Mitteilung zur Kenntnisnahme

Transkript

1 17. Wahlperiode Drucksache 17/ Mitteilung zur Kenntnisnahme Lehrerversorgung in Berlin verbessern (II): Lehrkräfte mit Migrationshintergrund gewinnen Drucksachen 17/0335 und 17/0474

2 Abgeordnetenhaus von Berlin 17. Wahlperiode Seite 2 Drucksache 17/0769

3 Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft - I B Tel.: (9227) An das Abgeordnetenhaus von Berlin über Senatskanzlei - G Sen - Mitteilung - zur Kenntnisnahme - über Lehrerversorgung in Berlin verbessern (II): Lehrkräfte mit Migrationshintergrund gewinnen - Drucksachen 17/0335 und 17/ Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft legt nachstehende Mitteilung dem Abgeordnetenhaus zur Besprechung vor: Das Abgeordnetenhaus hat in seiner Sitzung am Folgendes beschlossen: An den Berliner Schulen ist der Anteil an Lehrerinnen und Lehrern mit Migrationshintergrund noch vergleichsweise gering. In den nächsten Jahren soll dieser kontinuierlich erhöht werden. Ziel ist es, dass sich die Herkunftsvielfalt, die die Schülerschaft vieler Schulen prägt, auch in den Kollegien widerspiegelt. In den vergangenen Jahren sind im Land Berlin verschiedene Einzelmaßnahmen ergriffen worden, um Menschen mit Migrationshintergrund für den Lehrerberuf zu gewinnen. Der Senat wird aufgefordert, diese hinsichtlich ihrer Ergebnisse auszuwerten. Dabei sind insbesondere die Ergebnisse der in den Hochschulverträgen verankerten Anreize und die Auswirkungen des etablierten Netzwerkes von Lehrerinnen und Lehrern mit Migrationshintergrund zu untersuchen. Um die Anstrengungen zur Gewinnung von mehr Lehrerinnen und Lehrern mit Migrationshintergrund zu intensivieren und systematisieren wird der Senat aufgefordert, ein Konzept zu entwickeln, das unter anderem folgende Aspekte berücksichtigt: - Überprüfung der bisherigen Anerkennungspraxis von Abschlüssen die im Ausland abgeschlossen wurden - eine frühzeitige Information über den LehrerInnenberuf an den Schulen, bei der auch gezielt bei Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund für dieses Berufsbild geworben wird

4 2 - eine Weiterentwicklung der Anreizsysteme in den Hochschulverträgen für die Vertragsperiode ab die Unterstützung und Weiterentwicklung des Netzwerks der Lehrerinnen und Lehrer mit Migrationshintergrund - eine Abstimmung mit der Bundesagentur für Arbeit um sicherzustellen, dass im Rahmen der dort durchgeführten Berufsberatung bei Menschen mit Migrationshintergrund für den Lehrerberuf geworben wird Dem Abgeordnetenhaus ist bis zum zu berichten. Hierzu wird berichtet: Die Einstellung von Bewerberinnen und Bewerbern mit Migrationshintergrund (mit zweiter Staatsprüfung) ist in den letzten Jahren besonders gefördert worden. Dies betrifft insbesondere Bewerberinnen und Bewerber mit der Herkunftssprache Türkisch oder Arabisch. Schulen haben die Möglichkeit, diese Bewerberinnen und Bewerber über das Anforderungsprofil interkulturelle Kompetenz bzw. entsprechende Sprachkompetenz bei einer Einstellung besonders anzufordern. Die Einstellungen erfolgen vorzugsweise in Schulen mit einem hohen Anteil an Schülerinnen und Schülern mit nichtdeutscher Herkunftssprache. In den vergangenen Schuljahren konnte grundsätzlich allen entsprechenden Bewerberinnen und Bewerbern ein Einstellungsangebot unterbreitet werden. Die Anzahl der Bewerbungen ist jedoch nach wie vor überschaubar. Bei Einstellungen von Lehrkräften im Eingangsamt wird die interkulturelle Kompetenz (insbesondere Türkisch und Arabisch) grundsätzlich berücksichtigt, insbesondere an Schulen mit einem hohen Anteil von Schülerinnen und Schülern mit nichtdeutscher Herkunftssprache. Entsprechende Bewerber/innen werden von den Schulen ausgewählt. Der Senat strebt die Erhöhung des Anteils der Beschäftigten mit Migrationshintergrund entsprechend ihrem Anteil an der Bevölkerung an. Bei Stellenausschreibungen wird darauf hingewiesen, dass Bewerbungen von Menschen mit Migrationshintergrund, die die Einstellungsvoraussetzungen erfüllen, ausdrücklich erwünscht sind ( 4 Abs. 4 Gesetz zur Regelung von Partizipation und Integration in Berlin (PartIntG)). Zu den konkreten im Antrag genannten Aspekten: Überprüfung der bisherigen Anerkennungspraxis von Abschlüssen die im Ausland abgeschlossen wurden Grundlage der Anerkennung von ausländischen Lehrerabschlüssen sind die EU- Richtlinie 2005/36/EG sowie das Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2005/36/EG für Lehrkräfte (EG-Richtlinienumsetzungsgesetz für Lehrkräfte EG- RL-LehrkräfteG) vom 17. September 2008, das die EU-Richtlinie in Landesrecht umsetzt. Das Berliner Umsetzungsgesetz geht dabei über die Regelungen der EU- Richtlinie hinaus, indem es auch die Anerkennung von Abschlüssen, die außerhalb der EU, der EWR-Staaten und der Schweiz erworben wurden, regelt. Mit der

5 3 Möglichkeit der Anerkennung von Lehrerabschlüssen aus sog. Drittstaaten hat Berlin bundesweit die weitgehendste Möglichkeit zur Anerkennung ausländischer Lehrerabschlüsse geschaffen. Die gesetzlichen Regelungen werden bei der praktischen Anwendung vollständig ausgeschöpft; sie sind ausreichend. Frühzeitige Information über den Lehrerinnen- und Lehrerberuf an den Schulen, bei der auch gezielt bei Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund für dieses Berufsbild geworben wird Seit 2011 haben die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft und das Netzwerk für Lehrkräfte mit Migrationshintergrund bereits zweimal den Schülercampus Mehr Migranten werden Lehrer - eine Initiative der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius - zusammen mit der Freien Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin durchgeführt. Als Trägerin des Netzwerkes ist die Freie Universität Berlin für die Organisation des Schülercampus verantwortlich. Unterstützt wurden die bisherigen Veranstaltungen von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, der Sir Peter Ustinov-Stiftung und der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius. Beim Schülercampus handelt es sich um ein mehrtägiges Informationsangebot über die Lehrerausbildung und den Lehrerberuf, das sich gezielt an Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund ab Klasse 10 wendet. Neben dem Besuch von Schulen und Universitäten haben die jeweils 30 teilnehmenden Schülerinnen und Schüler Gelegenheit zu Gesprächen mit Lehrerausbilder/innen von 1. und 2. Phase sowie Lehrkräften und Lehramtsanwärterinnen und -anwärtern. Der Schülercampus findet im Rahmen der MigraMentor-Programme der beiden Universitäten statt. Diese ESF-geförderten Programme bieten verschiedene Unterstützungsangebote für Studierende mit Migrationshintergrund in lehramtsbezogenen Studiengängen (Tutorien, Mentoring, Beratungsangebote u. a.). Eine Besonderheit des Berliner Schülercampus ist das Mentoring für die Teilnehmer/innen durch die Netzwerk-Mitglieder. Dadurch schließt sich für die am Lehrerberuf interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach dem Schülercampus eine weitere 6-monatige Phase der begleiteten Berufswahlentscheidung an, in der durch die Mentorinnen und Mentoren vertiefte Einblicke in Lehrerausbildung und Lehrerberuf ermöglicht werden. Für diese Aufgabe werden die Netzwerk-Mitglieder von der Humboldt-Universität zu Berlin innerhalb ihres MigraMentor-Programms weitergebildet. Als Weiterentwicklung der Werbung für den Lehrerberuf startet im neuen Schuljahr ein Projekt, das Eltern mit Migrationshintergrund über den Lehrerberuf und seine Möglichkeiten informieren soll. Das Projekt wird unter Leitung der Humboldt-Universität zu Berlin an der Robert-Koch-Schule in Kreuzberg als Elterncafé unter Beteiligung von Netzwerklehrkräften durchgeführt. Finanziert wird das Projekt für 3 Jahre durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Die Verstetigung und Verbreitung aller genannten Projekte ist geplant. Weiterentwicklung der Anreizsysteme in den Hochschulverträgen für die Vertragsperiode ab 2014 Die aktuellen Hochschulverträge für die Jahre 2010 bis 2013 befördern durch die Regelungen zum leistungsbasierten Finanzierungssystem und in 11a eine Internationalisierungsstrategie der Hochschulen. Explizite Anreize für die Ausbildung

6 4 von potenziellen Lehrerinnen und Lehrern mit Migrationshintergrund sind darin enthalten. Für die aktuellen Verhandlungen zu den Hochschulverträgen für die Jahre 2014 bis 2017 beabsichtigt der Senat, für die Freie Universität und die Humboldt- Universität zu Berlin die Verpflichtung aufzunehmen, für die aktuellen ESF- Projekte Migramentor auf Dauer die Finanzierung sicherzustellen. Unterstützung und Weiterentwicklung des Netzwerks der Lehrerinnen und Lehrer mit Migrationshintergrund SenBildJugWiss hat zum Aufbau des Netzwerkes für Lehrkräfte mit Migrationshintergrund eine Lehrkraft mit voller Stelle für die Koordination abgeordnet (A 13). Seit der Gründung des Netzwerkes im September 2010 ist die Mitgliederzahl auf ca. 180 Personen angewachsen. Darunter sind ca. 40 Lehrkräfte. Die weiteren Mitglieder sind Studierende in lehramtsbezogenen Studiengängen und Lehramtsanwärter/innen. Zurzeit berät das Netzwerk über seine Weiterentwicklung und die Option einer Vereinsgründung. Die Freie Universität Berlin als Trägerin des Netzwerks und die SenBildJugWiss begleiten diesen Prozess. Seit der Gründung des Netzwerks und dem ersten Schülercampus im Juni 2011 erfolgt eine gegenseitige Information und ein direkter Kontakt über das Programm Berlin braucht Dich!, mit dem der Berliner Senat für mehr Personen mit Migrationshintergrund im öffentlichen Dienst wirbt. Sowohl auf der Internet-Plattform als auch mit Druckveröffentlichungen sowie bei direkten Schulkontakten informiert Berlin braucht Dich! über den Lehrerberuf und wirbt dafür. Abstimmung mit der Bundesagentur für Arbeit um sicherzustellen, dass im Rahmen der dort durchgeführten Berufsberatung bei Menschen mit Migrationshintergrund für den Lehrerberuf geworben wird Bei der Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit für Menschen mit Migrationshintergrund wird regelmäßig auch über den Lehrerberuf informiert und geworben. Eine regelmäßige Abstimmung mit der Bundesagentur ist beabsichtigt. Ich bitte, den Beschluss damit als erledigt anzusehen. Berlin, den 12. Januar 2013 Sandra Scheeres Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft