Influenza 2009 in Europa
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- Linus Hoch
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1 Influenza 2009 in Europa (Stand Freitag ; Erfassung bis 36. Kalenderwoche) In den Anfängen einer Influenza-Pandemie ist deren Ausbreitung über die zahlenmäßige Erfassung von Virusnachweisen in Nasen-Rachen-Abstrichen zu verfolgen. Bei sehr großen Erkrankungszahlen ist dieses Verfahren weder sinnvoll noch praktikabel. In diesem Fall können Ausmaß und Verlauf der Neuen Influenza A (H1N1)v 2009 im Rahmen der üblichen Influenza-Surveillance (Überwachung der saisonalen Grippe, z.b. AGI, InfluNet, FluWatch) beobachtet werden. Dabei meldet ein repräsentatives Netzwerk von praktischen Ärzten laufend den Anteil an Patienten mit grippeähnlichen Krankheiten (ILI = Influenzalike Illness). Damit kann die zeitliche und räumliche Entwicklung samt Altersverteilung sogar innerhalb eines Landes oder in einzelnen Regionen dargestellt werden. Zusätzlich wird über stichprobenartige Untersuchungen der Anteil von Virusnachweisen samt Subtypen bestimmt. Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn wie jetzt auf der Südhalbkugel saisonale Wintergrippe und Influenza- Pandemie zusammentreffen (siehe Anhang). Bei der saisonalen Grippe kann man die Beteiligung der verschiedenen Influenza A und B-Viren unterscheiden, die sich auch in einer Zweigipfeligkeit der epidemiologischen Verlaufskurve äußern kann. In der Regel geht ein prozentualer Anstieg des Virusnachweises im Untersuchungsgut mit einem Anstieg der Erkrankungszahlen einher. Meist wird die ILI-Rate auf Einwohner bezogen, in manchen Ländern (z.b. Italien, Kanada, Australien) auf Patientenkontakte (in Norwegen und den USA auf 100 Arztbesuche, also in Prozent angegeben). In Deutschland werden stattdessen akute respiratorische Erkrankungen (ARE) über einen speziellen Praxis-Index erfasst. Aus diesen Gründen sind die einzelnen Zahlen und Raten manchmal nicht direkt vergleichbar, wohl aber die graphischen Darstellungen in Form von Verlaufskurven. Insbesondere kann man sehen, ob und wann sich überhaupt eine so genannte Pandemiewelle erkennbar entwickelt hat (z.b. in Deutschland nicht) und ob und wann diese bereits wieder abgeklungen ist (wie z.b. in England). Diese wöchentliche Erfassung von Krankheitsraten gibt natürlich einen realistischeren Überblick über das Geschehen auf Bevölkerungsebene als das Addieren von Virusnachweisen allein, da deren Zahlen abhängig sind von den jeweiligen Empfehlungen und Entscheidungen, ob und wann man Abstriche entnimmt. So haben z.b. Spanien und Frankreich bis heute nur bzw positive Befunde an das europäische Gesundheitsamt ECDC gemeldet, hingegen England (UK = United Kingdom) und Deutschland (Europa gesamt ). Die tatsächlichen Erkrankungszahlen liegen natürlich viel höher. Aus den ILI-Raten in Verbindung mit den prozentualen Virusnachweisen hat die Public Health Agency für England für die zwei Spitzenwochen im Juli und Neuerkrankungen an (H1N1)v 09 abgeschätzt (zuletzt noch 3.000), Spanien für die letzte Woche sowie Frankreich (leicht steigend).
2 Wie aus den folgenden Graphiken ersichtlich können die Länder in Europa bei den ILI- bzw. ARI-Raten derzeit grob in 5 Gruppen eingeteilt werden : I. Aktuell deutlicher Anstieg: Schweden II. Sommergipfel höher als der letzte Wintergipfel der saisonalen Grippe; wieder fallend: Norwegen (allerdings in KW 35 nur 5 % Virusnachweise!); bereits abgeklungen: England
3 III. Sommergipfel über Basisschwelle: Irland, Israel IV. Erkennbarer Anstieg, noch unterhalb bzw. an der epidemiologischen Schwelle: Spanien, Frankreich
4 V: Kein oder nur leichter saisonaler Anstieg unterhalb der epidemiologischen Schwelle: Deutschland, Belgien, Schweiz, Portugal
5 Anhang: Zusatzinformationen und Graphiken aus Bayern und dem Rest der Welt Bayern: Da beim ARE-Praxisindex das Niveau der akuten respiratorischen Erkrankungen (nach einem kurzen peak in Woche 22) in einem für die Jahreszeit üblichen Bereich liegt, ist erfreulicherweise noch nicht von einer Auswirkung der Neuen Influenza auf Bevölkerungsebene auszugehen. Die bislang gemeldeten Virusnachweise (bezogen auf Einwohner) weichen bei verschiedenen Städten und Landkreisen erheblich voneinander ab. Dies ist wohl eher auf das unterschiedliche Vorgehen der Ärzte bei der Diagnostik zurückzuführen als auf ein unterschiedliches Reiseverhalten der Bürger. Die Bandbreite reicht von 1,3 (LK Freyung-Grafenau) und 2,4 (Stadt Coburg) bis 68,7 (LK Dachau). Zwischen dem bayerischen (16,7) und dem deutschen (21,9) Schnitt liegen beispielsweise der Landkreis Garmisch-Partenkirchen (18,5) und die Stadt München (18,8). A) ARE-Praxisindex in Bayern mit Vergleich zu den Vorjahren: B) Tägliche IfSG-Meldezahlen in Bayern, unterteilt nach Ansteckungsland
6 Welt: Die jeweiligen Spitzenwochen (mit den meisten Neuerkrankungen) veranschaulichen Ausbreitung und Ablauf der Pandemie in der Welt (Start April): Nordamerika: Mexiko und USA 17/18 (Mexiko: und 26), Kanada 23/24, Südhalbkugel: (wegen Winter auch saisonale Grippe; neuer Stamm dominiert) Südafrika 24 (und 32), Argentinien, Chile, Peru 26/27, Neuseeland 28, Australien 29 (Victoria 26 bis Western Australia 32), Europa: England 29/30, Niederlande und Israel 32/33. Die Entwicklung lässt sich auch anhand der wöchentlichen Todesfälle verfolgen, die als Spitze des Eisbergs leichter zu erfassen sind als Massenerkrankungen (zumal viele Kranke keinen Arzt aufsuchen und nicht gemeldet werden). Bislang starben in der Welt mindestens Menschen an der Neuen Grippe. Darunter Brasilien 657, USA 593, Argentinien 512, Mexiko 209, Kanada 74, Europa 133, darunter UK 76, Spanien 23, Frankreich 19, Deutschland 0. C) Wöchentliche Sterbefälle an Neuer Influenza in der Welt Bericht aus Neuseeland: Der Vergleich zweier verschiedener Erfassungssysteme (Meldungen aus der Bevölkerung sowie von praktischen Ärzten) legt nahe, dass nur eine von 18,3 grippekranken Personen einen Arzt aufsuchte. Dies würde bedeuten, dass insgesamt Neuseeländer erkrankten. Übernimmt man die Erfahrung aus der saisonalen Grippe, dass etwa ein Drittel sich ansteckt, ohne Krankheitszeichen zu entwickeln, so wird geschätzt, dass etwa 11 % der Bevölkerung sich mit dem neuen Influenzavirus A (H1N1)v 2009 infizierten. Verglichen mit der Tödlichkeit der Pandemie 1918 (2,0 % der Erkrankten bzw. 0,7 % der Bevölkerung starben) verlief die Pandemie 2009 sehr mild (16 Todesfälle bei Erkrankten ergibt 0,005 % der Erkrankten). Zusammengestellt von Dr. Volker Juds ( Gesundheitsamt Garmisch ( Quellen: und nationale Influenzaseiten wie (D), (F), (E), (UK), (B)
7 D) ILI-Rate in England mit Vergleich zu früheren Jahren (RC GP-Erfassung) E) ILI-Rate in den USA mit Vergleich zu den Vorjahren F) ARE-Praxisindex in Deutschland mit Vergleich zu den Vorjahren
8 G) ILI-Rate in Chile (gleichzeitig saisonale Grippe im dortigen Winter!) H) Virus-Verteilung in Südafrika (Winter! Erst saisonale A, dann neue A) I) Virus-Verteilung in Spanien (im Winter saisonale A, dann B, dann neue A)
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