Sachbericht zum Thema Obstbaumschnitt

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1 Sachbericht zum Thema Obstbaumschnitt Jeder Obstbaumbesitzer steht immer wieder vor der Frage, wann und wie er seine Obstbäume und Sträucher schneiden soll, denn es hat sich herumgesprochen, dass quantitativer und qualitativer Ertrag sehr weitgehend von Schnittmaßnahmen abhängig sind. Man sollte aber nicht in die falsche Meinung verfallen, dass alleine durch Schnittmaßnahmen gute Erträge zu erzielen sind. Bodenbearbeitung, Düngung und Pflanzenschutzmaßnahmen müssen in jedem Fall ergänzend hinzutreten. Aufbau eines Obstbaumes: Der Stamm ist das Tragegerüst. Seine Höhe beeinflusst nicht nur Pflegemaßnahmen, sondern auch das Wachstum und die Fruchtentwicklung. Unter einer leistungsfähigen Krone versteht man ein tragfähiges Gerüst, das eine optimale Belichtung der Blätter und Früchte zulässt. Das Hauptgerüst der Krone bilden die Leitäste. Den Leitästen untergeordnet sind die Fruchtäste, die möglichst flach abwärts wachsen sollen. Der Wurzelteil des Obstbaumes wird als Unterlage bezeichnet, ob er stark oder schwach wachsend ist, groß oder klein bleibt und ob früh oder spät zu tragen beginnt. Beim Apfel gibt es neben den stark wachsenden Säumlingsunterlagen sogenannte Typenunterlagen. Sie werden für Buschbäume, Spindelbüsche und Hecken verwendet, um schwächeres Wachstum und frühe Fruchtbarkeit zu erreichen. (Mittelstark wachsende Unterlagen sind M 4 und M 7, für Spindelbüsche, Hecken und Pillar kommen die schwach wachsenden Typen M 9 und M 26 in Betracht) (Pillar = Pfeiler) Bei Birnen kennt man die schwach wachsende Quittenunterlage. Steht z. B. ein Spindelbusch o. Pillarbaum auf einer zu stark wachsenden Unterlage, so kann übermäßiges Triebwachstum auch durch Schnitt nicht gebändigt werden. Triebe und Knospen Die einjährigen Organe der Obstbäume werden als Triebe bezeichnet. Aus dem älteren Trieb entwickelt sich je nach Verwendung ein Leitast, Seitenast oder Fruchtholz. Natürliches Triebwachstum ist von einer Reihe von Faktoren abhängig, wie Polarität, Schwerkraft und Einwirkung von Wuchsstoffen. Der Mensch greift durch Schnittmaßnahmen in den natürlichen Ablauf ein und der Schnitt ist dann als physiologisch richtig zu bezeichnen, wenn er den natürlichen Entwicklungsgesetzen nicht widerspricht.

2 Die unterschiedliche Entwicklung von Blättern und Knospen an Trieben,sowie die verschiedenartige Förderung des Austriebs ist auf ein Zusammenwirken von Polarität und Geotropismus zurückzuführen. Als weiterer Einfluss bestimmt das Licht die Wuchsrichtung des Neuzwachses. Alle Triebe eines Baumes haben das Bestreben, ihre Blätter einer möglichst günstigen Belichtung auszusetzen. Zweige, die der Lichteinwirkung entzogen sind, verkümmern. Ebenso daran hängende Blätter und Früchte. Das Gesetz der Triebförderung erklärt die Reaktion der Bäume auf Schnittmaßnahmen und sonstige Eingriffe. Das Gesetz der Spitzenförderung besagt, dass die Knospe am kräftigsten austreibt die am höchsten steht. Oberseitenförderung: Bei einem Trieb in waagerechter Stellung sind dagegen die Knospen auf der Oberseite zu fördern. Basisförderung: Wenn ein Trieb schon an der Basis nach unten gebogen ist, können die normalerweise schwach entwickelten Basisknospen besonders austriebsfähig sein. Die Terminalknospen solch gebogener Triebe bilden sich häufig zu Fruchtknospen um. Scheitelpunktförderung: Gesetz dass der im Scheitelpunkt gebogenen Triebe, jene Knospen bevorzugt austreiben. Gesetz der Schnittentwicklung: Durch einen scharfen Rückschnitt erreichen wir auf Grund einer verhältnismäßig kleinen verbleibenden Knospenzahl einen starken Neutrieb. Durch einen schwachen Rückschnitt dagegen, werden die zahlreichen verbliebenen Knospen zur Ausbildung von Fruchtholz veranlasst, die Bildung starker Holztriebe wird unterbunden und dafür die Entstehung von Fruchtholz gefördert. Wird ein Teil der Zweige innerhalb einer Krone stark, der andere jedoch schwach zurück geschnitten, so führt dies zu einer Umdrehung der beschriebenen Gesetzmäßigkeit. Hier kommt das Gesetz der Spitzenförderung zur Geltung. Die Triebe des schwach geschnittenen Kronenteils werden auf Kosten des stark geschnittenen im Wuchses gefördert. Von dieser Beobachtung wird dann Gebrauch gemacht, wenn sich Störungen im Gleichgewicht der Krone zeigen. Auch bei Erziehungsschnitt einer jungen Krone findet dieses Gesetz sinnvolle Anwendung. Saftwaage: Beim Pflanzschnitt junger Obstbäume sind die zum Aufbau von Leitästen gedachte Triebe(3) in einer Höhe abzuschneiden. Also müssen die obersten Triebe in der Saftwaage sein. Dies ist nötig um im Folgejahr eine Leitastverlängung zu gewährleisten.

3 Entwicklungsstadien: Man kann drei hauptsächliche Entwicklungsperioden der Obstbäume unterscheiden, die sowohl durch den Schnitt beeinflusst werden können, nach denen sich aber auch der Schnitt richten muss. Es sind diese: Jugendstadium, Ertragsstadium und Altersstadium. In der Jugendperiode bildet der Baum kräftige lange Triebe mit seitlichen Blattknospen, die durch lange Knospenabstände voneinander getrennt sind. Die jungen Triebe stehen vorwiegend sehr steil gerichtet am Baum. Bei früh tragenden Sorten und schwach wachsenden Baumformen (Spindelbüschen) können auch schon einzelne Blütenknospen gebildet werden. Durch daas Herunterbinden von Jungtrieben kann die Blütenknospenbildung noch gefördert werden. Zu Beginn der Ertragsperiode senken sich die mehrjährigen (Triebe) Zweige mehr und mehr ab und bilden Kreutztriebe mit endständigen Blütenknospen. Bald bilden sich die ersten Reiter und der Zuwachs an den Verlängerungstrieben lässt nach. Die Baumkrone ist nun voll entwickelt und kann bei guter Pflege Höchstleistung (Erträge) bringen. In diesem Stadium ist das Auslichten aller Kronenanteile besonders wichtig. Man erreicht dadurch gut entwickelte und schon gefärbte Früchte, außerdem unterbindet man einen übermäßigen Schädlingsbefall. Die beginnende Altersperiode ist dadurch gekennzeichnet, dass der Längenzuwachs aller Triebe gewaltig nachlässt. Außerdem werden nur noch kurze und schwache Fruchttriebe gebildet. Bei zunehmendem Alter des Baumes hängen nahezu alle Seitenäste einschließlich des Mitteltriebes stark nach unten. Blätter und Früchte bleiben klein. Schnittwerkzeug: Dies ist von enormem Wert, denn ein falsches Werkzeug führt zu Verzögerungen bei der Arbeit und ein schlechter Zustand der Geräte bringt oft Fransen oder Querschnitte die schlecht verheilen. Technik: die häufigste Form des Rückschnitts ist der Schnitt über den Augen (Knospen). Durch diese Form des Rückschnitts werden die Seitenknospen gezwungen auszutreiben. Für einen kräftigen Austrieb müssen die meist schwach entwickelten vorzeitigen Triebe entfernt werden. Dabei muss man entgegen den sonstigen Regeln (Rückschnitt auf Astring) einen kleinen Zapfen stehen lassen, um die an der Basis stehenden Astaugen (Beiaugen) nicht wegzuschneiden. Der Austrieb erfolgt dann über die überzähligen Triebe. Der Rückschnitt auf Beiaugen lässt sich nur bei Kernobst Erfolg versprechend anwenden. Bei Steinobst entstehen

4 am Astring nur selten Austriebe, da schlafende Augen meist nicht vorhanden oder abgestorben sind. Dies ist selbst bei älteren Kernobstbäumen problemlos druchzuführen. Absägen: Zuerst sägt man an der Unterseite des Astes etwas mehr als halbe Aststärke ein, der zweite Schnitt wird auf der Oberseite des Astes etwas weiter vom Stamm entfernt durchgeführt. Der dritte Schnitt: der verbliebene Stummel lässt sich jetzt ohne Schwierigkeit sauber absägen. Dabei ist die Säge so anzusetzen, dass der so genannte Astring am Stamm verbleibt. Vierter Schnitt: er hinterlässt eine saubere Schnittwunde mit deutlich erkennbarem Astring. Von diesem Astring aus beginnt die Kambiumschicht die Sägewunde rasch zu überwallen. Sommerschnitt: Noch wenig bekannt ist bei Obstbaumfreunden, dass man Obstbäume auch im Sommer schneiden kann. Man kann sogar stark zu dicht stehende Äste heraussägen, ohne, dass der so behandelte Baum Schaden erleidet. Gerade große Wunden verheilen im Sommer bedeutend rascher als im Winterschnitt. Belässt man diese überflüssigen Triebe den ganzen Sommer in der Baumkrone, so nehmen sie viel Licht und Nährstoffe weg. Ende Jul, Anfang August ist auch der richtige Zeitpunkt zum Waagrechtbinden von steil stehenden kräftigen Seitentrieben. Um diese Zeit beginnt das Verholzen der Jungtriebe. Werden sie jetzt herabgebunden, so bleiben sie innerhalb weniger Wochen ständig in dieser Stellung. Außerdem werden im August die Blütenknospen für das kommende Jahr angesetzt. Am besten verwendet man Bast, der in jedem Fall locker gebunden sein soll. Denn das Dickenwachstum der Triebe setzt dann schnell an. Auch das Abspreizen der Äste im Sommer ist leichter als im Winter. Das Holz ist während des Wachstums elastischer und Äste brechen nicht so leicht aus. Kernobst: Die wichtigste Aufgabe des Schnittes ist es, ein Gleichgewicht zwischen Triebwachstum und Ertrag herzustellen. In den Obstgehölzen der Jugendjahre wird man vor allem den Gerüstaufbau fördern. Daneben aber bemüht man sich, gleichzeitig in Verbindung mit kräftiger Düngung um einen beschleunigten Ertragsbeginn. Durch den Rückschnitt der Verlängerungstriebe der Leitäste und die gleichzeitige Unterordnung der Seitentriebe unter die Schnittfläche, wird der Kronenaufbau sichergestellt. Der Ertrag wird gefördert durch das Abspreizen der Leitäste, durch Waagerechtstellung der Nebentriebe und nicht zuletzt durch Langlassen dieser Triebe. Genauso wichtig wie die Ertragsbeschleunigung an Jungbäumen ist im Stadium des Vollertrags die Erhaltung eines ausreichenden Jungtreibzuwachses mit Hilfe des Überwachungsschnitts. Später beim Nachlassen des Triebzuwachses und bei Verminderung der Fruchtgröße wird ein Verjüngungsschnitt vorgenommen.

5 Erziehungsschnitt: Zur Entwicklung einer tragfähigen Krone ist der Pflanzschnitt unbedingt notwendig. Als erstes wird man die Leitäste mit entsprechenden Ansatzwinkel auswählen. Die drei Leitäste sollten außerdem nicht in einem Quirl beisammenstehen. Ein zu steil angesetzter Leitast (Schlitzast) bricht bei späterer Belastung aus und hinterlässt schlecht heilende Risswunden, deshalb ist ein Ansatzwinkel von 45 bis 90 am sinnvollsten. Pflanzschnitt: Zur Förderung eines straffen Kronenaufbaus wählt man beim Kernobst drei Leittriebe und einen Mittel/Terminaltrieb. Die sonst noch vorhandenen Triebe vor allem Konkurrenztriebe werden auf Astring entfernt. Beim Rückschnitt der Leittriebe muss darauf geachtet werden, dass die Endknospen nach außen stehen. Überwachungsschnitt: Etwa nach dem sechsten Standjahr dürfte der Grundaufbau der Krone bei freistehenden Büschen, Halb oder Hochstämmen abgeschlossen sein. Als erstes entfernt man mehr als dreijährige, stark nach unten hängende Äste. Die Fruchtäste werden auf nach oben oder schräg außen stehende Reiter verlagert. Im oberen Kronenteil entfernt man alle zu dicht stehenden Triebe. Die Krone muss nach dem Schnitt locker und licht aufgebaut sein. Leitastverlängerungen müssen nicht mehr eingekürzt werden, es entstehen keine Konkurrenztriebe mehr. Bericht verfasst von: Irene Odörfer, Markus Rotter und Christine Sommerer, Klasse AGl 10a