Die einzelnen Bädertypen
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- Gretel Winter
- vor 7 Jahren
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1 KAPITEL 4 Die einzelnen Bädertypen und ihre Besonderheiten Beckenbäder, Gewässerbäder, Kleinbadeteiche In den vorangehenden Kapiteln ist bereits mehrfach auf die Unterschiede zwischen den einzelnen Bädertypen hingewiesen worden. Dies soll nun noch näher betrachtet werden. Leider werden oft unterschiedliche und zum Teil nicht eindeutige Bezeichnungen verwendet. Die Unterteilung und Bezeichnung sollte nach dem Typischen bei Struktur und Funktion erfolgen. Ein Beckenbad kann sowohl ein Bauwerk im Freien - ein Freibad - als auch in einem Gebäude - ein Hallenbad - sein. Bereits hier bieten die Bautechnik und Architektur flexible Lösungen. Grundmerkmal eines Beckenbades ist die technische Ausführung von Beckenwandungen und Beckenboden. Dies kann Mauerwerk oder Stahlbeton mit entsprechend gestalteten Oberflächen, Edelstahl oder auch Folie sein. Bei älteren Bädern sind hier mitunter noch Elemente anzutreffen, wie sie für ein Gewässerbad kennzeichnend sind, also unbefestigte Uferbereiche und gewachsener Boden. Historische Fotos lassen dies oft unschwer erkennen. Bild 29 zeigt als Beispiel ein Bad um Ein modernes, d. h., den jetzigen Anforderungen entsprechendes Beckenbad ist außerdem mit einer Reihe von technischen Einrichtungen versehen, die insbesondere der Sicherung der Wasserqualität dienen. Weiteres hierzu im Kapitel 10. Für die Anforderungen an die baulichen Besonderheiten, an den Betrieb und an die Wasserqualität von Beckenbädern gelten insbesondere die normativen Festlegungen der DIN (24). Die Bezeichnungen Badeanstalt, Sommerbad, Schwimmbad, Schwimmhalle, Hallenbad und weitere sind für Beckenbäder gängig. Unsere neuen Erlebnisbäder, Gesundheitsbäder usw. sind durchweg ebenfalls meist dem Typ der Beckenbäder zuzuordnen. Beim Typ Beckenbad können verschiedene Beckenarten unterschieden werden. Hier wird unterteilt nach dem speziellen Zweck der Nutzung, also Schwimmerbecken, Nichtschwimmerbecken, Springerbecken, Lehrschwimmbecken, Bewegungsbecken, Therapiebecken und weitere. In unseren großen Objekten finden wir meist mehrere dieser Beckenarten vor, jedoch muss auch eine Saunaeinrichtung mit einem Abkühlbecken von nur wenigen Kubikmetern Inhalt in der Regel als ein Beckenbad gewertet werden. 41
2 Ein Gewässerbad ist demgegenüber eine Badestelle an einem freien natürlichen oder künstlichen Gewässer. Eine technische oder chemische Behandlung des Wassers erfolgt hier nicht. Natürliche Selbstreinigungsvorgänge bewirken die Einhaltung der Badewasserqualität. Voraussetzung ist jedoch eine nicht übermäßige Belastung des Gewässers durch den Badebetrieb oder durch andere Störfaktoren. Bei einem verfügbaren Wasservolumen von mindestens 10 m³ pro Badegast kann davon ausgegangen werden, dass eine Gefährdung oder auch Belästigung durch die Badenden selbst nicht gegeben ist. (119) Eine Mindestgröße für stehende Gewässer ist in der gültigen EU-Badegewässer- Richtlinie (97) nicht gefordert. Für den öffentlichen Badebetrieb verbieten sich jedoch Minianlagen von selbst. In den Standards der DDR war eine Mindestgröße von 3 ha vorgesehen (21). Die sächsischen Gewässerbäder liegen allesamt an stehenden Gewässern. Bäder an Fließgewässern sind allgemein in der Minderzahl. Die Badestellen an der Meeresküste gehören ebenfalls zum Geltungsbereich der EU-Badegewässer-Richtlinie. Landläufige Bezeichnungen wie Naturbad, Strandbad, Flussbad, Seebad und weitere benennen derartige Objekte. Die Bezeichnung Naturbad ist für Sachsen streng genommen nicht richtig, da es, wie im Kapitel 1 gezeigt, natürliche stehende Gewässer, die zum Baden und Schwimmen genutzt werden können, nicht gibt und Flüsse als Bademöglichkeit derzeit noch eine Ausnahme sein werden. Nun einiges zu den bereits im Kapitel 1 angesprochenen Kleinbadeteichen. Diese werden auch als Bioteiche, Biobadebecken, Swimming-Teiche oder Ökobäder bezeichnet. Nach der Definition der Badewasserkommission beim Umweltbundesamt sind dies künstlich angelegte Schwimm- und Badeteichanlagen im Freien, die speziell zu Badezwecken gebaut wurden, gegenüber dem Untergrund abgedichtet sind und deren (Wasser-)Aufbereitung ausschließlich durch biologische und mechanische Maßnahmen und nicht durch Desinfektionsverfahren erfolgt (30). Ähnlich ist die Definition im Österreichischen Bäderhygienegesetz. Dies sei hier erwähnt, weil diese Anlagen zuerst in diesem Land errichtet wurden, allerdings mehr für den privaten, speziell den Hotelbereich. Im österreichischen Gesetz wird auch noch eine Begrenzung der Größe von maximal 1,5 ha vorgenommen. Diese Kleinbadeteiche können somit als ein Bädertyp definiert werden, welcher eine Zwischenstellung zwischen einem Beckenbad und einem Gewässerbad einnimmt. (42, 59, Über diese neuartigen Bäder ist in den letzten Jahren häufig berichtet worden 60, 99). Dem Trend nach mehr Natur wird hier Rechnung getragen. Statt meist aufwendiger und energieintensiver Technik sollen natürliche oder naturnahe Verfahren eine gute Badewasserqualität gewährleisten. Aus folgenden Gründen sind aber hierbei prinzipielle Grenzen gesetzt: ein biologisches System reagiert langsamer als ein technisches die hydraulischen Prozesse im Gewässer sind schwer kontrollierbar, so dass austauscharme Toträume resultieren können 42
3 Bild 29: Öffentlicher Badeteich in Rechenberg-Bienenmühle (heute Landkreis Freiberg). Ein Beispiel der Anfänge der Beckenbäder. SLUB Dresden/Abt. Deutsche Fotothek, Aufnahme: A. und R. Adam, um Bild 30: Das Familien-Erlebnisbad Großenhain gehört zum Typ der Kleinbadeteiche (Ökobäder). Es unterscheidet sich aber in der Gestaltung des Beckenbereichs kaum von einem Beckenbad
4 die notwendigerweise größere nutzerbezogene Wasserfläche führt zu einer Kapazitätsverringerung und somit Besucherbegrenzung die zur Gewährleistung einer einwandfreien bakteriologischen Qualität notwendigen Füllwassermengen bzw. Aufbereitungsleistungen sind kaum realisierbar. Bei in jüngster Zeit errichteten Kleinbadeteichen tritt die naturnahe Gestaltung des Schwimmbereichs selbst meist in den Hintergrund. Hauptaugenmerk wird hier auf die naturnahen Reinigungsprozesse gelegt. Neben dem Schwimmteich wird ein Regenerationsteich errichtet, in dem höhere Wasserpflanzen und Mikroorganismen die Reinigung des Badewassers übernehmen sollen. Jedoch werden dann auch oft die Grenzen des Typs erkennbar. Im Bild 30 ist der Beckenbereich des Objekts Großenhain (Landkreis Riesa-Großenhain) gezeigt. In der Tabelle 5 sind die grundlegenden Merkmale und Unterschiede der drei Bädertypen nochmals gegenübergestellt. Die in Sachsen nicht vorkommenden Anlagen an der Meeresküste bleiben unberücksichtigt. Für die hier genannten Bädertypen ist noch differenziert zu betrachten, inwieweit bei der Nutzung durch Baden und Schwimmen ein Gesundheitsrisiko für den Besucher besteht: Beckenbäder: Ein Gesundheitsrisiko ist bei Beachtung der allgemein anerkannten Regeln der Technik auszuschließen. Die Forderung des Infektionsschutzgesetzes (47) : Schädigung der menschlichen Gesundheit ist nicht zu besorgen... wird erfüllt. Kleinbadeteiche: Ein Gesundheitsrisiko ist nicht völlig auszuschließen, da z. B. durch Badegäste freigesetzte Krankheitserreger wegen nicht zum Einsatz kommender chemischer Desinfektionsverfahren nur verzögert inaktiviert werden. Der Besucher muss darauf hingewiesen werden oder es selbst erkennen und akzeptieren. Die Forderung des Infektionsschutzgesetzes kann nicht erfüllt werden. Gewässerbäder: Hier gilt zunächst das gleiche wie bei den Kleinbadeteichen. Nur ist hier das Gefahrenpotential im allgemeinen geringer, weil bei den flächen- und volumenmäßig größeren Gewässerbädern eine stärkere Konzentrationsminderung der durch die Badegäste eingetragenen Erregern erfolgt. Zusätzliche Gefahren können aber durch Abwassereinleitungen o. ä. entstehen. 44
5 Tabelle 5: Differenzierung der Bädertypen. Aus (59), geändert. Prozessabläufe in Bädern Gewässerbäder Kleinbadeteiche Beckenbäder Eintrag von Krankheitserregern Badegäste, Abwässer, Badegäste, Badegäste Wasservögel; Fischerei, evtl. Wasservögel, Abschwemmungen Abschwemmungen Eliminierung von Krankheitserregern Verdünnung, Absterben, Verdünnung, Absterben, Aufbereitung, (UV)-Licht, Konkurrenz- (UV)-Licht, Konkurrenz- Desinfektion druck autochthoner druck, biologische Reini- Bakterien gungsanlagen Eintrag von Algen-Nährstoffen Badegäste, Abwasser, Badegäste, Uferpflanzen, Badegäste Abschwemmungen Abschwemmungen Eliminierung von Algen-Nährstoffen Export, Sedimentation Biofilter, Makrophyten, Aufbereitung Sedimentabsaugung Eintrag von organischen Stoffen Abwässer, Bioproduktion, Bioproduktion, Badegäste Abschwemmungen, Abschwemmungen, Badegäste, Fischerei Badegäste Eliminierung von organischen Stoffen Mineralisation, Biofilter, Sediment- Aufbereitung Sedimentation absaugung Merkmale der Bädertypen Gewässerbäder Kleinbadeteiche Beckenbäder Nutzbare Wasserfläche 20% 50% 100% Besucherbezogene Wasserfläche/ ca. 10 m 2 mindestens 5 m 2 ; 4,5 m 2 ** -volumen m³ Nutzbarer Uferbereich 20% 1/3 Beckenumgang Füllwasserzusatz entfällt 1,5-5% des Gesamt- 30 l/badegast volumens/24 Std. Aufbereitetes Wasser pro Badegast entfällt 60 m³ bzw. 100 m³ * 1, m³ ** Wasseraustausch/Umwälzzeiten <...> 1 Jahr nicht festgelegt >1/Tag Filtergeschwindigkeit entfällt 1m/Tag bzw. 15 m/h * 30 m/h ** * je nach Filtersystem ** bzw. nach Forderung der Verfahrenskombination 45
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