Gemeint ist der Aufbau der Erbanlagen, die in den Chromosomen verpackt sind. P anzliche und tierische DNA sind genau nach demselben Muster gestrickt
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- Hannelore Kästner
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2 Gemeint ist der Aufbau der Erbanlagen, die in den Chromosomen verpackt sind. P anzliche und tierische DNA sind genau nach demselben Muster gestrickt und sie werden bei jeder Zellteilung auf dieselbe Art und Weise kopiert. So schreibt der Physik-Nobelpreisträger Erwin Schrödinger ( ) in seinem kleinen Büchlein «Was ist Leben?»: «Wenn wir die Struktur der Chromosomen einen Code nennen, so meinen wir damit, dass ein alles durchdringender Geist, dem jegliche kausale Beziehung sofort o enbar wäre wie Laplace ihn sich einmal vorgestellt hat, aus dieser Struktur voraussagen könnte, ob das Ei sich unter geeigneten Bedingungen zu einem schwarzen Hahn, einem ge eckten Huhn, zu einer Fliege oder Maisp anze, einer Alpenrose, einem Käfer, einer Maus oder zu einem Weibe entwickeln werde.» Was Schrödinger anspricht, ist der universale genetische Code, das Alphabet der Gene. Bei allen Unterschieden zwischen P anze und Tier, auf zellulärer und molekularer Ebene sind die Gemeinsamkeiten geradezu verblü end. Hier funktioniert ein kolossales Nashorn gar nicht so verschieden wie das Gras, das es
3 mit seinem breiten Maul abweidet. Es ist nicht nur derselbe Aufbau der DNA, sondern auch dieselbe Art und Weise, wie die Gene der DNA gelesen und ihre Informationen umgesetzt werden derselbe biochemische und komplexe Vorgang, bei denen bestimmte Eiweißsto e eine Arbeitskopie eines Genes anfertigen, die als Vorlage für die Herstellung neuer Eiweiße dient. Diese Ähnlichkeit, fast schon Übereinstimmung, der biochemischen Vorgänge in den Zellen von P anzen und Tieren zeigt, dass das Leben auf der Erde nur einmal entstanden sein kann. Die ersten Lebewesen traten vor etwa 3,8 Milliarden Jahren auf die Bühne, und seither ist unser Planet ein Ort der Biologie geworden. P anzen haben darüber hinaus noch viele weitere Gemeinsamkeiten mit Tieren: Auch P anzen haben Hormone und Sex, P anzen können ebenso wie Tiere unter Stress leiden, krank werden, und auch bei P anzen kommen Missbildungen vor. P anzen und Tiere verbindet darüber hinaus die Tatsache, dass beide gezeugt werden und eines Tages sterben. Diese Gemeinsamkeit hat nichts mit der
4 Anatomie und Biologie des Individuums zu tun, sondern mit den Aspekten, die für die Anbieter von Lebensversicherungen und für die Wirtschaft gleichermaßen von Bedeutung sind: Geburtenrate, Sterberate, Einwanderung, Auswanderung. Also all die Dinge, die eine Gemeinschaft vieler Individuen, eine Population, auszeichnen. Man sucht einen Partner, man paart sich, man zieht Junge auf und sichert so den Fortbestand der Art. Dieselben Mechanismen des Bevölkerungswachstums zeigen auch P anzen. Partnersuche und Paarung heißen bei ihnen einfach Bestäubung und Befruchtung, Junge aufziehen einfach Samen verbreiten. Der britische Nationalökonom Thomas Robert Malthus ( ) machte in seinem «Aufsatz über das Prinzip von Populationen» bereits auf die gemeinsamen Mechanismen des Populationswachstums bei P anzen und Tieren und beim Menschen aufmerksam, nämlich dass Raum und Nahrungsangebot nicht unendlich sind und deshalb das Populationswachstum begrenzt wird. Folglich können nicht alle Nachkommen groß werden. Wie aktuell die Gedanken von Malthus heute sind! Er schreibt: «Die
5 Keime des Lebens auf dieser Erde, mit überreichlich viel Nahrung und Platz, würden im Laufe von ein paar Tausend Jahren Millionen von Welten füllen.» Ein enormes Vermehrungspotential einer jeden Art, das in der Realität stark begrenzt wird, das gilt für P anzen und Tiere gleichermaßen.
6 ARTENREICHTUM D 1. Wie viele Pflanzenarten gibt es? ie folgenden Ausführungen werden vielleicht ein klein wenig theoretisch anmuten. Aber wie sagte der österreichische Jurist Joseph Unger: «Es gibt keine trockene Wissenschaft. Es gibt nur trockene Gelehrsamkeit und trockene Gelehrte.» Von Zahlen soll hier die Rede sein, genauer gesagt, von der Anzahl der Pflanzenarten. Was denken Sie, wie viele verschiedene P anzenarten es auf der Welt gibt? Die wenigsten Menschen haben davon eine Ahnung, wie eine kürzliche Studie der Universität Zürich zeigte. Die Biologin Petra Lindemann- Matthies und ihre Mitarbeiterin machten in Zürich eine Umfrage zu diesem Thema und fragten Leute in der Stadt, wie viele P anzenarten denn ihrer Meinung nach in der Schweiz und weltweit vorhanden seien? Sie machen sich keine Vorstellung von den riesigen Unterschieden in den Antworten! Die Schätzungen für
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