UBER DAS VITAMIN H. VON F. S. CHANG. (Aus der Inneren Abteilung des Dairen-Hospitals, Sudmandschurei. Leiter: Dr. K. Makino.)

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Liane Schmitt
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1 The Journal of Biochemistry, Vol, 34, No. 1. UBER DAS VITAMIN H. VON F. S. CHANG. (Aus der Inneren Abteilung des Dairen-Hospitals, Sudmandschurei. Leiter: Dr. K. Makino.) (Eingegangen am 21. Juni 1941) Vom Vitamin B-Komplexe stellen Lactoflavin, Adermin, Pantothensaure, Nicotinsaure und p-amino-benzoesaure die wichti gen dar. Diese Vitamine haben enge Beziehungen mit den pathologischen Hautveranderungen, insbesondere bei Pellagra. Es handelt sich um Vitamin H-Mangel, bei dem die auftretenden Krankheitsbilder denjenigen bei Vitamin B-Mangel sehr ahnlich sind, wenn auch die zu seiner Erzeugung verwendete Grunddiat von derjenigen des Vitamin B-Mangels versehieden ist. Auf dem Wege der Vitamin B-Forschung hat uns diesel Vitamin sehr interessiert. Ich nahm mir daher vor, einige Experi mente daruber durchzufuhren. Ob Vitamin H zum Vitamin B - Complex gehort oder nicht, bleibt auch heute noch dahingestellt hatte Boas zum erstenmale die Untersuchung dieses Vitamins vorgenommen und es als Factor X bezeichnet sprach Gyorgy diesen Stoff als Vitamin H an und gab an, dass dieses Vitamin fur das Wachstum der Sauglinge wichtig sei, indem es fur die Ernah rung der Haut, fur den Stoffwechsel des Fettes und Eiweissstoffes unentbehrlich ist. Die Grunddiat, die Gyorgy fur seine Tierexperimente ver wendete, haben folgende Zusammensetzungen. Eialbumin nach Osborn-Mendel Olivenol Zitronensaft Hefeextrakt Wasser 750g 75g 2 75g 60g 15ccm adlibitum 71

2 72 F. S. Chang: Bei Durchsicht dieser Zusammensetzung war der ausserordent lich hohe Gehalt an Eialbumin sehr auffallend. Wie aus meinen Versuchen ersichtlich, wurden durch den Austausch des Eialbumins gegen Casein die H-Mangelsymptome der Versuchstiere in einigen Wochen geheilt. Dadurch wurden verschiedene Fragen hervorgerufen: Ist der H-Mangel die Ausserung der Eialbumintoxikose? Wenn es wirk lich der Fall ist, so scheint es leicht erklarlich, dass durch den Austausch des Eialbumins gegen Casein die Hautsymptome rasch zuruckgingen (vgl. auch von Euler). Mangelt es dem Eialbumin an Vitamin H? Neuerdings nahm Gyorgy an, dass es ihm gelang, den Wirk stoff in hoch konzentriertem Zustande zu isolieren. (Bei Rattentest sei er in allerkleinster Menge (5ƒÁ) wirksam.) Dieser Stoff soll stickstoffhaltig, aber frei von Schwefel sein. In der Natur befindet er sich immer in gebundenem Zustande, nicht in freier Form. Er sei thermostabil und gegen Saure bestandig. Die chemischreine Substanz soll nach Gyorgy mit Biotin identisch sein. In der vorliegenden Mitteilung seien einige Versuche an Ratten hervorgehoben. Ich verwendete Ratten im Gewicht von 50g bis 140g. Die Diaten haben folgenden Zusammensetzungen. 1) Eialbumin 120g (Nr. 185 von McCollum) 2) Eigelb 120g 3) Casein (aus Milch) 120g

3 Uber das Vitamin H. 73 4) Casein (aus Sojabohne) 100g Reisstarke Gehart. Arachidfett 65g Citronensaft 75ccm Hefeextrakt 60g 15ccm Wenn man die Tiere mit Diat 1 futterte, so traten in 3-4 Wochen gelbliche Veranderungen des Haars und merklicher Haarausfall auf. Dann kamen Dermatitis in der Umgebung der Augen, in der Nahe der Nase und die Versuchstiere verloren er heblich ihre Kraft. Aber das Wachstum der Tiere mit H-Mangel war nicht schlechter als bei den Kontrolltieren. In den bisher von verschiedenen Seiten durehgefuhrten Versuchen wurde nur Eialbumin verwendet. Nun habe ich aber Versuche auch mit Eigelb (Diat 2) vorgenommen. Dabei wurde es mir klar, dass der Ausfall der Krankheitsbilder gleich schnell und im gleichen Grade, manchmal sogar schneller und hochgradiger auftrat (Ratte Nr. 1, 9, 10, 11). Es wurde nicht nur Dermatitis, sondern auch Abszess bildung wegen Resistenzverminderung gegen versehiedene Eiter erreger beobachtet (Ratte Nr. 2, 9, 11). Aus diesen Versuchen geht hervor, dass durch Verwendung des ganzen Eies der Vitamin H-Mangel hervorgerufen werden kann. Indessen ging durch Ver abreichung von Diat 3 odor 4 (Casein) der Haarausfall zuruck, wurde Dermatitis geheilt und nahm die Kraft der Versuchstiere zu. (Ratte Nr. 4, 5, 10, 11, 12). Nach den neueren Versuchen von Gyorgy, wie bereits oben erwahnt, sei das Vitamin H mit den beruhmten Pflanzenwachstumstoff Biotin identisch. Wenn das wirklich der Fall ist, so ist das Vitamin H fluoreszierend und hat ein verhaltnissmassig kleines Molekulargewicht. Sein Methylester ist bereits krystallisiert erhalten worden. Aber seine Struktur ist Struktur nicht geklart. Biotin wurde zum erstenmale von Kogl aus Eigelb isoliert. So scheint es, dass die Deutung meiner Ver

4 74 F. S. Chang: suche nicht einfach ist. Vielleicht sind diese Resultate so zu erklaren dass, wenn auch Eier nicht arm an Vitamin H sind, die

5 Uber das Vitamin H. 75 uberschussige Aufnahme der Eier die Resorbtion des Vitamin H verhindert oder die Forderung nach diesem Vitamin durch Auf nahme von zuviel Eiern erhoht wind. Die vorliegende Arbeit wurde mit Unterstutzung eines. Stipendiums der Sudmandschurischen-Eisenbahngesellschaft und des Dairen-Hospitals durehgefuhrt. (Leiter: K. Makino). LITERATUR. Boas (1927): Biochem. J., 21, 712. Gyorgy (1935): Handb. Kinderheilk., 10, 45. (Berlin) v. Euler & Malmberg (1937): Z. f. Vitaminforsch., 6, 325. Kogel & Tonnis (1936): Hoppe-Seyler's Z., 242, 43. Gorgy, Rose, Hofmann, Melbille & Vigneaud (1940): Science, 92, 609.

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