Workshop: Kommunikation mit Schmerzpatienten. Kommunikationshilfen für den Hausarzt
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- Gitta Fritzi Schuster
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Workshop: Kommunikation mit Schmerzpatienten Kommunikationshilfen für den Hausarzt
2 Der schwierige Schmerzpatient Die Sicht des Arztes Sauger Doktor - Shopper fordernd skeptisch anstrengend kritisch anspruchsvoll Kräfte zehrend schwierig zu behandeln unflexibel klagsam Rentenjäger fixiert auf den Schmerz 2
3 Der verständnislose Arzt Die Sicht des Patienten mit chronischen Schmerzen Gibt mir die Schuld für meine Schmerzen. Untersucht mich nicht mal mehr. Ist von mir genervt. Will mich abschieben Der hält mich für einen Simulanten Hört mir nicht richtig zu Hat nie Zeit. Glaubt mir meine Schmerzen nicht Schiebt sowieso alles nur auf die Psyche. 3
4 Gegenseitige Akzeptanz Was ist schwierig : Der Patient, der Arzt oder die Kommunikation? Gegenseitige emotionale Distanzierung und Schuldvorwürfe Misserfolg wird durch etwas Psychisches erklärt, Überweisung zu Psycho-Disziplin erwogen Überweisung weitere Spezialdisziplinen Überbewertung von Organbefunden Wiederholte erfolglose Abklärungs-/Behandlungsversuche Gemeinsame Grundlage: monokausales Akut-Schmerzmodell 4 nach Franz & Bautz in Kröner-Herwig et al. 2011: Schmerzpsychotherapie. Berlin: Springer
5 Die Anleitung zum Unglücklich sein Stellt Ernsthaftigkeit des Schmerzes in Frage Stellt Schmerz besonders demonstrativ dar. Arzt Patient Ist misstrauisch wg. Doktor-Hopping Fühlt sich unverstanden, wechselt des Arzt Mehr desselben 5 Watzlawick, P. (1988): Die Anleitung zum Unglücklichsein. München: Piper.
6 10 Gebote für Schmerztherapeuten 1. Zweifele nicht an den Schmerzangaben deines Patienten. Würdigung, Respekt und Empathie sind die Grundlage Eurer gemeinsamen Arbeit. 2. Sei neugierig auf die Einstellungen und Sichtweisen deines Patienten. Frage ihn! Gehe bis zum Beweis des Gegenteils davon aus, dass sein Verhalten eine normale (sinnvolle) Reaktion auf eine unnormale Situation ist. 6
7 Abnormal psychology and psychiatry have been spectacularly unsuccessful at helping us understand how people behave when in pain. (...) People with pain often persevere in misdirected attempts to solve the problem of pain, unwittingly working deeper into distress and disability. Applying a normal psychology of pain can help us understand the origins of disability and guide the development of better treatments. 7 Eccleston C. The Psychologist 2011; 24(6):422-5.
8 10 Gebote für Schmerztherapeuten 1. Zweifele nicht an den Schmerzangaben deines Patienten. Würdigung, Respekt und Empathie sind die Grundlage Eurer gemeinsamen Arbeit. 2. Sei neugierig auf die Einstellungen und Sichtweisen deines Patienten. Frage ihn! Gehe bis zum Beweis des Gegenteils davon aus, dass sein Verhalten eine normale (sinnvolle) Reaktion auf eine unnormale Situation ist. Niemand ist unmotiviert, sondern ambivalent 8
9 Die innere Balkenwaage Ursachensuche Erfüllt leben mit Schmerz Waagemodell der inneren Ambivalenz 9
10 10 Gebote für Schmerztherapeuten 1. Zweifele nicht an den Schmerzangaben deines Patienten. Würdigung, Respekt und Empathie sind die Grundlage Eurer gemeinsamen Arbeit. 2. Sei neugierig auf die Einstellungen und Sichtweisen deines Patienten. Frage ihn! Gehe bis zum Beweis des Gegenteils davon aus, dass sein Verhalten eine normale (sinnvolle) Reaktion auf eine unnormale Situation ist. Niemand ist unmotiviert, sondern ambivalent 3. Kläre dein eigenes Rollenverständnis. Worin siehst du deine Aufgabe bei diesem Patienten? Welche Rahmenbedingungen hast du? Wer willst Du sein: Heiler? Bestimmer? Berater? Begleiter? Wie stark fühlst du dich der Autonomie dieses Patienten verpflichtet und wie stark deiner Fürsorge für ihn? 4. Sei dir deiner eigenen Standpunkte bewusst und stehe zu ihnen. Vermeide Alibi-Therapien. Mache deinem Patienten keine falschen Hoffnungen Mute ihm deine Standpunkte zu empathisch und respektvoll (siehe Gebot 1) 10
11 10 Gebote für Schmerztherapeuten 5. Verwende frühzeitig das bio-psycho-soziale Schmerzmodell Kein plötzlicher Paradigmenwechsel von der Organ- zur Psychopathologie wenn nichts mehr geht 11
12 Plausibles Erklärungsmodell erarbeiten (ursprüngliche) Schmerzauslöser & Risikofaktoren Schmerzen körperliche psychische soziale Veränderungen Ein plausibles bio-psycho-soziales Modell ist hilfreich für einen eigenverantwortlichen Umgang mit den Schmerzen 12
13 10 Gebote für Schmerztherapeuten 5. Verwende frühzeitig das bio-psycho-soziale Schmerzmodell Kein plötzlicher Paradigmenwechsel von der Organ- zur Psychopathologie wenn nichts mehr geht 6. Vereinbare explizit realistische Ziele und einen Therapieplan. Besprich ihn mit deinem Patienten. 7. Sieh emotionale Reaktionen des Patienten als Chance, nicht als Störung. (Nenne sie beim Namen. Höre aktiv zu.) 13
14 14 Emotionale Reaktionen aufgreifen
15 10 Gebote für Schmerztherapeuten 5. Verwende frühzeitig das bio-psycho-soziale Schmerzmodell Kein plötzlicher Paradigmenwechsel von der Organ- zur Psychopathologie wenn nichts mehr geht 6. Vereinbare explizit realistische Ziele und einen Therapieplan. Besprich ihn mit deinem Patienten. 7. Sieh emotionale Reaktionen des Patienten als Chance, nicht als Störung. (Nenne sie beim Namen. Höre aktiv zu.) 8. Stelle bei Misserfolgen nicht die Schuldfrage. Wenn doch: Gehe zurück zu Gebot 3 (eigenes Rollenverständnis)! 9. Achte auf dein eigenes Wohlbefinden. Achte Deine Grundbedürfnisse (Schlaf, Ernährung, Sozialkontakte, Anerkennung) Sei achtsam. 15
16 Für eigene Bedürfnisse sorgen Selbstverwirklichung ICH-Bedürfnisse Anerkennung / Geltung Soziale Bedürfnisse Freundschaft, Liebe, Gruppenzugehörigkeit Sicherheits-Bedürfnisse Materielle und berufliche Sicherheit (Wohnen, Arbeit) Grundbedürfnisse Essen, Trinken, Schlafen 16 Bedürfnishierarchie nach Maslow (1943)
17 Sich gezielt stärken Achtsamkeit - nicht nur für Patienten Zen-Meditationstechnik V. a. von Jon Kabat-Zinn in die Medizin und Psychotherapie eingeführt und wissenschaftlich untersucht Mindfulness based stress reduction (MBSR) Mindfulness Basics for Helping Professionells (MBHP) Psychotherapeuten, die selbst regelmäßig Achtsamkeits-Meditationen durchführen, erreichen größere Therapie-Erfolge Grepmair L. et al Psychother Psychosom 76,
18 10 Gebote für Schmerztherapeuten 5. Verwende frühzeitig das bio-psycho-soziale Schmerzmodell Kein plötzlicher Paradigmenwechsel von der Organ- zur Psychopathologie wenn nichts mehr geht 6. Vereinbare explizit realistische Ziele und einen Therapieplan. Besprich ihn mit deinem Patienten. 7. Sieh emotionale Reaktionen des Patienten als Chance, nicht als Störung. (Nenne sie beim Namen. Höre aktiv zu.) 8. Stelle bei Misserfolgen nicht die Schuldfrage. Wenn doch: Gehe zurück zu Gebot 3 (eigenes Rollenverständnis)! 9. Achte auf dein eigenes Wohlbefinden. Achte Deine Grundbedürfnisse (Schlaf, Ernährung, Sozialkontakte, Anerkennung) Sei achtsam. 10. Wende dich nicht ab, auch wenn du (scheinbar) im Moment nichts tun kannst. 18
19 Aus meiner Sicht mangelt es nicht an Techniken! Was Not tut, ist eine Einstellung vermehrter Achtsamkeit und Akzeptanz der Therapeuten, eine Haltung wertungsfreier Aufmerksamkeit für das Erleben des Patienten ( ). Nicht die von ihm geforderte, sondern die im Kontakt mit ihm gelebte Akzeptanz kann es einem Menschen erleichtern, den für ihn richtigen Weg ( ) zu finden. U. Frede in: Kröner-Herwig et al. (2011): Schmerzpsychotherapie. Berlin: Springer 19
20 Miller & Rollnick : Motivierende Gesprächsführung
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