Psychische Komorbidität und Syndrome bei radioonkologischen Patienten - gibt es Unterschiede bei den einzelnen Tumorentitäten?
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- Friedrich Brinkerhoff
- vor 7 Jahren
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1 16. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie Magdeburg Juni 2010 Psychische Komorbidität und Syndrome bei radioonkologischen Patienten - gibt es Unterschiede bei den einzelnen Tumorentitäten? S. M. Cramer, B. Eikelmann, M.-L. Sautter-Bihl Klinik für Radioonkologie, Abt. für Psychoonkologie und Klinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin
2 Hintergrund und Ziele In der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie des Städt. Klinikums Karlsruhe sollte eine psychoonkologische Betreuung für Tumorpatienten unter und nach Bestrahlung etabliert und dessen erste Erafrungen ausgewertet werden Ziel war es die Patienten nach onkologischen Diagnosen, psychopathologischen Auffälligkeiten und nach der Art Intervention zu evaluieren. Außerdem sollte ein Konzept für die weitere psychoonkologische Behandlung entwickelt werden.
3 Material und Methoden In der Klinik für Radioonkologie wurden im Jahr Patienten behandelt, davon ca. 19% intermittierend oder ausschließlich stationär. Ausgewertet wurden im Rahmen eines Liaisonprojekts konsekutiv 300 radioonkologische Patienten von 10/ /2009 bei denen die Notwendigkeit für eine psychoonkologisch-psychiatrische Behandlung gesehen wurde. Es erfolgte eine exploratorische Querschnittsuntersuchung mit Darstellung der behandelten Patienten, wobei klinische Interviews zugrunde lagen. Zur Anwendung kamen: a) Psychoonkologische Basisdokumentation (PO-Bado): Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin, Psychotherapie (Klinikum rechts der Isar der TU München) Fremdbeurteilungsinstrument (32 Items, ab dem , n= 300) b) AMDP-System (Psychischer Befund): Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation in der Psychiatrie (AMDP) Selbst - und Fremdbeurteilung (100 Items, ab dem , n= 280)
4 Ergebnisse Von den 300 untersuchten Patienten waren 203 weiblich und 97 männlich. Das Durchschnittsalter betrug 59,9 Jahre (25-91 Jahre). Am häufigsten wurden Patientinnen mit Mammacarcinom bzw. gynäkologischen Tumoren (n = 137) behandelt. Es folgten Patienten mit HNO- bzw. Bronchialtumoren (n = 49), danach Patienten mit Colon / Rektum bzw. Magen-Carcinom (n=45), Patienten mit selteneren Tumorentitäten (n=36) und Patienten mit Prostata- bzw. Hodentumoren ( n= 23) sowie Patienten mit Haut-und Weichteilsarkomen (n=10). Bei ca.80% der Patienten wurde eine psychiatrische Diagnose gestellt. Am häufigsten wurden Anpassungsstörungen (n=172), depressive Episoden (n=61) und Demenzen (n=6) diagnostiziert. Häufige psychische und somatische Probleme Es fand sich jedoch kein direkter Bezug zwischen Metastasierung und Psychopathologie 175 Patienten wurden psychopharmakologisch, teils auch mit mehreren Präparaten behandelt
5 Ergebnisse Cluster mit psychischen Dispositionen In Bezug auf die psychische Disposition konnten drei verschiedene Cluster ermittelt werden: Cluster 1 Colon, Rektum, Magen (n=85) Cluster 2 HNO, Bronchien, Sarkome (n=88) Cluster 3 Mamma-Ca, Gyn.Tumore (n= 129) CL1 CL3 CL2 Mithilfe des AMDP-Systems werden verschiedene Syndrome unterschieden. Die Affektlage der 300 untersuchten Patienten wurde am häufigsten durch das depressiv- ängstliche Syndrom abgebildet. Gehäuft wurden Unruhezustände angegeben und es fand sich eine eher dysphore Stimmungslage. Trotz der hohen körperlichen und psychischen Belastung erschienen die Patienten nur selten klagsam. Depressiv-ängstliches Syndrom (AMDP)
6 Diskussion, Fazit Es fanden sich viele verschiedene psychopathologische Auffälligkeiten, wobei im Unterschied zur rein depressiven Symptomatik auch Erschöpfung Schmerz und Trauer eine große Rolle spielen. Abgebildet wurden die Symptome am häufigsten mit dem ängstlichdepressiven Syndrom des AMDP in leichter bis mittlerer Ausprägung. Unter psychopathologischen und diagnostischen Gesichtspunkten konnten drei Cluster bei den onkologischen Erkrankungen nachgewiesen werden: Eine Gruppe bildeten die wenig auffälligen gastroenterologischen Tumorpatienten mit im Vergleich geringen körperlichen Beschwerden und oft initial guter Prognose. Eine andere Gruppe stellen die insgesamt psychopathologisch auffälligen Patienten mit HNO-oder Lungen-bzw. Bronchialtumoren. Diese Patienten wiesen insbesondere bei Hirnmetastasierung oder zusätzlich bestehender Suchterkrankung eine deutliche kognitive Beeinträchtigung auf. Bei diesen Patienten musste oft von einer eher schlechten Prognose ausgegangen werden. In Verbindung mit Ängsten und oft auch körperlichen Symptomen fanden sich gehäuft Schlafstörungen. Die dritte Gruppe wurde von Patientinnen mit Mamma-Ca oder sonstigen gynäkologischen Tumoren gebildet. Diese Patientinnen reagierten gehäuft mit psychopathologischen Symptomen. Das Ausmaß der Reaktionen stand oft in umgekehrter Relation zur insgesamt guten Prognose der Erkrankung. Diese Patientengruppe nahm bei hoher psychischer Belastung das neue Therapieangebot am häufigsten war. Zur Unterstützung der psychisch teils ausgeprägt belasteten Patienten ist ein komplexes Therapieangebot mit individueller Psychotherapie, differenzierte Behandlung mit Psychopharmaka und teilweise auch sozialen Interventionen zur Verbesserung der Lebensqualität substantiell erforderlich.
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