MSI MULTIPHASIC SEX INVENTORY FRAGEBOGEN ZUR ERFASSUNG PSYCHOSEXUELLER MERKMALE BEI SEXUALSTRAFTÄTERN
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- Wilfried Pfeiffer
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1 MSI MULTIPHASIC SEX INVENTORY FRAGEBOGEN ZUR ERFASSUNG PSYCHOSEXUELLER MERKMALE BEI SEXUALSTRAFTÄTERN Seminar: Testen & Entscheiden Dozentin: Fr. Prof. Dr. G. H. Franke Referentin: Sandra Pomplun Datum:
2 GLIEDERUNG 1. Allgemeines 2. Zielsetzung 3. Theoretische Grundlage 4. Aufbau des Fragebogens 5. Testdurchführung 6. Testverwertung
3 1. ALLGEMEINES Selbsteinschätzungsfragebogen 1984 entwickelt von Nichols & Molinder 1996 von Deegener ins Deutsche überführt Besteht aus Handbuch, Fragebogen und 13 Auswertungsschablonen Anwendung in der forensischen Psychiatrie
4 2. ZIELSETZUNG Ermittlung psychosozialer Merkmale bei den Hauptformen sexueller Devianz Ermittlung von Verhaltens- und Verlaufsmustern Entwicklung spezifischer Therapiemethoden für die Behandlung von Sexualstraftätern
5 3. THEORETISCHE GRUNDLAGE Konstrukt: sexuelle Devianz Keine eindeutige klinische Krankheit Kein klares juristische Konzept 1. Sexualverhalten, für welches ein juristisches, gesellschaftliches und klinisches Interesse besteht, wird im MSI als sexuelle Devianz definiert. 2. Sexualverhalten, für welches primär ein gesellschaftliches und klinisches Interesse besteht, welches aber möglicherweise keine juristischen Fragen aufwirft, wird im MSI als atypische sexuelle Handlung definiert
6 3. THEORETISCHE GRUNDLAGE 5 Thesen als Grundlage für die Testkonstruktion 1. These 1: Existenz von sexueller Devianz 2. These 2: Zunehmende kognitive Vorbereitung 3. These 3: Zunehmende verhaltensmäßige Vorbereitung 4. These 4: Individuelle Unterschiede 5. These 5: Täuschungen zur eigenen Verteidigung
7 4. AUFBAU DES FRAGEBOGENS 20 Skalen 300 Items Frageteil zur Sexual-Biografie
8 4. AUFBAU DES FRAGEBOGENS 3 Skalen zur sexuellen Devianz (Paraphilien-Subtest (SD)) 5 Skalen zur Erfassung atypischen Sexualverhaltens (Paraphilien-Subtest (ASV)) 4 Skalen zu sexuellen Dysfunktionen
9 4. AUFBAU DES FRAGEBOGENS 6 Validitätsskalen 1 Skala zur Erfassung des Wissens über Sexualität (24 Items) 1 Skala zur Erfassung von Einstellungen im Hinblick auf die Therapie (8 Items)
10 4. AUFBAU DES FRAGEBOGENS Skalen zur sexuellen Devianz (Paraphilien-Subtest(SD)) 1. Sexueller Missbrauch an Kindern (39 Items) 2. Vergewaltigung (23 Items) 3. Exhibitionismus (19 Items)
11 4. AUFBAU DES FRAGEBOGENS Skalen zur Erfassung atypischen Sexualverhaltens (Paraphilien-Subtest (ASV)) 1. Fetischismus (9 Items) 2. Obszöne Telefonanrufe (4 Items) 3. Voyeurismus (9 Items) 4. Fesselung und Züchtigung (6 Items) 5. Sado Masochismus (10 Items)
12 4. AUFBAU DES FRAGEBOGENS Skalen zur Erfassung sexueller Dysfunktionen (32 Items) 1. Sexuelle Unzulänglichkeiten 2. Vorzeitige Ejakulation 3. Physische Behinderung (8 Items) 4. Impotenz
13 4. AUFBAU DES FRAGEBOGENS Validitätsskalen 1. Parallele Item Skala (15 Items) 2. Sexuelle Zwanghaftigkeitsskala (20 Items) 3. Soziale Sexual-Erwünschtheitsskala (35 Items) 4. Lügen Skala 5. Kognitive Verzerrungs- und Unreife Skala (20 Items) 6. Rechtfertigungsskala (24 Items)
14 4. AUFBAU DES FRAGEBOGENS Sexual-Biografie 1. Entwicklung im Rahmen der sexuellen Devianz (11 Items) 2. Entwicklung im Rahmen der Ehe (10 Items) 3. Entwicklung im Rahmen der Geschlechterrollen-Identität (3 Items) 4. Entwicklung im Rahmen der Geschlechtsrollen-Orientierung (6 Items) 5. Deviantes Sexualverhalten/Tatverhalten (20 Items)
15 5. TESTDURCHFÜHRUNG Paper-pencil oder PC Version Fragebogen enthält 300 Feststellungen, die auf einem separaten Blatt bejaht (R=Richtig) oder verneint (F=Falsch) werden sollen Dauer der Durchführung: ca Minuten Dauer der Auswertung: ca. 45 Minuten Anwendungsbeispiel im Handbuch Objektivität in Bezug auf Fragestellung gegeben Auswertung und Interpretation fraglich
16 6. TESTVERWERTUNG Validierung des MSI Keine Faktorenanalyse Interne Validität über Experten-Ratings ermittelt Inhaltsvalidität Items sind direkt und eindeutig formuliert Entwicklung eines großen Pools von Items Erfassung vieler sexueller Merkmale
17 6. TESTVERWERTUNG Validierung des MSI Die Items zur sexuellen Devianz wurden aufgrund der empirischen Erfahrung ausgewählt und drei Gruppen von Sexualtätern zugeordnet: Pädophilen Vergewaltigern Exhibitionisten Entwicklung der Items für den Paraphilien-Subtest (SD) fand im Rahmen einer Pilotstudie von 1977 an einem stattl. Krankenhaus statt
18 6. TESTVERWERTUNG Validierung des MSI Studie von 1977: 90 pädophile Täter, keine Kontrollgruppe Werte der Skala sexueller Missbrauch an Kindern wurden mit den Therapiefortschritten korreliert Ergebnis: Skala kann Unterschiede in Offenheit messen
19 6. TESTVERWERTUNG Validierung des MSI Studie wurde 1983 wiederholt Konstrukt-Validität wurde anhand homogener Stichproben bezüglich der Art des Sexualdelikts sowie der Unterscheidung zwischen behandeltem und nichtbehandeltem Sexualtäter untersucht
20 6. TESTVERWERTUNG Reliabilität Interne Reliabilität nur für drei Skalen 1. Soziale Sexual-Erwünschtheit (SSE) r = Sexuelle Zwanghaftigkeit (SZ) r = Wissen und Überzeugungen zur Sexualität (WÜS) r =.40 Retest-Korrelation aller Skalen anhand 32 Sexualtätern Zeitspanne zwischen 6 und 67 Tagen Gesamt- Korrelationskoeffizient für alle Items: r =.86 Einzelwerte liegen zwischen.58 und.91
21 FAZIT Test erfasst viele Merkmale Half Täterprofile und Behandlungsmanuale zu erstellen Durchführung & Auswertung sind kompliziert Handbuch unübersichtlich und mit Details überfrachtet Müsste überarbeitet werden und heutigem Kenntnisstand angepasst werden Zu kleine Stichproben, kaum Normierung möglich Skalen nur teilweise standardisiert (2 Skalen sind Experimentierskalen)
22 DIE VORHERSAGE VON GEWALTTATEN MIT DEM HCR-20 Seminar: Testen & Entscheiden Dozentin: Prof. Dr. Franke Referentin: Anke Graf Datum:
23 GLIEDERUNG 1. Überblicksartige Beschreibung 2. Testgrundlage 3. Testverwertung 4. Testdurchführung 5. Erfahrung im individualdiagnostischen Einsatz
24 1. ÜBERBLICKSARTIGE BESCHREIBUNG Titel: Die Vorhersage von Gewalttaten mit dem HCR-20 Autoren: Rüdiger Müller-Isberner, Dieter Jöckel, Sara Gonzales Cabeza Erscheinungsjahr: 1998 Verlag: Institut für Forensische Psychiatrie Haina e.v. Preis: 24,24 unter 20,24 unter 158,00 unter (kanadische Version) Materialien: Manual mit Kodierungsbogen
25 1. ÜBERBLICKSARTIGE BESCHREIBUNG Diagnostische Zielsetzung und Einordnung: Risikoeinschätzung, Vorhersage zukünftig gewalttätiges Verhalten in der Gesellschaft oder innerhalb der Institution Versteht sich als aide mémoire und als Forschungsinstrument Prognose Checkliste für zukünftiges gewalttätiges Verhalten Anwendungsbereich: Probanden mit gewalttätigen Verhalten in Vorgeschichte, bei denen der Verdacht auf psychische Erkrankung oder eine Persönlichkeitsstörung besteht Auch bei zivilrechtlichen Unterbringungen psychisch Kranker wegen fraglicher Fremdgefährlichkeit Hilfreiche Checkliste für Prognosebegutachtung von Strafgefangenen
26 2. TESTGRUNDLAGE THEORETISCHE GRUNDLAGE Definition von Gewalttätigkeit bzw. Gewalt: Tatsächlich ausgeübte, versuchte oder angedrohte Gewalt gegenüber anderen Handlungen als gewalttätig bezeichnet, die schwerwiegend genug sind, um straf-oder zivilrechtliche Maßnahmen nach sich ziehen Ebenso jede Art von Sexualdelinquenz ist als gewalttätiges Verhalten zu bewerten
27 2. TESTGRUNDLAGE ÜBERBLICK ÜBER DIE SKALEN HCR 20 umfasst 20 Items, sind in drei Bereiche unterteilt und beinhaltet verschiedene Konstrukte Zusätzlich: H2 a Geringes Alter bei Erstdeliquenz H8 a Inadäquater Erziehungsstil H8 b Fehlverhalten in Kindheit und Jugend
28 3. TESTDURCHFÜHRUNG HANDHABUNG DES INSTRUMENTS Qualifikation der Benutzer des HCR-20 Handhabung und Interpretation erfordern beträchtliche fachliche Fähigkeiten und Urteilsvermögen Untersucher sollten... in der Durchführung von klinischen Interviews erfahren sein mit Diagnostik psychiatrischer Störungen vertraut sein über praktische Kenntnisse in der Anwendung und Interpretation von standardisierten Testverfahren verfügen Veröffentlichungen und Forschungsergebnisse über Entstehung, Erscheinungsformen, Prävalenzen und Behandlungsmöglichkeiten von Gewalttätigkeit kennen
29 3. TESTDURCHFÜHRUNG HANDHABUNG DES INSTRUMENTS 1. Schritt: Durchsicht aller aufzutreibenden Akten, Berichte von Behörden, Ämtern, Polizei und Staatsanwaltschaft, Befunde von Psychologen, Psychiatern, Sozialarbeitern, Krankenpflegepersonal -> solide Quelle für nachfolgende Exploration und auch Testuntersuchungen Einbeziehung von Testmaterial angeraten, da so die Datenqualität deutlich verbessert wird (strukturierte oder semi- strukturierte Interviews, Persönlichkeitsfragebögen, etc.) Beurteilung der Daten anhand 3-stufiger-Skala
30 Itemcodierung: 3. TESTDURCHFÜHRUNG HANDHABUNG DES INSTRUMENTS 0 = ein Risikofaktor liegt definitiv nicht vor oder keine ausreichenden Anhaltspunkte für ein Vorliegen eruierbar 1= jeweilige Risikofaktor ist möglicherweise oder teilweise festzustellen; unter Umständen besteht keine Sicherheit darüber, ob Item vorliegt, aber Informationen sprechen dafür 2 = ein Risikofaktor ist eindeutig und offensichtlich vorhanden
31 3. TESTDURCHFÜHRUNG HANDHABUNG DES INSTRUMENTS Aufgrund der Informationen wird Codierung vorgenommen
32 3. TESTDURCHFÜHRUNG HANDHABUNG DES INSTRUMENTS Auswertung: H Score: max. 24 C Score: max. 10 insgesamt max. 44 R Score: max. 10 H Items sind mit 50 % gewichtet, während C Score und R Score andere 50% ausmachen
33 3. TESTDURCHFÜHRUNG HANDHABUNG DES INSTRUMENTS Auswertung Keine allgemeingültige (Gesamt-) Beurteilungsmethode für alle Situationen Für Forschungszwecke: Items nacheinander codieren und zu Summenwerten der H-, C- und R-Bereiche und des Gesamtinstruments zu addieren Für klinische Zwecke: Summenwerte auszählen und pauschal festlegen, ab welchem Gesamtwert von einem niedrigen, mittleren oder hohen Risiko auszugehen ist -> Gefahr, dass Gewaltrisiko nur darüber definiert wird (kein linearer Zusammenhang vorhanden) Ausgelassene Items: Hochrechnung sollte nur erfolgen, wenn max. 2 Items insgesamt oder aber höchstens je ein C-Item bzw. R- Item fehlt
34 3. TESTDURCHFÜHRUNG FORMALES Transparenz:??? Zumutbarkeit: HCR-20 Instrument, dass mit überschaubarer Anzahl von Items auskommt Items so konzipiert und formuliert, dass Erhebung und Bewertung bei vertretbaren Zeitaufwand möglich ist Verfälschbarkeit: Fremdbeurteilung auf Aktenlage und unter Zuhilfenahme weiterer Tests
35 4. TESTVERWERTUNG FORSCHUNGSERGEBNISSE ZUM HCR-20 Untersuchungen aus dem Strafvollzug Douglas, Webster und Wintrop (1996) haben Reliabilität und Validität der H- und C- Items an Stichprobe von 72 kanadischen Strafgefangenen untersucht; Daten wurden retrospektiv aus Akten gewonnen Interraterkorrelation nach Pearson betrug +.80 Korrelation zwischen Summenwert der H-Items und der Anzahl früherer gewalttätiger Straftaten betrug +.52 (Unter Ausschluss H1) Zusammenhang zwischen klinischem Summenwert und früher Gewalttätigkeit lag bei +.31 Summenwert von H- und C- Items gemeinsam korrelierte mit früherer Gewalttätigkeit mit +.44
36 4. TESTVERWERTUNG FORSCHUNGSERGEBNISSE ZUM HCR-20 Untersuchungen aus dem Strafvollzug H- und C-Skalen mit Scores korreliert, die von Probanden unter Anwendung der PCL-R und dem VRAG erzielt wurden HC-Summenwert korrelierte mit +.54 mit VRAG und mit +.64 mit PCL-R Summenwerte aller H-Items alleine korrelierte mit +.61 mit VRAG und mit +.54 mit PCL-R Klinische Skala korrelierte mit +.28 zu VRAG; mit +.47 zum PCL-R Untersuchung zur Erstellung von Normwerten zu gering, dennoch zeigt sie Zusammenhang zwischen Ergebnissen des HCR-20 und früherer Gewalttätigkeit Beweis der Nützlichkeit des Instruments zur Vorhersage zukünftigen Verhaltens damit noch nicht erbracht (1997)
37 4. TESTVERWERTUNG FORSCHUNGSERGEBNISSE ZUM HCR-20 Untersuchung an forensisch-psychiatrischen Populationen: Wintrup (1996, auch Douglas, Webster, Eaves, Wintrup & Hare,1996) untersuchten Gruppe von 80 forensischen Patienten, die 1986 aus forensischer Klinik entlassen wurden retrospektiv Neben HCR-20 wurde vor Entlassung auch PCL-R komplettiert Sowohl HCR-20 als auch PCL-R korrelierten knapp unter +.30 mit unterschiedlichen Kriterien für spätere Gewalttätigkeit HCR-20 korrelierte auch mit Kriterien Wiederaufnahme in forensische Klinik (+.38) und Einweisung in die Psychiatrie (+.45); PCL-R korrelierte schwächer (+.25 bzw. +.36) H-Items wiesen deutlich höheren Zusammenhang mit genannten Kriterien auf als die C- und R-Items
38 4. TESTVERWERTUNG FORSCHUNGSERGEBNISSE ZUM HCR-20 Untersuchungen an allgemeinpsychiatrischen Populationen Douglas erhob anhand von 200 Krankengeschichten zivilrechtlich eingewiesener allgemeinpsychiatrischer Patienten HCR-20 und PCL- R; alle Patienten über Zeitraum von zwei Jahren katamnestisch verfolgt Gezeigte Gewalttätigkeit wurde anhand von Unterlagen über Wiedereinweisung sowie Unterlagen über Einweisungen in umliegenden Krankenhäusern erfasst, außerdem Befragung der zuständigen Polizeibehörden Interrater-Untersuchung von 20 Fällen: für H-Skala ergab sich Reliabilität von +.89; für C-Skala ergab sich Reliabilität von +.72; für R-Skala ergab sich Reliabilität von +.81; für gesamte Instrument lag Interrater-Korrelation bei +.82
39 4. TESTVERWERTUNG FORSCHUNGSERGEBNISSE ZUM HCR-20 Untersuchungen an allgemeinpsychiatrischen Populationen Weiterhin Zusammenhang zwischen Gesamtscore, Summenscore von H-, C- und R- Kategorie und zukünftiger Gewalttätigkeit untersucht Im Mittel lagen Korrelationen im mittleren bis hohen Bereich, am höchsten, wenn man sich auf Gewaltdeliquenz als Vorhersagekriterium beschränkte Regressionsanalyse zeigte, dass insbesondere H- und R-Skala Zusammenhang zu späterer Gewalttätigkeit aufwiesen Vorhersagekraft des HCR-20 erwies sich stärker als PCL-SV Patienten wiesen erwartungsgemäß bei stationärer Aufnahme höhere Werte im C-Bereich auf als bei Entlassung -> konnte gezeigt werden, inwieweit Gesamtrisiko für spätere Gewalttätigkeit durch stationäre psychiatrische Behandlung vermindert werden konnte
40 4. TESTVERWERTUNG FORSCHUNGSERGEBNISSE ZUM HCR-20 Adäquate Reliabilität und moderate bis starke Vorhersagekraft scheint belegt zu sein -> jedoch Stichproben zu klein Reihe von Validitätsstudien laufen oder sind geplant Individualdiagnostischer Einsatz: Nicht möglich
41 PSYCHOPATHY PERSONALITY INVENTORY- REVISED (PPI-R) Seminar: Testen und Entscheiden Dozent: Prof. Dr. Franke Referentin: Katharina Stassen Datum:
42 ÜBERBLICKSARTIGE BESCHREIBUNG Autoren: Hedwig Eisenbarth & Georg W. Alpers (2008) (dt. Version) Lilienfeld & Andrews (1996); Lilienfeld & Widows (2005) Verlag: Hogrefe Selbstbeurteilungsmaß zur Erfassung des Konstrukts Psychopathie
43 ÜBERBLICKSARTIGE BESCHREIBUNG Test komplett bestehend aus: Manual, 10 Fragebogen, 10 Auswertungsbogen und Mappe 66,00 Manual 48,00 25 Fragebogen 40,00 50 Auswertungsbogen 19,00 Mappe, leer 8,70
44 TESTGRUNDLAGE THEORETISCHE GRUNDLAGE PP kommt in allen Prognoseschemata vor, ist Prädiktor zur Einschätzung von Kriminalitätsrisiken in forensischen und Vollzugspopulationen sind hohe PPwerte sehr prävalent Diagnose PP hat sich als relativ sicherer Rückfallprädiktor erwiesen, daher im forensischen Bereich von großer Relevanz Testrelevante Psychopathiekonzepte von Lykken (1957), Cleckley (1964), Hare (1991)
45 TESTGRUNDLAGE THEORETISCHE GRUNDLAGE Behavior- Based- Ansatz: PP zeigt sich primär in devianten Verhalten antisoziales & kriminelles Verhalten wird betont PP= gewohnheitsmäßige Delinquenz & Kriminaltät Personality- Based- Ansatz: PP= Konstellation charakteristischer Persönlichkeitseigenschaften Antisoziale Verhaltensweisen häufige aber nicht zwingende Kriterien der Diagnose
46 TESTGRUNDLAGE THEORETISCHE GRUNDLAGE Hoch ausgeprägte PP oft zusammen mit Antisozialer Persönlichkeitsstörung (DSM IV) bzw. Dissozialen Persönlichkeitsstörung (ICD-10) Legen aber beide Schwerpunkt auf beobachtbares Verhalten Keine Berücksichtigung vieler Persönlichkeitscharakteristika Beinhalten somit nur Teile des Konstrukts PP kann in allen Schweregraden (auch im nicht pathologischen Bereich) auftreten = dimensionales Konstrukt PPI-R erfasst eher persönlichkeitsbezogenen Merkmale
47 TESTGRUNDLAGE THEORETISCHE GRUNDLAGE oberflächlicher Charme und gute Intelligenz Abwesenheit von Wahn und anderen Zeichen irrationalen Denkens Abwesenheit von Nervosität oder psychoneurotischen Manifestationen Unzuverlässigkeit Unehrlichkeit und Unaufrichtigkeit Mangel an Reue und Schuld Inadäquat motiviertes antisoziales Verhalten geringes Urteilsvermögen und Unfähigkeit aus Erfahrungen zu lernen mangelnde Krankheitseinsicht Faktor 1: Selbstsüchtiger kaltherziger und reueloser Gebrauch von anderen soll Kerncharakteristika der PP (Lügen, Lieb- und Schuldlosigkeit) repräsentieren Faktor 2: chronisch instabiler und antisozialer Lebensstil (Kriminalität; zielloser, parasitärer und vorhersagbarer Lebensstil)
48 1) Schuldexternalisierung TESTGRUNDLAGE ÜBERBLICK ÜBER DIE SKALEN andere Menschen/ äußere Umstände verantwortlich für eigenes Verhalten und Konsequenzen üble Nachrede, böse Absichten werden andere Menschen unterstellt, aber ohne paranoide Ausprägung 2) Rebellische Risikofreude Lebenswandel der nicht normal sein darf- Regeln und Traditionen bricht, unstet Wunsch nach Veränderung und Action; Risiko wird gesucht um Langeweile zu entgehen, Abwechslung zu haben und aus Menge herauszuragen 3) Stressimmunität Fähigkeit Angst ausschalten zu können; geringes Ausmaß sich Sorgen zu machen
49 TESTGRUNDLAGE ÜBERBLICK ÜBER DIE SKALEN 4) Sozialer Einfluss keine soziale Angst, selbstsicher, im Zentrum der Aufmerksamkeit können eigene Rechte gut behaupten können auf andere Menschen in ihrem Sinne einwirken 5) Kaltherzigkeit kein Mitleid, gleichgültig gegenüber anderen und deren Gefühlen eigene Interessen über anderen geringe Empathiefähigkeit; kein Mitleid mit Menschen in Not 6) Machiavellistischer Egoismus materialistisches, selbstbezogenes, narzisstisches Verhalten eigener Vorteil von zentralem Interesse, manipulatives Verhalten
50 TESTGRUNDLAGE ÜBERBLICK ÜBER DIE SKALEN 7) Sorglose Planlosigkeit sorgloses und unzuverlässiges In den Tag leben keine realistischen Zukunftspläne kindliche Haltung gegenüber der Welt 8) Fruchtlosigkeit schreckt vor keinem Abenteuer zurück Spaß an Risikosportarten keine antizipatorische Angst Höhen wirken anziehend 9) unaufrichtige Beantwortung systematisches ankreuzen, Manipulationsversuche Auswertung des Fragebogens fragwürdig, wenn T> 60
51 TESTGRUNDLAGE TESTKONSTRUKTION PPI wurde übersetzt und an verschiedenen Populationen validiert Originalskalen wurden anhand von Faktorenanalysen repliziert und bestätigt Items von beiden Autoren unabhängig ins deutsche Übersetzt, von einer bilingualen Psychologie- Diplomandin zurückübersetzt und bei Verständnisproblemen nachgebessert o.k. vom Originalautor wurde eingeholt während Übersetzungsprozesses wurde Original PPI auf 154 Items gekürzt und dem deutschen gleich angepasst
52 TESTDURCHFÜHRUNG HANDWERK Testleiter theoretisch geschult, mit PPI-R vertraut, Interpretation nur durch Psychologe Testleiter sollte versuchen, bei Probanden möglichst positive Einstellung gegenüber Test herzustellen Proband soll nicht durch Vorinformationen beeinflusst werden sollen gesagt bekommen, dass es kein Test im Sinne von richtig und falsch ist Zweck der Befragung soweit möglich erläutern und evtl. spätere Erläuterung der Ergebnisse in Aussicht stellen bei Einzeltestung können Rückfragen beantwortet werden Gruppendurchführung möglich, aber Gefahr, dass Verfälschungstendenzen im sozialen Kontext stärker hervortreten wenn Fragen zu einzelnen Items, dann nur sagen, dass Formulierung bewusst so gewählt und jeder Proband beruhend auf seinem Erleben und Verhalten antworten sollte
53 Transparenz TESTDURCHFÜHRUNG FORMALES nicht Begriff Psychopathie (Persönlichkeitsfragebogen) verwenden, da in Alltagssprache Psychopathie= Persönlichkeitsstörung allgemein und das ist nicht Intention des PPI-R Zumutbarkeit & Akzeptanz 154 Items min Verfälschbarkeit & Störanfälligkeit Aufrichtigkeit des Probanden
54 TESTVERWERTUNG OBJEKTIVITÄT Durchführungsobjektivität erfordert keine Interaktion zwischen Proband und Testanwender bei Fragen Itemnahe antworten, damit Proband nicht beeinflusst wird keine Bewertung der Antworten bzw. Stellungnahme Vorgehen und Beispiel auf Deckblatt Auswertungsobjektivität Handauswertung oder SPSS, Auswertungsbogen (Rohwertsummen können in Prozentränge und T-Werte transformiert werden, grafisch veranschaulicht) Rohwerte für jedes Item notiert und skalenweise addiert mit * versehene Items müssen zunächst umgepolt werden (angekreuzter Wer 4 geht als Rohwert 1 in Berechnung ein, markierte 3 als 2 usw.)
55 TESTVERWERTUNG OBJEKTIVITÄT Interpretationsobjektivität Es können sowohl die Gesamtsumme, als auch Summenwerte der einzelnen Skalen interpretiert werden Gesamtsumme erlaubt anhand einer Normtabelle Aussagen zur generellen Ausprägung der Psychopathie Summenwert der Skala können diese näher definieren (ABER: studentische Stichprobe!) orientiert an T- Werten der Normstichprobe können Aussagen gemacht werden, wie stark Ausprägung im Vergleich zu Probanden gleichen Geschlechts ist
56 TESTVERWERTUNG RELIABILITÄT Interne Konsistenz (Cronbach's Alpha): gesamter Fragebogen: α=.85 einzelne Skalen: α=.72 (Machiavellistischer)& α=.88 (Schuldlosigkeit) unaufrichtige Beantwortung: Items müssten aufgrund zu geringer Reliabilitäten ausgeschlossen werden, aber zur internationalen Vergleichbarkeit der Daten im Fragebogen belassen Eigentrennschärfe berechnet als Korrelationen der Items mit dazugehöriger Skala Korrelation außer Item 101 größer als r=.25 höchste Trennschärfe bei Items der Skala Schuldlosigkeit und Furchtlosigkeit diese hohen Eigentrennschärfen zeigen, dass alle Items messen, was die anderen Items der jeweiligen Skala messen
57 TESTVERWERTUNG VALIDITÄT Forensische Stichprobe N=57 signifikanter Unterschied zwischen männlichen Studenten und forensischen Gesamtscore und auf fünf der neun Skalen: Schuld, Rebell, Lügenskala (forensische) Soz. Einfluss, Kaltherzigkeit (Studies) 34% (19) lagen mit Gesamtscore mehr als eine Standardabweichung über dem Mittelwert der Studenten spiegelt die Prävalenz von hohen Psychopathie Ausprägungen im Vollzug wider
58 Konvergente Validität: TESTVERWERTUNG VALIDITÄT PPI mit Kieler Psychopathie Inventar- Revision (KPI-R) und Saarbrücker Persönlichkeitsfragebogen (SPF; Maß für Empathie) validiert Korrelation zwischen den Gesamtwerten KPI-R und PPI-R r=.78 Signifikante Korrelationen zwischen Subskalen des PPI-R & SPF Kaltherzigkeitkeit korreliert negativ mit Empathie-Score (SPF) r= -.84 Sorglose Planlosigkeit korreliert negativ mit Empathie-Score r= -.52 Skala Fantasie (SPF) korreliert positiv mit Rebellische Risikofreude r=.53 Skala Persönliches Leid (SPF) korreliert negativ mit Stressimmunität r= -.68 und Furchtlosigkeit r= -.64
59 TESTVERWERTUNG Normierung N= 352 Studenten T- Werte wurden für gesunde Population errechnet Normierung für Population des Maßregelvollzugs steht noch aus Bandbreite und Informationsausschöpfung/ Vergleichbarkeit Ökonomie und Fairness Änderungssensivität
60 FAZIT Positiv: erstes deutschsprachiges Selbstbeurteilungsmaß bei Stichproben, die keine extreme Ausprägung der PP haben (Kontrollstichproben) sind Fremdbeurteilungsmaße nicht möglich forensische Psychologie (Therapieplanung) Biopsychologische Forschung (bei Fragestellungen hinsichtlich verflachter Affektivtät, fehlenden Lernens aus neg. Erfahrung, Eingeschränkte Fähigkeit zur Emotionserkennung) Negativ: Konstrukt fehlende Normierung des Maßregelvollzugs wenn PP lügnerisch/ manipulativ macht Selbstbeurteilungsmaß dann Sinn? wenig Studien im deutschsprachigem Raum, Normierungsdaten an studentischer Stichprobe, keine Prognose für den Einzelfall Differenzierungsfähigkeit und Messgenauigkeit im oberen Extrembereich bleibt noch zu untersuchen
61 Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!
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