BAUSTEIN 1 / THEMENEINHEIT 2 KRISENINTERVENTIONSSTRATEGIEN
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- Lilli Adenauer
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1 BAUSTEIN 1 / THEMENEINHEIT 2 KRISENINTERVENTIONSSTRATEGIEN KURZE BESCHREIBUNG DER AKTIVITÄTEN Die verschiedenen erzieherischen Strategien kennen, um diese auf verschiedene Krisensituationen anwenden zu können. Verstehen, dass Krisenmanagement kein Patentrezept ist, das im Vorfeld entwickelt werden kann, sondern dass es von verschiedenen situationsbezogenen Faktoren abhängig ist, die von den Fachkräften entsprechend eingeschätzt werden müssen. Verstehen, dass nicht nur die Verhaltensänderung des Jugendlichen bezogen auf die Schwere des begangenen Vergehens von Bedeutung ist, sondern auch die Gefühle, die sein/ihr Verhalten ausgelöst haben. KENNTNISSE FÄHIGKEITEN HANDLUNGSKOMPETENZEN Verstehen, dass verschiedene Menschen verschiedene Arten der Intervention benötigen. Lernen, Emotionen wahrzunehmen, die hinter dem Verhalten liegen. Das Verhalten der Jugendlichen als eine Reaktion auf eine reale oder empfundene Bedrohung verstehen. Faktoren berücksichtigen, die in der Situation eine Rolle spielen (Zeit und Umgebung). Empathie. In der Lage sein zuzuhören ohne die Notwendigkeit zu verspüren, sofort zu antworten. Selbstkontrolle angesichts von Provokationen und (weiteren) Herausforderungen erlangen. In der Lage sein, eine effektive Intervention durchzuführen. Flexibilität im Einsatz von vorhandenen Strategien entwickeln: Die Strategien sollten dem spezifischen Krisenszenario angemessen sein und auf Veränderungen, Gefahrenlagen und Ereignisse, die aus der alltäglichen Arbeit resultieren, flexibel reagieren. METHODIK Handwerkszeug und Methoden Power Point, Arbeitspapier, Reflexion in der Gruppe und Brainstorming. Sie müssen sich die Gefühle, die der Vorfall ausgelöst hat, vergegenwärtigen. Das bedeutet, sich auf die emotionalen Botschaften zu konzentrieren und nicht auf die von den Jugendlichen verwendete aggressive und herausfordernde Sprache, um Empathie für die Not und das Leiden der Jugendlichen zu zeigen. Aktivität 1: Aktives Zuhören Der/die Trainer/in lädt die Teilnehmer/innen ein, das Arbeitspapier jede/r für sich zu lesen. Nach dem Lesen werden bestehende Zweifel in der Gruppe besprochen und geklärt. Es werden Zweiergruppen gebildet; Situationsbeispiele, in denen die Strategie nicht angewendet wird, werden unter Nutzung von Power Point dargelegt. Den Gruppen wird Zeit gegeben, um aktives Zuhören anzuwenden. (Arbeitspapier Nr.1)
2 Aktivität 2: Fallstudie Das Ziel ist zu reflektieren, wie die Eskalation in einem Fall in Gang gesetzt wird und welche Strategien in einer Krisensituation angewendet werden können. Bildung von Kleingruppen und Verteilung des Arbeitspapiers, in dem der Fall, weitere situationsbedingte Faktoren und die Emotionsauslöser der Konfliktbeteiligten analysiert werden. (Arbeitspapier Nr.2) Aktivität 3: Paraphrasieren (Umschreiben) Der/die Trainer/in teilt das Arbeitspapier Nr. 3 aus; die Teilnehmer/innen sollten das Papier jede/r für sich lesen. Später wird in Kleingruppen eine Situation vorbereitet, die die Teilnehmer/innen selbst in ihrem Arbeitsalltag erlebt haben entweder als Fachkraft oder die Konfliktsituation eines Jugendlichen. Die Teilnehmer/innen beschreiben die Fakten, die Gefühle und die Absichten. Daran anschließend wird ein Rollenspiel durchgeführt, bei der ein/e Teilnehmer/in die Rolle des/der Interviewer/in übernimmt und ein/e die Rolle des/der Protagonisten des Konfliktes. Im Rollenspiel wird ausprobiert, was passiert, wenn das Paraphrasieren eingesetzt wird. (Arbeitspapier Nr.3)
3 ARBEITSPAPIER Nr. 1: A) Definition des aktiven Zuhörens. Anwendungsschritte. B) POWER-POINT : Situationsbeispiele, um aktives Zuhören anzuwenden A) Definition: Aktives Zuhören ist eine Art des Zuhörens bei der der/die Empfänger/in versucht, die Gefühle des/der Sprecher/in zu verstehen oder die Bedeutung ihrer Nachricht. Danach versucht der/die Empfänger/in auszudrücken, was er/sie verstanden hat und übermittelt dies dem/der Sprecher/in zur Bestätigung. Der/die Empfänger/in versucht nicht, seine eigene Nachricht auszudrücken (Einschätzung, Meinung, Ratschläge, Kritik ), sondern gibt nur das wieder, was er/sie denkt, was die Nachricht bedeutet. Anwendungsschritte: 1 Zeigen Sie verbal und non-verbal, dass Sie aktives Zuhören anwenden: Paraphrasieren Sie. Halten Sie Augenkontakt. Schauen Sie dem/der Sprecher/in während des Gesprächs ins Gesicht. Machen Sie bestätigende Kommentare oder Gesten. Hören Sie auf, andere Dinge zu tun. 2 Nicht bewerten: Lassen Sie Ihre/n Gesprächspartner/in ausreden, ohne ihn/sie zu unterbrechen. Vermeiden Sie, voranzupreschen und zu erraten, was der/die Sprecher/in sagen will. Vermeiden Sie bewertende oder abwertende Aussagen, Vorwürfe oder Anklagen. 3 Empfangen Sie, anstatt zu senden: Machen Sie sich Notizen darüber, was der/die Andere sagt. Bereiten Sie nicht vor, was Sie als nächstes sagen werden. 4 Fragen Sie nach weiteren Informationen: Fragen Sie nach Erklärungen und weiteren Informationen. Es sollten keine Zweifel oder Fragen zurückbleiben, die den Inhalt der Nachricht des/der Sprecher/in betreffen. B) POWER-POINT: Situationsbeispiele zur Anwendung des aktiven Zuhörens Beispiel 1: Ein junger Mann kommt nach Hause und sagt: Ich hasse die Schule, ich geh dort nicht mehr hin. Die Reaktion der Eltern ist (aktives Zuhören wird nicht angewendet): Natürlich gehst du in die Schule! Du wirst zur Schule gehen, auch wenn ich dich persönlich dort abliefern muss! Eine Reaktion, bei der aktives Zuhören angewendet wird, könnte so lauten: "Du hattest wahrscheinlich einen schlechten Tag, stimmt`s? Erzähl mal, was passiert ist! Beispiel 2: Ein junger Mann sagt zu seinen Eltern: Ich wurde heute in der Schule bestraft. Die Reaktion der Eltern ist meist (aktives Zuhören wird nicht angewendet): "Was hast du gemacht? Wahrscheinlich hast du es verdient! " Eine Reaktion, bei der aktives Zuhören angewendet wird, könnte so lauten: "Ich nehme an, dir geht s nicht so gut. Kannst du mir sagen, was passiert ist?
4 ARBEITSPAPIER NR. 2: Fallstudie Ein 16-jähriger Junge wird in einem Kinderheim aufgenommen. Er hat noch keine Diagnose erhalten, macht aber den Eindruck, dass er unter Störungen des Sozialverhaltens bzw. einem gestörten Verhältnis zu Autoritäten leidet. Dieser junge Mann stellt permanent alles in Frage, hat Schwierigkeiten, sich den Regeln anzupassen, und lernt nicht aus gemachten Erfahrungen. Die Konsequenzen seines Handelns sind ihm egal. Er zeigt kaum Empathie, wirkt emotional weitgehend ausdruckslos und handelt sehr kalkuliert und manipulativ. Es wird von einigen Vorfällen berichtet, in denen der Junge die pädagogischen Maßnahmen von der Tafel entfernt hat, auf der die Maßnahmen der Jugendlichen aus der Erziehungsgruppe festgehalten werden. An einem Freitag während der Auszahlung des Wochenlohns, als sich die Erzieherin mit weiteren Kindern in ihrem Büro befindet, in dem kurze Zeit turbulent zu geht, nutzt der Junge die Gelegenheit, das Papier mit den pädagogischen Maßnahmen wieder von der Tafel zu entfernen und diese somit nicht zu erfüllen. Die Erzieherin bemerkt, dass das Papier fehlt und geht davon aus, dass der Junge es wieder abgerissen hat. Sie fordert den Jungen auf, den Zettel wieder an die Tafel zu hängen, aber der Junge leugnet den Vorfall und der Konflikt beginnt. Die Erzieherin, die die Nachmittagsbetreuung übernimmt, ist diejenige, die die meiste Zeit mit ihm verbringt. Sie ist verantwortlich für Kontrolle und Berichterstattung; außerdem ist sie es, die die meisten Aufgaben und Pflichten von dem Jungen verlangt (Duschen, Einhaltung des Zeitplans, Einhalten von Regeln, Sanktionen). Aus diesen Gründen ist ihr Verhältnis bereits angespannt. Die Erzieherin warnt den Jungen vor neuen Sanktionen (zusätzlich zu dem, was bereits auf dem Papier aufgelistet ist, das der Junge versteckt hält); dabei beginnt eine Eskalationsspirale und der emotionale Ton der Auseinandersetzung von beiden Seiten wird stärker. Die Erzieherin fordert den Jungen auf, in sein Zimmer zu gehen; er lehnt das ab. Die Erzieherin ist nicht in der Lage, ihrer Aufforderung mehr Nachdruck zu verleihen, und geht in das Zimmer des Jugendlichen, um seine Kleidung zu konfiszieren. Hier ist es wichtig zu erwähnen, dass der Junge sehr eitel ist, viel Wert auf seine äußere Erscheinung legt und dass seine Kleidungsstücke für ihn von hoher Bedeutung sind. Der Jugendliche geht nun auch in sein Zimmer und hindert die Erzieherin daran, das Zimmer zu verlassen. Sie antwortet darauf, indem sie die Kleidungsstücke aus dem Fenster wirft, um sie später wieder aufzusammeln. Nun hat der Konflikt die höchste Intensitätsstufe erreicht. Ein anderer Erzieher hört die laute Auseinandersetzung und durch seine Intervention wird die explosive Situation langsam entschärft. Der Junge droht der Erzieherin weiterhin, aber beruhigt sich schließlich. Einige Stunden später führt der Jugendliche seine Drohungen aus und zerkratzt das Auto der Erzieherin. Anmerkungen der Trainer/innen: Kriseninterventionsstrategien können keine psychotherapeutische Intervention ersetzen, wenn bestimmte Muster sehr stabil sind und sich als hartnäckig erweisen. Folgt man den Richtlinien der Krisenintervention, hätten die Fachkräfte Folgendes tun können: Die Entfernung des Zettels mit den pädagogischen Maßnahmen kann als persönliche Provokation der Erzieherin verstanden werden, insbesondere unter Berücksichtigung des angespannten Verhältnisses zwischen den beiden und des Persönlichkeitsprofils des Jugendlichen. Diese Provokation war ein Spiel für den Jugendlichen. Die Erzieherin hätte sich entscheiden können zu warten, bis der Jugendliche sich beruhigt, und das Verhalten eine Weile zu ignorieren anstatt mit neuen Sanktionen zu drohen, die das herausfordernde Verhalten des Jugendlichen und sein Unbehagen nur weiter fördern.
5 Tritt der Fall ein, dass der Jugendliche den Zettel nicht in angemessenen Zeit wieder an die Tafel hängt, so besteht eine alternative Möglichkeit darin, nach der Unterstützung von anderen Erzieher/innen zu fragen, mit denen die Beziehung weniger negativ belastet ist und die/der dem Jugendlichen nicht als Provokationsobjekt dienen. Auf diese Weise wird die Konfliktsituation beruhigt und kann nicht solch eine Intensität erreichen, was den angemessenen Umgang mit der Situation erleichtert. Ist die Beruhigungsphase und die rationale Ebene wieder erreicht, ist es an der Zeit, Problemlösungsund Bewältigungsstrategien umzusetzen. Auf diese Weise ist es möglich, eine würdevolle Lösung für beide Konfliktpartner zu finden; es wird verhindert, dass die Konfliktpartner in eine Sackgasse geraten.
6 ARBEITSPAPIER NR. 3: Paraphrasieren (Umschreiben) Friedrich Ebert Stiftung (FES)C-T. H. Bayer, B.T. Schernick -Youth Leadership Development Programme (YLDP) Module Conflict Management, p Paraphrasieren (Umschreiben) ist ein wirkungsvolles Werkzeug: Um zu zeigen, dass Sie die andere Person oder Partei verstehen. Um das Gespräch tiefer werden zu lassen: Paraphrasieren führt oft zu reflektierteren Antworten der anderen Seite. Um Tempo aus dem Gespräch zwischen den beiden Parteien zu nehmen, wenn es notwendig ist. Um den Prozess zu beschleunigen, wenn es notwendig ist, indem lange und komplizierte Sätze für Sie selbst und für andere verständlich gemacht werden. Um beleidigende Aussagen und Verteidigungen durch Konzentration auf die Fakten zu vermeiden. Paraphrasieren ist ein sehr wichtiges Werkzeug, das im Konfliktmanagement eingesetzt werden kann, speziell als Mediator/in. Paraphrasieren bedeutet, in eigenen Worten neu zu formulieren, was die andere Person gesagt hat. Die Betonung liegt dabei auf der Bedeutung zwischen den Zeilen. So können Sie Ihrem Gegenüber zeigen, dass Sie mit ihm/ ihr in Verbindung stehen oder seine/ihre Gefühle verstehen. Wie Paraphrasieren funktioniert: a) Konzentration auf den/die Sprecher/in: Sie haben sich also so gefühlt, Sie sagen, dass, Sie glauben, dass NICHT: Ich weiß genau, wie Sie sich fühlen! Ich war schon selbst in solchen Situationen. b) Eine Paraphrase kann drei Bestandteile haben: Fakten neu formulieren: Ihre Frau hat Sie aus dem Haus geworfen. Gefühle reflektieren: (Und) Sie fühlen sich entmutigt und fürchten, dass sich die Situation nicht verbessert. Absichten wiedergeben: (Aber) Sie möchten wirklich gerne die Sache mit ihr klären. c) Eine Paraphrase konzentriert sich auf das, was wirklich gesagt wurde, und enthält keine Beurteilung oder Bewertung, sondern eine empathische Beschreibung. Sie glauben also sehr fest daran, dass Sie waren sehr unglücklich als Sie waren ziemlich wütend auf Ihren Nachbarn in dieser Situation Sie sehen das so Wenn ich Sie richtig verstehe, dann NICHT: Was Sie versuchen zu sagen, ist Es gibt zwei entscheidende Eigenschaften eines Gefühls oder einer Empfindung: Um welches Gefühl handelt es sich? Wie stark ist das Gefühl? d) Verhalten Sie sich wie ein Spiegel und nicht wie ein Papagei! Paraphrasieren reflektiert die Bedeutung der Worte des/der Sprecher/in, aber plappert dem/der Sprecher/in nicht alles nach, z.b.: Sprecher/in: Ich habe ihnen das ziemlich übel genommen, als ich herausgefunden habe, dass sie hinter meinem Rücken zum Chef gegangen sind. Warum sind sie nicht zu mir gekommen und haben mir eine Chance geben, die Dinge mit ihnen zu klären?
7 Paraphrase: Sie waren sehr verletzt, dass sie nicht direkt zu Ihnen gekommen sind, um die Dinge zu klären. NICHT: Sie haben ihnen das ziemlich übel genommen, dass sie hinter Ihrem Rücken zum Chef gegangen sind. Sie haben sich gewünscht, dass sie Ihnen eine Chance gegeben hätten, die Dinge zu klären. e) Eine Paraphrase sollte immer kürzer sein als die Aussage des/der Sprecher/in!
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