LEBEN IN DEN ALPEN: EINE HERAUSFORDERUNG?!? Ein Teilprojekt des interdisziplinären EU-Projektes PINE

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1 LEBEN IN DEN ALPEN: EINE HERAUSFORDERUNG?!? Ein Teilprojekt des interdisziplinären EU-Projektes PINE 1. Warum eine solche Untersuchung? Zwischen 1980 bis 2000 lebte 75% der Weltbevölkerung in Gebieten, die mindestens einmal von einem Erdbeben, einem tropischen Sturm, Überschwemmungen, oder von Dürre heimgesucht wurden (Pelling et al. 2004) 1. Würde man noch weitere Naturgefahren wie Lawinen, Steinschlag, Hangrutsch, schiebende Berge, Radon oder arsenhaltiges Wasser einschliessen, dann wäre diese Zahl noch grösser. Durch die Berichterstattung aus aller Welt und die steigende Unsicherheit, welche in öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussionen, besonders im Hinblick auf Zusammenhänge zwischen Naturgefahren und Klimawandel zum Ausdruck kommen, steigt die Verunsicherung der Bevölkerung und der Politiker. Der oben erwähnte Bericht der Vereinten Nationen weist dennoch auf etwas Interessantes hin, was im Umgang mit Naturgefahren unbedingt bedacht werden muss: Länder, welche mit ähnlichen Naturgefahrenereignissen konfrontiert waren, hatten keinesfalls auch ähnliche Schäden zu verzeichnen. Massgebend für das Ausmass der Schäden waren Bedingungen und Schutzmassnahmen, welche vor Eintritt der Ereignisse im Verlauf der Geschichte entstanden waren. In dieser Situation steigender Unsicherheit ist es wichtig, diese Prozesse, welche die Ausgangslagen/Rahmenbedingungen von Dörfern, Städten und Ländern bestimmen, genauer zu analysieren um Erkenntnisse für einen nachhaltigen Umgang mit Naturgefahren umsetzen zu können. Durch die Befragung der Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Stilfs konnten wir wertvolle Erkenntnisse gewinnen, welche nicht nur für die Wissenschaft wichtig sind, sondern auch Eingang in die Praxis finden sollen. An dieser Stelle möchten wir Herrn Bürgermeister Cav. Josef Hofer, den Beamten der Gemeindeverwaltung und allen Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde Stilfs, die uns bei unserer Arbeit in vielfältiger Art und Weise unterstützt haben, ganz herzlich danken. 2. Die Untersuchung Die Ausgangslage der Gemeinde Stilfs Die Bewohnerinnen und Bewohner von Stilfs wurden- wie alle Berggemeinden - seit je immer wieder von Naturgefahren wie Lawinen, Steinschlag, Muren, Wildbäche, Hangrutschungen, schiebende Berge, Radon oder arsenhaltiges Wasser herausgefordert. Ereignisse wie die Pfingstunwetter von 1983, die mit Verwüstung und Unsicherheiten einhergingen, haben sich tief in die Erinnerung der Bürgerinnen und Bürger eingegraben. 1 Pelling, Mark, Andrew Maskrey, Pablo Ruiz and Lisa Hall Reducing Disaster Risk. A Challenge for Development. A Global Report. New York: UNDP. 1

2 Über Jahrhunderte wurden Strategien entwickelt auf denen auch das heutige Naturgefahrenmanagement aufbaut. Neues Wissen und neue Ideen wie sich die Einzelnen schützen können, sowie technische Fortschritte tragen zur Weiterentwicklung solcher Strategien bei. Verändert haben sich neben dem Umgang mit Naturgefahren aber auch die Rahmenbedingungen der Gemeinde Stilfs. Während früher Vieh auf den Weiden das Landschaftsbild stark prägte, säumen heute schmucke Hotels die Strassen, die sich den Berg hinaufschlängeln. Der grösste Teil der Gemeindeeinnahmen kommt aus dem florierenden Tourismus und die Verarmung breiter Bevölkerungsschichten und das Karrnerwesen gehören der Vergangenheit an. Die Ortschaften sind gewachsen. Es wurden neue Wohnhäuser, aber auch neue Hotels, Infrastrukturgebäude wie Schwimmbäder, Tennishallen, Zivilschutzhäuser und Geschäftshäuser gebaut. Nicht alle Orte, die früher für ungefährlich gehalten wurden, werden auch heute noch so eingeschätzt. Andere Techniken wie z.b. die Waale, werden nach und nach aufgegeben, weil sie für nicht mehr sinnvoll, zu wenig rentabel oder einfach als zu aufwändig erachtet werden. Wenn Naturgefahren also auch keineswegs neue Phänomene sind und die Gemeinde Stilfs auf lang erprobte Strategien zurückgreifen kann, fühlen sich dennoch viele Bürgerinnen und Bürger verunsichert. Sie sind der Ansicht, dass das Wetter sich verändert habe und sich heute schwieriger einschätzen lasse als früher. Die Niederschläge seien seltener aber heftiger, erzählen sie. Zudem könne es zu langjährigen Schäden kommen, wenn Touristen wegen Lawinen oder gesperrten Strassen ausblieben, befürchten andere. Die Beispiele zeigen, dass Naturgefahren durch neue Situationsanalysen sowie durch neue Strategien andere Bedeutungen erlangt haben als früher. Diese müssen für ein nachhaltiges Risikomanagement mit breit akzeptierten und greifenden Massnahmen unbedingt in die Strategieentwicklung einbezogen werden. Fragestellung und Ziele Der Umgang mit Naturgefahren spielte wie aufgezeigt wurde schon immer eine wichtige Rolle für die Gemeindeentwicklung in den Alpen. Die Strategien im Umgang mit Naturgefahren sind dabei einerseits massgebend von der Geschichte und andererseits von den Risikowahrnehmungsweisen der Experten wie auch der lokalen Bevölkerung geprägt. Im Zentrum dieser Studie steht die Frage, welche Rolle verschiedene Wahrnehmungsweisen von Risiken im Umgang mit Naturgefahren spielen und wie diese in die Gemeindeentwicklung eingebettet sind. Wir sind daher der Frage nachgegangen, welche Risiken die Bürgerinnen und Bürger von Stilfs im Hinblick auf die Gemeindeentwicklung sehen und wie sie diese einschätzen. Es war uns dabei wichtig, ihre Meinung zu Naturgefahren einerseits aber auch zu wirtschaftlichen, 2

3 sozialen und kulturellen Risiken im Hinblick auf die Gemeindeentwicklung zu erfahren. Die Ergebnisse hier können nicht nur Aufschluss über die Risikowahrnehmung in der Gemeinde Stilfs geben. Sie sind wichtig, um in einem grösseren Rahmen Antworten zu darauf zu finden, was, für ein nachhaltiges und breit akzeptiertes Risikomanagement, in der Praxis berücksichtigt werden sollte. Methoden Um die Sichtweisen von Naturgefahren und die Entwicklung der Gemeinde Stilfs zu verstehen, wurden in der ganzen Gemeinde Stilfs 53 Einzel- und drei Gruppengespräche mit Personen zwischen Jahren geführt. Zudem wurden neun Experten aus der Verwaltung sowie aus der Wissenschaft befragt. In allen Gesprächen ging es darum, welche Chancen und Risiken für die Gemeinde die jeweiligen Personen in der nahen und fernen Zukunft sahen. Aufgrund der Resultate aus den persönlichen Gesprächen entwarfen wir den Fragebogen Leben in den Alpen: Eine Herausforderung?!?, der an alle Haushalte der Gemeinde Stilfs geschickt wurde. Die Fragen betrafen wie bereits erwähnt- Erfahrungen mit Naturgefahren (auf persönlicher und der Gemeindeebene), traditionelles Wissen, Vertrauen bei der Einschätzung von Naturgefahren und die Einschätzung von 18 Risiken für die Gemeindeentwicklung, welche die Bürgerinnen und Bürger in den persönlichen Gesprächen als äusserst wichtig erachtet hatten. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Leute, die bei unserer Umfrage mitgemacht haben: Frauen Männer Total Stilfs Trafoi Sulden Gomagoi Stilfserbrücke Total Tabelle 1: Übersicht der Teilnehmenden an der Umfrage Leben in den Alpen: Eine Herausforderung?!? Die Ergebnisse dieser Umfrage stellten wir am 14. Mai 2005 an einem Workshop im Haus der Dorfgemeinschaft in Stilfs vor, zu dem alle Bewohnerinnen und Bewohner eingeladen waren. 3

4 In diesem Bericht werden wir zuerst die Ergebnisse der Fragebogenuntersuchung darstellen, welche als Input für die Diskussionsgruppen am Workshop dienten. Anschliessend werden wir die Diskussionen aufzeigen, welche von den Bürgerinnen und Bürgern an diesem Anlass geführt wurden. Im letzten Teil finden sich unsere Überlegungen dazu. 3. Der Workshop Am Workshop in Stilfs nahmen rund 40 Personen aus allen Fraktionen der Gemeinde teil. Der Workshop wurde von der Eigenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL im Rahmen des EU-Projektes PINE durchgeführt und von Ueli Scheuermeier, LBL (Landwirtschaftliche Beratungszentrale Lindau) moderiert. Die Präsentation der Ergebnisse der Umfrage Leben in den Alpen: Eine Herausforderung?!? im Workshop Im Workshop wurden den Anwesenden zuerst zentrale Ergebnisse der Fragebogenumfrage Leben in den Alpen: Eine Herausforderung?!? präsentiert, welche im Sommer 2003 durchgeführt wurde. Bei der Umfrage ging es darum, einen gemeindeweiten und repräsentativen Überblick über die Risikowahrnehmungen zu erhalten. Zudem wurden einige Fragen zum Gemeindekontext gestellt, um die Wahrnehmungsweisen nicht isoliert zu betrachten, sondern in ihrem Kontext zu verorten. Im Folgenden werden die Ergebnisse der Umfrage, die am Workshop als Input dienten, nochmals kurz dargestellt: Zu den wichtigsten Ergebnissen gehörte die Einschätzung der Risiken auf einer Skala mit folgenden Werten: 1= kein Risiko 2= eher ein kleines Risiko 3= eher ein mittleres Risiko 4= eher ein grosses Risiko 5= ein sehr grosses Risiko Die Bewertung der Risiken wurde aus Gründen der Übersicht in drei Blöcken zu neun Risiken vorgestellt, wobei die Risiken gemäss der Höhe des Durchschnittswertes (Mittelwertes) aller Teilnehmender in abnehmender Reihenfolge dargestellt wurde. 4

5 Gletscherrückgang Rückgang der Landw irtschaft Law inen Verw ilderung von Kulturland Klimaw andel Hangrutschungen Muren Auftauen des Permafrosts Kosten bez. Schutz vor NG Einschätzung Abbildung 1: Block 1 der Einschätzung der Risiken in der ganzen Gemeinde 1= Kein Risiko bis 5= ein sehr grosses Risiko Die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Stilfs machen sich deutlich am meisten Sorgen wegen des Gletscherrückgangs. Die meisten schätzten den Gletscherrückgang auf der Skala zwischen 4 und 5 ein, sehen ihn als eher grosses (4) bis sehr grosses Risiko (5), womit er sich von den weiteren Risiken klar abhebt. Als zweitgrösstes Risiko folgt der Rückgang der Landwirtschaft, dem sich dann die Naturgefahren Lawinen, Verwilderung von Kulturland, Klimawandel, Hangrutschungen, Muren, das Auftauen des Permafrosts anschliessen. Auf diese Naturgefahren folgt das Risiko der Kosten bezüglich des Schutzes von Naturgefahren. Analysieren wir diesen ersten Block so sehen wir, dass sich unter denjenigen Risiken, die als höchste eingeschätzt werden, sehr viele Naturgefahren befinden. Die beiden anderen Risiken, Rückgang der Landwirtschaft und das Risiko der Kosten bezüglich des Schutzes, sind direkt mit den in diesem Block genannten Naturgefahren verknüpft. Im nächsten Block (siehe Abbildung 2) sind diejenigen Risiken zu finden, denen auf der Skala von 1-5 in etwa der Wert 3, also ein mittelgrosser Risikowert gegeben wurde. Abnehmender Glauben Abnahme des Tourismus Zuw anderung von ausländischen Arbeitskräften Abnahme der Naturverbundenheit Verlust des lokalen Wissens Anzahl Arbeitsplätze Wirtschaftliches Ungleichgew icht Keine Waldpflege Einsamkeit Einschätzung Abbildung 2: Block II der Einschätzung der Risiken in der ganzen Gemeinde 1= Kein Risiko bis 5= ein sehr grosses Risiko 5

6 Darunter sind sehr unterschiedliche Risiken zu finden, welche von ihren Durchschnittswerten (Mittelwerten) her sehr nahe beieinanderliegen. Es handelt sich dabei sowohl um kulturelle, soziale wie auch um wirtschaftliche Risiken. Es wird weiter deutlich, dass es sich um Themenbereiche handelt, die sich in den letzten Jahrzehnten in den Augen der Bürgerinnen und Bürger sehr gewandelt haben, wie z.b. abnehmender Glaube. Zudem geht es auch um wirtschaftliche Risiken, die das Einkommen und damit den Lebensunterhalt der Leute direkt oder indirekt bedrohen (Abnahme des Tourismus; Anzahl Arbeitsplätze). Gerade in wirtschaftlich eher weniger stabilen Zeiten kann das Gefühl von Unsicherheit durch Fremdes oder in diesem Fall durch fremde Arbeitskräfte verstärkt werden. Befürchtungen zeigen sich auch hinsichtlich der Abnahme der Naturverbundenheit, dem Verlust des lokalen Wissens und dem Risiko fehlender Waldpflege - drei Risiken, die in den persönlichen Gesprächen oft mit Naturgefahren im Zusammenhang gesehen wurden (vgl. auch Ergebnisse der Arbeitsgruppen im Workshop). Das wirtschaftliche Ungleichgewicht wurde in den Gesprächen oft als politisches und soziales Risiko gesehen, welches eine politische Ungleichbehandlung der Fraktionen mit sich bringe, sich aber auch auf die persönliche oder auf die institutionelle Ebene (z.b. Bergrettung, Feuerwehr) auswirken könne. Die am geringsten eingeschätzten Risiken wurden im dritten Block präsentiert. Ihre Werte liegen zwischen 2 (eher ein kleines Risiko) und 3 (eher mittelgrosses Risiko). Auch hier finden sich sehr unterschiedliche Risiken, also wirtschaftliche, soziale und kulturelle bis hin zu Naturgefahren. Besonders die intensivere Waldbewirtschaftung, Naturschutzvorschriften, Konflikte im Dorf und die Qualität des Trinkwassers liegen sehr nahe beieinander. Die Auswertungen haben gezeigt, dass bei diesen Risiken die Meinungen in Fragebogen stark auseinander gingen. Während einige, die oft direkt von gewissen Risiken betroffen waren, diese Risiken als eher hoch eingestuft haben, sahen andere gar kein Risiko darin. Schieben der Berge Wandel der Wertvorstellungen Osterw eiterung der EU Intensivere Waldbew irtschaftung Naturschutzvorschriften Konflikte im Dorf Trinkw asser Zunahme des Tourismus Weniger Möglichkeiten Schulbildung Einschätzung Abbildung 3: Block III der Einschätzung der Risiken in der ganzen Gemeinde. 1= Kein Risiko bis 5= ein sehr grosses Risiko Diese Auswertungen haben uns erste Aufschlüsse über das Gesamtbild der Risikowahrnehmung in der Gemeinde Stilfs geben. Uns interessierte es aber auch herauszufinden, ob es Gruppen von Bürgerinnen und Bürgern gibt, die die Risiken unterschiedlich beziehungsweise ähnlich einschätzen. In wissenschaftlichen Untersuchungen wurde festgestellt, dass Frauen Risiken oft höher einschätzten als 6

7 Männer (Wilkinson 2001) 2. Wie sieht das in der Gemeinde Stilfs im Hinblick auf Naturgefahren aus? Die folgende Darstellung zeigt, dass die Frauen alle Naturgefahren, mit Ausnahme der Verwilderung, leicht höher einschätzen als Männer. Gletscherrückgang Verw ilderung Law inen Klimaw andel Muren Hangrutschungen Auftauen des Permafrosts Schieben der Berge Trinkw asser Einschätzung Frauen Männer Abbildung 4: Einschätzung der Naturgefahren nach Frauen und Männern 1= Kein Risiko bis 5= ein sehr grosses Risiko Die grössten Unterschiede gibt es bei den Risiken Auftauen von Permafrost und Qualität des Trinkwassers. Die Unterschiede sind nicht sehr ausgeprägt aber vorhanden. In den persönlichen Gesprächen wurde dieses Ergebnis bestätigt, wenn die Frauen auch nicht unbedingt der Ansicht sind, dass sie die Risiken höher einschätzten. Sie betonten vielmehr, dass sie sich bei der Einschätzung unsicherer fühlten als die Männer, da sie oft von auswärts kommen und daher mit den Örtlichkeiten und dem lokalen Wissen weniger vertraut sind. Die Frage, weshalb die Männer die Verwilderung höher einschätzen als die Frauen, konnte dadurch aber noch nicht geklärt werden. Wir suchten deshalb nach weiteren Unterschieden, die massgebend für die Risikowahrnehmung sind. Gibt es noch andere Gruppen als diejenigen von Frauen und Männern, bei denen sich die Risikowahrnehmung unterscheidet? Wir gingen der Frage nach, ob die unmittelbare Umgebung in diesem Fall die Fraktionszugehörigkeit, massgebend sein könnte. Unsere Ergebnisse sehen folgendermassen aus: Wilkinson, Iain Social Theories of Risk Perception: At Once Indispensable and Insufficient. Current Sociology, Vol.49(1):

8 Gletscherrückgang Law inen Klimaw andel Hangrutschungen Muren A uftauen des Permafrosts Schieben der Berge Trinkw asser Stilfserbrücke Gomagoi Sulden Trafoi Stilfs Einschätzung Abbildung 5: Einschätzung der Naturgefahren nach Fraktionen 1= Kein Risiko bis 5= ein sehr grosses Risiko Es zeigt sich, dass es zwischen den Fraktionen relativ grosse Unterschiede bei Wahrnehmungen von Naturgefahren gibt. Gemäss den Teilnehmenden an unserer Umfrage machen sich die Gomagoier mit Abstand am wenigsten Sorgen bezüglich aller Risiken (abgesehen des Schiebens der Berge, wo sich die Suldener noch etwas weniger davor fürchten). Eher gefährlich hingegen schätzen die Leute aus Stilfserbrücke die Situation ein. Trafoi, Sulden und Stilfs hingegen befinden sich meistens im Mittelfeld, unterscheiden sich aber in der Einschätzung der einzelnen Risiken in ihren Werten dennoch beträchtlich. Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Risikowahrnehmung stark von den jeweiligen Fraktionen geprägt ist, also vom unmittelbaren lokalen Kontext beeinflusst wird. Nachdem wir nun die Einschätzungen der Risiken im Hinblick auf verschiedene Faktoren, die die Wahrnehmung beeinflussen, dargestellt haben, möchten wir nun die Ergebnisse zu den Wahrnehmungen der Massnahmen darstellen. Wildbachverbauungen Sperren der Strasse Evakuierungen Sprengen von Law inen Law inenverbauungen Bannw aldförderung Raumplanung Massnahmen gegen Hangrutsch Massnahmen gegen Steinschlag Waale Einschätzung Abbildung 6: Einschätzung der Massnahmen in der ganzen Gemeinde 1 = zu wenig bis 5 = zu viel 8

9 Gesamthaft hat sich gezeigt, dass die meisten Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Stilfs gerne eher ein wenig mehr Massnahmen zum Schutz von Naturgefahren sehen würden. Während sie mit den Wildbachverbauungen sehr zufrieden sind (der Wert erreicht fast 3=angemessen), wie auch mit dem Sperren der Strassen, der Handhabung von Evakuierungen, dem Sprengen der Lawinen, Lawinenverbauungen und der Förderung von Bannwald, so denken sie, dass doch noch mehr mit Raumplanungsmassnahmen erreicht werden könnte. Zudem sähen sie gerne mehr Massnahmen gegen Hangrutsch, Steinschlag und vor allem mehr Waale, wo die Werte schon näher bei 2 sind. Wie schon bei der Einschätzung der Naturgefahren haben wir uns auch bei dieser Frage nach der Einschätzung der Massnahmen gefragt, ob es Unterschiede zwischen den Einschätzungen der Fraktionen gibt und haben zur Illustration die folgende Grafik (Abbildung 7) erstellt: Raumplanung Evakuierungen Waale Hangrutsch Wildbachverbauungen Steinschlag Sperren der Strasse Sprengen von Law inen Bannw aldförderung Law inenverbauungen Einschätzung Stilfserbrücke Gomagoi Sulden Trafoi Sitlfs Abbildung 7: Einschätzung der Massnahmen nach Fraktionen 1 = zu wenig bis 5 = zu viel Besonders grosse Unterschiede bei der Bewertung der Massnahmen gab es im Hinblick auf raumplanerische Massnahmen. In Stilfserbrücke sind die Bürgerinnen und Bürger der Ansicht, dass solche Massnahmen mehr als angemessen ja, gar eher zu viel angewandt werden, während die Trafoierinnen und Trafoier der Ansicht sind, es gäbe (eher) zu wenig raumplanerische Vorschriften. Bei den Evakuierungen sind sich die Bürger der Fraktionen recht einig, dass sie angemessen verordnet werden. Waale werden mit Ausnahme von Sulden eher mehr gewünscht und auch bezüglich der Hangrutschungen wären die Bürgerinnen und Bürger aller Fraktionen froh, es würden etwas mehr Massnahmen umgesetzt. Wildbachverbauungen hätte man insbesondere in Gomagoi gerne etwas mehr, während die Stilfser klar finden, es sei angemessen verbaut worden. Bei Massnahmen gegen Steinschlag heben sich Sulden und Trafoi, wo man gerne mehr Massnahmen hätte, leicht von den anderen ab. Bei dem Sperren der Strasse herrscht recht grosse Einigkeit, während die Meinungen beim Sprengen der Lawinen wieder auseinander gehen. Da hebt sich vor allem Gomagoi ab, wo die Teilnehmenden gedacht haben, es werde (sogar etwas 9

10 mehr als) angemessen gesprengt. Mehr Bannwald ist ein Wunsch in Trafoi, während man in Gomagoi sehr zufrieden mit dem Istzustand ist. Auch mit den Lawinenverbauungen sind die Fraktionen mehrheitlich zufrieden. Die Massnahmen, wie sie hier dargestellt wurden und wie sie in der Gemeinde Stilfs angewandt wurden, sind das Resultat von politischen Aushandlungsprozessen. Ihnen liegen Berechnungen und Einschätzungen von Experten vom Land, wie auch von lokalen Experten, den politischen Vertretern und der Bevölkerung zugrunde. Wir haben uns daher gefragt, in wen die Bürgerinnen und Bürger bei der Einschätzung von Naturgefahren am meisten Vertrauen haben, denn dieses Vertrauen ist ein wesentlicher Faktor für die Akzeptanz und die Weiterentwicklung von Massnahmen und Risikomanagementstrategien. Law inenkommission Experten vom Land Einheimische Bergführer Bauern mich selbst Wissenschaftler Skilehrer Abbildung 8: Vertrauen bei der Einschätzung von Naturgefahren in der ganzen Gemeinde. 1 = kein Vertrauen bis 5 = sehr grosses Vertrauen Am meisten Vertrauen geniesst gemeindeweit gesehen die Lawinenkommission, knapp gefolgt vom Vertrauen in die Experten vom Land in die Einheimischen. Auch die Bergführer und Bauern geniessen relativ grosses Vertrauen, was die Einschätzung der Naturgefahren betrifft. Sich selbst und die Wissenschaftler schätzen die Bürgerinnen beinahe gleich mit mehr oder weniger Vertrauen ein. Am wenigsten Vertrauen wird in die Skilehrer gesetzt. Für die Verantwortlichen im Umgang mit Naturgefahren kann dieses Resultat als sehr erfreulich bezeichnet werden. Sie geniessen sehr viel Vertrauen von Seiten der Bevölkerung in der ganzen Gemeinde. Wir haben uns gefragt, ob sich das auch in den einzelnen Fraktionen bestätigt, oder ob es diesbezüglich Unterschiede gibt. 10

11 mich selbst Skilehrer Bauern Einheimische Wissenschaftler Experten vom Land Bergführer Lawinenkommission Stilfserbrücke Gomagoi Sulden Trafoi Stilfs Abbildung 9: Vertrauen der Teilnehmenden nach Fraktionen 1 = kein Vertrauen bis 5 = sehr grosses Vertrauen In der Darstellung der einzelnen Fraktionen zeichnet sich ein etwas anderes Bild ab. Das Vertrauen in die Lawinenkommission ist besonders hoch bei den Suldenern, den Stilfsern und den Personen aus Stilfserbrücke. Aber auch die Gomagoier und die Trafoier haben mehr oder weniger Vertrauen in die Lawinenkommission. Die Experten vom Land, in der oberen gemeindeweiten Darstellung an zweiter Stelle, geniessen bei den Stilfsern gar das grösste ausgesprochene Vertrauen überhaupt. Aber auch die Suldener und die Gomagoier scheinen zufrieden zu sein mit den Experten. Die Trafoier und die Leute aus Stilfserbrücke sind etwas kritischer eingestellt, aber auch ihre Werte liegen über drei. Das Vertrauen in die einzelnen Gruppen von Personen ist in den jeweiligen Fraktionen ziemlich unterschiedlich. Das Vertrauen in sich selbst ist bei den Bürgerinnen und Bürgern aus Stilfserbrücke am stärksten ausgeprägt. Ziemlich gross ist es auch bei den Trafoiern und den Stilfsern. Weniger Vertrauen in die eigene Einschätzung haben hingegen die Suldener und die Gomagoier. Dennoch haben gerade die Suldener am meisten Vertrauen in die Einheimischen, und ebenfalls am meisten Vertrauen, im Vergleich zu den übrigen Fraktionen, in die Lawinenkommission, die Bauern und die Bergführer. Bezüglich dem Vertrauen in die Bauern, herrscht mehr Einigkeit, alle Fraktionen haben einen Wert zwischen 3 und 4. Diese Darstellung weicht nicht gross von den Resultaten der ganzen Gemeinde ab, genauso wenig wie das geringe Vertrauen in die Skilehrer. Bei den Wissenschaftlern sieht es etwas anders aus. Während die Leute aus Stilfserbrücke eher wenig Vertrauen in die Wissenschaftler haben, sind die Stilfser da etwas optimistischer. 11

12 mich selbst Skilehrer Bauern Einheimische Wissenschaftler Experten vom Land Bergführer Law inenkommission Frauen Männer Abbildung 10: Das Vertrauen der Frauen und Männer 1 = kein Vertrauen bis 5 = sehr grosses Vertrauen Bei der Betrachtung des Vertrauens nach Männern und Frauen zeigt sich, dass die Frauen in alle mehr Vertrauen haben als die Männer (besonders in die Experten vom Land) - ausser in sich selbst. Das könnte einerseits mit der höheren Einschätzung der Risiken verknüpft sein und andererseits damit zusammenhängen, dass viele Frauen sich in Fragen zu Naturgefahren weniger kompetent fühlen als Männer. Dies wiederum könnte auch darauf zurückzuführen sein, wie schon oben ausgeführt wurde, dass die Frauen oft von auswärts gekommen sind teilweise auch aus städtischen Gebieten, wo sie mit anderen Risiken konfrontiert waren und sich daher vor Ort weniger gut auskennen. Die Gruppenarbeiten Am Workshop in der Gemeinde Stilfs wollten wir den Bürgerinnen und Bürgern nicht nur Ergebnisse der Fragebogenuntersuchung präsentieren, sondern wir wollten auch wissen, was sie über die Ergebnisse denken. Daher haben wir innerhalb des Workshops Gruppengespräche mit Leuten aus den verschiedenen Fraktionen zu den folgenden Themen organisiert: 1. Zukünftige wirtschaftliche Tätigkeiten 2. Zukünftiges Zusammenleben mit der Natur 3. Zukünftiges Zusammenleben der Menschen 4. Sicht der Jugend in Stilfs Es gab fünf Gruppen, wobei das Thema der zukünftigen wirtschaftlichen Tätigkeiten in zwei Gruppen diskutiert wurde. Die Themen haben wir aufgrund der Analyse der persönlichen Gespräche festgelegt. Wir haben unterschiedliche Themenschwerpunkte gelegt, um anschliessend die Rolle der Risiken in den jeweiligen Bereichen ergänzend analysieren zu können. Diese Einbettung war uns wichtig als Ergänzung zu den Ergebnissen aus den Fragebogen und den persönlichen Gesprächen. Jede Gruppe erstellte zuerst eine Liste jener Risiken für die Gemeinde Stilfs, welche einen Bezug zum Gruppenthema hatten. Dazu hefteten alle Gruppenmitglieder Kärtchen an eine Pinwand, auf die sie diejenigen Risiken geschrieben hatten, welche in ihren Augen für die Gemeinde am bedrohlichsten waren. Anschliessend unterhielten sie sich über die Gründe, weshalb sie gerade diese ausgewählt hatten. Dann wurden Ideen und Massnahmen diskutiert, welche im Umgang mit diesen 12

13 Risiken ergriffen werden könnten und/oder in den Augen der Teilnehmenden ergriffen werden sollten. Die Ergebnisse der Gruppenarbeiten wurden auf Plakatwänden festgehalten und von einem der Gruppenmitglieder den anderen Gruppen vorgestellt. Die Ergebnisse der Plakatwände der einzelnen Gruppen werden im Folgenden in Tabellenform wiedergegeben. Anschliessend folgt jeweils eine Zusammenfassung der Diskussion in den einzelnen Gruppen und der Reaktionen auf die Vorstellung aus dem Plenum. Eine kurze Analyse des Workshops und einige Schlussfolgerungen der Studie finden sich dann im letzten Kapitel. Gruppe I: Zukünftige wirtschaftliche Tätigkeiten in der Gemeinde Stilfs Die wichtigsten Risiken für zukünftige wirtschaftliche Tätigkeiten in der Gemeinde: - Verwilderung Kulturland - Gletscherrückgang - Rückgang der Landwirtschaft - Hangrutschungen und Muren Gründe, weshalb diese Risiken wichtig sind: - Rückgang der Wettbewerbsfähigkeit - Rückgang Tourismus - Jugend betreibt keine Landwirtschaft mehr - Verwilderung des Kulturlandes - Abwanderung - Zu kleine landwirtschaftliche Flächen - Zu verschiedene Eigentümer - Rückgang des Viehbestands - Selbst erlebt - Keine Waale - Aussergewöhnliche Wetterverhältnisse - Bewohnbarkeit der Siedlungen Ideen, was die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Stilfs bei den vorrangigen Risiken unternehmen könnten: - Förderung Landschaftspflege - Machtlos - Gemeinsame Beregnung - Erschliessungswege - Neue Verkaufsstrukturen - Bäuerliche Produkte Spezialität Ortler - Trinkwasser - Wasserknappheit im Winter - Arsen Tabelle 2: Risiken, Gründe, Massnahmen aus der Sicht der Gruppe zukünftige wirtschaftliche Tätigkeiten Die Teilnehmenden der Gruppe I, welche sich mit zukünftigen wirtschaftlichen Tätigkeiten in der Gemeinde auseinandersetzten, sahen als grösstes Risiko die Verwilderung von Kulturland. Sie führten die Verwilderung des Kulturlandes grösstenteils darauf zurück, dass die jungen Leute abwanderten und von den Männern viele auswärts arbeiteten. Ihrer Ansicht nach vermindert eine verwilderte Landschaft die Attraktivität für den Tourismus, was sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirkt. Als äusserst wichtig erachteten die 13

14 Gruppe II: Zukünftige wirtschaftliche Tätigkeiten in der Gemeinde Stilfs Bei der zweiten Gruppe, die ebenfalls die zukünftigen wirtschaftlichen Tätigkeiten diskutierte, sah die Liste der Risiken auf den ersten Blick etwas anders aus, doch auch hier spielten der Gletscherrückgang und die Verwilderung von Kulturland, welche ebenfalls beide mit dem Tourismus in Verbindung gebracht wurden, eine wichtige Rolle. Die wichtigsten Risiken für zukünftige wirtschaftliche Tätigkeiten in der Gemeinde: - Gletscherrückgang - Abnehmender Glaube Gründe, weshalb diese Risiken wichtig sind: - Verkürzung der Skisaison - Trinkwasserabnahme - Einbusse der Naturschönheit - Verlust Arbeitsplätze (Vertrauen in die Zukunft) Ideen, was die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Stilfs bei den vorrangigen Risiken unternehmen könnten: - Gott in der Natur näher kommen (Drei Brunnen) - Ausbildungsstätte schaffen - Abwanderung stoppen - Zuwanderung fördern - Abnahme der Naturverbundenheit - Verwilderung von Kulturland - Sanfter Tourismus verschwindet - Aushängeschild - Andere Gästeschicht - Schlechtes Landschaftsbild - Naturkatastrophen - Wandel der Wertvorstellungen - Klimawandel - Kleine gehen unter, andere Prioritäten werden gesetzt Tabelle 3: Risiken, Gründe, Massnahmen aus der Sicht der Gruppe zukünftige wirtschaftliche Tätigkeiten Wie auch die Gruppe I brachte diese Gruppe den Gletscherrückgang direkt mit dem Tourismus und auch der Landwirtschaft in Zusammenhang. Die Gruppenmitglieder machten sich in diesem Zusammenhang Sorgen über die Verkürzung der Skisaison und den damit ganz direkt verbundenen finanziellen Einbussen. Gleichzeitig sahen sie aber auch ein Risiko bezüglich des (Trink-)Wassers und der Einbusse der Naturschönheit, welche direkte Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Tätigkeiten Tourismus und Landwirtschaft habe. 15

15 berücksichtigen, dass jede Fraktion zwar ihre eigenen Probleme habe, aber dennoch alle miteinander Hand in Hand gehen müssten. Als Massnahme schlug die Gruppe eine Arbeitsstätte für junge Leute auf europäischem Niveau vor, die handwerklich ausgerichtet wäre. Dadurch könnten die Jungen bleiben und es würde gleichzeitig der Verwilderung entgegengewirkt. Denn wenn die Jungen blieben, dann würden die Wiesen automatisch bewirtschaftet, waren sich die Diskussionspartner sicher. Der Nationalpark hingegen sei langfristig keine Arbeitsplatzlösung. Im Zusammenhang mit Massnahmen gegen abnehmenden Glauben wurde die Nutzung des Areals bei den drei heiligen Brunnen z.b. als Begegnungsstätte für Jugendliche oder Erwachsene diskutiert. Es scheine, dass die Leute oberflächlicher geworden seien und gerade deswegen nun Tiefsinniges suchten, mutmasste die Gruppe. Ein solches Projekt könne vielleicht im Zusammenhang mit der EU realisiert werden. Gruppe III: Zukünftiges Zusammenleben mit der Natur Die wichtigsten Risiken für das zukünftige Zusammenleben mit der Natur in der Gemeinde: - Abnahme der Naturverbundenheit - Gletscherrückgang - Lawinen und Muren Gründe, weshalb diese Risiken wichtig sind: - Abnahme verursacht durch Fernseher und Computer - Verschmutzung der Natur - Wasserspeicher - Überwanderung der Gletscher, Müll! - Respekt vor der Natur - Galerienbau - Überweidung - Lawinen- Muren und Steinschlagverbauungen - Aufforstungen Ideen, was die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Stilfs bei den vorrangigen Risiken unternehmen könnten: - Erziehung der Jugend - Keine Erschliessungen - Aufforstungen und Verbauungen - Verwilderung des Kulturlandes - Rückgang des Bauernstandes - Verbilligung der ausländischen Produkte 17

16 - Schiebung der Berge - Klimaerwärmung - Klimawandel - Einschränkung des Verkehrs - Einschränkung des Heizölverbrauchs - Braunbären Tabelle 4: Risiken, Gründe, Massnahmen aus der Sicht der Gruppe zukünftiges Zusammenleben mit der Natur Als grösstes Risiko auf der Liste der Arbeitsgruppe mit dem Thema Zusammenleben mit der Natur stand die Abnahme der Naturverbundenheit. Die Gruppe führte aus, dass die Abnahme der Naturverbundenheit darauf zurückzuführen sei, dass die Jungen lieber vor dem Fernseher und dem Computer sässen als Wanderungen oder Ähnliches zu machen. Es sei wichtig, die Kinder zur Naturverbundenheit zu erziehen und ihnen Respekt vor der Natur beizubringen, betonten sie. Heute würden die Jungen zur Bequemlichkeit erzogen. Oft ist die Jugend heute mehr für die Wirtschaft als für die Natur, warf eine Teilnehmerin ein. Die Jugendlichen sind sich den Wohlstand gewohnt, daher spielt die Natur für sie nicht mehr die gleiche Rolle. Im Umgang mit der Natur herrsche keine Sorgfalt mehr, bedauerte die Gruppe. Dabei sei es äusserst wichtig, Eingriffe in die Natur sanft und mit Respekt vorzunehmen, die Natur nicht zu verschmutzen (indem z.b. Müll auf dem Gletscher weggeworfen wird) und vor allem die Gletscher in Ruhe zu lassen. Die Gruppenmitglieder bekräftigten, es sollten keine weiteren Erschliessungen z.b. durch Skianlagen etc. mehr durchgeführt werden. Sie betonten ausserdem, dass Gletscher Wasserspeicher seien und eine wichtige Rolle für die Gemeinde spielten. Dennoch dürfe nicht ausser acht gelassen werden, dass der Gletscher auch zum Skifahren gebraucht werde, was wiederum wichtig sei für den Tourismus. Als Risiken an dritter Stelle auf der Liste nannte die Gruppe Lawinen und Muren, die sie auch mit Überweidung als Ursache in Zusammenhang brachten. Die Mitglieder der Gruppen hielten mehr Massnahmen wie Aufforstungen und Verbauungen besonders bezüglich Steinschlag für nötig, auch wenn sie sich der Kosten durchaus bewusst waren, wie sie betonten. Die Verwilderung des Kulturlandes beschäftigte auch diese Gruppe wie die bisher vorgestellten Gruppen auch. Ursachen dafür sahen die Gruppenmitglieder vor allem in der schwierigen Situation der Bauern, deren Produkte mit den Billigprodukten aus dem Ausland nicht mehr konkurrenzfähig seien. Als weiteres sehr konkretes Risiko wurde das Schieben der Berge eingebracht, welches die Diskussionspartner als eine Folge des Klimawandels wahrnahmen. Dabei herrschte eher Ratlosigkeit: Wenn der Staub aus der Sahara kommt, dann können wir auch nichts machen. Im Verlaufe der Diskussion um die Machtlosigkeit brachte ein Gruppenmitglied den Verbrauch von Heizmaterialien und damit die Verantwortung des Menschen in die Diskussion ein. Dadurch kamen die Gruppenmitglieder wieder auf dasjenige Risiko zu sprechen, dass sie schon ganz am 18

17 Anfang als das grösste Risiko genannt hatten: den Verlust der Naturverbundenheit, der in den Augen der Gruppenmitglieder eine wesentliche Rolle für den Klimawandel spielte. Gruppe IV: Zukünftiges Zusammenleben der Menschen Die wichtigsten Risiken für das zukünftige Zusammenleben in der Gemeinde: - Wandel der Wertvorstellungen - Wirtschaftliches Ungleichgewicht Gründe, weshalb diese Risiken wichtig sind: - Überbewertung des Materiellen - Zusammenbruch der Familien - Neue Lösungen des Zusammenlebens, z.b. Emanzipation - Unzufriedenheit, Ruhelosigkeit, aber auch zuviel Ruhe - Rückfall ins Mittelalter, geringe Löhne, ausgeliefert sein - Verlierer und Gewinner, Benachteiligte - Egoismus, Futterneid, Unstimmigkeiten - Fehlende Kommunikation Ideen, was die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Stilfs bei den vorrangigen Risiken unternehmen könnten: - Kinder- und Jugendarbeit - Soziale Projekte fördern - Dorfkultur fördern - Familienförderung - Andere Meinungen suchen und akzeptieren - Eigene Werte mitbringen: des Dorfes, der Kultur - Persönlichkeiten fördern - Fähigkeiten Einzelner und der Gemeinde fördern - Volksbefragung - Kommunikation - Gleichgewicht in der Gemeindepolitik - Falsche Zunahme des Tourismus - Einsamkeit - Abnehmender Glauben - Stress, keine Zeit, wenig soziale Kontakte - Keine Dorfkultur der Einheimischen wegen (Sulden) - Gleichgültigkeit den Nächsten gegenüber - Zusammenhalt nur des Tourismus wegen (Sulden) - Vernachlässigung und Vereinsamung der sozial Schwächeren - Überalterung der Bevölkerung - Abwanderung der Jugend - Keine Kommunikation - Gemeinschaftspflege - Depression, Resignation, keine Wurzeln - Geborgensein, Aufgehobensein ist nicht nur fehlender Glaube...sondern soziale Stummheit zwischen den Fraktionen politisch und sozial - Weniger Rubel? - Sanfter Tourismus - Nicht Seele verkaufen - Eigene Werte mitbringen: des Dorfes, der Kultur - Besseres Gleichgewicht zwischen Tourismus und Familie 19

18 - Verlust des lokalen Wissens - Abnahme des Tourismus - Zuwanderung von Arbeitskräften - Altes Wissen geht verloren, kulturell und sozial - Verlust des ureigenen Instinktes - Keine Arbeitsplätze - Abwanderung der Jugend - Tourismus darf nicht der einzige Wirtschaftszweig sein - Kommunikation?? - Zusammenleben - Kulture: Anpassung wer an wen? - Multikulti kann auch positiv sein - Fehlende Arbeitsplätze irgendwann? - Fehlende Arbeitskräfte Klimawandel Tabelle 5: Risiken, Gründe, Massnahmen aus der Sicht der Gruppe zukünftige Zusammenleben der Menschen Die Arbeitsgruppe mit dem Thema Zusammenleben der Menschen in der Gemeinde hatte die längste Risikoliste erstellt. An erster Stelle stand dabei der Wandel der Wertvorstellungen. Zentral für die Gruppe war dabei eine Überbewertung des Materiellen und eng damit verbunden der Zusammenbruch der Familien. Nicht allen waren dabei die traditionellen Formen des Zusammenlebens wie die Familie als Struktur wichtig. Auch neue Formen des Zusammenlebens sollten sich entwickeln können z.b. im Hinblick auf die Emanzipation der Frauen, wie eine Teilnehmerin einwarf. Die Gruppe wies darauf hin, dass der Wertewandel zu Unzufriedenheit, Ruhelosigkeit, gleichzeitig aber auch zu fehlenden Kontakten führen könne und damit wiederum zu zuviel Ruhe. Den Diskussionspartnern war es wichtig, die Auswirkungen des Tourismus auf das Zusammenleben anzusprechen. Der Tourismus führe zwar zu Zusammenhalt der Leute in Sulden, betonten sie, aber nur wenn es um Tourismus gehe. Ansonsten hätte sich der Tourismus falsch entwickelt, er hätte vor allem zu Stress und Gleichgültigkeit gegenüber den Nächsten geführt. Sie beklagten sich, dass sich alles nur noch um die Touristen drehe. Zeit für soziale Kontakte bleibe kaum, worunter vor allem die Frauen zu leiden hätten, waren einige aus der Gruppe überzeugt. Auch von einer Dorfkultur für die Einheimischen könne keine Rede sein. Immer stehe der Tourismus im Mittelpunkt. Darunter leide auch die Jugend, sie werde zu Konsumverhalten erzogen und der Glaubensverlust mache sie krank, einsam und viele litten unter Depressionen. Dies gelte aber auch für die älteren Menschen, die ebenfalls unter den fehlenden sozialen Kontakten litten, da niemand mehr Zeit habe. Es war von einer Vereinsamung der sozial Schwächeren die Rede, welche durch die Abwanderung der Jugend verstärkt wird. Eine Gemeinschaftspflege sei kaum mehr vorhanden. 20

19 Dennoch müsse auch bedacht werden, betonten die Gruppe, dass kein Tourismus oder eine Abnahme des Tourismus ebenfalls Risiken berge. Deshalb sei es wichtig, dass der Tourismus nicht der einzige Wirtschaftszweig bleibe, sondern auch andere Wirtschaftszweige gefördert würden. Nähme der Tourismus ab, gingen Arbeitsplätze verloren und die Abwanderung der Jugend würde verstärkt. Neben der Diskussion um die in den Augen der Gruppenmitglieder falsche Zunahme des Tourismus war auch das wirtschaftliche Ungleichgewicht ein wichtiges Thema in der Gruppe. Es wurde als das drittgrösste Risiko betrachtet. Die Löhne seien gering, man sei ausgeliefert. Von Verlierern, Gewinnern, Neid und Unstimmigkeiten war die Rede. Eine der Ursachen sei die fehlende Kommunikation zwischen den Fraktionen. Dies sei aber nach und nach dabei sich zu bessern, bemerkten die Diskussionsteilnehmer. Die Zuwanderung von Arbeitskräften, als weiteres Risiko aufgeführt, wurde sehr kontrovers diskutiert. Ein Teilnehmer wies darauf hin, dass in der Zeitung gestanden habe, dass Stilfs die ausländerfreundlichste Gemeinde sei. Andere Stimmen hingegen liessen verlauten, dass die Ausländer wenig Kontakt zu den Einheimischen haben. Viele seien nicht integriert und die Saisonniers passten nicht recht dazu. Sie seien in erster Linie hier, um Geld zu verdienen und wollten auch nicht länger bleiben. Sie würden auch kaum erwarten, dass die Leute sie integrieren. Ein weiterer Teilnehmer sah die Situation nicht so entspannt und wies auf Tendenzen hin, die es geradezu unmöglich machen, dass sich Ausländer integrieren können (Verbotene Treffen mit Arabern). Unterschiede gäbe es auch bezüglich der Arbeitsbedingungen, zu denen die Ausländer angestellt seien. Als ein Hauptproblem könne die Zuwanderung nicht betrachtet werden, dennoch fürchteten einige, dass sich die Situation verschärfen könnte, wenn der Tourismus abnähme und es weniger Arbeitsplätze haben sollte. Als grosses Risiko wurde auch der Verlust des lokalen Wissen eingeschätzt. Wissen, das von Generation zu Generation überliefert worden sei. Das sei ein kultureller und sozialer Verlust, gar der ureigene Instinkt gehe verloren. Das Risiko Klimawandel wurde noch auf die Liste aufgenommen, doch leider war die Zeit zu knapp, um noch darauf einzugehen. Gruppe V: Sicht der Jugend in Stilfs Die wichtigsten Risiken für das zukünftige Zusammenleben in der Gemeinde: - Abwanderung Gründe, weshalb diese Risiken wichtig sind: Ideen, was die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Stilfs bei den vorrangigen Risiken unternehmen könnten: 21

20 - Verlust des lokalen Wissens - Einsamkeit - Abnahme der Naturverbundenheit - Trinkwasser - Wandel der Wertvorstellungen - Konflikte in der Gemeinde - Weniger Möglichkeiten zur Schulbildung - Ortsbezeichnungen hängen mit Naturkatastrophen vergangener Jahre zusammen - Man kann sich in Gefahr begeben - Fehlende Organisation - Verlust der Tradition - Suchtgefahr und Verlust des allgemeinen Interesses - Abgeschiedenheit führt zu Einsamkeit - Naturverschmutzung - Ohne Wasser kein Leben - Arsen - Abwanderung - Abnahme der Landwirtschaft - Fehlende Organisation! - Unterschiedliche Wertvorstellungen in den Fraktionen - Das Fernbleiben von zu Hause und auch die hohen Kosten sind nicht fördernd für das Interesse an einer höheren Schulbildung. Bei Ausübung des Berufs führt dies zu einer höheren Abwanderung - Mehr Einbezug der Jugend in Gemeindeangelegenheiten, in kulturelle und gesellschaftliche Angelegenheiten - Information sollte durch die Gemeinde vermittelt werden - Förderung der Künstler in Stilfs - Förderung kultureller Veranstaltungen - Förderung der Gemeinschaft - Förderung eines sanften Tourismus m Hauptort Stilfs durch Familienbetriebe als Nebenerwerb - Belebung des Handwerkes und der Landwirtschaft um einer Abwanderung entgegen zu wirken und auch die Jugend für den Ort zu begeistern - Hangrutsch, Muren - Lebensgefahr - Keine Baumöglichkeiten Tabelle 6: Risiken, Gründe, Massnahmen aus der Sicht der Gruppe Jugend Die Gruppe V bestand aus Jugendlichen, die alle aus Stilfs kamen. Aus den anderen Fraktionen waren leider keine Jugendlichen erschienen. Als Hauptproblem sahen die Jugendlichen die Abwanderung. Dabei betonten sie die fehlenden Möglichkeiten zur Ausbildung. Die Kosten für die Ausbildung auswärts seien sehr hoch, was das Interesse daran nicht fördere, besonders wenn man nachher sowieso wegziehen müsse, um den Beruf auszuüben. Aber gleichzeitig sei auch das Interesse da, wegzugehen, sich mit anderen Jugendlichen zu treffen, sich zu vergnügen. Mit willst du was sehen, nachher wenn du selbst Kinder hast, dann ist Stilfs wieder interessant zum Wohnen. Sonst ist Stilfs fein, aber junge Leute haben keinen Platz hier. Es mangele den Jugendlichen an Möglichkeiten andere Leute zu treffen, etwas zusammen zu machen, beklagten sie. Wir haben nicht einmal einen Jugendraum. Für die Jungen gibt es nie Geld. Wir möchten informiert werden. Aber uns wird nichts gesagt. Uns wird nur gesagt, es gibt kein Geld. (...) Kein Dorffest, nichts. Dabei wird überall gebaut. Aber es gibt nur den Tourismus, nur dafür wird investiert. Für uns Junge gibt es nie Geld. Die Einsamkeit sei ein Problem 22

21 Fazit Das grosse Interesse der Bürgerinnen und Bürger an der Zukunft ihrer Gemeinde kam in diesem Workshop deutlich zum Ausdruck. Jung und alt hat an den Diskussionen angeregt teilgenommen und unterschiedlichste Sichtweisen von Risiken und Massnahmen eingebracht. Uns war es wichtig, genau diese Vielfalt zu fassen, welche eine wichtige Ergänzung zu den Ergebnissen der Fragebögen darstellt. Die Gruppenarbeiten haben gezeigt, dass trotz der unterschiedlichen Themen, welche den Gruppen zugeordnet wurden, schlussendlich ähnliche Risiken in den jeweiligen Gruppen diskutiert wurden. Der Gletscherrückgang, die Verwilderung von Kulturland, die Abnahme der Naturverbundenheit und der Wertewandel wurden am häufigsten erwähnt. In den Diskussionen zu den meisten Gruppen kamen aber auch viele weitere Risiken zur Sprache. Es hat sich also gezeigt, dass Naturgefahren für alle Gruppen, trotz ihren unterschiedlichen Arbeitsthemen, zu den zentralen Thema gehörten. Genauso wichtig aber waren für die Bürgerinnen und Bürger auch soziale, ökonomische und kulturelle Risiken, welche ebenfalls in allen Gruppen diskutiert wurden. Interessant war dabei die Erkenntnis, dass starke Verbindungen zwischen den Naturgefahren und diesen weiteren Risiken wahrgenommen wurden, und dass deren Wichtigkeit wesentlich auf diesen erkannten Zusammenhängen beruhten. Es handelt sich dabei um Risiken auf der Gemeinde- und der Fraktionsebene einerseits und der persönlichen Ebene andererseits, die direkt oder indirekt - diejenigen Bereiche betrafen, die in den Augen der Bürgerinnen und Bürger wichtig für die Gemeindeentwicklung oder für die eigene Zukunft sind. Folgende Bereiche erwiesen sich in den Gruppengesprächen wie im Workshop als besonders zentral: - Tourismus (Zu-/Abnahme des Tourismus) - Landwirtschaft - Naturgefahren - Abwanderung - Wandel der Wertvorstellungen und Generationenfragen - Abnahme der Naturverbundenheit und der Verlust des lokalen Wissens - Zusammenleben in der Gemeinde, der Fraktion und der Familie Die Wahrnehmungen und Bewertungen der einzelnen Risiken führten zu teilweise kontroversen Diskussionen in den Gruppen und auch im Plenum. Ein Aushandlungsprozess war in den jeweiligen Gruppen nötig, um die Kärtchen für die Präsentation schreiben und an die Tafel heften zu können. Dabei wurde deutlich, dass einzelne Risiken oder Massnahmen in den Augen der Leute äusserst unterschiedliche Auswirkungen haben können. Welche Risiken schliesslich präsentiert wurden, hing von der Zusammensetzung der einzelnen Gruppen ab: - Woher kommen die Leute? In welcher Fraktion leben sie? - Welchen beruflichen Hintergrund haben sie? Sind sie dabei in direktem Kontakt mit der Natur? - Welche Erfahrungen haben sie, ihre Angehörigen und Freunde oder ihre Fraktion in der Vergangenheit bezüglich der einzelnen Risiken gemacht? - Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit in der Gruppe? 24

22 - Welche Persönlichkeiten gab es in der Gruppe? War jemand eher schüchtern oder fiel es ihm oder ihr leicht sich auszudrücken? Einige Sichtweisen waren in den einzelnen Gruppen dominanter vertreten als andere und setzten sich leichter durch. Während in der Gruppen noch Einigkeit herrschte, kam es bei einigen Punkten erst im Plenum zu grösseren Diskussionen. Die Reaktionen auf die Präsentationen der Gruppenarbeiten im Plenum des Workshops haben die unterschiedlichen Sichtweisen sichtbar gemacht und aufgezeigt, wo es im Risikomanagement zu Konflikten kam oder kommen könnte. Interessant war dabei, dass die Naturgefahren sehr lokal wahrgenommen wurden, aber die sozialen, ökonomischen und kulturellen Risiken fraktionsübergreifend verstanden wurden. Es wurde von den Teilnehmenden am Workshop sehr bedauert, dass kaum ein Austausch zwischen den Fraktionen besteht. Die Vielfalt von Sichtweisen und Ideen wurde von den Teilnehmenden sehr geschätzt, wie wir den positiven Rückmeldungen zum Workshop entnehmen konnten. Gerade in den Bereichen Tourismus und Landwirtschaft könnten gemeinsame Initiativen und Konzepte wichtige Anstösse für eine nachhaltige Gemeindeentwicklung geben. Es scheint ein starkes Bedürfnis zu bestehen, dass gerade im Bereich Risikomanagement und weiter gefasst im Bereich Gemeindeentwicklung vermehrt Möglichkeiten zu Austausch von Sichtweisen und Lösungsideen angeboten werden. Diese erlauben nicht nur eine breiter getragene (und damit selbstbestimmtere) Entwicklung, sondern erleichtert und fördert auch die Zusammenarbeit zwischen den Fraktionen und Bevölkerungsgruppen. Der Einbezug der sozialen, ökonomischen und kulturellen Risiken ist deshalb eine wichtige Vorraussetzung für ein breit akzeptiertes und zukunftsfähiges Risikomanagement, welches für eine nachhaltige Entwicklung der Gemeinde gerade in Zeiten ökonomischer, sozialer oder kultureller Unsicherheiten nötig ist. 25

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