In der Taufe :: Predigt zu Römer 6,2-11
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- Horst Kilian Brahms
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1 1 In der Taufe :: Predigt zu Römer 6,2-11 Gemeinde im Weigle-Haus am :: Prediger: Johannes Heun [zuvor wurde der Sketch Hundetaufe gespielt] Na, das wird ja ein Großereignis! Hund Hassos Taufe live im deutschen Fernsehen - vermutlich mit Großleinwänden zum Public Viewing an jedem Tierheim und vor jedem Friseursalon für Vierbeiner. Ein Ereignis, an das sich alle noch lange erinnern werden. Kennen sie eigentlich alle noch Jürgen Fliege, von dem eben die Rede war? Er war Pfarrer u.a. in Essen und bis 2005 mit seiner eigenen Talkshow in der ARD zu sehen. Und passen sie gut auf sich auf, war der berühmte Schlusssatz jeder Sendung. Das Ehepaar Dackel will also den neuen Hund taufen lassen. Aber warum eigentlich? Warum sollte man denn ein Haustier taufen? Ich weiß, dass Haustiere einem sehr ans Herz wachsen können. Ich weiß, dass gerade auch zwischen Hunden und Menschen sehr innige Beziehungen möglich sind. So ein Tier ist ja wie ein Mitglied der engsten Familie, immer dabei, treu und liebenswert. Der Hund soll es natürlich gut haben. Vor allem soll der Hund von Frau Dackel aber endlich auch offiziell einen Namen haben. Deshalb will sie die Taufe ja so dringend. Und ganz nebenbei will sie was mit viel Gefühl und ihre Gefühle sollen dann auch noch live ins Fernsehen. Ich werde dabei das Gefühl nicht los, dass Frau Dackel und Herr Dr. Dackel ihren Hund - bei aller Liebe - dann doch irgendwie verwechseln... aber nicht mit einem Kind... eher wohl mit einem Schiff, wie mir scheint. Schiffe bekommen bei der Taufe offiziell ihren Namen, sie werden Titanic, Queen Elisabeth oder sonst wie getauft. Umgangssprachlich setzen wir Taufen gleich mit Dem-Kind-einen-Namen-geben. Aber wie ist das mit der christlichen Taufe? Auf welchen Namen werden die Täuflinge bei uns getauft? Hund Hasso würde bei einer christlichen Taufe gar nicht auf den Namen Hasso getauft. Wir taufen auf den Namen Gottes. Ich taufe dich auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Bei uns wird niemand auf den Namen getauft, den er als Vornamen ein Leben lang tragen soll. Für eine solche Taufe ist Frau Dackel beim Pfarrer an der falschen Adresse.
2 2 Wir haben eben den Taufbefehl Jesu aus dem Matthäusevangelium gehört. Es gibt mehrere Möglichkeiten seinen griechischen Wortlaut ins Deutsche zu übersetzen. Man kann sagen: auf den Namen, im Namen oder auch in den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Welchen guten Sinn es machen könnte in den Namen zu taufen können wir an den Gedanken zur Taufe erkennen, die der Apostel Paulus der Gemeinde in Rom und auch uns übermittelt hat. (Römerbrief 6,3-11) 3 Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? 4 So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln. 5 Denn wenn wir mit ihm verbunden und ihm gleich geworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein. 6 Wir wissen ja, dass unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde vernichtet werde, so dass wir hinfort der Sünde nicht dienen. 7 Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde. 8 Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden, 9 und wissen, dass Christus, von den Toten erweckt, hinfort nicht stirbt; der Tod kann hinfort über ihn nicht herrschen. 10 Denn was er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben ein für allemal; was er aber lebt, das lebt er Gott. 11 So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid und lebt Gott in Christus Jesus. In den Tod getauft Paulus sagt: Wir sind auf Christus Jesus, also in seinen Tod getauft. Oder mit den Worten einer anderen Bibelübersetzung: Wir alle, die»in Jesus Christus hinein«getauft wurden, sind damit in seinen Tod hineingetauft, ja hineingetaucht worden. Im Studium hatte ich einen Professor für Neues Testament, der in Vorlesungen über Paulus immer wenn es um die Taufe ging, nach einem bestimmten deutschen Wort suchte, das ihm besonders gut gefiel. Er stammte aus Südafrika und ich mochte seinen Akzent mindestens genauso wie seine Einsichten in die Paulus-Forschung. Wie sagt man im Deutschen...? Ah, ja baptizo, Taufen, das ist eigentlich am besten zu übersetzen mit Eintunken. Mir hat sich seine Auslegung tief eingeprägt. Und was ist das Besondere am Eintunken? Ich denke, das Wort passt so gut, weil es die Bewegung in beide Richtungen beschreibt.
3 3 Wenn wir nun z.b. Pommes in Mayo eintunken, bedeutet das: rein in die Mayo, wieder raus (und dann ab in den Mund). (Diese Holländer gehen mir nicht aus dem Sinn... ) Wenn wir uns eine Taufe vorstellen, bei der der Täufling ganz untergetaucht wird, stellt das Wasser also ein Grab dar. Ich habe in Georgien mal ein Taufbecken gesehen, in dem das Wasser mit kleinen Tauchsiedern erwärmt wurde. Bei dem Gedanken an die 220 Volt in den schlecht isolierten Kabeln ist mir diese Todessymbolik der Taufe ganz eindrücklich klar geworden. Das Taufbecken symbolisiert das Grab als Ort des Todes. Symbolisch verbindet die Taufe alle Getauften mit dem Tod Jesu am Kreuz und seiner Auferstehung von den Toten. So werden wir hinein getauft in den Tod, den er für uns gestorben ist. Wir müssen keine Angst mehr vor dem Tod haben, denn wir müssen zwar noch sterben, aber einen ewigen Tod, der uns bedroht, gibt es für uns nicht mehr. Wie ein Täufling aus dem Wasser empor gehoben wird, zieht Gott den Menschen aus dem Tod ins Leben. Die Täuflinge in Georgien damals haben es übrigens alle überlebt. Wir sprechen manchmal davon, etwas Neues aus der Taufe zu heben. Mit der Taufe erinnern wir daran, dass Gott uns in ein neues Leben empor hebt. Manchmal sagen wir: Der ist für mich gestorben. Das heißt, derjenige existiert für mich quasi nicht mehr. Wir haben jedenfalls keinen Kontakt mehr. So ist das zwischen dem Lebensbedrohlichen, das die Bibel Sünde nennt, und den Getauften, sagt Paulus. Da gibt es keinen Kontakt mehr, stattdessen neues Leben. In den Lebensraum getauft Dreimal kurz symbolisch in den Tod eingetunkt und dann ins neue Leben empor gehoben. Wenn wir in den Namen Gottes hinein getauft werden, kommen wir in einen Schutzraum. Zwischen Vater, Sohn und Geist ist ein Raum, in dem wir Schutz finden, es ist der Lebensraum schlechthin. Mir klingt bei diesem Gedanken ein englisches Lied im Ohr: The name of the Lord is a strong tower, the righteous run into it and they are saved. Natürlich ein Zitat aus der Bibel, genauer aus dem Buch der Sprüche 18,10 Der Name des HERRN ist eine feste Burg; der Gerechte läuft dorthin und wird beschirmt. Ich habe gelesen, dass man früher mit einem Neugeborenen erst dann vor die Tür ging, wenn das Kind getauft war. In den ersten Tagen wollte man den ungetauften Säugling unbedingt von allen möglichen Gefahrenquellen fernhalten.
4 4 Heute wird das natürlich meistens anders gehandhabt. Es ist ja vielmehr umgekehrt, die meisten Kinder werden gar nicht zu Hause geboren, sondern kommen erst nach der Geburt nach Hause. Sicherlich denken die meisten Eltern heute nicht mehr, ihr Neugeborenes sei besonders gefährdet, bevor es getauft ist. Aber besonders wenn wir Kinder taufen, spielt der Wunsch nach Schutz und Geborgenheit natürlich eine große Rolle. Eltern erleben das Wunder des Lebens in der Geburt und sie erleben dabei auch immer wieder wie zerbrechlich das Leben eigentlich ist. In den Schutzraum des Schöpfers, den Lebensraum hinein getauft. In eine Gemeinschaft getauft Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes - nach christlichem Verständnis ist Gott in sich selbst in Beziehung. Der trinitarische Name Gottes klingt ja schon nach Gemeinschaft. Jemand hat ihn auch als die Urwohngemeinschaft bezeichnet. In diese vollkommene Gemeinschaft hinein kommen die Getauften. Wir sind in einen Schutzraum hinein getauft und in eine zweifache Gemeinschaft: in Beziehung mit Gott und in Beziehung mit Menschen. Mit manchen Getauften sind wir sogar ganz besonders verbunden. Mit ihnen gemeinsam können wir uns an die Taufe erinnern. Eltern können sich gemeinsam mit ihren Kindern an die Taufe erinnern. Oft gibt es eine Taufkerze, die kann man am Tauftag anzünden. Mein knapp vierjähriger Neffe hat z.b. ein Buch, das seine Paten mit den anderen Gästen am Tag seiner Taufe für ihn gestaltet haben, das schaut er sich gerne an. Ich erinnere mich an die erste Taufe, die ich hier am Beginn meines Vikariats im Weigle- Haus miterlebt habe. Sie fand am Leimberghof in Velbert statt, der Oktoberregen hat alles unter Wasser gesetzt und die drei Täuflinge sind trotzdem todesmutig ins kalte Wasser des kleinen Sees gestiegen. Wir konnten alle miterleben wie das kalte Wasser sie wie ein nasses Grab in sich aufgenommen hat. Sie sind alle heil und wohlbehalten wieder aufgetaucht und aus der Taufe gehoben worden. Im Anschluss wurde gefeiert. In der Scheune war es trocken und ich erinnere mich immer noch an das leckere Essen. Das Fernsehen und Jürgen Fliege waren damals nicht dabei und trotzdem fand an diesen Sonntagabend im Oktober 2008 ein Großereignis statt. Denn jede Taufe ist in gewisser Hinsicht ein Großereignis, auch wenn nicht jede Taufe ein Massenspektakel sein muss. Überhaupt ist das manchmal gar nicht so spektakulär, was da passiert, wenn wir taufen. Ich hatte persönlich eine Phase, in der es mir wie ein Mangel erschien, dass ich bei meiner eigenen Taufe so klein war (erst wenige Monate alt), dass ich absolut keine spektakulären
5 5 Erinnerungen an sie habe. Als 20jähriger wollte ich unbedingt wie Jesus ganz groß getauft werden. Mittlerweile ist mir meine eigene Taufe als Kind viel näher als zu dieser Zeit. Ich weiß heute, dass es nicht darauf ankommt, ob meine Taufe ein Großereignis war oder ob ich selbst schon groß genug dafür war. Von Paulus habe ich gelernt, dass das zentrale Großereignis die liebende Hingabe Gottes an mich und die Menscheitsfamilie insgesamt ist. Ich mache mir das immer wieder neu bewusst, es spielt dabei keine Rolle ob ich drei Monate oder 30 Jahre alt bin. Als Getaufter gehöre dazu, bin hinein getauft in seinen Namen. Möglicherweise liegt ihre eigene Taufe noch vor ihnen. Vielleicht liegt sie aber auch wie bei mir schon etwas länger zurück. Ich lade sie ein, ein kurzes Gebet mit mir zu sprechen. Einige Worte für diejenigen, die sich bewusst erinnern möchten, an ihr persönliches Eintauchen in den Namen Gottes: In dich, Vater im Himmel, sind wir getauft. Du hast uns geschaffen, aus dir leben wir. In dich, Jesus Christus, sind wir getauft. Du bist für uns in den Tod gegangen und ins Leben. In dich, Heiliger Geist, sind wir getauft. Du erfüllst uns und lässt die Liebe in uns wachsen. Du bist der eine Gott. Wir danken dir, dass du über uns bist und bei uns und in uns in Ewigkeit. Amen.
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