Elastizitäten & Staatliche Interventionen

Transkript

1 Elastizitäten & Staatliche Interventionen Ökonomische Entscheidungen und Märkte IK Alexander Ahammer Institut für Volkswirtschaftslehre Johannes Kepler Universität Linz Letztes Update: 13. Oktober 2016, 16:42 Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 1 / 26

2 Qualitative Analyse Angebot und Nachfrage Abbildung 1: Angebot und Nachfrage Wie hängen Preis und Angebotsmenge bzw. Nachfragemenge zusammen? Angebot: q s = q s (p) Nachfrage: q d = q d (p) }{{}}{{} + - Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 2 / 26

3 Quantitative Analyse Preiselastizität der Nachfrage Beispiel: q d = 10 2p = p = q d Abbildung 2: Nachfrageänderung aufgrund einer Preisänderung A B Wie stark reagiert die Nachfragemenge auf den Preis? Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 3 / 26

4 Quantitative Analyse Preiselastizität der Nachfrage Wie verändert sich die nachgefragte Menge q d, wenn der Preis p um eine Einheit steigt? p = +1 = q d = 2 Angabe in Mengeneinheiten, nicht vergleichbar = dimensionsloses Maß (prozentuelle Veränderungen): Elastizität ε d p = q d q d p p = % q d % p Interpretation Steigt der Preis um 1 Prozent, so sinkt die nachgefragte Menge um 2 3 Prozent. Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 4 / 26

5 Elastizität Allgemein Definition: Elastizität ε y x misst die Empfindlichkeit der abhängigen Variable y im Hinblick auf eine marginale Veränderung einer unabhängigen Variable x. Für infinitesimale Änderungen in x: ε y x = lim x 0 y y x x = y y x x Interpretation ε y x gibt an, um wieviel % sich die abhängige Variable y verändert, wenn sich die unabhängige Variable x um 1 % erhöht. Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 5 / 26

6 Elastizität Allgemein Art des Zusammenhangs zwischen y und x: ε y x < 0 = Negativer Zusammenhang ε y x = 0 = Kein Zusammenhang ε y x > 0 = Positiver Zusammenhang Höhe der Elastizität: ε y x < 1 unelastischer Zusammenhang y verändert sich um weniger als 1%, wenn sich x um 1% erhöht. ε y x = 1 Einheitselastizität y verändert sich um genau 1%, wenn sich x um 1% erhöht. ε y x > 1 elastischer Zusammenhang y verändert sich um mehr als 1%, wenn sich x um 1% erhöht. Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 6 / 26

7 Wichtige Elastizitäten Preiselastizität der Nachfrage Einfache Nachfragefunktion: q d = q d (p) Preiselastizität der Nachfrage Wie reagiert die nachgefragte Menge eines Gutes auf eine einprozentige Preissteigerung? ε d p < 0 gewöhnliches Gut ε d p > 0 Giffen Gut ε d p = q d p p q d Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 7 / 26

8 Wichtige Elastizitäten Preiselastizität der Nachfrage ε d p = q d p p q d Aufgabe 1 Gegeben sei q d (p) = 20 5p und p = 3. Berechnen Sie die Preiselastizität der Nachfrage ε d p. Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 8 / 26

9 Wichtige Elastizitäten Einkommenselastizität der Nachfrage Erweiterte Nachfragefunktion: q d = q d (p, i, p a ) p... Preis des betrachteten Gutes, i... Einkommen und p a... Preis eines anderen Gutes Einkommenselastizität der Nachfrage Wie reagiert die nachgefragte Menge eines Gutes auf eine einprozentige Einkommenssteigerung? ε d i = q d i i q d ε d i ε d i > 0 normales Gut ε d i > 1 Luxusgut < 1 lebensnotwendiges Gut (Sättigung) ε d i < 0 inferiores Gut Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 9 / 26

10 Wichtige Elastizitäten Einkommenselastizität der Nachfrage ε d i = q d i i q d Aufgabe 2 Gegeben seien q d (p, i, p a ) = 20 3p + 2i p a p = 3 i = 4 p a = 2 Berechnen Sie die Einkommenselastizität der Nachfrage ε d i. Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 10 / 26

11 Wichtige Elastizitäten Kreuzpreiselastizität Kreuzpreiselastizität Wie reagiert die nachgefragte Menge eines Gutes auf eine einprozentige Steigerung des Preises eines anderen Gutes? ε d p a > 0 Substitute ε d p a < 0 Komplemente ε d p a = q d p a pa q d ε d p a = 0 abgegrenzte Märkte Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 11 / 26

12 Wichtige Elastizitäten Kreuzpreiselastizität ε d p a = q d p a pa q d Aufgabe 2 Gegeben seien q d (p, i, p a ) = 20 3p + 2i p a p = 3 i = 4 p a = 2 Berechnen Sie die Kreuzpreiselastizität im Hinblick auf das Gut a, ε d p a. Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 12 / 26

13 Wichtige Elastizitäten Preiselastizität des Angebotes Einfache Angebotsfunktion: q s = q s (p) Preiselastizität des Angebots Wie reagiert die angebotene Menge eines Gutes auf eine einprozentige Preissteigerung? ε s p = q s p p q s ε s p > 0 ε s p < 1 unelastisches Angebot ε s p > 1 elastisches Angebot Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 13 / 26

14 Preiselastizität der Nachfrage Graphisch Abbildung 3: Je steiler die Kurve, desto geringer die Elastizität. Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 14 / 26

15 Preiselastizität der Nachfrage Preiselastizitäten entlang einer linearen Nachfragekurve Abbildung 4: Preiselastizität entlang einer linearen Nachfragekurve (q d = 16 2p). q d ist immer p gleich, aber p ändert sich entlang der Kurve q Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 15 / 26

16 Preiselastizität der Nachfrage Die Nachfrage nach einem Gut ist tendentiell elastischer, wenn substitutive Güter verfügbar sind.... es sich nicht um ein lebensnotwendiges Gut handelt.... das Gut eng definiert ist (PKW vs. Audi).... der betrachtete Zeithorizont größer ist. Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 16 / 26

17 Preiselastizität und Erlöse Die Preiselastizität der Nachfrage ist ein wichtiges Instrument zur Klärung der Frage, ob das Unternehmen den Preis eines Produktes erhöhen oder senken sollte. Von der Preiselastizität hängt es ab, ob die Erlöse (r = p q d ) des Unternehmens bei einer Preiserhöhung (Preissenkung) steigen oder sinken. Wenn ε d p < 1 unelastisch = Erlöse steigen (sinken) Wenn ε d p = 1 Einheitselastizität = Erlöse bleiben gleich Wenn ε d p > 1 elastisch = Erlöse sinken (steigen) Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 17 / 26

18 Wirtschaftspolitische Maßnahmen Auf dem freien Wettbewerbsmarkt bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis sowie die abgesetzte Menge eines Gutes. Die Gesetze von Angebot und Nachfrage führen den freien Markt dabei ins Gleichgewicht, Angebots- oder Nachfrageüberschüsse treten nur temporär auf. Wie verändern jedoch wirtschaftspolitische Maßnahmen (staatliche Interventionen) diese Ergebnisse? Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 18 / 26

19 Marktinterventionen mittels Preiskontrollen Die Wirtschaftspolitk hat beispielsweise die Möglichkeit Preisvorschriften festzulegen: Höchstpreis: Gesetzlich vorgeschriebener Maximalpreis für ein Gut. Mindestpreis: Gesetzlich vorgeschriebener Minimalpreis für ein Gut. Beispiele: Mietpreisbindung (Höchstpreis), Mindestlöhne,... Weiteres Instrument: Steuern (vgl. Marktwirtschaft und Staat) Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 19 / 26

20 Die Wirkung eines Höchstpreises Graphisch Abbildung 5: Preisregulierung durch Höchstpreis Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 20 / 26

21 Die Wirkung eines Höchstpreises Beispiel Aufgabe 3 Gegeben seien q d (p) = p q s (p) = 2 + 2p p max = 2 Berechnen Sie p, q, q s (p max ), q d (p max ) und den entstehenden Überschuss. Skizzieren Sie den Partialmarkt. Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 21 / 26

22 Die Wirkung eines Mindespreises Graphisch Abbildung 6: Preisregulierung durch Mindestpreis Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 22 / 26

23 Die Wirkung von Preiskontrollen Höchstpreis: p max < p Höchstpreis bindet Nachfrageüberschuss p max > p Höchstpreis bindet nicht Gleichgewicht Mindestpreis: p max > p Mindestpreis bindet Angebotsüberschuss p max < p Mindestpreis bindet nicht Gleichgewicht Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 23 / 26

24 Mindestlöhne ein Beispiel aus der Praxis Abbildung 7: Die Wirkung eines bindenden Mindestlohnsatzes Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 24 / 26

25 Die Wirkung eines Mindestlohnes Beispiel Aufgabe 4 Gegeben seien l d (w) = 6, 6 0, 3w l s (w) = 0, 8 + 0,4w w min = 12 wobei l d und l s in Mio. Beschäftigte und w in EUR pro Arbeitsstunde gegeben sind. Berechnen Sie w, l, l s (w min ), l d (w min ) und die Anzahl an Arbeitslosen. Skizzieren Sie den Partialmarkt. Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 25 / 26

26 Fragen? Alexander Ahammer (U Linz) Elastizitäten 26 / 26