Lehrplan. Pädagogik. Fachoberschule. Fachbereich Sozialwesen. Ministerium für Bildung

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1 Lehrplan Pädagogik Fachoberschule Fachbereich Sozialwesen Ministerium für Bildung Hohenzollernstraße 60, Saarbrücken Postfach , Saarbrücken Saarbrücken 2011 Hinweis: Der Lehrplan ist online verfügbar unter LP-Saarland: FOS Sozialwesen Pädagogik, 2011 Seite 1/10

2 Einleitende Hinweise Dem vorliegenden Lehrplan für die Fachoberschule liegen die Verordnungen - Schulordnung - über die Ausbildung an Fachoberschulen im Saarland vom 24. Juni 1986, zuletzt geändert am 13. April 2006, sowie die Prüfungsordnung über die staatliche Abschlussprüfung an Fachoberschulen vom 03. Juli 1981, zuletzt geändert am 13. April 2006, zu Grunde. Die Ausbildung an Fachoberschulen setzt den mittleren Bildungsabschluss voraus und erstreckt sich über die Dauer von zwei Schuljahren (Klassenstufe 11 und 12). Bewerber und Bewerberinnen mit einer abgeschlossenen fachbereichsbezogenen bzw. fachrichtungsbezogenen Berufsausbildung haben unmittelbar Zugang zur Klassenstufe 12. Die Ausbildung vermittelt eine allgemeine sowie eine berufsbezogene (fachtheoretische und fachpraktische) Bildung und führt zur Fachhochschulreife. Die Vereinbarung über den Erwerb der Fachhochschulreife in beruflichen Bildungsgängen (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 5. Juni 1998 i. d. F. vom ) geht davon aus, dass berufliche Bildungsgänge in Abhängigkeit von ihrer Dauer sowie den jeweiligen Bildungszielen und -inhalten zur Studierfähigkeit führen können. Berufliche Bildungsgänge fördern fachtheoretische und fachpraktische Kenntnisse sowie Selbstständigkeit, Kooperationsfähigkeit, kreatives Problemlöseverhalten, Leistungsmotivation, Verantwortungsbewusstsein und vermitteln gleichzeitig die für ein Fachhochschulstudium erforderlichen Lern- und Arbeitstechniken. Demgemäß umfasst die Klassenstufe 11 der Fachoberschule für Sozialwesen allgemeinen und fachtheoretischen Unterricht von in der Regel mindestens 12 Wochenstunden sowie eine fachpraktische Ausbildung, die in geeigneten Praktikumsstellen abgeleistet wird. Der fachtheoretische Unterricht soll Schüler und Schülerinnen für die Auseinandersetzung mit zentralen Fragestellungen der Wissenschaft der Pädagogik qualifizieren und zielgerichtet auf einschlägige Studiengänge und Berufsausbildungen in diesem Bereich vorbereiten. Dabei geht es vorrangig jedoch nicht um ein klar eingrenzbares Berufsfeld oder einen spezifischen Beruf, an welchem die zu erwerbenden Qualifikationen auszurichten wären, sondern um die Vermittlung grundlegender Kenntnisse und Kompetenzen, die dazu befähigen, den vielfältigen Anforderungen des Studiums und der Arbeitswelt gerecht zu werden. Hier grenzt sich der Erwerb der Fachhochschulreife durch Abschluss der Fachoberschule inhaltlich klar ab von dem Erwerb der Fachhochschulreife durch Abschluss der Ausbildung zum Erzieher und zur Erzieherin. Der Unterricht muss demzufolge der gesellschaftlichen Entwicklung mit ihren Veränderungen auf den Gebieten der Wirtschaft, Technik, Kommunikation und Kultur Rechnung tragen und zu Innovationen der Bildungsarbeit in den Schulen seinen Beitrag leisten. In der Konsequenz bedeutet dies eine Vernetzung mit entsprechenden Lerninhalten insbesondere der Fächer Deutsch, Sozialkunde, Soziologie, Psychologie und Wirtschaftslehre / Rechtskunde. Im Mittelpunkt des Unterrichts im Fach Pädagogik stehen erziehungswissenschaftliche Themen; in der Klassenstufe 11 wird ein Basiswissen vermittelt, das von Schülern und Schülerinnen mit einer fachbereichsbezogenen bzw. fachrichtungsbezogenen Berufsausbildung, die ausschließlich die Klassenstufe 12 absolvieren, erwartet wird. LP-Saarland: FOS Sozialwesen Pädagogik, 2011 Seite 2/10

3 Darüber hinaus sei darauf hingewiesen, dass - hinsichtlich der Aufgabenstellungen - neben Erklärung, Anwendung und Begründung insbesondere der kritischen Auseinandersetzung bzw. Stellungnahme zu einem Thema Rechnung zu tragen ist; dies bedeutet, einen eigenen Standpunkt zum Erklärungswert einer Theorie zu beziehen und diese entsprechend zu bewerten. Eine Besonderheit des Faches Pädagogik im Fächerkanon der Fachoberschule für Sozialwesen liegt sicherlich darin, dass sich hier der Lehrkraft methodische Freiräume eröffnen. Erkenntnisse aus der Lernpsychologie zeigen, dass Lernen sich dann am erfolgreichsten darstellt, wenn der ganze Mensch beteiligt ist. Daher muss Unterricht selbstbestimmten und kreativen Arbeitsweisen Raum geben. Demzufolge sind als Unterrichtsmethoden die Methoden zu bevorzugen, die das eigenständige und selbstverantwortliche Arbeiten der Schüler und Schülerinnen fördern. Dabei sollen einzelne Arbeitsmethoden nicht isoliert betrachtet, sondern in den Lerngebieten vermittelt und angewandt werden. Auf nachstehende formale Vorgaben wird verwiesen: In seinem Aufbau folgt der Lehrplan einer freien Lernzieltaxonomie, wobei die Lernziele durch Verben beschrieben werden. Die Lernzielhierarchie basiert auf dem Stufenmodell nach B. Bloom. Die Lernziele sind mit Blick auf einen stringenten Umfang des Lehrplans als Groblernziele formuliert. Die Zeitrichtwerte sind als vorgeschlagene zeitliche Empfehlung zu verstehen. Sie sind als Jahreswochenstunden ausgewiesen, um Vergleiche mit Schulformen anderer Bundesländer zu ermöglichen. Die Lehrplankommission hat Stundenanteile für Wiederholungen und Leistungsüberprüfungen in den ausgewiesenen Gesamtstunden berücksichtigt. Saarbrücken, Mai 2011 LP-Saarland: FOS Sozialwesen Pädagogik, 2011 Seite 3/10

4 Lfd. Nr. LERNGEBIETSÜBERSICHT Lerngebiet Zeitrichtwert * Stunden Klassenstufe 11 1 Pädagogik als Wissenschaft 8 2 Erziehungsbegriff 8 3 Erziehungsziele 8 4 Erziehungsstile 8 5 Anthropologische Grundlagen - Theorien zu Erziehungsbedürftigkeit und Erziehbarkeit - 8 Summe 40 * Zeitrichtwert i. S. eines Vorschlages LP-Saarland: FOS Sozialwesen Pädagogik, 2011 Seite 4/10

5 Lfd. Nr. LERNGEBIETSÜBERSICHT Lerngebiet Zeitrichtwert * Stunden 5 Klassenstufe 12 Anthropologische Grundlagen - Möglichkeiten und Grenzen von Erziehung Erziehungsmaßnahmen 12 7 Sozialisationsinstanz Familie 20 8 Familienergänzende und -ersetzende Einrichtungen 18 9 Reformpädagogen 18 Summe 80 * Zeitrichtwert i. S. eines Vorschlages LP-Saarland: FOS Sozialwesen Pädagogik, 2011 Seite 5/10

6 Lerngebiet 1: Pädagogik als Wissenschaft Zeitrichtwert: 8 Stunden 1.1 Die Unterscheidung von Erziehungswissenschaft und Pädagogik sowie die Besonderheit dieser Disziplin erläutern 1.2 Die unterschiedlichen Traditionen und Arbeitsweisen der Subdisziplinen Sozialarbeit und Sozialpädagogik erkennen Abgrenzung Pädagogik und Erziehungswissenschaft Aufgaben und Gegenstandsbereich von Pädagogik und Erziehungswissenschaft Problem der Rezeptologie Emanzipatorischer, initiierender Gedanke der Sozialpädagogik Methoden und Maßnahmen der Sozialpädagogik Reaktiver, intervenierender Gedanke der Sozialarbeit - Vielfältige Subdisziplinen der Pädagogik - Unsystematische und oftmals uneinheitliche Verwendung der Begrifflichkeiten - Wörterbücher als Literaturgrundlage Lerngebiet 2: Erziehungsbegriff Zeitrichtwert: 8 Stunden 2.1 Den Gegenstand der Pädagogik mit den jeweiligen Begriffserklärungen in Abgrenzung zueinander erfassen 2.2 Das pädagogische Verhältnis erläutern und Einsicht erlangen in die Bedeutsamkeit emotionaler Beziehungen für die Erziehung Funktionale vs. Intentionale Erziehung Aufgaben der Erziehung Bildung (in Abgrenzung zur Ausbildung) Das pädagogische Verhältnis nach Nohl Pädagogische Grundprinzipien: Akzeptanz, Empathie, Kongruenz - Kontroverse Definitionen des Erziehungsbegriffes - bspw. nach Brezinka - LP-Saarland: FOS Sozialwesen Pädagogik, 2011 Seite 6/10

7 Lerngebiet 3: Erziehungsziele Zeitrichtwert: 8 Stunden 3.1 Notwendigkeit und Bedeutsamkeit von Erziehungszielen erkennen 3.2 Pädagogische Mündigkeit als Leitvorstellung verstehen Zusammenhang: Werte - Normen - Erziehungsziele Wandel von Erziehungszielen Instanzen der Formulierung von Erziehungszielen Problem der Legitimation Pädagogische Mündigkeit Emanzipation - Pragmatisch und normativ Lerngebiet 4: Erziehungsstile Zeitrichtwert: 8 Stunden 4.1 Verschiedene Erziehungsstilkonzepte beurteilen Typologisches Konzept nach Lewin Dimensionenorientierte Konzepte Kritische Betrachtung der Erziehungsstilforschung - Als historische Einordnung und begriffliche Orientierung - Autorität: vgl. Lehrplan Soziologie - Z. B.: Tausch/Tausch, Baumrind LP-Saarland: FOS Sozialwesen Pädagogik, 2011 Seite 7/10

8 Lerngebiet 5: Anthropologische Grundlagen - Theorien zu Erziehungsbedürftigkeit und Erziehbarkeit - Zeitrichtwert: 8 Stunden 5.1 Die Notwendigkeit von Erziehung verstehen 5.2 Die geistes- und sozialwissenschaftliche Sonderstellung des Menschen kennen Naturwissenschaftliche Theorien zur Erziehungsbedürftigkeit und Erziehbarkeit des Menschen: Treml, Tinbergen, Gehlen, Portmann Der Mensch als Kulturund Sozialwesen Lerngebiet 5: Anthropologische Grundlagen - Möglichkeiten und Grenzen von Erziehung - Zeitrichtwert: 12 Stunden 5.3 Die Möglichkeiten und Grenzen von Erziehung bewerten 5.4 Die Bedeutung der Bindungstheorie verstehen und Folgen fehlender und unzulänglicher Erziehung erkennen Erbtheorie Milieutheorie Aktive Selbststeuerung des Individuums Bindungstheorie (Ainsworth, Bowlby) Entwicklungsstörungen Sozial abweichendes Verhalten Deprivation Hospitalismus - Fallbeispiele LP-Saarland: FOS Sozialwesen Pädagogik, 2011 Seite 8/10

9 Lerngebiet 6: Erziehungsmaßnahmen Zeitrichtwert: 12 Stunden 6.1 Erziehungsmaßnahmen im Hinblick auf eine wertschätzende konsequente erzieherische Grundhaltung bewerten Lob/Belohnung Ermutigung Grenzen setzen Sachliche Folge Kritische Auseinandersetzung mit Strafe - Je Formen, Auswirkungen - Vgl. Dreikurs, Schoenaker, Grüner - Fallbeispiele Lerngebiet 7: Sozialisationsinstanz Familie Zeitrichtwert: 20 Stunden 7.1 Die Aufgaben von Erziehung erläutern Sozialisation als Prozess - Vgl. Lehrplan Soziologie 7.2 Formen familiären Zusammenlebens erläutern Familienformen der Moderne - Je Potenziale und soziale Herausforderungen 7.3 Aufgaben der Familie verstehen 7.4 Aktuelle Herausforderungen für die Familie erkennen und Ansätze zur Bewältigung aufzeigen Funktionen der Familie - GG, KJHG Berufstätigkeit Doppelrolle verändertes Vaterbild Medienverhalten LP-Saarland: FOS Sozialwesen Pädagogik, 2011 Seite 9/10

10 Lerngebiet 8: Familienergänzende und familienersetzende Einrichtungen Zeitrichtwert: 18 Stunden 8.1 Die Bedeutung familienergänzender Einrichtungen erläutern Erziehende Arbeit in Kindertageseinrichtungen: Krippe, Kindertagesstätte, Ganztagsschule - KJHG - Besuch einer entsprechenden Einrichtung 8.2 Die Herausforderungen der pädagogischen Arbeit in familienersetzenden Einrichtungen verstehen Aufgaben der Heimerziehung Formen erzieherischer Arbeit im Heim Gründe für die Einweisung in ein Heim - KJHG - Besuch einer Einrichtung der Jugendhilfe Lerngebiet 9: Reformpädagogische Ansätze Zeitrichtwert: 18 Stunden 9.1 Die unterschiedliche Sichtweise vom Bild des Kindes und ihre Auswirkung auf die Erziehung in verschiedenen reformpädagogischen Ansätzen erläutern Montessori-Pädagogik Waldorf-Pädagogik - Besuch einer entsprechenden Einrichtung LP-Saarland: FOS Sozialwesen Pädagogik, 2011 Seite 10/10