Optisch sauber ist nicht hygienisch rein! Desinfektion in der Gebäudereinigung

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1 Optisch sauber ist nicht hygienisch rein! Desinfektion in der Gebäudereinigung Seit einigen Jahren gewinnt die Desinfektion immer mehr an Bedeutung und gehört mittlerweile zu einer der anspruchsvollsten Aufgaben in der Gebäudereinigung. Jede Verunreinigung, egal ob auf Händen, Flächen, Geschirr, Wäsche kann auch gleichzeitig Träger von Krankheitskeimen und Verursacher von Infektionen sein. Das Risiko einer Kreuzkontamination, also einer ungewollten Übertragung von Mikroorganismen, ist höher, je häufiger die Fläche mit Händen, Schleimhäuten oder Körperflüssigkeiten in Kontakt kommt. Die Flächendesinfektion hat primär das Ziel der Infektionsverhütung sowohl im Bereich des Gesundheitswesens, bei Gemeinschaftseinrichtungen als auch im Lebensmittelbereich. Mikroorganismen können auf unbelebten Flächen über Tage, Wochen und teilweise sogar Monate überleben. Darum ist es wichtig bereits vorbeugend mögliche Übertragungswege zu definieren und Infektionsketten zu unterbrechen. Besonders bei saisonalen Grippewellen sollte auf eine vorbeugende Desinfektion geachtet werden. Durch eine regelmäßige Flächendesinfektion werden den Mikroorganismen die Nährstoffe als Lebensgrundlage entzogen. Zudem werden sie durch Biozide (also desinfizierende Wirkstoffe) getötet oder inaktiviert. Was genau heißt Desinfektion? Desinfektion beschreibt den Prozess, die Anzahl vermehrungsfähiger Mikroorganismen und Viren durch irreversible Inaktivierung auf ein sicheres Level zu reduzieren. Von Desinfektion spricht man bei einer Keimreduktion um einen Faktor von mindestens 10 5 (dies entspricht 99,999 %), soll heißen: von ursprünglich vermehrungsfähigen Keimen (so genannte koloniebildende Einheiten - KBE) überlebt nicht mehr als ein Einziger. Ziel: Kreuzkontamination sowie Vermehrung reduzieren/verhindern, so dass das Risiko einer Infektion reduziert wird. Seite 1

2 Hygienisch reine Flächen in 6 Schritten Der richtige Reinigungs- & Desinfektionsablauf Üblicherweise gliedert sich der Reinigungs- und Desinfektionsablauf in 6 Schritte. Je nach verwendetem Produkt können manche Schritte entfallen. Im Zweifelsfall unbedingt die Vorgabe gemäß Reinigungs- und Hygieneplan zu beachten! Grobreinigung Reinigen Spülen Entfernung von grobem, losem Schmutz mittels Besen, Staubsauger, Papiertuch, etc. Entfernung von haftendem Schmutz mit einem Reinigungsmittel Eiweißfehler beachten! Flächen durch Spülen mit klarem Wasser von Reinigungsmittelresten befreien. Seifenfehler beachten! Desinfizieren Spülen Trocknen Desinfektion gemäß Hygieneplan durchführen. Wichtig: Vollständig benetzen Einwirkzeit beachten Richtig dosieren Nachspülen mit Frischwasser Ausnahme: Alkoholdesinfektion Zwingend notwendig: bei Lebensmittelkontakt sowie Hautkontakt Flächen an der Luft trocknen lassen. In manchen Fällen kann es notwendig sein mit einem frischen, sauberen Tuch trocken zu wischen. Eiweißfehler Seifenfehler Wird ohne ausreichend zu reinigen direkt desinfiziert, kann es zu einer Herabsetzung der Wirkung des Desinfektionsmittels durch das im Schmutz vorhandene Eiweiß kommen. Dies betrifft vor allem die Gruppe der Aldehyde. In jedem Rückstand sind Eiweißreste vorhanden, die zu diesem Fehler führen können. Vermischt man Reinigungs- und Desinfektionsmittel, kann das Desinfektionsmittel seine Wirksamkeit verlieren. Auch Reinigungsrückstände reichen dazu aus. Manche Produkte dürfen vermischt werden dies muss jedoch per Gutachten bestätigt werden. Seite 2

3 Desinfektion an die Gegebenheiten anpassen! Arten der Desinfektion Je nach Risikobereich, Anwendungsbereich und zu erwartender Kontamination wird die Maßnahme zur Reinigung und/oder Desinfektion bestimmt. In der Fachsprache werden 3 Arten der Desinfektion unterschieden: Routinemäßige bzw. laufende Desinfektion Vorbeugende Desinfektion mit dem Ziel die Verbreitung von (potentiellen) Krankheitserregern einzuschränken. Flächen mit häufigem Hände- bzw. Hautkontakt, Flächen zur Bearbeitung von Lebensmitteln, Sanitärbereiche, patientennahe Flächen, etc. Gezielte Desinfektion Gezielte Desinfektionsmaßnahmen sind notwendig bei: Erkennbarer Kontamination von Flächen Schlussdesinfektion Ausbruchssituation Auftreten spezieller Erreger, z. B. multiresistenter oder hochinfektiöser Erreger (z. B. MRSA, ESBL, Noroviren, Rota-Viren, Clostridium difficile). Behördlich angeordnete Entseuchung Wird eine Entseuchung behördlich angeordnet, müssen Mittel und Verfahren gem. 18 des Infektionsschutzgesetzes verwendet werden. Dies sind Präparate aus der RKI-Liste. Im Vergleich zur routinemäßigen oder gezielten Desinfektion, werden meist deutlich höhere Anwendungskonzentrationen und Einwirkzeiten verwendet. Diese sind notwendig um epidemische Ausbrüche zu verhindern. Seite 3

4 Wie wähle ich das richtige Desinfektionsmittel? Wahl des Desinfektionsmittels anhand von Desinfektionsmittellisten Ob und wie ein Desinfektionsmittel wirkt, ist für den Anwender nicht offensichtlich zu erkennen, zumal Mikroorganismen mit dem bloßen Auge nicht wahrgenommen werden können. Aus diesem Grund haben sich Listen etabliert, in denen je nach Anwendungsbereich geprüfte Desinfektionsmittel zusammengestellt sind und dem Anwender eine Hilfestellung bei der Auswahl geben. Prüfung der Wirksamkeit Die Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln wird vor der Aufnahme in Listen durch standardisierte Tests und unabhängige Gutachten belegt. Somit ist die Wirksamkeit für den Anwender gesichert und die belegte Wirksamkeit dient gleichzeitig als Qualitätsmerkmal für alle gelisteten Desinfektionsmittel. Die Prüfung von Desinfektionsmitteln erfolgt in Deutschland nach Methoden der DGHM und/oder europäischen Testmethoden (EN-Tests). Jene Produkte, die nach den Methoden der DGHM getestet werden, sind in der VAH Liste aufgeführt. Was heißt clean und dirty conditions? Neben der Konzentration und der Temperatur wird bei der Flächendesinfektion zusätzlich zwischen geringer Belastung mit Verschmutzung (clean conditions, vorgereinigt) und hoher Belastung mit Verschmutzung (dirty conditions, schmutzig) sowie ohne Mechanik und mit Mechanik unterschieden. Somit hat der Anwender die Möglichkeit je nach Anwendungsgebiet z. B. bei einer vorgereinigten Fläche oder einer Oberfläche ohne organische Belastung eine niedrigere Dosierung zu wählen. Ist bei einem Produkt nur die Dosierung nach clean conditions angegeben, muss vorgereinigt werden. Phasen der Wirksamkeitsprüfung Phase 1: Basistest = Qualitativer Suspensionsversuch: Nachweis einer Grundwirkung gegen die Zielorganismen (obligatorisch) Phase 2/Stufe 1: Quantitativer Suspensionsversuch unter Hinzufügen einer Störlösung (zur Simulation einer organischen Belastung), die exakte Keimzahlreduktion in log10-stufen wird hier ermittelt Phase 2/Stufe 2: Praxisnaher Keimträgertest durch Simulation von praxisähnlichen Bedingungen je nach Anwendungsgebiet Hände-, Instrumenten- und Flächendesinfektion zur Ermittlung der Anwendungskonzentration und Einwirkzeit. Seite 4

5 Übersicht über Desinfektionsmittellisten VERBÄNDE & INSTITUTIONEN VAH Verbund für Angewandte Hygiene e.v. ANWENDUNGSGEBIET Händewaschung und desinfektion (hygienische und chirurgische), Hautantiseptik, Desinfektion von Flächen, Instrumenten (manuelle Verfahren) und Wäsche PRÜFUNG & WIRKSAMKEIT Standardmethoden der DGHM, wirksam gegen Bakterien inkl. Mykobakterien und Tuberkulose und Pilze sowie beliebig erweiterbar gegen Viren DIN EN Normen Normen nach europäischen Testmethoden DGHM und EN sind bezüglich Anwendungsgebieten, Prüfung und Wirksamkeit sind weitestgehend vergleichbar RKI Robert Koch Institut Bei behördlich angeordneten Desinfektions- und Entseuchungsmaßnahmen nach 18 des Infektionsschutzgesetzes. Bei routinemäßiger Desinfektion wird auf die VAH oder DVV Liste verwiesen. Leitlinien der RKI, wirksam gegen A: Bakterien inkl. Mykobakterien sowie Pilze B: (Inaktivierung von) Viren DVV Deutsche Vereinigung zur Bekämpfung von Viruskrankheiten e.v. Viruzidie-Liste Leitlinie der DVV und des RKI, gegen Viren (begrenzt viruzid und viruzid) IHO Industrieverband Hygiene und Oberflächenschutz Viruzidie-Liste Hände, Flächen, manuelle und maschinelle Instrumentendesinfektion Anwendung im Bereich Lebensmittel und Tierhaltung Leitlinie der DVV und des RKI sowie EN Normen, Wirksamkeit gegen Bakterien und Pilze sowie Viren (begrenzt viruzid und viruzid) DVG Deutsche Veterinär-medizinische Gesellschaft e.v. Anwendung im Bereich Lebensmittel und Tierhaltung Richtlinien der DVG, gegen Bakterien, Pilze sowie bei Tierhaltung gegen Viren, Tuberkulose und Parasiten Seite 5

6 Wirkstoffe was wogegen wirkt! Desinfektionsmittel ist nicht gleich Desinfektionsreiniger Die primäre Aufgabe eines Desinfektionsmittels ist es, desinfizierend zu wirken. Desinfektionsreiniger enthalten noch zusätzliche Stoffe, um Oberflächen zu reinigen oder zu pflegen. Materialverträglichkeit Je nach Wirkstoff ändert sich auch die Materialverträglichkeit, darum müssen folgende Punkte dringend beachtet werden: Verwendung von alkoholhaltigen Desinfektionsmitteln Acrylglas (Plexiglas) kann trübe oder rissig werden Lackierte Flächen können beschädigt werden Beschichtete Fußböden: Flecken können entstehen auch durch Tropfen von alkoholhaltigem Händedesinfektionsmittel auf beschichtete Böden Hoch alkalische Präparate Linoleum oder Aluminium sowie textile Beläge können beschädigt werden Aldehydhaltige Desinfektionsmittel (Formaldehyd, Glutardialdehyd, Glyoxal, etc.) können bei längerer Anwendung Kunststoffe verfärben Tipp Testen Sie im Zweifelsfall unbekannte Produkte an unauffälliger Stelle oder fragen Sie nach einem Gutachten, dass die Materialverträglichkeit bestätigt. Seite 6

7 Ecolab Leistungsspektrum Bakterien Pilze Hefen Viren Sporen Tuberkulose Produkt Wirkstoff INCIDIN Rapid INCIDIN Extra N INCIDIN Plus* Diesin HG DIESIN Maxx MIKRO-QUAT Extra INCIDIN Foam INCIDES N Eco-Bac Wipes Alkohol QUAT Glucoprotamin Aldehyde VAH, IHO VAH, RKI VAH, RKI VAH, RKI VAH VAH VAH VAH, RKI EN + MRSA + MRSA + Noroviren + Noroviren SIRAFAN Speed VAH Noroviren *Mischbarkeitsgutachten Für eine Vielzahl von Flächendesinfektionsmitteln existieren Mischbarkeitsgutachten mit Reinigungsmittel. U. a. ist die Mischbarkeit für INCIDIN Plus in Kombination mit INDUR Maxx oder MAGIC Maxx bestätigt. Seite 7

8 Wie wird die Desinfektionslösung auf die Fläche aufgetragen Feuchtreinigung Größere Flächen sollten feucht gereinigt werden. Hier kann es jedoch schnell zu einer Keimverschleppung kommen. Daher sollten benutzte Tücher nicht wieder in die Desinfektionslösung getaucht und das getränkte Tuch nur für eine begrenzte Fläche genutzt werden. Damit die gewischte Fläche jedoch so groß wie möglich ist, kann eine besondere Falttechnik bei den Wischtüchern angewendet werden: Das vorhandene Tuch je nach Größe mehrfach falten. Nach dem Eintauchen in die Desinfektionslösung wie folgt verfahren: 1. Mit erster Seite wischen Tuch wenden wischen 2. Tuch aufklappen und verschmutzte Seiten aufeinander legen wieder wischen, wenden und wischen 3. Dies solange wiederholen, bis keine sauberen Seiten mehr zur Verfügung stehen. Danach das Tuch zur Schmutzwäsche geben und ein neues Tuch verwenden. Für Fußböden eignet sich die Zwei-Bezugs-Methode: Für ein Fläche von max. 25 m 2 wird ein frischer Bezug zum Auftragen der Desinfektionslösung und ein weiterer zum Aufnehmen der überschüssigen Flüssigkeit verwendet. Danach werden beide Bezüge zur Schmutzwäsche gegeben und frische Bezüge genommen. Tipp Durch eine alternierende Reinigung kann einem Keimwachstum entgegengewirkt werden. Dazu wird der Boden alternierend einmal mit einem sauren Reiniger (z.b. Energy Into von Ecolab) und einem alkalischen Reiniger behandelt. Zusätzlich werden Schmutz sowie Kalkrückstände wirkungsvoll bekämpft. Wichtig: jeweils die Materialverträglichkeit prüfen. Elastische Böden sind hierfür nicht geeignet! Seite 8

9 Auftragen der Desinfektionslösung mittels Vortränkung Die ideale Alternative zum Feuchtwischen! Damit können sowohl Mikrofasertücher als auch Moppbezüge getränkt werden. Bei der Auswahl des Tuches oder Moppbezüge ist jedoch auf dessen Stabilität gegenüber Desinfektionsmittel zu achten. Nicht alle Bezüge sind zur Vortränkung geeignet (siehe Wirkstoffzehrung). Für die Flächendesinfektion sind insbesondere die polifix DesPads (Mikrofaserreinigungspads für Oberflächen) sowie der Rasant Micro Basic (Mikrofaserwischbezug für den Boden) geeignet. Gutachten hierfür sind bei Ecolab erhältlich! Vorgetränkte Bezüge und Tücher enthalten keine überschüssige Flüssigkeit. Es reicht daher ein Bezug pro Raum zum Auftragen. Anschließend wird der Bezug zur Schmutzwäsche gegeben. Wirkstoffzehrung Nachdem Reinigungstextilien mit einer ausreichenden Menge an Desinfektionsflotte getränkt wurden, beginnen die Desinfektionswirkstoffe auf die vorhandene Fläche bzw. Textilfaser aufzuziehen. Daher steht bereits unmittelbar nach der Vortränkung ein Großteil der Desinfektionswirkstoffe für die Desinfektionsreinigung nicht mehr zur Verfügung. Diese haben sich an dem Textil Neben der Kosten- und Zeitersparnis, eignet sich die Vortränkung auch besonders wegen der hohen Hygienesicherheit. Einer Schmutzverschleppung wird vorgebeugt, da für jeden Raum wie Sanitärbereich und Teeküche, frische Bezüge und Tücher verwendet werden und ein Wiedereintauchen in die Reinigungsflotte verhindert wird. Falsch! Richtig! angelagert! Davon ausgeschlossen sind aldehydbasierte Desinfektionsmittel. Reinigungsgeräte Zur Reinigung von Oberflächen und Böden eignet sich auch ein Reinigungssprühgerät in Kombination mit einem Schrubber oder Tüchern. Wischweise beachten! Die richtige Arbeitsweise ist entscheidend! Nach jedem Raum den Bezug wechseln Seite 9

10 Richtig Desinfizieren Desinfektions- und Reinigungsplan beachten! Dem Desinfektions- oder Reinigungsplan kommt beim Desinfizieren eine besondere Bedeutung zu. Neben dem richtigen Produkt werden hier die Anwendungsfläche, Dosierung und Einwirkzeit genannt. Anwendungsbereich z. B. täglich Desinfektionsreiniger Mit Tuch auftragen Einwirkzeit beachten Nachspülen Handschuhe tragen Verantwortlich Mit sogenannten Verfahrenskarten können zudem Abfolgen von Reinigungstätigkeiten detailliert dargestellt werden. Checkliste Etikett immer gut lesen Dosierung genau einhalten Dosieranlagen regelmäßig überprüfen Reinigungspersonal entsprechend schulen und auf die Nutzung des Desinfektions- und Reinigungsplans verweisen Unterweisung bezüglich 20 Gefahrstoffverordnung (einmal jährlich) Desinfektionsreiniger haben auf stark verschmutzten Flächen eine deutlich geringere Wirksamkeit (Eiweißfehler) Eine Scheuer-Wisch-Desinfektion erhöht den Desinfektionserfolg (mechanische Bearbeitung mit Bürste, Pad oder Reinigungstextilien) Durch eine Reduktion der Reinigungshäufigkeit sinkt der Hygienestandard Durch Kontrollmaßnahmen kann der Hygienestandard aufrecht erhalten werden (z. B. Abklatschtest, Checklisten, etc.) Desinfektionspräparate nicht mit Reinigungsmitteln mischen (Seifenfehler) Richtige Lagerung von Desinfektionsmitteln Reinigungsutensilien, z. B. Eimer, Wischer, Bürsten desinfizierend aufbereiten und trocknen Bei Tüchern und Moppbezügen empfiehlt sich eine maschinelle thermische oder chemothermische Desinfektion Farbcodierte Systeme verwenden Ecolab Deutschland GmbH Ecolab-Allee Monheim am Rhein +49 (0) Ecolab TM USA Inc. All rights reserved. Newsletter- Anmeldung unter rasantec.de Seite 10