Praxisempfehlungen für psychologische Interventionen in der Rehabilitation von PatientInnen mit chronischen Rückenschmerzen
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- Karl Hausler
- vor 7 Jahren
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1 gefördert von: Praxisempfehlungen für psychologische Interventionen in der Rehabilitation von PatientInnen mit chronischen Rückenschmerzen Oskar Mittag & Christina Reese Institut für Qualitätsmanagement und Sozialmedizin (AQMS) am Universitätsklinikum Freiburg RehaUpdate des RFV am 24. April 2015 in Freiburg
2 Ausgangssituation In der (somatischen) Rehabilitation sind psychologische Interventionen fest etabliert Leitlinien / RTS / KTL schließen psychologische Interventionen ein Aber: nicht ausreichend differenziert und konkret für die Anwendung im Einzelfall erhebliche Versorgungsunterschiede zwischen einzelnen Einrichtungen Bedürfnis nach belastbaren Empfehlungen für die psychologische Praxis
3 Vorgaben für die Entwicklung der Praxisempfehlungen hoher Konkretisierungsgrad evidenzbasiert strukturkonservativ breit konsentiert Der Begriff psychologische Intervention wird im übergreifenden Sinn für diagnostische, therapeutische oder edukative Maßnahmen gebraucht, die psychologisch fundiert sind.
4 Was haben wir gemacht? 1 Literaturrecherche nach systematischen Reviews und Leitlinien Befragung zu Strukturen und Praxis in der Psychologie 2 Formulierung einer ersten Version der Praxisempfehlungen und Konsentierung in zwei ExpertInnenworkshops 3 Konsultationsfassung an alle Leitenden PsychologInnen und ChefärztInnen Fokusgruppen mit RehabilitandInnen 4 Revision der Praxisempfehlungen und Konsentierung im Rahmen eines abschließenden ExpertInnenworkshops
5 Ergebnisse der Literaturrecherche 14 Leitlinien; 6 systematische Übersichtsarbeiten Evidenz für Effektivität psychologischer Interventionen moderat bis schwach Übertragbarkeit auf das deutsche Versorgungssystem problematisch 5
6 Was haben wir gemacht? 1 Literaturrecherche nach systematischen Reviews und Leitlinien Befragung zu Strukturen und Praxis in der Psychologie 2 Formulierung einer ersten Version der Praxisempfehlungen und Konsentierung in zwei ExpertInnenworkshops 3 Konsultationsfassung an alle Leitenden PsychologInnen und ChefärztInnen Fokusgruppen mit RehabilitandInnen 4 Revision der Praxisempfehlungen und Konsentierung im Rahmen eines abschließenden ExpertInnenworkshops
7 Insgesamt 703 Fragebögen verschickt Grundgesamtheit: 161 kardiologische und 452 orthopädische Einrichtungen Rücklaufquote 53%!
8 Stellenverhältnis Stellenverhältnis in ambulanten Einrichtungen besser (1,4 auf 100 Patienten) In 20 Prozent der Einrichtungen nur ein Psychologe (ambulant: 60%) 50 Prozent als PPT approbiert M = 0,83 (stationär) AHB-Anteil = 38% AHB-Anteil = 70%
9 Aufteilung der Arbeitszeiten Einzelgespräch 37,0% Entspannung 18,0% sonstige 2,0% Gruppe (allg.) 5,8% Gruppe (problem.) 11,7% Diagnostik 6,0% Verwaltung 12,5% Besprechungen 7,1% Orthopädie
10 Aufteilung der Arbeitszeiten Einzelgespräch 37,9% Entspannung 17,9% sonstige 1,6% Gruppe (allg.) 7,2% Gruppe (problem.) 11,7% Diagnostik 5,9% Verwaltung 11,2% Besprechungen 6,7% Kardiologie
11 Aufteilung der Arbeitszeit (Gasteroenterologie) Verwaltungstätigkeiten 10% (SD: 7%) Besprechungen 6% (SD: 4%) Nachsorge 1% (SD: 2%) Super-/ Intervision 4% (SD: 4%) Diagnostik/ Indikationsstellung 8% (SD: 8%) Einzelinterventionen 27% (SD: 22%) Problemorientierte Gruppeninterventionen / Schulungsprogramme 10% (SD: 7%) Allgemeine Gruppeninterventionen 12% (SD: 9%) Entspannungstraining 23% (SD: 17%) 11
12 Aufteilung der Arbeitszeit (Onkologie) Verwaltungstätigkeiten 12% (SD: 8%) Supervision/ Intervision 3% (SD: 5%) Nachsorge 1% (SD: 3%) Sonstiges 2% (SD: 4%) Diagnostik/ Indikationsstellung 9% (SD: 14%) Besprechungen 6% (SD: 5%) 12 Problemorientierte Gruppeninterventionen / Schulungsprogramme 9% (SD: 8%) Allgemeine Gruppeninterventionen 7% (SD: 7%) Entspannungstraining 10% (SD: 8%) Einzelinterventionen 42% (SD: 19%)
13 Aufteilung der Arbeitszeit (Neurologie) Allgemeine Gruppeninterventionen 3,0% (SD=5,5) Problemorientierte Gruppenintervention 4,1% (SD=5,9) Einzelinterventionen / Kog. Training 28,8% (SD=17,2) Entspannung 4,7% (SD=6,1) Nachsorge 1,1% (SD=3,5) Sonstige 3,4% (SD=11,3) Supervision / Intervision 2,5% (SD=2,8) Besprechungen 8,0% (SD=6,1) Indikationsstellung / Diagnostik 28,5% (SD=16,3) Angehörigengespräche 2,7% (SD=2,6) Verwaltungstätigkeiten 15,3% (SD=12,7) Mai 2015
14 Aufteilung der Arbeitszeiten Einzelgespräch 37,0% Entspannung 18,0% sonstige 2,0% Gruppe (allg.) 5,8% Gruppe (problem.) 11,7% Diagnostik 6,0% Verwaltung 12,5% Besprechungen 7,1% Orthopädie
15 dabei aber große Heterogenität zwischen den Einrichtungen!
16 Zuweisung von PatientInnen zur Psychologischen Abteilung über aufnehmende ÄrztInnen ärztliche Visite Selbstzuweisung Teambesprechungen Orthopädie Kardiologie sonstige Berufsgruppen Screening-Fragebogen psychologische Visite sehr selten / nie sehr häufig
17 Was haben wir gemacht? 1 Literaturrecherche nach systematischen Reviews und Leitlinien Befragung zu Strukturen und Praxis in der Psychologie 2 Formulierung einer ersten Version der Praxisempfehlungen und Konsentierung in zwei ExpertInnenworkshops 3 Konsultationsfassung an alle Leitenden PsychologInnen und ChefärztInnen Fokusgruppen mit RehabilitandInnen 4 Revision der Praxisempfehlungen und Konsentierung im Rahmen eines abschließenden ExpertInnenworkshops
18 21 Empfehlungen
19 Ergebnisse der Anwenderbefragung Befragungszeitraum: 7/2011 Insgesamt Konsultationsfassungen Rücklauf: 38 Prozent! Mittlere Zustimmungsrate über alle Empfehlungen: 92% (Range: %) Über z. T. sehr ausführliche Freitextangaben (davon 83 % positiv) Zustimmung auch in den Fokusgruppen
20 Was haben wir gemacht? 1 Literaturrecherche nach systematischen Reviews und Leitlinien Befragung zu Strukturen und Praxis in der Psychologie 2 Formulierung einer ersten Version der Praxisempfehlungen und Konsentierung in zwei ExpertInnenworkshops 3 Konsultationsfassung an alle Leitenden PsychologInnen und ChefärztInnen Fokusgruppen mit RehabilitandInnen 4 Revision der Praxisempfehlungen und Konsentierung im Rahmen eines abschließenden ExpertInnenworkshops
21
22 Inhalte der Praxisempfehlungen (chronischer Rückenschmerz) Basisangebote 1.1 Rückenschule 1.2 Entspannungstraining 1.3 Schmerzbewältigungstraining oder Psychologische Schmerztherapie Psychische Funktionen 2.1 Depression und Angst 2.2 Schmerzbezogene Kognitionen, Schon- und Vermeidungsverhalten oder Durchhalteverhalten 2.3 Weitere psychische Komorbidität 2.4 Akute psychische oder psychosoziale Probleme; Probleme bei der Krankheits- oder Krankheitsfolgenbewältigung Umweltfaktoren und personenbezogene Faktoren 3.1 Lang andauernde psychosoziale Belastungen 3.2 Problemlagen in Bezug auf die Erwerbstätigkeit 3.3 Bewegungsmangel
23 Für alle Patienten Standardisierte Rückenschule (z. B. Curriculum Rückenschule von Meng et al., 2011) Entspannungstraining Wenn psychosoziale Faktoren eine besondere Rolle spielen Schmerzbewältigungstraining (mind. 4 UE, 12 TN, psychoedukativ, Dipl.-Psych. / MSc) oder Basisangebote Psychologische Schmerztherapie (> 4 UE, max. 12 TN, PPT)
24 Psychologische Interventionen durch das gesamte Rehateam 1. Motivierende Gesprächsführung (Miller & Rollnick, 2009) 2. Handlungs- und Bewältigungsplanung (z. B. Sniehotta et al., 2005) Mitarbeiterfortbildung! Interdisziplinäre Teamsitzungen! Supervision!
25 Inhalte der Praxisempfehlungen (chronischer Rückenschmerz) Basisangebote 1.1 Rückenschule 1.2 Entspannungstraining 1.3 Schmerzbewältigungstraining oder Psychologische Schmerztherapie Psychische Funktionen 2.1 Depression und Angst 2.2 Schmerzbezogene Kognitionen, Schon- und Vermeidungsverhalten oder Durchhalteverhalten 2.3 Weitere psychische Komorbidität 2.4 Akute psychische oder psychosoziale Probleme; Probleme bei der Krankheits- oder Krankheitsfolgenbewältigung Umweltfaktoren und personenbezogene Faktoren 3.1 Lang andauernde psychosoziale Belastungen 3.2 Problemlagen in Bezug auf die Erwerbstätigkeit 3.3 Bewegungsmangel
26 Ist das nicht Kochbuchmedizin??? Evidenzbasierung in der Medizin meint den gewissenhaften, ausdrücklichen und vernünftigen Gebrauch der besten verfügbaren wissenschaftlichen Evidenz für Entscheidungen in der Versorgung individueller Patienten. (Sackett et al., 1996, p. 71)
27 Publikationen aus dem Projekt Reese, C., Jäckel, W. H. & Mittag, O. (2012). Die somatische Rehabilitation als Arbeitsfeld für Psychologen: Ergebnisse einer bundesweiten Befragung zu Strukturen und Praxis in der stationären orthopädischen und kardiologischen Rehabilitation. Die Rehabilitation, 51 (03), Mittag, O., Reese, C., Gülich, M. & Jäckel, W.H. (2012). Strukturen und Praxis der Psychologischen Abteilungen in der orthopädischen und kardiologischen Rehabilitation: Vergleich zwischen ambulanten und stationären Einrichtungen in Deutschland. Das Gesundheitswesen, 74 (12), Reese, C., Spieser, A. & Mittag, O. (2012). Psychologische Interventionen in der Rehabilitation von Patienten mit koronarer Herzerkrankung: Zusammenfassung der Evidenz und der Empfehlungen aus systematischen Übersichtsarbeiten und Leitlinien. Die Rehabilitation, 51 (06), Reese, C. & Mittag, O. (2013). Psychological interventions in the rehabilitation of patients with chronic low back pain: evidence and recommendations from systematic reviews and guidelines. International Journal of Rehabilitation Research Research, 36 (1): Mittag, O. & Reese, C. (2013). Die Entwicklung von Praxisempfehlungen für psychologische Interventionen in der Rehabilitation von Patienten mit koronarer Herzkrankheit: Methoden und Ergebnisse. Die Rehabilitation, 52, Reese, C. & Mittag, O. (2013). Entwicklung von Praxisempfehlungen für psychologische Interventionen in der Rehabilitation von Patienten mit chronischen Rückenschmerzen: Methoden und Ergebnisse. Das Gesundheitswesen, 75, Reese, Jäckel & Mittag AQMS Freiburg 27
28 Ich freue mich auf die Diskussion!
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