Jakobskreuzkraut auf der Weide was tun?

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1 Jakobskreuzkraut auf der Weide was tun? Das Jakobskreuzkraut ist eine Unkrautart, die in den letzten Jahren immer häufiger auf Grünlandflächen zu finden ist. Es ist eine in Europa heimische Art und verwandt mit vielen anderen Kreuzkrautarten, wie dem Gewöhnlichen Kreuzkraut, dass in jedem Garten vorkommt, dem Wasserkreuzkraut, dem Alpenkreuzkraut oder z.b. dem Frühlingskreuzkraut. Bekannt geworden ist das Jakobskreuzkraut wegen seiner hohen Giftigkeit gegenüber Warmblütern bei einem gleichzeitig hohen Vermehrungspotential. Abbildung 1 Das Jakobskreuzkraut in Blüte Grundsätzlich sind alle Kreuzkrautarten aufgrund ihres Alkaloidgehaltes giftig, sie variieren aber stark in ihrer Toxizität. Das Jakobskreuzkraut gehört dabei zu den giftigeren Arten. Pferde reagieren empfindlicher als Rinder, gefolgt von Schafen und Ziegen. Die einzelnen Pflanzenteile weisen unterschiedlich hohe Alkaloidgehalte auf. Wichtig ist, dass die grünen Pflanzen auch Bitterstoffe enthalten und daher von den Tieren eher verschmäht werden. Problematisch wird es aber spätestens dann, wenn keine Alternativnahrung vorhanden ist,

2 JAKOBSKREUZKRAUT AUF DER WEIDE WAS TUN? Seite 2 von 6 Abbildung 2 An der charakteristischen Rosette ist das Jakobskreuzkraut schon früh zu erkennen die Tiere unerfahren sind oder die Pflanzendichte zu hoch ist. Ein sehr großes Problem ist das Verfüttern von belastetem Raufutter, da z.b. im Heu die Bitterstoffe verloren gehen, die Giftigkeit aber bleibt. Da es auch keine gesicherten Bekämpfungsschwellen für diese Pflanze gibt, heißt es, bewirtschaftete Wiesen oder Weiden von Jakobskreuzkraut freizuhalten. Biologie und Verbreitung Um geeignete Bekämpfungsmöglichkeiten zu finden, sind erst einmal die Biologie und die Verbreitungsmöglichkeiten bzw. die Quellen ihrer Verbreitung zu hinterfragen. Das Jakobskreuzkraut ist eine zwei- bis mehrjährige Pflanze, die sich momentan im Rosettenstadium befindet. Mit zunehmender Wärme beginnt das Streckenwachstum, die Blütezeit ist Juni bis August/September. Die bis zu 100 cm hohe Pflanze bildet eine hohe Anzahl flugfähiger Samen, die über mehrere Jahre im Boden überdauern können. Typische Standorte für das Jakobskreuzkraut sind extensiv genutzte Grünlandflächen, Standweiden mit Narbenverletzungen und lückigen Beständen, Bracheflächen oder spät gemähte Flächen, Gräben, Böschungen und Straßenränder. Als Lichtkeimer hat es eine geringe Konkurrenzkraft gegenüber schnellwachsenden Konkurrenten, wie z.b. einem üppigen, dichten Grasbestand auf einer Schnittwiese.

3 JAKOBSKREUZKRAUT AUF DER WEIDE WAS TUN? Seite 3 von 6 Bekämpfungsmöglichkeiten Die Möglichkeiten der Bekämpfung sind in gewisser Weise begrenzt. Grundsätzlich stehen für eine Unkrautbekämpfung verschiedene Maßnahmen zur Verfügung. Dazu gehören vorbeugende, e, chemische und biologische Maßnahmen. Gleichzeitig sind die Zielflächen, auf denen das Jakobskreuzkraut bekämpft werden soll, sehr unterschiedlich. Dieses sind häufig Wiesen und Weiden im Freizeitbereich, dort insbesondere Flächen für die Pferdehaltung, ökologisch bewirtschaftete Flächen, konventionell bewirtschaftete Flächen, aber auch öffentliche Flächen. Eine Zuordnung der verschiedenen Maßnahmen zu den unterschiedlichen Zielflächen zeigt Abbildung 3. Wiesen und Weiden im Freizeitbereich ökologisch bewirtschaftete Flächen konventionell bewirtschaftete Flächen öffentliche Flächen / öffentl. Grün vorbeugen vorbeugen vorbeugen (chemisch, chemisch nur mit Sachkundenachweis) Kombination Kombination Kombination Abbildung 3 Bekämpfungsmöglichkeiten des Jakobskreuzkrautes auf unterschiedlichen Zielflächen Die vorbeugenden Maßnahmen bleiben für alle bewirtschafteten Standorte die wichtigsten und wahrscheinlich auch praktikabelsten Maßnahmen, da nicht auf allen Standorten Herbizide eingesetzt werden können und auch ihre Wirksamkeiten begrenzt sind. Wichtig ist es, die Grasnarbe geschlossen zu halten, Trittschäden und andere e Belastungen zu vermeiden und die Flächen nicht zu überweiden. Geilstellen sollten ausgemäht und Lücken regelmäßig nachgesäht werden. Eine angepasste Düngung fördert insbesondere die Gräser als die stärksten Konkurrenzpflanzen. Gleichzeitig muss das Aussamen des Jakobskreuzkrautes verhindert werden. Dieses gilt für die eigentliche Fläche sowie für den angrenzenden Bereich. Auch kontaminiertes Saatgut sollte nicht ausgebracht werden.

4 JAKOBSKREUZKRAUT AUF DER WEIDE WAS TUN? Seite 4 von 6 Mechanische Verfahren sind bedingt effektiv oder sehr aufwändig. Tritt das Jakobskreuzkraut nur in geringen Dichten auf, ist es sinnvoll, die Einzelpflanzen auszustechen. Bei höheren Dichten sollte auf jeden Fall ein Aussamen verhindert werden, indem die Pflanzen bei Blühbeginn gemäht oder gemulcht werden. Achtung das Schnittgut darf von den Tieren nicht gefressen werden, das heißt, es muss abgefahren und vernichtet werden oder auf der Fläche vollständig verrotten. Ein Problem ist auch ein Wiederaustrieb der Pflanzen, so dass im gleichen Jahr mindestens noch ein zweites Mal gemäht werden muss. Gleichzeitig darf aber auch nicht zu häufig gemäht oder gemulcht werden, um Narbenschäden zu vermeiden. Unter biologische Bekämpfungsverfahren versteht man den Einsatz von Nützlingen oder anderen Organismen zur Bekämpfung eines Schaderregers. Es gibt z.b. einige Insekten, die das Jakobskreuzkraut besiedeln und entweder durch direkten Fraß (Kamin- oder Blutbär) oder durch eine gezielte Eiablage (Kreuzkraut-Saatfliege) und damit verbundenem Larvenfraß schädigen. Auch von Rostpilzen kann das Jakobskreuzkraut befallen werden. Aber keiner dieser Feinde schädigt das Jakobskreuzkraut so nachhaltig, als dass er im Freiland gezielt zur Bekämpfung eingesetzt werden könnte. Auch in der nächsten Zeit sind noch keine biologischen Verfahren zur gezielten Bekämpfung in Sicht. Herbizideinsatz Der Einsatz von Herbiziden ist sicherlich ein probates Mittel, um eine Fläche zu sanieren, sofern auf dieser überhaupt Herbizide eingesetzt werden dürfen. Ausgeschlossen sind hiervon natürlich ökologisch bewirtschaftete Flächen genauso wie öffentliche Flächen. Auf Flächen mit Tierhaltung aus dem Freitzeitbereich darf zwar grundsätzlich chemischer Pflanzenschutz betrieben werden, hier ist es aber ganz wichtig, dass die gleichen Bedingungen wie im konventionellen Betrieb gelten. Der Anwender muss einen Sachkundenachweis haben, und die Pflanzenschutzmittel dürfen nur mit dafür zugelassenen und überprüften Geräten ausgebracht werden. Gleichzeitig müssen alle Anwendungsbestimmungen eingehalten werden und die jeweilige Maßnahme muss dokumentiert werden. Durchgeführt werden kann eine Horst- oder Einzelpflanzenbehandlung sowie eine Ganzflächenbehandlung. Den höchsten Wirkungsgrad gegenüber dem Jakobskreuzkraut hat das Herbizid Simplex mit einer Aufwandmenge von 1,5 2 l/ha, verschiedene Aspekte sind aber bei der Anwendung dieses Mittels unbedingt zu berücksichtigen. Aufgrund von Nachbauproblematiken nach der Anwendung von Simplex bzw. nach der Ausbringung von Mist, Gülle und anderen

5 JAKOBSKREUZKRAUT AUF DER WEIDE WAS TUN? Seite 5 von 6 organischen Düngern, die indirekt von mit Simplex behandelten Flächen stammten, wurden für dieses Mittel die Anwendungsbestimmungen nochmals verschärft. Unter anderem darf Simplex nur noch auf Dauerweiden oder nach dem letzten Schnitt angewendet werden, weitere Einschränkungen gibt es für Futter, organische Dünger und auch Gärreste, die direkt oder indirekt von mit Simplex behandelten Flächen stammen (siehe Packungsbeilage). Auf Pferdeweiden soll Simplex nur noch zur Horst- oder Einzelpflanzenbehandlung bzw. im Streichverfahren eingesetzt werden. Tabelle 1 Auswahl von Grünlandherbiziden mit Wirkung oder Teilwirkung gegenüber Jakobskeuzkraut Wirkstoff Zulassung bis maximal zugelassene Aufwandmenge kg;l/ha Anwendungstermin Anzahl Anwendungen Wartezeit in Tagen Kosten [ /ha] Abstand [m] zu Gewässern Abstand [m] zu Saumstrukturen * Banvel M Dicamba 30 g/l MCPA 340 g/l 12/17 6,0l April- Sept / 90% Simplex Fluroxypyr 100 g/l Aminopyralid 30 g/l 10/09 2,0 l April- Sept / 50% U 46 M-Fluid MCPA 500 g/l 12/14 2,0l U 46 D-Fluid 2,4-D 500 g/l 12/14 2,0l Mai- Aug Mai- Aug / 75% * 0 / 90 % = 0 m Abstandsauflage bei Düsen mit 90 % Abdriftminderung Eine weitere Möglichkeit des Herbizideinsatzes ist die Anwendung von Banvel M mit 6 l/ha oder eine Mischung der Wuchsstoffe MCPA + 2,4 D (z.b. U 46 M Fluid + U 46 D Fluid) mit einer Aufwandmenge von je 2 l/ha. Mit beiden Verfahren werden auf jeden Fall Teilwirkungen gegenüber dem Jakobskreuzkraut erzielt, bei einer Schwankungsbreite von ca. 60 bis 90 %. Der Zeitpunkt für einen Herbizideinsatz ist bei einer Pflanzenhöhe von cm. Dieser kann im Frühjahr erfolgen, oder die Fläche kann auch vorher einmal gemäht werden, um einen gleichmäßigen Aufwuchs zu erzielen. Ganz wichtig ist, dass das mit Jakobskreuzkraut versetzte Mähgut nicht verfüttert wird, und dass auch nach einem Herbizideinsatz, egal ob Einzelpflanzen- oder Flächenbehandlung, der Pflanzenbestand abgefahren und entsorgt wird, oder die Pflanzen auf der Fläche vollständig verrottet sind, bevor Tiere aufgetrieben werden.

6 JAKOBSKREUZKRAUT AUF DER WEIDE WAS TUN? Seite 6 von 6 Fazit Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es für die die Bekämpfung des Jakobskreuzkrautes kein Patentrezept gibt, alleine schon deshalb, weil die Zielflächen ganz unterschiedlicher Natur sein können. Vorbeugende Maßnahmen reduzieren die Wahrscheinlichkeit des Auftretens dieser Unkrautart am meisten, eine aktive Bekämpfung erfolgt, wenn möglich, durch die Kombination von vorbeugenden und chemischen Maßnahmen. Eine effektive biologische Bekämpfung ist zurzeit nicht in Sicht und die chemischen Möglichkeiten sind begrenzt. Bei einem Herbizideinsatz sind unbedingt alle gesetzlichen Auflagen zu beachten. Dr. Bernhard Werner Landwirtschaftskammer Niedersachsen Bezirksstelle Hannover