6-10 LEBENSRAUM KOMPOST SACH INFORMATION KOMPOST IN DER SCHULE

Transkript

1 SACH INFORMATION Die oberirdischen Vorgänge in der Natur werden seit Menschengedenken ununterbrochen beobachtet. Wer würde schon vermuten, dass ein Blick unter die Erde jedoch viel spannender sein kann? Und tatsächlich sind es äußerst mysteriöse Vorgänge, die sich in einem Komposthaufen abspielen: Eine unendliche Menge an Bakterien (in einer Handvoll Erde befinden sich mehr Lebewesen, als es Menschen auf der ganzen Erde gibt), Würmern und Kleinlebewesen bearbeitet ununterbrochen organische Abfälle, wandelt diese um und produziert über ihre Ausscheidungsorgane nach und nach Humus, fruchtbare Erde. Gleichzeitig wird Energie frei und die Temperatur im Komposthaufen steigt an. Die Organismen finden somit bis in den Winter hinein ideale Lebensbedingungen vor, um ihre Arbeit unentwegt fortzusetzen. Ein Kreislauf, der sich über Jahrmillionen auf der Erde bewährt hat, so dass die Pflanzen niemals Gefahr laufen ihre Nahrungsgrundlage zu verlieren. Dem Boden werden Nährstoffe zugeführt, sodass er keinen mineralischen Dünger benötigt. Die zahlreichen biologischen Vorgänge im Boden sind ein interessantes Untersuchungsfeld. Ein Komposthaufen ist hierfür ein geeignetes Untersuchungsobjekt. IN DER SCHULE Ein gut angelegter Kompost im Schulgarten kann ein Garant für spannende Projekte rund um das Thema Boden sein und zugleich zu einem wichtigen Beitrag zur Reduktion des Müllberges werden. Kompost trägt dazu bei, den natürlichen Stoffkreislauf im Garten zu verdeutlichen. Ein geschlossenes System im Kleinen ist entstanden, die Pflanzen der Gärten ernähren sich von der Erde, die von Mikroorganismen und Kleinlebewesen aus Küchen- und Gartenabfällen geschaffen wurde. Mineraldünger werden überflüssig, gleichzeitig spart man Geld und Zeit für deren Anschaffung und gefährdet das Grundwasser nicht durch das Versickern der meist nitrathältigen Dünger. Abermillionen Lebewesen bevölkern einen Komposthaufen. Sie verarbeiten Abfälle zu fruchtbarer Erde. Ein Komposthaufen entwickelt bei sachgemäßer Anlage keine unangenehmen Gerüche: Solange auf eine ausreichende Luftversorgung geachtet wird (ab und zu mit einer Schaufel durchmischen), ist die Gefahr der sauerstofflosen (oder anaeroben) Zersetzung nicht gegeben und somit tritt auch keine Geruchsbelästigung auf. Im Normalfall ist der Kompost aber auf Grund seiner krümeligen Struktur selbst in ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH

2 SACH INFORMATION der Lage, für einen ausreichenden Luft- und somit Sauerstoffaustausch zu sorgen. ZUSAMMENFASSUNG: Ein Komposthaufen gleicht einem brodelnden Topf. Bakterien, Pilze und Kleinlebewesen bauen organische Abfälle ab und wandeln sie zu fruchtbarem Humus um. Dabei wird Energie frei, und die Temperatur im Komposthaufen steigt an. Beim Kompostieren wird im Gegensatz zur anaeroben Vergärung viel Sauerstoff benötigt. INFO SERVICE: Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie unter bzw. bekommen Sie von den regionalen Stellen des NÖ Abfallwirtschaftvereins (siehe Natur und Garten Service). Die gesiebte Komposterde eignet sich hervorragend als Dünger für die Klassenpflanzen. Vorsicht: bitte immer verdünnt anwenden. Für Schulkinder kann der Kompost zum Verständnis der Komplexität aller Naturvorgänge beitragen. Gerade für VolksschülerInnen wird das Zusammenspiel eines Kreislaufes nachhaltig demonstriert. In der Reihe Natur im Garten des Landes Niederösterreich kann man im NÖ Naturgarten-Ratgeber,Teil 5 Der Komposthaufen unzählige Tipps für die richtige Kompostierung bekommen (siehe Natur und Garten Service). Weiters hat das Land Niederösterreich auf Initiative von Umweltlandesrat Mag. Sobotka in vielen Schulen die Bereitstellung von Wurmkompostkisten (siehe Natur und Garten Service) gefördert. Bei Wurmkompostkisten in der Schule kann das Einbringen einer Generation von bestimmten Regenwürmern, den sogenannten Eisenia feotida die Kompostierung beschleunigen. Im Hinblick auf die so wichtige Umwelterziehung werden diese Würmer auch den Schulen Niederösterreichs günstig angeboten. Der gemeine Regenwurm kann bis zu 30cm lang werden. Durch das Wühlen von Gängen belüftet er den Boden, außerdem hat er einen bedeutenden Anteil bei der Humusbildung. ÖKO LOG

3 DIDAKTISCHE UMSETZUNG Ein durch die Schulkinder selbst angelegter Komposthaufen im Schulgarten (oder in der nahen Umgebung der Schule) kann auf verschiedenste Weise das Naturverständnis der Kinder anregen: Einerseits wird die prinzipielle Idee des Recyclings in einem anschaulichen Beispiel demonstriert und somit der Begriff der Wiederverwertbarkeit verdeutlicht. Andererseits können die Vorgänge in der Erde in einem Komposthaufen ausgezeichnet studiert und zum Beispiel mit einem Thermometer die Intensität des Prozesses einfach demonstriert werden. Zahlreiche interessante Bodentiere (wie Regenwürmer, Asseln, Milben,Tausendfüßer) oder Pilze sind bei der Arbeit zu beobachten und können in einem projektorientierten Unterricht auch laufend untersucht werden. LERNZIELE: Beobachtung des Recyclingvorganges in der Natur und Anregung zur Umsetzung im eigenen Haushalt. Kennen lernen der Funktion wichtiger Kleinlebewesen beim Abbau von organischen Abfällen. Die Bedeutung und Zusammenhänge von Nährstoffen, Humus und Dünger verstehen lernen. INFORMATIONSTEIL: Die Kinder werden in ein bis zwei Schulstunden über das Projekt Wir machen Kompost theoretisch informiert. Die Kinder werden mit Fragen über den Prozess der Wiederverwertung angeregt, aus ihrer Erfahrung zu berichten. Das Thema Kompost wird angesprochen, die Kinder zeichnen Dinge, die man auf einem Komposthaufen entsorgen kann (Essensreste, Gartenabfälle, Laub, Heckenschnitt, Kaffeefiltertüten, Küchenabfälle usw.). Solange ein Komposthaufen gut durchlüftet ist (beispielsweise durch häufiges Wenden der Erde), ist ausreichend Sauerstoff in der Erde. Die unangenehm riechende anaerobe (=sauerstofflose) Zersetzung wird somit verhindert. In einer Handvoll Komposterde befinden sich mehr Lebewesen als Menschen auf dieser Erde. Wie man auf unserem Foto sieht, riecht Komposterde angenehm. ORT: Schulgarten. ZEITAUFWAND: zwei bis drei Schulstunden in der Vorbereitung, Bau des Komposthaufens ca. ein Vormittag, möglicherweise eine weitere Stunde am nächsten Tag zur Nachbesprechung. MATERIALIEN: bei Selbstbau des Komposthaufens diverse Werkzeuge, Gartengeräte, Grabgabel oder Mistgabel, Kompostbehälter. ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH

4 DIDAKTISCHE UMSETZUNG KOSTEN: fertiger Kompostbehälter ab ca. 25 Euro zu kaufen; bei Selbstbau mehr Zeitaufwand, aber die Kosten für Holz sind niedriger. Selten werden wir ein besseres Beispiel für Kreisläufe in der Natur für den Unterricht finden als einen selbst angelegten Komposthaufen. UMSETZUNG: Der Kompostplatz sollte leicht beschattet, eher am hintersten Ende des Gartens liegen. Der Komposthaufen soll ebenerdig auf naturbelassenem Boden angelegt werden. Zu empfehlen ist eine strauchige Rundbepflanzung (zum Beispiel Holler), die nur an einer Seite einen Zugang erlaubt. Der/die LehrerIn besorgt das Material für einen Kompostbehälter (zum Beispiel Kompostbehälter bei einem Gartenfachmarkt oder das Material zum Selberbasteln). Bei genügend Platz kann auch einfach in Form eines Haufens kompostiert werden. In beiden Fällen ist unbedingt auf eine ausreichende Belüftung von unten zu achten. ABLAUF DER PFLANZUNG: Das Land Niederösterreich hat auf Initiative von Landesrat Mag. Sobotka in vielen Schulen die Bereitstellung von Wurmkompostkisten (siehe Natur und Garten Service) gefördert. Auf einer Grundfläche von ca. 1,5 x 1,5m (bzw. der Grundfläche des Kompostbehälters) wird der Komposthaufen errichtet. Die unterste Schicht sollte aus groben Ästen oder anderem gröberen organischen Material bestehen, das eine gute Luftversorgung sichert. Danach werden die ersten Abfälle aufgebracht. Damit die geeignete Rottetemperatur erreicht wird, empfiehlt es sich vor dem ersten Ausbringen, die Abfälle ca. eine Woche lang zu sammeln. Verwertet werden können prinzipiell alle organischen Abfälle, also Essensreste aller Art, Gartenabfälle, Laub, Heckenschnitt (kleingeschnitten), Kaffeefiltertüten aus dem Konferenzraum sowie alle weiteren Küchenabfälle. ALTERNATIVE PROJEKTE: Wurmkiste. Bodenprofil im Wald analysieren. erstes Mikroskopieren mit den Tieren des Komposts.

5 ARBEITSBLATT Ein Komposthaufen kann uns zeigen, was die Natur Tag für Tag macht: Sie verwertet abgestorbene Blätter, totes Holz oder Tiere, indem daraus Erde wird. Somit schließt sich der Kreislauf der Natur! Grab doch vorsichtig die obersten Schichten des Komposthaufens weg. Welche Tiere siehst du? Kennst du eines davon? Zeichne es! Eine der folgenden Aussagen ist falsch. Welche? Wie könnte es richtig lauten? Falsch ist die Aussage A B C D E (bitte ankreuzen), weil A In einem Komposthaufen verdauen Kleinlebewesen, Pilze und Bakterien die Abfälle. Am Ende entsteht Erde. B Auch Regenwürmer und Asseln helfen mit, dass Erde aus Bioabfällen entsteht. C Essensreste, Gartenabfälle, Laub, Heckenschnitt oder Kaffeefiltertüten kommen auf den Kompost. D In einem Komposthaufen kann die Temperatur sehr heiß werden (bis 80 Grad)! E Plastiksackerl und Aludosen fressen die Komposttiere besonders gern. ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH

6 ARBEITSBLATT Was kann noch recycelt werden? Welche Abfälle trennt und sammelt ihr zu Hause? MATERIAL SAMMELN WIR SAMMELN WIR WO? BIOABFÄLLE PAPIER KUNSTSTOFFE Verpackungsstoffe METALL- VERPACKUNGEN ALTE SPEISEÖLE RESTMÜLL PROBLEMSTOFFE ALTGLAS ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH