztgültiger Sinn des Lebens Adäquate Antwort auf den Sinn des Lebens Selbstgenügsamkeit / Verletzbarkeit Weisheit als Vorstufe für letzte Bedeutungen Beziehung / Isolation Hoffnung / Angst Entsprechende spirituelle Aufgabe Identifizieren, was den letztgültigen Sinn des Lebens gewährt Angemessene Weisen der Antwort finden Einschränkungen und Verluste transzendieren Nach letzten Bedeutungen suchen Enge Beziehung zu Gott und/oder anderen aufbauen Hoffnung finden Charbonnier, Religion im Alter 2014, S. 153
9 Religion und Spiritualität im Alter Religion als Ressource 1 Ressourcen sind Mittel, Fähigkeiten und Kompetenzen für die Bewältigung von Lebensaufgaben, die Erreichung von Zielen, den Umgang mit Verlusten und Defiziten. Von ihnen sind physische und psychische Gesundheit und subjektives Wohlbefinden abhängig. Charbonnier, Religion im Alter 2014, S. 134
10 Religion und Spiritualität im Alter Religion als Ressource 2 Positive Effekte von Religiosität und Spiritualität emotionale Entlastung moralische Orientierung soziale Unterstützung kognitive Neubewertung mentale Bewältigung (Alte) Menschen mit religiösen Einstellungen und Aktivitäten sind weniger depressiv, erleben körperliche Beschwerden als weniger belastend, bewältigen Funktionseinschränkungen schneller. Charbonnier, Religion im Alter 2014, S. 133, 136
11 Religion im Alter / Religiöses Coping Drei religiöse Bewältigungsstile Selbstmanagement: Man bewältigt sein Problem selbstständig; der Glaube an Gott bleibt im Hintergrund und sorgt für Gelassenheit und Kompetenz. Delegation: Gott wird die Lösung oder Nichtlösung eines Problems überlassen, man verhält sich passiv und abwartend. Das kann Ausdruck von Gottvertrauen sein, das Belastungen reduziert. Kooperation: Man sucht einerseits Gottes Hilfe und wird andererseits selbst aktiv. Dieser Stil steigert die Fähigkeit, kritische Lebensereignisse zu bewältigen, das Selbstbewusstsein usw. Für ältere Menschen ist Religion oft ein wesentlicher Faktor bei der Problembewältigung. Charbonnier, Religion im Alter 2014, S. 139f
12 Religion im Alter Je älter, desto frömmer? Studie der EKD Die Vorstellung, dass ältere Menschen religiös sind, findet bei Menschen ab 80 deutlich mehr Zustimmung als bei jüngeren. Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung Befragungsergebnisse bei Menschen bis 60 und ab 60 zu verschiedenen Dimensionen von Religiosität sind uneinheitlich. Bonner Studie zur religiösen Entwicklung im Alter Religiosität verändert sich oft im Lauf des Lebens in individuell unterschiedlicher Weise, wobei die religiöse Praxis stabiler ist als Vorstellungen und Inhalte. Charbonnier, Religion im Alter 2014, S
13 Religion im Alter Religiöse Bedürfnisse alter Menschen Suche nach Sinn, Zweck und Hoffnung Transzendieren der gegenwärtigen Situation Unterstützung bei der Verarbeitung von Verlusten Kontinuität Religiöses Leben Bewahrung von Würde, Individualität und Selbstwertgefühl Unbedingte Zuwendung Chance, Ärger und Zweifel ausdrücken zu können Vergeben und Vergebung erfahren Vorbereitung auf Tod und Sterben Charbonnier, Religion im Alter 2014, S. 152
14 Bedürfnisse religiöser Menschen Ernährung/ Medikamente Körperpflege Kleidung religiöse Praxis Symbole Zimmereinrichtung besondere Feiertage Religiöse Betreuung der letzte Weg die Angehörigen/Gemeindemitglieder
15 Migration ist der auf Dauer angelegte bzw. dauerhaft werdende Wechsel in eine andere Gesellschaft bzw. in eine andere Region von einzelnen oder mehreren Menschen Treibel, A. (1999): Migration in modernen Gesellschaften. Soziale Folgen von Einwanderung, Gastarbeit und Flucht. Weinheim, S. 21 Bundesamt für Statistik (2001): Ausländerinnen und Ausländer in der Schweiz. Neuenburg. S.50 Prof. Johanna Kohn, lic. lic. phil, Institut Sozialplanung und Stadtentwicklung Basel
16 Lebensereignis Migration postmigratorische Faktoren: Kränkungen, Isolation; gesundheitliche Risiken; mangelnde sprachliche Fertigkeiten, Erfahrung von Ausgrenzung prämigratorische Faktoren: psychische, ökonomische, körperliche, existenzielle Bedrohung, Ängste und Hoffnungen Migration: Ängste, Unsicherheit, depressive Zustände, Frustration Prof. Johanna Kohn, lic. lic. phil, Institut Sozialplanung und Stadtentwicklung Basel
17 Religion und Migration 1 Herkunftsländer oft religiöser als die Schweiz Was im eigenen Land selbstverständlich war, wird bewusster gepflegt, überdacht Zugewinn an Wissen, Traditionsbewusstsein, Performance nach aussen, Identität) Zugehörigkeit (Aufnahme durch christliche Kirchen) oder Einschluss in eigene Religion praktische transnationale Netzwerke - familienverbindend
18 Religion und Migration 2 Tradition von Werthaltungen (Genderrollen; Grosszügigkeit; Hilfsbereitschaft; Zuversicht angesichts von Brüchigkeit; Generationenbeziehungen) Symbole und Feste stehen für eine spirituelle Beheimatung, sind stärkend und bindend für Familien Sinnfindung in Bezug auf eigene und kollektive Grenzerfahrungen; Je ausgegrenzter Personen sind, um so deutlicher neigen sie auch in jungen Jahren zu Religiosität
19 sensible Bereiche im Alter Traumatisierung Demenz Heimatverlust (symbolisch, lokal, kulturell, sozial, spirituell)
20 meine Fragen an Sie: Alte Menschen u. deren Begleitende haben oft nicht dieselbe religiöse u. kulturelle Sozialisation; wie können in solchen Beziehungen spirituelle Bedürfnisse auf unterstützende Weise erkannt und erfüllt werden? Auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen (Demenz) haben spirituelle Bedürfnisse! Wie sind diese erkennbar? Spiritualität (christl. u. nicht-christl.) kann sowohl wachstumsfördernd als auch -hindernd sein (vgl. Gottesbilder, Dogmatismus, Esoterik). Wie differenziert werden diese Aspekte wahrgenommen, aufgegriffen?
21 Für die Alten-Pflege bedeutsame Bereiche Bezugspersonenpflege Nahrung, Medikation und Hygiene Körperkontakt und Bekleidung Hilfe bei religiösen Aktivitäten Umgang mit Angehörigen Kommunikation über medizinische Entscheidungen Verhalten bei Sterben und Tod Prof. Johanna Kohn, lic. lic. phil, Institut Sozialplanung und Stadtentwicklung Basel
22 Fazit religionssensible und kultursensible Übersetzungsdienste und sozialmedizinische aufsuchende Informationsdienste religionssensible und kultursensible Biographiearbeit (dem Leben Bedeutung und Struktur geben) Partizipation bei der Gestaltung der Lebensbereiche, Symbole, Feste, Essen, Musik niederschwellige aufsuchende Bildungsangebote durch die Religionsgruppen kulturelle Nischen schaffen gleichzeitig Durchlässigkeit ermöglichen Patensysteme intensive Unterstützung und Information der Angehörigen Organisationsentwicklung: multikulturelle Pflegeteams als Chance nutzen Arbeits- und Wohn-/Pflegeklima der kulturellen und religiösen Wertschätzung schaffen Prof. Johanna Kohn, lic. lic. phil, Institut Sozialplanung und Stadtentwicklung Basel
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