Ein Jahr ganz anders erleben
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- Stephanie Kirchner
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Ein Jahr ganz anders erleben Lena Nielsen, Brasilien
2 Ein Auslandsjahr ist ein Jahr wie kein anderes. Es unterscheidet sich so sehr von den ganzen anderen Jahren, die man schon erlebt hat. Wenn man sonst in seinen Alltag hineinlebt, geht es in einem Auslandsjahr um so viel mehr. Man lebt für ein Jahr ein ganz anderes Leben, trifft auf ganz andere Menschen mit einer ganz anderen Kultur, lernt eine andere Sprache und lebt eigene Träume. Genau dieses Abenteuer / Erlebnis habe ich begonnen, als ich mich vor einem Jahr dafür entschieden habe ein Auslandsjahr zu machen und alle diese völlig unbekannten Dinge auf mich zu nehmen und kennen zu lernen. Ich erinnere mich noch an mein erstes Rotary Treffen des Distriktes 1900, wo ich mit voller Aufregung und Freude hingegangen bin, um mehr über das Abenteuer, mein Abenteuer, zu erfahren. Jeden Morgen wachte ich mit einer Freude auf, da ich wusste, dass mein Ziel nicht mehr weit ist. Als es dann fast so weit war und ich mir den Kopf zerbrechen musste, was ich von meinem Leben in 42 kg Platz packe und in mein neues Leben mitnehmen möchte, fing die Zeit der Verabschiedungen an. Das war keine leichte Zeit, aber die Aufregung und Vorfreude auf etwas ganz Neues hat sie ein wenig leichter gemacht. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge saß ich dann am 5. August in dem Flieger, der mich zu meinem Traum bringen sollte. Dass eine ganz neue Familie nun dort stehen und auf mich warten würde, wurde mir erst klar, als ich vor diesen Menschen stand, die mir vorher nur durch Fotos und s bekannt waren. Trotz der anfangs schwierigen Verständigungsproblemen und Fremde, war doch ein sehr vertrautes und warmes Verhältnis da. Durch die netten Leute und freundlichen Gesichter, wurde mir der Einstieg in mein neues Leben sehr erleichtert. Ich werde nie die Gastfreundlichkeit und Fröhlichkeit vergessen, mit der die Brasilianer jeden Tag aufgewacht sind. Die lachenden Gesichter jeden Morgen, egal wie spät es war. Die Verständigung mit meiner Gastfamilie hat sich von Tag zu Tag verbessert und jeden Tag wurden neue und mehr Worte benutzt und die Verständigung bestand nicht mehr zum größten Teil aus Zeichensprache. Es ist faszinierend wie schnell man eine Sprache lernen kann, wenn man jeden Tag mit dieser konfrontiert wird und einem keine andere Möglichkeit bleibt, als zu probieren die Sprache zu sprechen.
3 Langsam ging es dann auf meinen ersten Schultag zu. Die neue Schule hatte ich bereits gesehen und eine Schuluniform gekauft. An dem Morgen meines ersten Schultages war ich aufgeregt und wusste nicht, was auf mich zu kommt. Mir gingen Gedanken durch den Kopf wie: Werde ich alleine dort sitzen? Werden die anderen Schüler mit mir sprechen? Wie verhalten sich diese Leute?... Jedoch waren die Sorgen, die mich an dem Morgen fast verrückt gemacht haben, unbegründet. Ich wurde mit lächelnden Gesichtern schon im Klassenraum empfangen und anstatt alleine zu sitzen, wurde ich mit den verschiedensten Fragen gelöchert, die von meinen neuen Mitschülern kamen, die alle aufgeregt und neugierig um mich herum standen. Wie sich nach einiger Zeit herausstellte, war das Schulsystem ganz anders, als in Deutschland. Es gab keine mündliche Mitarbeit und der Unterricht wurde relativ einseitig vom Lehrer gehalten. Ich gewöhnte mich sehr schnell an die Umstellungen und an die Tatsache, dass alle Schüler gleich aussahen mit der Schuluniform. Von Tag zu Tag normalisierte sich alles und ich lebte einen relativ normalen Alltag mit Schule, Freunden, Sport, Familie und auch gelegentlicher Langeweile. Ich lernte auch jeden Tag mehr Leute kennen, verbrachte mehr Zeit mit ihnen und hatte schon bald ein Leben, wie ich es auch in Deutschland hatte.
4 Da ich zwei Gastfamilien in dem Jahr zugeteilt war, musste ich Anfang Dezember meine Familie wechseln. Dies war mit sehr viel Trauer verbunden, da ich meine erste Gastfamilie sehr in mein Herz geschlossen hatte, aber auch das ist eine ganz besondere Erfahrung. In meiner zweiten Familie war ich nicht mehr so glücklich, da ich es dort unheimlich schwer hatte. Meine Gasteltern waren sehr verschlossen und haben mir keine richtige Chance gegeben mich zu integrieren und ein normales Familienleben zu führen. Doch durch diese Zeit wurde ich stärker und ich musste lernen auch mit solchen Problemen zu kämpfen. Ich hatte jedoch zum Schluss Glück, dass ich kurz vor meinem Geburtstag im März wieder in meine erste Familie zurück wechseln und somit den Rest meines Auslandjahres dort verbringen konnte. Rotary ist eine große Hilfe in dem Jahr für mich gewesen, da man bei Problemen immer einen Ansprechpartner hat und einem geholfen wird. Ich denke, man sollte sich nicht so viele Sorgen machen über diese ganzen Situationen, denn egal in welches Land man geht, man wird immer Anschluss und Freunde finden, da bin ich mir sehr sicher. Es hilft immer, wenn man mit einem Lächeln und mit Freude auf alle zu geht und für Neues offen ist!
5 Reisen, Reisen, Reisen. Ich habe viele Reisen in meinem Austauschjahr unternommen, sowohl mit Rotary, mit meiner Familie und auch mit meiner Schulklasse. Man muss keine Reisen machen, denn das Endscheidende ist, dass man Anschluss und einen Alltag in dem normalen Leben findet, aber dennoch ist es auch hilfreich um das Land und andere Austauschschüler, aus der ganzen Welt, kennen zu lernen. Meine erste Reise, die ich gemacht habe, war mit meiner Schulklasse relativ am Anfang meines Austauschjahres. Schon in der ersten Schulwoche wurde mir von dem Klassenausflug erzählt, der zu einem der schönsten Strände Brasiliens gehen sollte. Sofort nach dem ich Ja gesagt hatte, setzten meine Mitschüler alles in Bewegung, dass ich mitkommen durfte und somit fuhr ich dann Anfang September für eine Woche mit meinen brasilianischen Mitschülern auf einen Klassenausflug. Dies war mir eine sehr große Hilfe die Sprache zu lernen, weil ich mich nur auf portugiesisch verständigen konnte, da fast keiner der anderen Mitschüler englisch sprach. Ebenso knüpfte ich meine ersten richtigen Kontakte und fand Freunde, die mich das ganze Jahr begleitet haben und mit denen ich immer noch im Kontakt bin. Die Woche war sehr schön. Ich habe viel gelernt. Als ich wiederkam war mein Portugiesisch sicherer und ich merkte, dass ich auf einem guten Weg war, sowohl mit der Sprache, als auch mit der Kultur. Wenn einem mit der Schule eine solche Möglichkeit angeboten wird, sollte man dieses auf jeden Fall nutzen. Denn es war eine große Hilfe sich zu integrieren, das kann ich nun aus eigener Erfahrung bestätigen.
6 Einige Wochenenden bin ich mit meiner Gastfamilie zu verschiedenen Stränden gefahren, habe auch dadurch verschiedene Orte kennen gelernt und ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Gastfamilie aufgebaut. Doch die meisten Orte und Seiten Brasiliens habe ich mit den RoaryAusflügen kennen gelernt. Ich habe die Nordost Reise mitgemacht, die unbeschreiblich schön war und wo wir innerhalb von einem Monat 17 verschiedene Städte mit 109 Austauschschülern besichtigt haben. Auf meiner Reise nach Pantanal / Bonito haben wir die verschiedensten Tiere gesehen. R O T A R Y Und zum Schluss meines Austausches war ich noch auf der Südreise, wo ich den Süden Brasiliens, Argentinien, Uruguay und Paraguay kennen gelernt habe. Alle Reisen waren einzigartig und verschieden. Ich bin froh die Reisen mitgemacht zu haben, da ich so das ganze Land, von all seinen Seiten gesehen habe, viel besser mitsprechen konnte und ganz tolle Menschen, aus der ganzen Welt, getroffen habe. Viele Brasilianer meinten zu mir, dass ich in einem Jahr mehr gesehen habe, als sie in ihrem ganzen Leben von Brasilien sehen werden und das fand ich sehr faszinierend. Die schwerste Zeit ist mit Abstand Weihnachten und Silvester. Besonders hat mir der Winter, die Weihnachtsmärkte und unsere traditionelle Weihnachtsfeier gefehlt. Doch auch diese Zeit geht um, und man muss probieren das Beste aus der Zeit zu machen. Ich hatte die Möglichkeit mit der ganzen Familie meiner besten brasilianischen Freundin über Silvester an den Strand zu fahren. Somit war diese Zeit nicht ganz so schwer und ich habe viel Spaß gehabt, dass ich die Trauer (fast) vergessen habe. R E I S E N
7 Wenn ich jetzt nach meiner Rückkehr zurückblicke, kommt es mir wie ein Traum vor, den ich ein Jahr lang leben durfte. Es kommt mir wie gestern vor, dass ich in den Flieger gestiegen bin, mit voller Aufregung auf das, was mich erwarten wird. Nun liege ich schon wieder in meinem eigenen Bett, treffe mich mit meinen Freunden, die immer noch genauso sind wie früher und lebe mein altes Leben. Ich habe so viele Eindrücke, Erfahrungen und Träume gesammelt, die die Leute hier gar nicht richtig nachvollziehen können, da sie nie diese Erfahrung oder diesen Schritt gemacht haben. Ich würde es jedem weiter empfehlen diesen Lebensabschnitt zu machen und von diesem Austauschprogramm zu profitieren. Selbst wenn ich das elfte Schuljahr wiederholen müsste oder gar nur 12 Jahre Schule hätte, würde ich diesen Schritt immer wieder gehen, denn was man in diesem Jahr gelernt und verstanden hat, kann man in keinem anderen Jahr seines Lebens erfahren. Ich hoffe, dass sich immer mehr und mehr Schüler dazu entscheiden, diesen Schritt zu gehen, auch wenn man einige Sachen in Kauf nehmen muss dafür. Ich kann versichern, dass man immer Anschluss findet und egal in welches Land man geht, was im Endeffekt keine Rolle spielt, man wird immer das Jahr seines Lebens erleben. Danke, dass mir diese Chance ermöglicht wurde und dass ich dieses mit Rotary erleben durfte!
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