Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Ist die Todesstrafe gerecht? Das komplette Material finden Sie hier:

Transkript

1 Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form Auszug aus: Ist die Todesstrafe gerecht? Das komplette Material finden Sie hier: Download bei School-Scout.de

2 SCHOOL-SCOUT Ist die Todesstrafe gerecht? Seite 2 von 7 M1 Die Todesstrafe Geschichte und allgemeine Fakten Die Todesstrafe ist eine seit der Antike dokumentierte Art der Bestrafung. Heute setzt die Todesstrafe zumindest offiziell durch Gesetze festgelegte Straftatbestände voraus. In der Regel wird die Todesstrafe nach einem Gerichtsverfahren vollstreckt, in dem der oder die Angeklagte für schuldig befunden wurde. Zum Großteil wird die Todesstrafe für Mord verhängt. In manchen Staaten wird jedoch auch schon eine Gefährdung von Leib und Leben eines Menschen mit der Todesstrafe geahndet: So werden in etwa Vergewaltigungen (Saudi-Arabien, China), Bankraub (Saudi-Arabien), Menschenhandel (China), Drogenhandel (Malaysia, Singapur, Saudi-Arabien, Indonesien, Taiwan, Thailand), Korruption (China), Ehebruch (Saudi-Arabien, Iran, Afghanistan), Homosexualität (Jemen, Sudan, Iran, Mauretanien, Saudi-Arabien) oder die Abkehr vom islamischen Glauben (Afghanistan, Sudan, Iran, Katar, Jemen, Mauretanien, Pakistan, Saudi- Arabien, Somalia) in einigen Ländern mit dem Tode bestraft. 1 Die Arten und die Anzahl der ausgeführten Todesstrafen unterscheiden sich nicht nur in offiziellen und inoffiziellen Zahlen, sondern werden von Amnesty International auch in (militärische) Exekutionen und offizielle, gerichtlich festgesetzte Todesstrafen unterschieden. Von 23 Ländern ist bekannt, dass (militärische) Exekutionen 2010 ausgeführt worden sind. Offizielle Zahlen sprechen von mindestens 527 Exekutionen, wobei die Dunkelziffer deutlich höher liegen dürfte. China etwa macht keine Zahlen publik, exekutiert jedoch jedes Jahr mehrere tausend Menschen. Zu den 23 Ländern zählen unter anderem der Iran (mit mindestens 252 Exekutionen), Nordkorea (über 60), der Jemen (mindestens 53 Exekutionen), die USA (46), Saudi-Arabien (über 27), Bangladesch (über 9) und natürlich China (tausende inoffizielle Hinrichtungen) 2. Es wird außerdem vermutet, dass mindestens 2024 Todesstrafen in 67 Ländern ausgeführt wurden. Zu diesem Ländern zählen unter anderem Afghanistan (über 100 Todesstrafen), Algerien (über 130), Ägypten (185), Indien (mindestens 105), der Irak (mindestens 279), Malaysia (mindestens 114 Todesstrafen), Pakistan (365), Saudi-Arabien (mindestens 34), der Sudan (mindestens 10), Tunesien (mindestens 22), Vereinigte Arabische Emirate (mindestens 28), die Vereinigten Staaten von Amerika (mindestens 110), Vietnam (mindestens 34), der Jemen (mindestens 27) und Sambia (mindestens 35). 3 Die Einstellung von Regierungen und Gesellschaft gegenüber der Todesstrafe ist zweigeteilt. Die Würde des Menschen ist in fast jeder Verfassung verankert und die grundlegenden Menschenrechte werden in vielen internationalen politischen Organisationen festgesetzt. So steht im dritten Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Ebd.

3 SCHOOL-SCOUT Ist die Todesstrafe gerecht? Seite 5 von 7 M3 Aktuelles Fallbeispiel Troy Davis Troy Davis ist nur das jüngste Beispiel für die lange Debatte, die mit der Todesstrafe einhergeht. Nach seiner Hinrichtung am 21. September 2011 im Staatsgefängnis Georgia ist die Todesstrafe wieder in das Licht der breiten Öffentlichkeit gerückt. Eine kurze Erläuterung des Falles von Troy Davis soll eine Diskussion zum Thema Todesstrafe an einem aktuellen Beispiel ermöglichen. Troy Davis (*1968) wurde 1991 für einen Mord aus dem Jahre 1989 an dem weißen Polizisten Mark MacPhail für schuldig gesprochen. Dieser wurde erschossen, als er ein Burger-King-Restaurant bewachte. Die Verhandlung gegen Troy Davis stützte sich hauptsächlich auf Berichte der Augenzeugen sagten sieben Zeugen gegen Troy Davis aus. Sie bezeugten, dass er auf MacPhail geschossen habe; zwei andere sagten aus, dass Davis ihnen selbst den Mord gestanden hätte. Die Tatwaffe wurde allerdings nie gefunden. Einzig ballistische Beweise verbanden die Kugeln vom Tatort mit Kugeln eines früheren Schusswechsels, in den Davis verwickelt war. Auch Fingerabdrücke wurden nicht gefunden. Im August 1991 wurde Davis zum Tode verurteilt. Bis heute haben jedoch sieben der neuen Hauptbelastungszeugen ihre Aussage unter der Angabe, damals von der Polizei unter Druck gesetzt worden zu sein, widerrufen oder geändert. 16 In den New York, (David Shankbone) 20 Jahren, in denen Troy Davis im Todestrakt saß, wurde seine Hinrichtung dreimal festgesetzt und verschoben. Am 21. September, nachdem sich der Oberste Gerichtshof nochmal über einen Eilantrag der Anwälte des Verurteilten beraten hatte, wurde Troy Davis mit der Todesspritze hingerichtet. 17 Gerade dadurch, dass die Beweislage in diesem Fall immer unklarer wurde, hat er auch international für viel Empörung gesorgt. Menschenrechtsgruppen wie Amnesty International haben von Anfang an den Fall aufgegriffen und sich für Davis Unschuld ausgesprochen. Viele bedeutende Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft forderten eine neue Anhörung des Falls und baten die amerikanischen Behörden um Gnade, wie etwa Papst Benedikt XVI., der ehemalige Präsident Jimmy Carter, der afrikanische Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu, der ehemalige FBI-Präsident William S. Sessions, der Kongressabgeordnete und Präsidentschaftskandidat Bob Barr und das Europaparlament und Ebd. sowie

4 SCHOOL-SCOUT Ist die Todesstrafe gerecht? Seite 6 von 7 M4 Thesen Die Todesstrafe ist ein notwendiges Übel. Es hilft, die Grundsätze der Gesellschaft aufrechtzuerhalten (Abschreckung) und die Mitglieder dieser Gesellschaft zu schützen und ihre Rechte und Sicherheit zu gewährleisten. Die Todesstrafe widerspricht allen Grundsätzen demokratischer Staaten und Gesellschaften. Sie hilft nicht, deren Grundsätze zu gewährleisten, sie untergräbt diese. M5 Argumente: PRO 19 Die abschreckende Wirkung der Todesstrafe kann dazu führen, manche Menschen von geplanten Straftaten abzuhalten und dadurch helfen, Verbrechen zu vermeiden. Ohne Todesstrafe würde die Kriminalitätsrate ansteigen. Die Todesstra begehen, die Gesellschaft wird so besser vor möglichen Gefahren geschützt. Es ist nur gerecht, Gleiches mit Gleichem zu vergelten und einen Mörder hinzurichten. Terroristen sind aggressiv und gefährden die Gesellschaft und ihre Grundsätze. Bei solcher politisch motivierter Gewalt ist die Todesstrafe unumgänglich. Die Kosten für eine lebenslange Haft von Schwerverbrechern sind hoch und müssen vom Steuerzahler getragen werden. M6 Argumente: CONTRA 20 Eine abschreckende Wirkung der Todesstrafe auf geplante Straftaten konnte bisher noch nicht statistisch nachgewiesen werden. Ein Ansteigen der Kriminalitätsrate nach einer Abschaffung der Todesstrafe ist statistisch nicht zu belegen. Im Gegenteil: Seit der Abschaffung der Todesstrafe in Kanada ist die Kriminalitätsrate dort sogar zurückgegangen. Wer einmal ein Tötungsdelikt begeht, ist noch lange nicht dazu veranlagt, wieder zu töten. Auch hierüber gibt es keine eindeutigen statistischen Beweise. Die Tat wird durch die Todesstrafe nicht ungeschehen und wettgemacht. Außerdem vergelten demokratische Gesellschaften auch sonst nicht Gleiches mit Gleichem. Es werden zum Beispiel auch keine Vergewaltiger vergewaltigt. Terroristen werden durch die Todesstrafe nicht von ihren Taten abgeschreckt. Meistens kalkulieren sie ihren Tod bewusst mit ein. Die Kosten für eine Hinrichtung in den USA (von Verhaftung bis Vollstreckung) sind um ein Vielfaches höher, als die Kosten einer lebenslangen Haft. Es besteht immer eine Wahrscheinlichkeit, dass unschuldige Menschen hingerichtet werden. So wurden, unter anderem, in den USA zwischen 1973 und Menschen in 25 US-Bundesstaaten wieder aus dem Todestrakt entlassen, als neue entlastende Beweise auftauchten Basierend auf und 20 Ebd. 21

5 Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form Auszug aus: Ist die Todesstrafe gerecht? Das komplette Material finden Sie hier: Download bei School-Scout.de