BELLA ITALIA! FÜR NOTFÄLLE GERÜSTET ORCAS VOR SPANIEN BAYERNS BESTE TAUCHPLÄTZE TIEF SCHÜRFEND GIGLIO PONZA SARDINIEN. Das Tauchmagazin.

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1 Das Tauchmagazin März 2015 DEUTSCHLAND 5,90 ÖSTERREICH 6,30 SCHWEIZ SFR 10,50 BENELUX 6,50 ITALIEN 7,40 SLOWAKEI 8,30 SPANIEN 7,40 FÜR NOTFÄLLE GERÜSTET 22 Survival- Tipps von Rüdiger Nehberg ORCAS VOR SPANIEN Whale Watching BAYERNS BESTE TAUCHPLÄTZE Walchensee Starnberger See TIEF SCHÜRFEND Archäologen im Brunnenschacht BELLA ITALIA! GIGLIO PONZA SARDINIEN

2 p REISE NEWCOMER 56 u 3/15

3 RED SEA AGGRESSOR Red Sea Aggressor in Aktion: Getaucht wird von Schlauchbooten, die Platz für je zehn Taucher bieten. Es finden bis zu fünf Tauchgänge pro Tag statt. Das Rote Meer ist das Traumziel vieler Taucher. Am besten lassen sich die Top-Spots per Safariboot erreichen. u- Fotografin Michele Westmorland hat an Bord der neuen Red Sea Aggressor die bekanntesten Riffe betaucht. Text und Fotos Michele Westmorland B rothers, Daedalus, St. Johns Namen, die Taucher aufhorchen lassen, denn das sind einige der besten Riffe des Roten Meeres. Abseits der großen Touristen-Hochburgen warten dort einzigartige Tauchgebiete. In der Marina von Port Ghalib, nur zehn Autominuten entfernt vom Flughafen Marsa Alam, gehe ich an Bord der Red Sea Aggressor. Das luxuriöse Safariboot, das seit 2014 in der Aggressor-Flotte ist, wird für die nächsten zwei Wochen mein schwimmendes Zuhause sein. Zwei unterschiedliche Touren stehen auf dem Programm: eine Woche im Süden, am St. Johns Riff, und im Anschluss die Nordtour mit Daedalus-Riff und Brother Islands. Die Südtour Schon kurz nach dem Ablegen in Port Ghalib fahren wir einen ersten, namenlosen Tauchplatz an. In moderaten Tiefen gibt uns die Tauchcrew bei einem»gewöhnungstauchgang«gelegenheit die Ausrüstung zu testen und uns auf die kommenden Tauchtage einzustimmen. Im tiefblauen Wasser gleiten wir über scheinbar unendliche Felder von Feuerkorallen. Was eintönig klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als faszinierendes Ökosystem. In den beige-braunen Korallen, die unter Wasser die Farbe der Sanddünen an Land fortzusetzen scheinen, wimmelt es von Fischen. Schnapper, Fahnen- und große Zackenbarsche leben hier. Ihnen machen die Nesselzellen offensichtlich nichts aus. Als Taucher aber muss man sich vor den harmlos anmutenden Korallen in acht nehmen, denn direkter Hautkontakt brennt heißer als die ägyptische Sommersonne. Nach dem Tauchgang setzt der Kapitän Kurs Richtung St. Johns Riff. Auf dem langen Weg dorthin warten mehrere Zwischenstationen. Ein Muss ist das Sataya-Riff. Hier gibt es eine Lagune, die Heimat einer Gruppe Spinner-Delfine ist. Tagsüber sind die Tiere im flachen Wasser, nachts gehen sie auf die Jagd im Freiwasser. Wir haben die Möglichkeit mit ihnen zu schnorcheln. Die Delfine scheinen den Kontakt mit uns zu genießen. Jedes Mal, wenn einer aus unserer Gruppe abtaucht und unter Wasser Pirouetten dreht, wird er sofort von den Delfinen umkreist und neugierig beäugt. Allerdings bleiben die Tiere nur solange sie auch unterhalten werden sobald die Schnorchler still im Wasser liegen, verschwinden die Delfine auf Nimmerwiedersehen in der Ferne. Das eigentliche Highlight der Südroute ist das St. Johns Riff. Dieses ausgedehnte c Vom Tauchdeck wird auf Zodiacs umgestiegen. 3/15 u 57

4 p REISE Pulsierendes Leben: Tabak-Falterfische im St. Johns Gebiet. Diese Art kommt im gesamten Roten Meer vor und lebt einzeln, paarweise oder in Gruppen. Riff-Areal erstreckt sich über rund 290 Quadratkilometer und ist weitgehend intakt. Unser ägyptischer Tauchguide kennt die Entdeckungsgeschichte dieses Riffs: Sein Vater ist Fischer und erzählte ihm schon als kleiner Junge alles über die Region. Vor Urzeiten stellten die Küstenbewohner fest, dass sich hier, mitten im Nirgendwo und weit abseits aller Fischerdörfer, Großfische in rauen Mengen sammeln. Durch Erzählungen von Beduinen kamen im Jahr 1993 einige Abenteuerlustige italienische Touristen, um das Riff zu erkunden. Mit Hilfe der Fischer machten sie die ersten Tauchgänge im St. Johns Gebiet. Anemonen am Tauchplatz Oumm Kharaem, einem Riffturm der aus 20 Metern zur Oberfläche ragt. Erst im Jahr 1997, nach dem Anschlag von Luxor, fuhren einige der größeren Safariboote so weit in den Süden, um Erkundungstouren durchzuführen und neue Ziele jenseits der bekannten Touristenziele an der Küste zu erschließen. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, und schon um den Jahrtausendwechsel war St. Johns kein Geheimtipp mehr. Besonders im Gedächtnis bleiben Tauchgänge an zwei Plätzen: Orug Abu Bassala und Oumm Kharaem. Orug bedeutet auf Arabisch so viel wie»flacher Riffturm«, und der Platz trägt diesem Umstand Rechnung. Die maximale Tiefe unserer Tauchgänge dort beträgt rund 20 Meter, und an der Spitze des Riffturms brechen sich die Wellen. Das ganze Riff ist von Spalten und Höhlen durchzogen, die dicht bewachsen sind und vor Riff-Fischen wimmeln. Dazwischen immer wieder große Anemonen mit unzähligen Clownfischen. Oumm Kharaem ist auch unter dem Namen St. John s Caves bekannt und ein echtes Taucher-Juwel. Die Crew der Aggressor passt den Zeitpunkt dieses Tauchgangs perfekt ab. Nur zu ganz bestimmten Uhrzeiten dringt das Sonnenlicht tief in die Spalten im Riff und taucht die Öffnungen mit durchdringenden»lichtfingern«in mystisches Licht. c 58 u 3/15

5 RED SEA AGGRESSOR Maskenfalterfische sind eine der bekanntesten Rotmeerfischarten. Die Tiere leben paarweise oder in Gruppen und sind spät nachmittags am aktivsten. 3/15 u 59

6 p REISE SCHIFF-STECKBRIEF RED SEA AGGRESSOR Die Red Sea Aggressor bietet 20 Passagieren eine komfortable Unterkunft. Alle Kabinen haben individuell regulierbare Klimaanlagen, Haartrockner, Bademäntel, Pflegeprodukte und täglich frische Handtücher. Alle Kabinen bieten viel Platz und haben reichlich Stauraum. Der Salon ist sehr geräumig und wird sowohl als Aufenthaltsraum als auch als Speisezimmer genutzt. Auch die Sonnen und Tauchdecks sind sehr großzügig bemessen. Es werden regelmäßig zwei Einwochen-Touren (Sieben-Nächte) angeboten: Im Norden die Brothers, Daedalus Riff und Elphinstone und der Süden mit St. John. Es gibt außerdem immer wieder 10-Tages-Touren. Dann werden Highlights beider Routen angefahren. Es finden pro Tag fünf Tauchgänge statt (auf der Brothers-Tour: vier). Der Preis für eine Einwochen-Safari (inkl. Tauchen, aller Mahlzeiten, alkoholfreier Getränke, lokalem Bier und Wein, ohne Flug) liegt bei 1899 US- Dollar, die Zehntages-Safari kostet 2715 US- Dollar (pro Person in der Deluxe Kabine, Master Kabine: 2099/2999 US-Dollar). Tauchguides: 2 Ausbildung: auf Anfrage Beiboote: 2 Nitrox: ja Rebreather: auf Anfrage Verleih Computer: ja Verleih Fotoausrüstung: ja Schiffstyp: Motoryacht Länge: 120 Fuß Anzahl Kabinen/AC: 10/ja, individuell regelbar Dusche/WC: in jeder Kabine Website: Schöner Wohnen: Kabinen und Gemeinschaftsräume der Aggressor sind modern und großzügig gestaltet. Nach weiteren Tauchgängen, unter anderem am weltbekannten Sha ab Claude, geht es in der zweiten Woche in den Norden. 19 Hammerhaie! Unser Skipper setzt Kurs auf die Brothers immer noch einer der besten und mit Sicherheit bekanntesten Tauchplätze im Roten Meer. Die beiden Felsinseln mitten im Nirgendwo sind Dorado für Fisch-, Wrack- und Riff- Fans gleichermaßen. Wir beginnen unsere Expedition mit einem Tauchgang am Numidia-Wrack. Die Reste des 1901 gesunkenen Frachters sind heute ein perfektes Fotomotiv. Es liegt unmittelbar unter dem Leuchtturm des großen Bruders. Am Kleinen Bruder, der sich tropfenförmig in Nordsüd-Richtung Die Kabinen bieten reichlich Platz. in die Strömung stellt, treffen wir während unseres Tauchgangs die großen Meeresbewohner: Hammer-, Weißspitzen-Hochseeund Fuchshaie. Die Red Sea Aggressor bleibt auf der Nordtour für zwei Tauchtage an den Brothers, bevor es in einer rund zehnstündigen Fahrt zum Daedalus-Riff weiter geht. Daedalus oder Abu Kizan ist das am weitesten von der ägyptischen Küste entfernte Rotmeer Riff. Das etwa 450 mal 100 Meter große Riff mit seinem schwarz-weißen Leuchtturm liegt 96 Kilometer östlich von Marsa Alam. Obwohl das Riff relativ klein ist, reichen die zwei Tauchtage, die unser Schiff, gemeinsam mit mehreren anderen Safaribooten, vor Anker liegt, nicht einmal ansatzweise aus, es zu erforschen. Mit etwas Glück bringt ein einziger Strömungstauchgang entlang des Drop- Offs Hammerhaie, Tunfisch-Schwärme und Mantas vor die Kamera. Bei einem unserer Tauchgänge hatten wir Glück und trafen auf insgesamt 19 Hammerhaie! Sie waren zwar zu weit weg für ein gutes Bild, aber trotzdem ein fantastischer Anblick und der Beweis, dass das Rote Meer immer noch eines der besten Tauchgebiete des Planeten ist. Es war für mich der perfekte Abschluss-Tauchgang meiner Tour. p 60 u 3/15