Evaluation der Abschlussprüfung in den vier Ausbildungsberufen der Informations- und Telekommunikationstechnik
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- Gerhardt Ursler
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1 Evaluation der Abschlussprüfung in den vier Ausbildungsberufen der Informations- und Telekommunikationstechnik Ergebnisse aus einer Erhebung von Grunddaten bei den zuständigen Stellen Bonn, August 2003 Margit Ebbinghaus BIBB / AB 4.5
2 Hintergrund der Erhebung Seit 1997 wird in den vier Berufen der Telekommunikations- und Informationstechnik (IT-Berufe) ausgebildet. Im Jahr 2000 fanden die ersten regulären Abschlussprüfungen - bestehend aus einer betrieblichen Projektarbeit einschließlich deren Dokumentation, Präsentation und Erörterung im Fachgespräch im Prüfungsteil A sowie zwei ganzheitlichen Aufgaben im Prüfungsteil B (vgl. Abbildung 1) - statt. Abschlussprüfung in den IT-Berufen Prüfungsteil A Prüfungsteil B Betriebliche Projektarbeit Ganzheitliche Aufgabe I Ganzheitliche Aufgabe II Durchführung und Dokumentation Präsentation und Fachgespräch Wirtschaftsund Sozialkunde Abbildung 1: Struktur der Abschlussprüfung in den IT-Berufen Parallel zu diesem Prüfungsdurchgang erfolgte eine Evaluation der Prüfungskonzeption, ihrer Implementation und Umsetzung. Diese zeigte, dass allen am Prüfungsgeschehen Beteiligten das Prüfungsmodell grundsätzlich akzeptierten. Gleichzeitig ließ die Evaluation verschiedene kritische Punkte der neuen Prüfungsformen erkennen, u.a. die inhaltliche Ausgestaltung der ganzheitlichen Aufgaben, die an die Projektarbeit zu stellenden Anforderungen sowie das Verfahren und die Kriterien zur Bewertung der Prüfungsleistungen 1. Fragen nach den Ursachen und Hintergründen der aufgetretenen Probleme ließen sich allerdings auf der Grundlage der einmaligen Erhebung nicht hinreichend beantworten. Handelte es sich primär um Anfangsschwierigkeiten, die auf noch nicht ausgereifte Prozesse bei der Einführung, Organisation und Umsetzung zurückgehen? Waren die Schwierigkeiten durch die Prüfungskonzeption, -struktur und - methode selbst bestimmt? Lag die Ursache für die aufgetretenen Probleme im Zusammenwirken mehrerer Faktoren begründet? Über eine zweite Evaluation der IT-Abschlussprüfung im Sommer diesen Jahres sollen hier vertiefte Erkenntnisse erlangt werden. Umfassend untersucht wird, was sich in der Zwischenzeit zum Positiven wie zum Negativen verändert hat und wodurch diese Veränderungen bewirkt wurden. Es wird analysiert, welche der Schwierigkeiten inhaltlicher, welche organisatorischer und welche konzeptioneller Art sind. Ferner werden die jeweiligen Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge sowie der Stellenwert, den Rahmenbedingungen - wie Anzahl der Prüflinge und Prüfer, Struktur der Ausbildungsberufe - in diesem Gefüge haben, geklärt. 1 Ebbinghaus, M., Görmar, G., Stöhr, A.: Evaluiert: Projektarbeit und Ganzheitliche Aufgabe. Bundesinstitut für Berufsbildung, Der Generalsekretär (Hrsg.). Bielefeld: W. Bertelsmann,
3 Erhebung von Grunddaten Die Entwicklung der Ausbildungsverhältnisse, die Struktur der Ausbildungsbetriebe, die Anzahl von Prüfungskandidaten, der Bedarf an Prüfungspersonal, der für die Abnahme der Prüfung erforderlich ist, dies alles sind Rahmenbedingungen, die sich auf die Eignung und Akzeptanz einer Prüfungskonzeption bzw. einer Prüfungsform für eine Ausbildungsberuf auswirken können. Zugleich handelt es sich dabei um Rahmenbedingungen, die im Hinblick auf die Implementation einer neuen Prüfungskonzeption sowie in Bezug auf die Beschaffenheit der erforderlichen Prüfungsinfrastruktur berücksichtigt werden müssen. Um diese Rahmenbedingungen beschreiben und ihren Einfluss auf das Prüfungsgefüge in den IT- Berufen im Rahmen der Evaluation analysieren zu können, wurden - wie auch bei der ersten Evaluationsstudie im Jahr bei allen 82 Industrie- und Handelkammern der Bundesrepublik Deutschland Grunddaten zur Ausbildung und Abschlussprüfung in den IT-Berufen erhoben. Die Erhebung erfolgte schriftlich mittels eines im Frühjahr 2003 an die zuständigen Stellen versandten Fragebogens. Durch gezielte Nachfassaktionen konnte eine Rücklaufquote von 100 Prozent erzielt werden. Ergebnisse Struktur der Ausbildungsbetriebe Im Bundesgebiet bilden derzeit knapp Betriebe Jugendliche zu Fachinformatikern aus. In rund Unternehmen werden Informatikkaufleute ausgebildet, Unternehmen qualifizieren Auszubildende zu IT-System-Kaufleuten und in Betrieben erlernen Jugendliche den Beruf des IT- System-Elektronikers 2. Über 50 Prozent aller Betriebe, die IT-System-Elektroniker, Fachinformatiker oder IT-System-Kaufleute ausbilden, sind Kleinbetriebe mit weniger als 20 Mitarbeitern. Etwa jeder vierte der in diesen Berufen ausbildenden Betriebe ist ein Mittelbetrieb (20 bis 199 Mitarbeiter). Etwas anders gestaltet sich die Struktur der Betriebe, die Informatikkaufleute ausbilden: Jeder dritte Betrieb ist ein Kleinbetrieb, knapp 40 Prozent der Betriebe sind Mittelbetriebe (vgl. Tabelle 1). Struktur der Ausbildungsbetriebe im Beruf.. Kleinbetriebe (unter 20 MA) Prozentualer Anteil an allen Ausbildungsbetrieben Mittelbetriebe ( MA) Größere Betriebe ( MA) Großbetriebe (500 und mehr MA)..Fachinformatiker 54,8 % 27,6 % 10,3 % 7,3 %..IT-System-Elektroniker 59,6 % 23,0 % 8,8 % 8,6 %..IT-System-Kaufmann 68,3 % 22,8 % 5,5 % 3,4 %..Informatikkaufmann 32,4 % 38,5 % 18,0 % 11,1 % Tabelle 1: Struktur der Ausbildungsbetriebe getrennt nach Ausbildungsberufen 2 Eine Aufsummierung der in den einzelnen Berufen ausbildenden Betrieben zur Abschätzung der Anzahl aller in den IT-Berufen ausbildenden Betriebe ist unzulässig. Anhand der hier erfassten Daten ist nicht erkennbaren, wie viele der Betriebe in zwei oder mehr IT-Berufen ausbilden. Diese Unternehmen gingen dann mehrfach in die Summe ein, was zu einer zahlenmäßigen Überschätzung der Ausbildungsbetriebe im IT-Bereich führen würde. 3
4 Damit hat sich die Struktur der in den IT-Berufen ausbildenden Unternehmen gegenüber dem Jahr 2000 deutlich verändert. Über alle vier Berufe hinweg gehörten damals knapp die Hälfte aller Ausbildungsbetriebe der Gruppe der Mittelbetriebe an. Ein Viertel der Ausbildungsbetriebe waren größere Betriebe mit 200 bis 499 Mitarbeitern; jeder fünfte ein Großbetrieb mit 500 und mehr Beschäftigten und nur jeder zehnte ein Kleinbetrieb. Entwicklung der Ausbildungsverhältnisse Seit Inkrafttreten der Ausbildungsordnungen für die vier IT-Berufe ist die Anzahl der jährlich neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge bis 2001 kontinuierlich angestiegen. Im letzten Jahr kam es konjunkturbedingt zu einem Einbruch bei den neu eingegangenen Ausbildungsverhältnissen (vgl. Tabelle 2). Dieser Trend scheint sich auch in diesem Jahr fortzusetzen; die endgültigen Zahlen lagen den zuständigen Stellen zum Erhebungszeitpunkt allerdings noch nicht vor Fachinformatiker IT-System-Elektroniker IT-System-Kaufmann Informatikkaufmann IT-Berufe insgesamt Tabelle 2: Anzahl der in 2001 und 2002 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge nach Berufen (Stand jeweils ) Die Verteilung der Ausbildungsverhältnisse auf die vier IT-Berufe ist seit 1997 relativ konstant geblieben. Am stärksten ist der Beruf Fachinformatiker vertreten; die drei anderen Berufe liegen relativ gleich auf. Prüflings- und Prüferzahlen An der ersten regulären Abschlussprüfung im Jahr 2000 nahmen Auszubildende teil, rund Prüfer, die sich auf 831 Prüfungsausschüsse verteilten, nahmen die damaligen Abschlussprüfungen ab. Bei der diesjährigen Sommerprüfung standen Kandidaten zur Prüfung an. Die Anzahl der Prüfer ist auf knapp (ohne Stellvertreter), die der Prüfungsausschüsse auf angestiegen. Aufwand und Aussagekraft Wie bei der Befragung der zuständigen Stellen im Rahmen der ersten Evaluation wurden die Kammern auch diesmal gebeten, den mit den Prüfungsformen Projektarbeit und Ganzheitliche Aufgaben verbundenen Aufwand im Verhältnis zu deren Aussagekraft über berufliche Handlungskompetenz zu beurteilen. Damals war die Mehrheit der Kammern der Auffassung, der Prüfungsteil A gehe mit hohem Aufwand einher, dem eine mittelmäßige Aussagekraft gegenüberstünde, im Prüfungsteil B hingegen werde bei mäßigem Aufwand eine hohe Aussagekraft erreicht. Tabelle 3 und 4 geben an, wie die Kammern das Verhältnis von Aufwand zu Aussagekraft drei Jahre später einschätzen. 4
5 Prüfungsteil A (N = 79) Aussagekraft hoch gering Summe Aufwand hoch gering Summe = 100% Tabelle 3: Verhältnis von Aussagekraft zu Aufwand der Prüfung im Prüfungsteil A Prüfungsteil B (N = 78) Aussagekraft hoch gering Summe Aufwand hoch gering Summe = 100 % Tabelle 4: Verhältnis von Aussagekraft zu Aufwand der Prüfung im Prüfungsteil B Die Aussagekraft von Prüfungsteil A wird im Vergleich zu vor drei Jahren nun günstiger bewertet, die Wertung zum Aufwand bleibt unverändert. Umgekehrt verhält es sich bei der Einschätzung zu Prüfungsteil B. Die Aussagekraft wird ähnlich günstig wie vor drei Jahren beurteilt, der Aufwand jedoch im Vergleich höher eingestuft. Die Einschätzungen zum hohem Prüfungsaufwand sind u.a. darauf zurückzuführen, dass nach Angaben der Kammern jeder Prüfer im Durchschnitt 7,2 Stunden Prüferzeit pro Prüfungsteilnehmer aufwendet. Davon entfallen im Mittel 4,7 Stunden auf den Prüfungsteil A und 2,5 Stunden auf den Prüfungsteil B. Im Vergleich zu den Ergebnissen aus der ersten Evaluation ist der Zeitaufwand für die Prüfer damit unverändert geblieben. Der Abschlussbericht über die zweite Evaluation der IT-Abschlussprüfung wird voraussichtlich im Herbst 2003 vorliegen. Ansprechpartner: Margit Ebbinghaus Tel.: 0228 / ebbinghaus@bibb.de 5
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